Schnappen bei Arbeit an der Hand

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

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Jen
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Beitrag von Jen »

kiki hat geschrieben:
Jen hat geschrieben:Hinrichs mit auf den Weg gegeben hat, als er meine Handarbeit überprüft hat: wenn man zu dicht am Pferd ist, dann untergräbt man seine eigene Autorität! Das ist ein Signal an unser Pferd, das WIR uns unserer Position nicht sicher sind und das PFerd deshalb "anrempeln" müssen (aus Sicht des Pferdes).
Danke das ist sehr interessant und mir noch nicht Bewußt gewesen. :oops:
Ja, ich achte mich auch sehr viel mehr darauf. Ist halt immer wieder gut, sich von aussen korrigeren zu lassen ;)

Das ist Klar, aber ich war eigentlich immer der Meinung, daß ich dem Pferd die Chance lasse zu weichen, wohin auch immer, statt nach mir zu schnappen ( z.B. arbeiten in der Mitte des Platze ). Das muß ich beim nächsten arbeiten mal genau reflektieren. :roll:
ja, aber was passiert, wennd as PFerd nach aussen weicht? es wird sofort am äusseren Zügel korrigiert, weil es über die Schulter fällt (od so). Oft wird dem Pferd gar keine andere Chance gelassen, sich mitzuteilen. Und Pferde haben ja auch eine Lerngeschichte hinter sich und gelernt, dass wir Menschen nicht so funktionieren, wie sie als Pferde. Wir Menschen verunmöglichen in vielen dingen "normales" pferdeverhalten. Wie eben das weggehen in Konfliktsituationen. Wir verlangen vom Pferd viele fürs "normale Pferdeverhalten" unnatürliche Dinge. Viele dieser "achso pferdefreundlichen horsemanship-pferdesprachen" sind nicht wirklich pferdisch, sondern menschlich ;) Zum Glück haben wir so intelligente Pferde, die uns trotzdem verstehen :lol:
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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emproada
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Beitrag von emproada »

@jen, kiki: Und genau DAS, nämlich den richtigen Abstand dauerhaft zu halten, finde ich mit das Schwierigste an der Handarbeit.
Mein Wallach übersieht das netterweise immer recht gut, deshalb nehme ich ihn auch sehr gerne zum Handarbeit üben, da ich mich dabei gut auf mich selbst konzentrieren kann. Der Hengst dagegen quittiert jeden Fehler und jedes zu nahe rankommen.
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kiki
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Beitrag von kiki »

Danke Jen ein Austausch mit dir ist immer wieder Bereichernd und nie belehrend oder angreifend, das schätze ich so an dir. :D

Sorry für OT, mußte aber mal gesagt werde, wenn sich jeder so äußern würde, würde es nicht immer mal wieder Streit geben. :wink:
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kiki
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Beitrag von kiki »

@emproada Ja wahrscheinlich ist dadurch bei mir aber erst diese verkehrte Arbeit entstanden. Mein Stute ist genauso lieb und übersieht meine Fehler. Also denke ich, ich mache alles richtig, denn bei ihr klappt es ja, also muß es an Prinz ( dem anderen Pferd, Wallach ) liegen.

Wenn man das aber weiß, denke ich kann man besser von Prinz lernen, da er einem die Fehler zeigt, wenn man dann bereit ist entsprechend zu reagieren und an sich und den Fehlern zu arbeiten, lernt man so viel mehr. :wink:
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Jen
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Beitrag von Jen »

oh, danke für's Kompliment :oops: aber es gelingt auch mir nicht immer, den Ton optimal zu treffen 8)
Liebe Grüesslis, Jen
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padruga
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Beitrag von padruga »

Auf ein unwilliges Schnappen (ohne beißen) mit stiller Gelassenheit zu reagieren und es zu ignorieren ist nicht immer nur ein Zeichen dass die eigene Führungsposition in Gefahr ist, sondern kann im Gegenteil auch die Sicherheit und Überlegenheit des führenden Menschen demonstrieren.
In der Herde schnappen rangniedrigere Pferde sehr wohl AUCH nach Ranghöheren, einfach nur um ihren Unmut kund zu tun, ohne gleich den Rang des anderen in Frage zu stellen. Sie tun das aber nur in der Luft, Schnapp-Gestik ohne zu beißen (das würden sie nicht wagen). Und dementsprechend sieht man bei den ranghohen dann auch...: KEINE Reaktion darauf. Die ignorieren das bei den Rangniedrigen, können sehr wohl unterscheiden ob ihm da jemand die Dominanz streitig macht oder jemand nur mault. Auf jedes unwillige Rumschnappen gleich immer mit "Wiederherstellenmüssen der eigenen Führungsposition" reagieren zu müssen... signalisiert dem Pferd oft eher Unsicherheit und eben ein NICHT-Gefestigtsein meiner eigenen Position.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Wow, Jen,

auch von mir ein Dankeschön für den Denkanstoß - DAS dürfte auch unser Problem sein: dass ich in der Regel zu nah bin. Ja, das macht Sinn!

Schreib ich mir gleich hinter die Ohren,
Medora
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Beitrag von FNB »

Mel, ich durfte (und da bin ich sehr froh) bei einer Tour einen Tag hinter die Kulissen schauen und Pignon beim Auftritt und den Proben helfen.

Er korrigiert seine Pferde. Sie sind sehr selbstbewußt und machen nicht immer das, was er möchte (sind aber grundsätzlich wild darauf mit ihm zu arbeiten, das möchte ich auch mal erreichen *soifz*). Jedoch hat er so eine geniale Kommunikation, dass er sehr sanft korrigieren kann, mit leichter Berührung einer Gerte z.B. als Verlängerung seines Armes.

Zumindest hat er dies hinter der Bühne während der Proben so gemacht. Die Pferde an sich waren für Dritte nur sehr schwer zu handeln, sie waren nicht ungezogen oder grob aber sie "ignorierten" die Menschen um sich herum und waren ganz fixiert auf ihn. Ähnliches berichtete ein guter Bekannter, der die Tiere 2005 für einige Wochen auf einer Tourpause auf seinem Hof hatte.

Aber das ist jetzt sehr off topic, sorry!
LG FNB
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@FNB: Off-Topic vielleicht, aber immer wieder spannend.

Das mit dem genügenden Abstand kann ich auch nur so unterstreichen. Ich bemühe mich immer genügend Abstand zum Pferd zu halten. Es gibt aber auch Pferde, die ermahnt werden müssen, genügend Abstand zum Menschen zu halten. Aber nur mit genügend Abstand kann ich eben mein ganzes Pferd beobachten und die Voranzeichen für das Schnappen auch schon vorher erkennen.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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FNB
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Beitrag von FNB »

Melli hat geschrieben: Jedenfalls: wenn man sich auf diesen schmalen Grat zwischen Motivation und respektlosem Übermut begibt, dann sollte man bei allem Anspruch nicht zu streng mit dem Pferd sein, wenn ihm von diesem Grat mal ein Fuß oder äh das Maul abgleitet.
Ich bin doch der Mensch, der das Pferd in diese wacklige Situation bringt, also trage ich die Verantwortung.
Das hat dann auch viel mit dem eigenen Energiemanagement zu tun
...aber das ist eine andere Geschichte.

in diesem Sinne
:wink:
Gebe ich dir völlig recht! Deshalb hab ich ja auch in meinem Posting einige Sachen unterschieden. Alles kann ich jedoch nicht zulassen. Es ist halt so: gebe ich meinem Pferd Freiraum, kommt es auch mal auf die Idee, sehr übermütig zu werden. Und da sollte man dann doch eingreifen. :wink:
Weißnase

Beitrag von Weißnase »

Ich muss mal los werden, was für eine Bereicherung die Forumsdiskussionen sind!!!!
Ich habe genau das gleiche Problem ("Schnappen...."), begann den Thread zu lesen und brach ab, als es um Bestrafung durch "Klaps" ging. Weil genau darin auch mein Problem bestand - es hat nichts gebracht sondern die Arbeitsatmosphäre stark verschlechtert. (Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß.....)
Das inzwischen unterschiedliche Gründe der Unmutsbekundung seitens des Pferdes diskutiert wurden und sogar reichlich Verbesserungsvorschläge/ Wege aus dem Problem geboten werden ist klasse!!!!!

Und ich bin sehr froh den Rest des Threads verfolgt zu haben!!!! Das hat mir sehr weitergeholfen.

...und nun diskutiert schön weiter :D
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich möchte jetzt nochmal einen anderen Aspekt reinbringen: Ich stehe mit einem Pferd (nicht meinem) am Stallhalfter mit Longe und warte auf das Freispringen. Ständig werde ich von dem Pferd "angekaut". Mehrfaches Wegschieben wird ignoriert. Wie reagiert ihr da? Hat jetzt nicht gerade offensichtlich mit dem Ausgangsthema zu tun, aber eigentlich doch, da dieses Pferd eben auch in der Handarbeit bei der Besitzerin gerne schnabbelt.
Liebe Grüße, Sabine

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smilla
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Beitrag von smilla »

Hmm, ich glaube allzu viel kannst DU da nicht machen. Du kannst zwar mal probieren richtig deutlich zu werden und wenn er danach aufhört ist das prima. Glaube ich aber eher nicht.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass da nur Konsequenz hilft und das über einen langen Zeitraum. Ich habe bei Mogli lange drüber weggearbeitet und bis er wirklich aufgegeben hat (dauerhaft) hat das bestimmt ein halbes Jahr gedauert.

Wenn die Besitzerin das toleriert und du nicht sehr häufig mit dem Pferd arbeitest, wird sich wahrscheinlich so schnell nichts ändern.
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Melli
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Beitrag von Melli »

Sabine
was ich machen würde wären "Blockaden".
Das ist sowas wie zB herzhaft mit den Ellenbogen nach außen wackeln wie beim Ententanz, oder ein paar fröhliche Oberkörperdrehungen mit ausgetreckten Armen. Egal was, denk dir eine "Blase" um dich rum, deinen persönlichen Raum, den das Pferd nur nach höflichem Fragen betreten darf. Und in diesem deinem heiligen Raum kannst du alles machen was du willst, Schattenboxen, mit einer Gerte fuchteln, dem Longenende "propellern" oder was auch immer.
Das Pferd sollte nicht das Gefühl haben, dass das, was du tust, irgendwas mit ihm zu tun hat, sonst (ich kenn das Pferd nicht) macht es sich uU ein Spiel daraus.

Wenn das Pferd da "reinläuft" ist es selbst schuld.
Ich haue das Pferd nicht gezielt - wenn ich anfange den Kasper zu spielen und das Pferd geht von sich aus zurück, prima. Wenn es eine abkriegt, ist das seine Verantwortung.
Wir haben ein ungearbeitetes Pferd in unser O-Stall-Gruppe, und Fakt ist den habe ich noch nie berührt dabei. Der weiß einfach, dass ich kein Spiel mit ihm spiele.

Das ist für mich "Raum wahren".
Der Deal ist: ich tatsche nicht am Pferd rum oder bedränge es, wenn es das nicht will, und ich verlange das umgekehrt auch vom Pferd. Von jedem Pferd, auch wenn es nicht meins ist.

Manche Pferde sind ja ausgesprochen subtil in ihrer Bedrängerei, und wenn man nicht aufpasst, merkt man nach 10min, dass man 2m neben der Stelle steht, wo man anfangs war.

Edit:
M.E. können Pferde mit dieser Vorgehensweise sehr gut umgehen. Ein Pferd würde auch nicht in eine laufende Kettensäge laufen. Die sind nicht doof. Nur oft "verdorben" im Sinne von: haben Menschen gegenüber Höflichkeit und Vorsicht verlernt oder nie kennengelernt.
Das wichtigste ist, dass man die Drängelei es Pferdes nicht persönlich nimmt und dass man dem Pferd nicht das Gefühl gibt, dass das was persönliches wäre. Die Emotionen flach halten.
Gast

Beitrag von Gast »

Melli hat geschrieben:Der Deal ist: ich tatsche nicht am Pferd rum oder bedränge es, wenn es das nicht will, und ich verlange das umgekehrt auch vom Pferd. Von jedem Pferd, auch wenn es nicht meins ist.
Genau das meinte ich mit gegenseitigem Respekt und Achtung. Erst wenn auch ein gegenseitiges Vertrauen gegeben ist, kann mehr Nähe zugelassen werden. Bei fremden Tieren dürfte dies kaum der Fall sein.

Aber wer geht beim Abäppeln der Koppel mit der Karre schon einen Bogen um die Pferde? Wer dabei ein Ausweichen der Tiere verlangt, der bedrängt sie und bricht damit diesen Deal (es wird unfair und einseitig)!

Und damit sind wir dann wieder bei der Dominanz und der Herdentheorie. Dem Chef muss immer ausgewichen werden! Wie passt das nun zusammen?

LG
Manfred
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