Schulschritt

Rund um die klassische Reitkunst

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LDD
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Schulschritt

Beitrag von LDD »

Hallo!

Mir brennt da was auf der Seele und ich möchte Eure Meinungen hören.

Der Schulschritt. Meine RL forderte mich auf, mein Pferd in einem ganz langsamen Schritt in den Seitengängen zu reiten, dem sogenannten Schulschritt. Aus dem Grunde, dass langsame Bewegungen anstrengender und präziser seien und man das Pferd dadurch aufmerksam macht. Zudem kann es sich dann in den Seitengängen durch Tempo entziehen. Es geht sozusagen einen Zeitlupenschritt.

Bislang habe ich so gearbeitet, dass das Pferd energisch vorwärts gehen sollte, für die Seitengänge etwas zurückgenommen wurde im Tempo, aber dann wieder Schwung geholt wurde.

Schwung holen machen wir zwischen dem Schulschritt auch immer wieder kurzzeitig, dann aber auch am langen Zügel.

Wichtig ist vielleicht noch zu erwähnen, dass während des Schulschritts, der Reiter das Pferd nicht in der Bewegung stört, es gibt für die Seitengänge einen kurzen Impuls, dann sitzt der Reiter aber wieder regungslos bis zum neuen Impuls.

Was haltet ihr davon?

Lg
Claudia
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Interessante Frage!

unsere Frau A. hält mich auch immer explizit dazu an, die Seitengänge im Schritt langsam zu reiten. Z. B. beim Übertreten auf einer Acht, reite ich so langsam, dass ich auch jederzeit auf ein "Atemsignal" anhalten kann. Ich kann so jeden Schritt wirklich spüren und für Dy ist es möglich, seine Beine präzise zu setzen, nicht über die Schulter zu fallen, sein Gewicht hin und her zu schieben und so eine schöne Balance zu erreichen.
Oft höre ich dann Kommentare, dass mir das Pferd gleich absäuft. Das kann ich nicht so richtig teilen. Im Gegenteil, ich finde diese langsame Arbeit sehr konzentriert, ich kann so auch gut über "Kommentare mit dem Beinchen" oder eine Berührung mit der Gerte die Hinterhand aktivieren. Und auch mich selber gut beobachten und korrigieren. Im Idealfall natürlich.
So schleichen wir nicht durch die Reitbahn,sondern üben die Bewegungen ohne durch zu viel Tempo Schludrigkeiten einzuschleifen.

Das Argument der erhöhten Konzentration des Pferdes konnte ich bei Dy auch schon beobachten. Bei mir übrigens auch! Zwischendurch brauchen wir aber dann auch immmer mal ein wenig Tempo.
horsman
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Beitrag von horsman »

Ich halte sehr viel davon.
Allerdings darf die Langsamkeit nicht schwunglos werden, bzw. die Kunst ist es der Langsamkeit den Schwung hinzuzufügen.
Erst dann entsteht aus einem langsamen kontrollierten Schritt nach und nach der erhabene und sehr ausdrucksvolle echte Schulschritt, der mich z.B. derzeit rein optisch weit mehr fasziniert als z.B. eine Trabverstärkung.

Gruß+Viel Erfolg bei eurer Arbeit
horsmän

Gruß auch an die Mopped-Fahrer ;-)
Zuletzt geändert von horsman am Di, 17. Okt 2006 12:06, insgesamt 1-mal geändert.
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

="horsmän"
Allerdings darf die Langsamkeit nicht schwunglos werden
Dies Formulierung finde ich sehr schön, horsmän!
Schwung sollte nicht mit Tempo verwechselt werden.
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LDD
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Beitrag von LDD »

Naja, was ich auf jeden Fall merke, ist dass Aisso wirklich aufmerksamer ist, auch wenn ich ihn dann nicht zu "heiss" werden lassen darf. Aber er wird nach einer Zeit wirklich locker im Rücken und die Bewegungen fliessen mehr im Körper. Schwer zu beschreiben. Ich habe nur die Befürchtung dass der Schritt dadurch schlechter resp dauerhaft kürzer wird.
Was auch einfacher ist, ihn von einer Lektion in die andere zu schubsen. Z. B Traversale und dann ohne Positionswechsel der Beine, nur durch verlagerungs des Gewichts ins Schenkelweichen, daraus wieder Traversale usw
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Mal eine andere Frage bzw. hat die auch mit den Schulschritt zu tun..
Habe einen leichten Knoten im Hirn..

Wie heißt die diagonale Schrittfolge vorwärts, also der Schritt ist kein 4-Takt, sondern ein diagonaler Zweitakt.. Mir wurde erzählt, dass DAS Schulschritt sei.. :?:

LG Alix
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LDD
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Beitrag von LDD »

Ich bin mal gespannt wie sich das weiterentwickelt. Wir werden nun erst mal in diese richtung weitermachen, aber drauf achten, vorwärts und dies langsame Reiten zu kombinieren.

Dies sollte ich im Trab übrigens genauso reiten, eher gaaanz langsamen Trab, wobei ich da wesentlich mehr Probleme habe als im Schritt.
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Alix_ludivine hat geschrieben:
Wie heißt die diagonale Schrittfolge vorwärts, also der Schritt ist kein 4-Takt, sondern ein diagonaler Zweitakt.. Mir wurde erzählt, dass DAS Schulschritt sei.. :?:

LG Alix
Querpass? :? :lol:
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

DynaMitreiterin hat geschrieben:
Alix_ludivine hat geschrieben:
Wie heißt die diagonale Schrittfolge vorwärts, also der Schritt ist kein 4-Takt, sondern ein diagonaler Zweitakt.. Mir wurde erzählt, dass DAS Schulschritt sei.. :?:

LG Alix
Querpass? :? :lol:
:shock: Nee, ich sollte das damals aus dem Rückwärts reiten, also die diagonale Schrittfolge mit ins Vorwärts nehmen (und ich meine nicht antraben).. ?????

LG Alix
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Larry
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Beitrag von Larry »

LDD
Ich kenne das auch so. Allerdings nicht dann, wenn der Reiter lernt-sondern wenn das Pferd lernt.
Und zwar dann, wenn es sich
a)über Tempo gern entzieht oder
b)nicht abwartet was kommt und selber gern innerhalb von Lektionen vorgreift.
Ein höher ausgebildetes Pferd hat ja dann auch schon die entsprechenden Muskelgruppen...
horsman
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Beitrag von horsman »

@LDD
Steinbrecht definiert sein "Vorwärts" als die Idee im Kopf des Pferdes jederzeit vorwärts gehen zu wollen, nicht aber etwa besonders gestreckte Gangmasse zu reiten. Insofern deckt sich deine Arbeit auch mit der Steinbrecht´schen Vorwärtsschule.

Was den Schritt betrifft, da mußt du m.E. keine Angst haben, dass er immer kürzer wird. Ich kenne genau das Gegenteil, der Schritt wird, wenn man das Pferd dann frei läßt sehr flüssig und raumgreifend und geregelt.
Nur, wie Du schon schriebst, man darf das Pferd nicht dauerhaft mit der Hand blockieren und dadurch zum Langsam gehen zwingen, denn das würde den Rücken blockieren und zu Pass führen (siehe z.B. sog. versammleter Schritt vieler GP-Pferde).

Ob der echte Schulschritt nun ein diagonaler Zweitakt ist? Ich dachte das bisher nicht.

Gruß
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LDD
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Beitrag von LDD »

Habe es nun so gelernt dass ich mein Pferd absolut in Ruhe lasse, wenn es das gewünschte Tempo geht. Wenn er anfängt schneller zu werden fange ich ihn über die Stimme und Zügeleinsatz, mit Sitzeinwirkung natürlich, wieder ein.

Das vorwärts mit viel Raumgriff hatte ich auch im Gefühl, allerdings dachte ich dann dass es mir auch nur so vorkommen könnte, da wir ja vorher ganz langsam geritten sind. Dann kommt einem das vorwärts natürlich raumgreifend vor...

@ larry: Ich kann mir vorstellen dass die Muskeln durch dies langsame Reiten anders beansprucht werden als wenn man immer vorwärts reitet. Für mein Pferd war es schon sehr anstrengend und irgendwann wollte er auch ein bisschen mogeln, was ich durch das kontrollierte Tempo natürlich schnell korrigieren konnte.

Wie gesagt, ich habe nur die Befürchtung, dass er auch irgendwann dadurch länger wird, nicht mehr so gut untertritt und da er ein Friese ist und eh ein bisschen zur Trägheit an den Hilfen veranlagt, beginnt zu schlurfen. Eigentlich sagt mein Verstand auch dass es nicht sein kann, da die HH in den Seitengängen ja aktiv sein muss, andererseit habe ich da einen ziemlichen Knoten im Kopf.

Ich weiss dass er sich gerne mal im Rücken festmacht und die rückenmuskulatur noch reell gestärkt werden muss, nur sind die Wege dahin so vielfältig und schwer. Manchmal weiss ich eben echt nicht weiter... *seufz*

Das ist übrigens der Dicke :

Bild
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Larry
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Beitrag von Larry »

Na ja, eigentlich sollte man nach so einer Übung generell (egal welche Pferderasse)das Pferd vorwärts "schicken".
Meine Stute empfindet das dann auch als Belohnung- strecken und vorwärts. Ich mache das meist im leichten Sitz bzw. in dem ich leicht trabe.
Eigentlich sollte man das wohl bei jeder "versammelnden Lektion" machen, oder? Zumindest habe ich damit persönlich gute Erfahrungen gesammelt.
Nicht umsonst geht meine Stute für ihre Rasse äußerst gut vorwärts.
Und die kann sich richtig stur stellen und parken.Hier läuft alles nur mit entsprechender Überzeugungsarbeit. :wink:
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

"Muskeln lernen in der Langsamkeit besser" oder so ähnlich hat Bea Borelle mir das recht langsame Tempo begründet. Muskeln werden auch durch langsamere Bewegungen besser gestärkt als durch schnelle Bewegungen. Oder hast du schon mal einen Bodybuilder gesehen, der die Hanteln ganz schnell hoch und runter bewegt?

Klar ist es wichtig dazwischen immer wieder das Vorwärts zu suchen - gerade bei Friesentieren. Das kann in einer Volte sein, wenn ich merke, dass Pico in Langsamheit erstirbt oder an der kurzen Seite. Dann fordere ich aber auch wirklich Vorwärts.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
knowi
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Beitrag von knowi »

...außerdem fällt es mir in der Langsamkeit leichter Balanceverluste zu spüren und dementsprechend einzuwirken.

Aber das mit der Bezeichungun "Schulschritt" verwirrt mich doch. Soweit ich mich recht an die Kommentare meiner RL erinnere passiert es manchmal, dass der Kleine durch langsames SH im Schritt in eine "Schulschritttendenz" kommt, dachte aber - ich glaube man hat mir das so beigebracht ;) - dass der "richtige" Schulschritt eben geradegerichtet und ein diagonaler Zweitakt wäre. Quasi ähnlich wie der span. Schritt nur mit geringerer Aktivität aus der SChulter :? Wisst ihr was ich meine? ;)

Liebe Grüße!
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
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