Hafer vs. Gerste

Alles zum Thema Futter.

Moderator: susiesonja

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Alix_ludivine
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Hafer vs. Gerste

Beitrag von Alix_ludivine »

Aloha,

im Anbetracht der Preisexplosion der auf dem "Müsli"-Markt bin ich auf der Suche nach Alternativen, denn so ganz sehe ich die Preiserhöhungen nicht ein :wink: Habe da auch schon die eine oder andere Diskussion mit "meinen" Futterleuten geführt..

Nur was als Alternative nehmen? Hafer oder Gerste?

Was ist besser?

Pferd wird normal gearbeitet und auch gleichmäßig, also steht nicht ein paar Tage und muss dann mehrere Tage am Stück "ran"..

Danke!

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
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Celine
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Beitrag von Celine »

Soweit ich informiert bin, kann Hafer vom Pferd am Besten verarbeitet werden. Daher ist meiner Meinung nach bei den meisten Pferden Hafer das ideale Kraftfutter. Dazu ein Mineralfutter und viel viel Rauhfutter, fertig!
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Seldom
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Beitrag von Seldom »

Genau! Der Hafer wird schon im Dünndarm verdaut, während die Gerste und alle anderen Getreide erst im Dickdarm verarbeitet werden kann. Dadurch wird die ganze Verdauung ungleich mehr belastet. Also Heu, Heu, Heu, bizele Hafer und Mifu.

LG Seldom
Thisbe
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Beitrag von Thisbe »

Was würde denn für Gerste sprechen? Bzw. gibt es Probleme mit Hafer?

Mir scheint Hafer einfach auch das naheliegende zu sein. Wenn der "funktioniert", würde ich den nehmen.
In der Seele des Pferdes findest du Saiten, die lange in dir nachklingen.
(Gunnar Arnarson)
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Catja&Olliver
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Beitrag von Catja&Olliver »

Gerste liefert ca. 15% mehr Energie als Hafer.

Hafer wird besonders gut verdaut und verwertet, weil die Staerke im Magen/Duenndarm verarbeitet wird und grundsaetzlich nicht bis in den Dickdarm kommt, wo sie nur die Verdauung stoert. Ausserdem hat das Eiweiss im Hafer einen hohen Lysingehalt, weswegen es besonders gut verwertet wird.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

z.T. aus Krawallo Futterspezial:

Gerste:
- sehr hart und unverdaute Stärke kann im Dickdarm stark schädigen (absterben der Mikroben bis Kolik/Rehe)
- zwingende Vorbehandlung: hydrothermische, geschrotet (Staub...), gekocht (kurz haltbar)
- Stärke 22 bis 75 % verdaulich
- ist aufgrund seiner Oberfläche weniger schimmelanfällig
- für schwerfuttrige/schwer arbeitende Pferde
- Ölzugabe erforderlich
- sehr energiereich aufgrund langkettiger dichgepackte Stärkemoleküle
- 9% Rohprotein
- wird im Dickdarm ca. 8 h verdaut (Energie steht länger zur Verfügung)


Hafer:
- 80-88% verdaulich
- mehr ungesättigte Fettsäuren
- kann im ganzen gefüttert werden (mehr Vitaminanteil)
- sehr gut bekömmlich (lockere Stärkermoleküle)
- auch ganz anfällig für Schimmel
- sehr viele essentielle Aminiosäuren
- 8% Rohprotein
- zuviel Hafer wird unverdaut ausgeschieden und belastet Darm (max. 100g/100kg Pferd)
- wird im Dünndarm ca. 1 h verdaut (kurzfristige Energie)

Hafer würde ich immer vorziehen. Mein Araber bekommt aber immer Gerste untergemischt, um ihn bei Stange zu halten. Durch die geschrotete Staubbelastung muss ich das Kraftfuttergemisch wässern.

edit: Ich kann zu dem Thema Prof. Coenen von der Uni Leipzig empfehlen (machen auch Futterberatung) und war auf der Messe und in der Presse vielfach erwähnt. Der Mann ist wirklich top und sehr sehr freundlich.

LG Susi
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ich würde auch Hafer in Verbindung mit viel gutem Heu vorziehen.
Hafer ist gut verdaulich, wird vom Pferd gut aufgeschlossen und verwertet.
Eigentlich ist da schon fast alles drin was das Pferd braucht.
Mein Pferd bekommt noch ein Zusatzfuttermittel, weil er gern mal Selen-Mangel hat. Aber das ist eine andere Geschichte... :wink:
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Hallo,.

hmmm.....meine bekommt 2 mal täglich Müsli und dazu 1 Liter Gerstenschrot dazu, 2 EL Weizenkeimöl kommen auch hinzu,
Gerste kriegt sie deshalb weil sie schwerfuttrig ist und sehr schnell abnimmt.
Daher verleiht ihr die Gerste mehr Körperfülle.

Unsere SB ist total gegen Hafer.
Ich muss ehrlich gestehen, dass das Hafer bei meiner auch eher negative Auswirkungen gehabt hat ( Araber-Mix)

Heu gibts 4 mal täglich.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
esge
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Beitrag von esge »

Ich habe gerade zum Thema Hafer/Gerste noch eine neue Erkenntnis gewonnen. Normalerweise bekommt mein Pferd seine Kraftfutterration zu 3/4 Hafer, und zu 1/4 Gerste.
Bei wetterumschwüngen oder weniger Reiten neigt er - von Jungpferd an - zu angelaufenen Beinen sowie einem geschwollenen Präputium (Schlauchtasche).

Nach der ganzheitlichen chinesischen Medizin gehört wohl Hafer eher zu den "kalten" und wasserbegünstigenden Rohstoffen. (oder so....) Jedenfalls riet mir jemand, die sich damit besser auskennt, bei meinem Pferd doch mal die Verhältnisse zwischen Gerste und Hafer umzudrehen. Und siehe da, seither hatte er keine angelaufenen Beine mehr und das trotzdem er wegen einer Sohlenquetschung jetzt länger nicht arbeiten konnte.

Vielleicht ist diese INfo ja auch für andere interessant. Egal, was man nu von "Shi und Shu" wie das so despektierlich nenne, halten mag.
Loslassen hilft
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ esge Das ist interessant. Mein Pferd hatte auch eine zeitlang angelaufene Beine als sie stehen musste und es wurde immer der Mais verteufelt. Mais abgesetzt, angelaufene Beine blieben. Sollte das nochmal passieren werden ich den Hafer weglassen.

Danke für den Tip!

LG
Sheitana
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Meg
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Beitrag von Meg »

Ich hatte für den Winter besten Importhafer aus Finnland gehortet, weil das Wetter für den norwegischen nicht gutes erahnen lies. Super goldgelb, kein Staub fast 600gr Litergewicht. Und nu?
Dino wird nur heiss davon und seit ich einen Sack mit Eggersmann Naturmüsli (mit Gerste) füttere, hat er Kraft ohne den Kopf zu verlieren.
Jorik könnte theoretisch Hafer bekommen, da sein Darm aber wegen Zahnwechsel immer noch angegriffen ist und er eh nichts getan hat den Winter über, hat er nur Mash bekommen. HEUL!

Nun hab ich als Haferverfechterin ganze Säcke Hafer da stehen und muss die verkaufen, weil die Hotties ihn nicht können...

LG
Meg
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Everl
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Beitrag von Everl »

Hat jemand Erfahrungen mit Haferfütterung bei Hufrehe-anfälligen Pferden? Ich möchte / soll mit meinem Isländer intensiv Muskel- und Konditionsaufbau betreiben, also: Galopp-Intervalltraining. Das ist anstrengend. Darum wird ihm die jetzige Versorgung wohl nicht mehr ausreichen (Heu satt, Mineralfutter, Saftfutter). Ich füttere momentan nur ein bißchen Öl zu, das als Energielieferant ja auch gut ist, und gut verdaulich, und vor allem frei von bösen Kohlehydraten. Aber wie gesagt, wenn ich ihn jetzt stärker belaste (dreimal die Woche Galopptraining im Gelände), dann wird er mehr brauchen.

Kann ich Hafer wagen? wenn ja, wieviel?
Oder lieber mehr Öl? Wo ist die Obergrenze?
GingerCC
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Beitrag von GingerCC »

Hi Everl,

schau doch mal auf folgende Homepage. Da sind viele leidgeplagte Rehe-Pferd-Besitzer.

www.hufrehe.de

Wir hatten bei uns 5 Pferde mit starker Rehe im Stall und da bekommt man so einiges mit. Was wohl super gut ist, ist das Spezialfutter von Nösenberger. Der hat sowohl Spezialfutter für gesunde Isis als auch Spezialfutter für Rehepferde. Auf Wunsch macht er sogar Sondermischungen. Insgesamt ist das Futter super von der Qualität und bezahlbar.

Zur Fütterung. Ich besitze einen super leichtfuttrigen Lusitano und der bekommt 2x täglich reichlich Heu und insgesamt 1 KG geschrotete Gerste mit ein paar Möhren, Äpfel oder Brot + 1 Becher Goldleinsaat auf 3 Mahlzeiten verteilt gefüttert.
Von Mineralfutter und sonstigen Zusätzen lasse ich bei ihm die Finger, da sie ALLE ihm zu Kopf steigen. So wie auch Hafer ihm in den Kopf steigt. Er wird davon nur spinnig und hengstig und das muß nicht sein.

Die Gerste hat zwar einen höheren Eiweißgehalt als Hafer, aber das Eiweiß der Gerste steigt den Pferden halt nicht so in den Kopf wie der von Hafer.

Viele meinen ja sie füttern an Tagen, wo sie mehr reiten (wie z.B. auf Lehrgängen oder Turnieren) mal eben ein paar Kilo mehr Kraftfutter. Aber das nützt eigendlich nur dann etwas, wenn es mind. 1-2 Wochen vorher schon erhöht wird. Und eine bessere Belastbarkeit und Kondition kommt halt eigendlich nur durchs reiten und Pferd arbeiten. Bei solchen kurzfristigen Anstrengungen muß man eher sehen, daß man was gegen Übersäuerung gibt.
Julia
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Beitrag von Julia »

Hey Everl,
wir haben bei uns auch ein Rehe Pony und die darf gar keinen Hafer bekommen.
Sie bekommt auch ein Spezialfutter *grübel* -fällt mir nicht ein, von wem...ich werde heute abend schauen und dann melde ich mich !
Liebe Grüße, Julia
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LaBuscadora
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Beitrag von LaBuscadora »

In "Pferdefütterung nach Mass" (Lübker / Irgang)
hat Hafer gegenüber Gerste mehr Vorteile.

Hafer ist ein guter Energielieferant, ca 10,0 - 12,0 MJ/kg OS mit bester Verdaulichkeit.

Futtergerste enthält zum Teil über 12 % Eiweiss
Es wird davor gewarnt, zuviel Gerste zu geben, kann zu Reheschüben führen.
Braugerste soll übrigens genauso viel Eiweiss enthalten, wie Futtergerste.

Der Absatz ist noch ausführlicher, verletzt aber sicher das copyright, wenn ich es hier abtippe.


Zum Thema Hafer für Rehepferde:
Ich denke, es kommt darauf an, was die Ursache der Rehe war. Bei Rehe durch EMS (Metabolisches Syndrom) soll man KEIN Getreide füttern.

Hafer bei Sommerekzem:
Nach Umstellung von mineralisiertem Müsli (extra für Ekzemer) auf Hafer waren die Scheuerattacken bei meinem Andalusier weniger, ich bilde mir also ein, dass die künstlichen Zusätze in den Müslis Allergien noch verstärken können.
Ähnliche Erkenntnisse findet man auch bei Dr. Stefan Brosig.

Hafer macht "spinnig":
Kann ich bei meinem Andalusier nicht bestätigen.

Ich bin grundsätzlich aber auch eher ein Verfechter der Fütterung von Heu, Stroh und ggf. Hafer und ein gutes Mineralfutter.

Sehr hilfreich bei Rationenberechnung ist übrigens das Programm "Futtermeister" (darf man hier solche Werbung machen ???), allein in den dort gelieferten Futtermittellisten kann man schon sehen, welche Nährstoffe enthalten sind.
Das Programm ist wesentlich umfangreicher als WinRation von der FN.

Lg
LaBuscadora
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