Das Pferd und sein Eigentümer in der finanziellen Krise

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-Tanja-
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Das Pferd und sein Eigentümer in der finanziellen Krise

Beitrag von -Tanja- »

Wie evtl. schon bekannt, arbeite ich in der Rechtsabteilung einer Bank und bin dafür zuständig, unsere bonitätsmäßig nicht mehr so guten Kunden zu motivieren, ihre Schulden bei uns ordnungsgemäß zurückzuzahlen (und notfalls muß die Motivation halt auch durch Gerichtsvollzieher, Pfändungen, Zwangsversteigerung, etc. erfolgen).

Nun habe ich neuerdings einen Kunden, der sich eigentlich überhaupt kein Pferd leisten kann, aber eines hat. Ich habe mit ihm schon eine Haushaltsberatung gemacht, alle Möglichkeiten durchgekaut, versuche nun auch, seine Verbindlichkeiten bei uns und anderen Gläubigern durch ein günstigeres Darlehen umzuschulden, so daß mehr "Luft" für ihn, seine Frau und zwei Kinder bleibt. Habe auch schon mit den anderen Gläubigern erfolgreich verhandelt, damit sie im Rahmen eines Vergleichs auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Wenigstens etwas.

Nur: die Unterbringung eines Pferdes ist leider überhaupt nicht drin. Derzeit zahlt er 240,00 EUR Stallmiete bei Vollversorgung (nachts Box, tagsüber Paddock/Weide in einer größeren Wallach-Herde). Er dachte auch schon an einen Verkauf. Aber:

Das Pferd, ein Warmblut, ist zwischenzeitlich 22 Jahre alt, war wohl schon von Anfang an sehr schwierig im Umgang, wohl auch ein Durchgänger. Er hat das Pferd schon, seit es ca. 7 oder 8 Jahre alt ist. Der einzige, der das Pferd nehmen würde, so erzählte er mir, wäre der Metzger, der Seife draus macht.

*schluck*

Ich würde da echt gerne helfen. Am besten wäre es m. E., das Pferd anderweitig zu vermitteln, aber das nimmt ja keiner mehr - zumal es wie gesagt im Umgang nicht einfach sein soll. Ob es reitbar ist - keine Ahnung... :( Jedenfalls werde ich mich mal umhören und ein bissele Mundpropaganda machen, wobei die Chancen denke ich recht gering sind.

Da ich glaube, daß derartige Schicksale gerade unter Pferdehaltern durch dieses geldintensive Hobby und die heutige Arbeitsmarktsituation keine Seltenheit sind, möchte ich das hier einmal einstellen. Ich habe viele Schuldner, die - wenn auch hin und wieder unverschuldet - in eine finanzielle Krise geraten und dann den Kopf in den Sand stecken. Viel besser ist es, auf die Gläubiger zuzugehen, mit offenen Karten zu spielen - wie besagter Kunde. Für keinen Gläubiger ist es ein Spaß, vollstreckungsrechtlich vorgehen zu müssen - von den Kosten mal ganz abgesehen.

Ich für meinen Teil behandele in jedem Fall die Kunden immer entgegenkommend, die ein Minimum an Anstrengung erkennen lassen, sich um ihre finanziellen Dinge zu kümmern - auch, wenn keine Zahlungen möglich sind. Wenn mit offenen Karten gespielt wird, fällt es den meisten Gläubigern wesentlich leichter, eine Sache trotz weiterem Zinslauf für eine gewisse Zeit ruhen zu lassen. Andererseits habe ich dann auch keine Skrupel, hart durchzugreifen, wenn ich merke, daß gemogelt wird.

Und falls noch jemand Ideen hat, wie dem Pferd und/oder seinem Besitzer anderweitig geholfen werden könnte -> gerne auch per PN an mich.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Junito
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Beitrag von Junito »

Das kommt wohl auf den Menschen an. Im Umgang nicht ganz einfach - was heißt das?

Das war einer der Gründe, warum ich meinen Dicken abgegeben habe, bevor es so weit gekommen ist. Gut, er ist ein gutes Stück jünger, aber faktisch habe ich ihn verschenkt.

Wäre der gute Mann dazu bereit? Oder stellt er sich auch noch Geld dafür vor? Wenn man wirklich ernsthaft sucht - und das Pferd ansonsten gesund ist, würde man vermutlich noch jemand finden, der das Tier geschenkt nimmt.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
Nora

Beitrag von Nora »

Hallo Tanja,

ich weiß nicht, wie im Raum Karlsruhe die Stallsituation so ist, aber wie wäre es denn, wenn Dein Kunde sein Pferd erstmal etwas preiswerter unterbringt? Zum Beispiel in einem Offenstall? Und wo er vielleicht durch Mithilfe noch einen Nachlass bekommen könnte? Oder er fragt mal direkt bei seinem jetzigen Stallbetreiber, ob er nicht am Wochenende durch Arbeit einen Teil der Stallmiete abarbeiten könnte.

Das wäre jetzt so das, was ICH in seiner Situation machen würde.

LG, Iris
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Nora hat geschrieben:Hallo Tanja,

ich weiß nicht, wie im Raum Karlsruhe die Stallsituation so ist, aber wie wäre es denn, wenn Dein Kunde sein Pferd erstmal etwas preiswerter unterbringt? Zum Beispiel in einem Offenstall? Und wo er vielleicht durch Mithilfe noch einen Nachlass bekommen könnte? Oder er fragt mal direkt bei seinem jetzigen Stallbetreiber, ob er nicht am Wochenende durch Arbeit einen Teil der Stallmiete abarbeiten könnte.

Das wäre jetzt so das, was ICH in seiner Situation machen würde.

LG, Iris
Das würde ich auch erstmal anraten. An unserem Stall hat eine junge Frau während einer finanziellen Krise vorübergehend diverse Tätigkeiten für andere Reiter übernommen und nichtmal so schlecht dabei verdient (Koppeln abäppeln, Boxen ausmisten, füttern, longieren, Medikamente geben, Decke an/ausziehen, Bandagen anlegen/abnehmen...). Ihre beiden Töchter haben auch mit angepackt, denn sie wollten natürlich nicht, dass die Pferde verkauft werden müssen. Nachteil: Am Wochenende haben die Besitzer meist selber Zeit, suchen jemanden, der unter der Woche nach den Pferden sieht. Vielleicht ist das ja machbar. Die Preise sahen ungefährt so aus: Koppel abäppeln: 8 Euro, Box misten: 5 Euro, Futter zubereiten und hinstellen: 2 Euro, spazieren gehen oder longieren: 7 Euro für 15 Minuten (inkl. vom Padock holen, grob putzen, Hufe kontrollieren), Medizin geben: je nach Aufwand 2-4 Euro, Decke an/ausziehen: 1 Euro, bandagieren: 4 Euro usw (hab das jetzt mal von der Preisliste abgetippselt).
Klar klingt das jetzt erstmal nicht so, als könnte man davon weite Sprünge machen. Aber mit 1-2 Stunden Arbeit pro Tag könnte man so die Kosten für das Pferd locker decken.
heike61
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Beitrag von heike61 »

lösungsweg :

einnahmen steigern und ausgaben reduzieren......



gruß
heike
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