Was tun - Beritt oder selbst anreiten?

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nanuk
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Was tun - Beritt oder selbst anreiten?

Beitrag von nanuk »

Hallo,

ich weiß garnicht so genau wo ich anfangen soll :? ....

Also, ich reite seit guten 15 Jahren beim gleichen RL, unsere Wege trennen sich jetzt aus privaten Gründen.

Mit meinem 18jährigen Wallach kein Thema, wir kommen im Grunde auch ohne RL aus.
Aber ich habe eine junge Stute die im Juli 4 Jahre alt wird.
Sie kann alles was ein Pferd in ihrem Alter können muß, im Grunde steht Anreiten auf dem Programm.
Unter Anleitung meines alten RL hätte ich sie selbst angeritten, ohne traue ich mich nicht, da steht mir die Unsicherheit und die Angst etwas falsch zu machen im Weg.
Die Stute ist bei uns im Stall geboren und alles was sie kann haben wir beide uns erarbeitet. So ganz tief in mir drin hat die Vorstellung sie wegzugeben, an jemanden den auch ich nicht kenne, einen bitteren Nachgeschmack.

Was tun sprach Zeus :?
Sie weggeben zum Beritt? Einen RL suchen der regelmäßig zu uns kommt? Vieleicht doch noch ein Jahr warten ....

Wie habt Ihr das gemacht mit Euren Jungpferden?

Liebe Grüße
nanuk
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stromboli20
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Beitrag von stromboli20 »

Du hast ja schon viel Vorerfahrung und viel Unterricht genossen.
Ich habe mein Pferd damals 2 jährig völlig roh bekommen und ganz allein ausgebildet, weil es einfach keine guten Ausbilder bei uns in der Gegend gab. Gewalt war bei den meisten sog. "Ausbildern" an der Tagesordnung...
Ich denke, man kann erstaunlich viel alleine schaffen - ich wäre aber um eine gute Unterstützung unendlich dankbar gewesen....
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Medora
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Beitrag von Medora »

Das ist wirklich eine Gewissensentscheidung. Grundsätzlich hängt es natürlich stark von der eigenen Erfahrung und dem Wissen ab, ob man die Ausbildung eines Jungpferdes allein hinbekommt. Allerdings ist ein so genannter "professioneller Beritt" eben auch keine Garantie dafür, dass es gut läuft.

Persönlich habe ich mich dafür entschieden, die Basics bei meinem Youngster allein zu legen. So konnte ich mir alle Zeit der Welt nehmen und es genau nach meine Vorstellungen machen. Erfreulicherweise habe ich dann genau zum richtigen Zeitpunkt meine Reitlehrerin gefunden, die uns nun immer sehr gute Impulse gibt. Und ich habe die Sicherheit, dass wenn doch noch etwas arg schief laufen sollte, ich Hilfe finde.

Für mich würde es nicht in Frage gekommen, mein Pferd zum Beritt zu geben. Wenn schon Beritt, dann wäre ich auf jeden Fall mit dabei. Ich würde wissen wollen, was mit meinem Pferd gemacht wird, wie es gearbeitet wird und ich würde mich recht schnell einbinden lassen. Was nutzt es mir, wenn der Bereiter das Pferd reiten kann, ich aber nicht?

Ich denke auch, dass es ein Irrglaube ist, dass alle Leute, die Beritt anbieten, das auch wirklich gut können und machen. Hier muss man aus meiner Erfahrung sehr genau hinschauen und sollte auch bereit sein, etwas mehr zu investieren, um einigermaßen sicherzustellen, dass das Pferd nicht in der Massenabfertigung landet.

Medora
lalala

Beitrag von lalala »

Kennst du denn jemanden, dem du das Pferd anvertrauen würdest ?

Die Maus war damals auch in Beritt - 4 Wochen...vorher schon eigenhändig longiert und sattelfromm gemacht. Die PB hat sie in einen nahegelegenen Stall gestellt und sich trotzdem weiterhin gekümmert und sich auch den Beritt angeschaut und wurde nach und nach miteinbezogen. Nach 4 Wochen durfte sie wieder heim und der Bereiter hat sie dann mit Unterricht unterstützt. Ein Jahr später kam sie noch einmal weg und wurde eingesprungen - vom selben Bereiter.

Es gibt ja auch genug mobile Bereiter...

Ohne Vertrauen zum Ausbilder geht gar nichts. Ich würde wahrscheinlich einen mobilen Bereiter bevorzugen, der sich ein paar Mal draufschwingt und dann unterrichtet. Erfahrungsgemäss sind die meisten Pferde aber beim anreiten brav und die Flegelphase stellt einen vor mehr Probleme.

Fehler macht man sowieso - ist ja auch wichtig um zu lernen.
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Junito
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Beitrag von Junito »

Meinen Dicken habe ich damals 3-jährig Sattel- und Zaumgewöhnt gekauft. Ansonsten konnte er gar nichts. Sicher habe ich genug Fehler gemacht, die nicht mehr wegzubekommen waren. Aber insgesamt ist er doch ein ordentliches Pferd geworden.

Allerdings habe ich vorher schon bei Pferden bei der Grundausbildung mitgeholfen. Das hat auch schon etwas gebracht, wenngleich es mich in keinster Weise auf dieses Pferd vorbereitet hat.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Ich kann zwar nicht aus eigener Erfahrung sprechen, aber will trotzdem mal meinen Senf dazugeben.
Weggeben zum Beritt würde ich ein Pferd niemals, außer man kennt den Bereiter in und auswendig und er reitet ähnlich wie man selbst.
Das Beste ist in meinen Augen, wenn man unter Aufsicht eines guten RLs oder Bereiters das Pferd einreitet. Anfangs recht intensiv (perfekt, wenn der Bereiter nahezu jeden Tag kommen kann), nach dem ersten Einreiten mindestens einmal in der Woche Unterricht. So kan man das Pferd wirklich FÜR sich einreiten und von vorneherein den eigenen Stil mit einbringen.
Wenn das alles nicht geht, würde ich persönlich auch lieber den Allleinweg probieren, zumindest für die Grundkenntnisse (Grundgangarten, Nachgeben, Lenken, Anhalten, Geländeerfahrungen), da man sich so Zeit nehmen kann. Und Zeit ist in meinen Augen das Wichtigeste beim Einreiten, wird aber häufig im professionellen Beritt vergessen, da das Pferd eben nach 4 Wochen "fertig" sein muss.

Wenn man ein Pferd ohnehin behalten möchte, finde ich es auch nicht soo shclimm, wenn man anfangs Fehler macht. Sind zwar nervig, aber man lernt ja mit dem Pferd ubnd kann die Fehler mit der Zeit und mit größerer Erfahrung auch wieder ausbügeln.
Aus Junito ist auf jeden Fall ein schönes Pferd geworden :D
lalala

Beitrag von lalala »

Sunknúni hat geschrieben: Und Zeit ist in meinen Augen das Wichtigeste beim Einreiten, wird aber häufig im professionellen Beritt vergessen, da das Pferd eben nach 4 Wochen "fertig" sein muss.
"Muss" das so sein ? Als Auftraggeber bestimmt man doch die Zeit des Beritts , definiert das Ziel und kontrolliert die Fortschritte.

Ich kann es schon sehr gut verstehen, wenn man sich dem Risiko der ersten Schritte unterm Reiter nicht antun möchte. Familie und Job sind da einfach wichtiger und eine längere Krankenzeit kann sich kaum jemand leisten (ein missglückter Abgang reicht da ja schon und schlimmstenfalls endet sowas im krankenhaus)
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Eine Bekannte von mir hat ihre Schwarzwälderin 4-jährig zum Beritt gegeben. Die Stute kannte vorher schon alles mögliche, Bodenarbeit, spazierengehen, war an Sattel und Trense gewöhnt, kannte das Geschirr und man konnte mir ihr schon den Platz abziehen. Aufgewachsen ist die Stute auf einer Fohlenweide und kam dann 3-jährig zurück in den eigenen Offenstall zu meiner Bekannten.

Meine Bekannte hat ein sehr inniges Verhältnis zu ihren Pferden und hätte sie sicherlich auch nirgends hingegeben, zu dem sie kein Vertrauen gehabt hätte. Daher hat sie schon im Vorfeld ziemlich lange nach jemanden gesucht, hat sich alles mehrmals angesehen, etc.

Die Stute war dann 2x vier bis sechs Wochen dort, um die Grundlagen des Geritten-Werdens zu lernen. Das erste Mal hatte sie sich leider in der Box verletzt und mußte dort zwei Wochen stehen. Gut, das kann, denke ich, jedem passieren.

Letztendlich habe ich schon sehr, sehr lange kein so gut gehendes Pferd mehr gesehen: absolut elastisch, weich, geschmeidig, ruhig - ich weiß gar nicht, wie ich's beschreiben soll. Jedenfalls finde ich die Stute einfach erstklassig ausgebildet.

Ich finde, man sollte nicht alle Bereiter in einen Topf werden und aburteilen. Und an erster Stelle sollte doch die Frage stehen, ob ich die Ausbildung besser leiten kann, als Bereiter XY. Hat man sich den vorher genau angesehen und wirklich kennengelernt, erübrigt sich die Frage meistens.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Junito
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Beitrag von Junito »

Die 4-Wochen-Frist ist oft auch eine Geldfrage. Wenn man genügend Kapital hat, um das Pferd ein halbes oder auch ein Jahr wegzugeben, ist das sicher eine feine Sache. Aber das kann eben nicht jeder.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
nanuk
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Beitrag von nanuk »

Mein größtes Problem ist tatsächlich das ich viele Jahre ziemlich auf einen Ausbilder fixiert gewesen bin.
Sicherlich habe ich mir auch andere angeschaut und entsprechende Lektüren gelesen. Aber das Vertrauen in die Arbeit am und mit dem Pferd hat sich sehr an diesem einen Ausbilder orientiert.
Meine Kleine wird im Juli vier Jahre und ich denke wenn sie erst mit fünf angeritten wird ist es auch in Ordnung.
Sie gibt brav alle vier Hufe, steht angebunden brav, geht mit dem Strick über den Hals in den Hänger, auch alleine. Sie geht mit mir überall hin, ich kann sie rückwärts und seitwärts überall hinschicken, sie läßt sich in Planen einwickeln und mit Klappersäcken bewerfen, geht durch Autoreifen und aufgespannte Regenschirme machen ihr nichts. Autos, Tracktoren, Hupen kein Problem. Grundlegende Arbeit an der Hand wie angehen, stehen, rückwärtsrichten und rechts links Volten kann sie. Im Schritt und Trab beide Hände longieren ist kein Thema, machmal hampelt sie noch beim fließenden Handwechsel, aber hallo sie wird vier Jahre alt ...
Sie arbeitet am Kappzaum und trägt ohne Probleme einen Longiergurt. Ich habe angefangen sie am langen Zügel zu bewegen und sie begreift sehr schnell....
Ihr seht sie kann schon einiges, nicht perfekt aber sie ist ja auch erst knappe vier, den Feinschliff bringt die Zeit denke ich.

Mein größter Horror ist der das ich sie irgendwo hingebe und von diesem offenen, humorvollen Pferd das mir blind vertraut ist nichts übrig. Aber ich habe auch Horror davor genau diese Eigenschaften selbst kaputt zu machen :? ....

Ich hätte niemals gedacht das man sich so verrückt machen kann ....
minou
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Beitrag von minou »

Ich würde das Pferd nur in Beritt geben, wenn ich beim Reiten immer dabei sein könnte.
In vielen Fällen wird nur im Hau-Ruck-Verfahren "ausgebildet", weil eben Zeit Geld ist.
Wenn du Dein Pferd kennst und ihr ein gutes Verhältnis habt, dann mach es doch selber. Aber du solltest jemanden haben, der die ersten Wochen dabei ist (Hilfestellung) und der auch Ahnung davon hat. Du selber hast alle Zeit der Welt und kannst in Ruhe schrittweise arbeiten.
Außerdem ist das eine ganz tolle Erfahrung, sein Pferd selber anzureiten. Ich gehe natürlich davon aus, daß dein reiterliches Können dafür ausreicht.

Die ersten Wochen oder Monate würde ich viel ins Gelände gehen. Da sollte dich natürlich jemand mit braven Pferd begleiten. Da wächst du super mit deinem Pferd zusammen und legst einen guten Grundstein für die Zukunft.

:D Und wenn dann doch bei der Ausbildung was schief läuft, bist du wenigstens an allem selber schuld (sagt Bent Branderup immer) :D

Trau dich!!!

LG
Carola
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Für mich käme nur Teilberitt in Frage, bei dem sowohl das Pferd von dem RL geritten wird und ich samt Pferd unterrichtet werde. Dadurch wäre ich auch anwesend, woraus sich nicht nur eine Kontrolle, sondern auch ein guter Einblick in das zukünftige Training ergibt.
Jedoch würde ich den Zeitpunkt später wählen. Das Pferd sollte bereits sein Gleichgewicht im Schritt (vorzugsweise im Gelände) gefunden haben, erste Übergänge (Halten, Schritt/Trab) und Hufschlagfiguren kennen sowie einen passenden Sattel für tägliches Reiten haben. Ich denke, dass Deine Erfahrung diesbezüglich ausreichend ist (falls Du mit Einreiten/ jungen Pferden Erfahrung hast).
Das Prägen der Hilfengebung, erste kleine Lektionen, die dem Pferd besser ins Gleichgewicht verhelfen, würde ich gerne unter Aufsicht erarbeiten, sowie den RL selbst "fühlen" lassen. Man hat so den Vorteil, dass das Pferd in der sensiblen Anreitphase in seiner gewohnten Umgebung bleibt und der Faktor Zeit keine Rolle spielt. Wenn das Pferd etwas routinierter ist und sich Schwächen herauskristallieren, finde ich Beritt und Unterricht sinnvoller. Das Pferd kann dann auch öfters geritten werden, so dass ein Beritt 4-5 mal wöchtenlich auch möglich ist. Während des Anreitens fände ich die Häufigkeit zu stressig.

LG Susi
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Skjolli
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Beitrag von Skjolli »

Ich habe mich auch selber dazu entschieden, meine Jungstute größtenteils selber "auszubilden". Allerdings werde ich dabei auch mal hin und wieder von meiner Reitlehrerin unterstützt, die mir besonders im Sattel großartig weiterhilft.

Beritt würde ich auch nur dann wählen, wenn ich dem Bereiter zu 100 % vertrauen und gleichzeitig "mitlernen" und dabei sein könnte. Wenn diese Punkte gegeben wären und man dann noch das benötigte Kapital dazu hat, denke ich wäre das eine gute Alternative und sinnvoller als selber herumexperimentieren.

Mit viel Geduld und Zeit kann man auch ohne Bereiter einiges schaffen, aber ich finde es schon wichtig, jemanden mit Rat und Tat an der Seite stehen zu haben, der immer mal wieder mit draufschaut und weiterhilft. Diese Situation finde ich die Idealste. Ich für meinen Teil finde es am Schönsten, auf das, was man sich zusammen mit dem Pferd erarbeitet hat, blicken zu können und zu wissen, dass da kein Bereiter für nötig war. :wink:
Simbl

Beitrag von Simbl »

Könnte mir jemand bitte erklären was "im allgemeinen" unter Beritt verstanden wird.
Ich bin ein wenig verwirrt-- wegen der Vielzahl an Möglichkeiten die es da anscheinend gibt!
Danke
Herr Konrad
nanuk
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Beitrag von nanuk »

Hallo,

ich meinte mit Beritt die ersten Schritte unter dem Reiter, Schritt und Trab und eventuell einen ersten Ausritt ins Gelände. Keine Lektionen, nur den Reiter tragen im Schritt und Trab, anhalten, rechts links - fertig.
Die allerersten Schritte unter einem Reiter erscheinen mir als die Wichtigsten überhaupt ....

Liebe Grüße
nanuk
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