Stückelberger/Heuschmann 29./30.03.08 in Aufkirchen

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Susanne
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Stückelberger/Heuschmann 29./30.03.08 in Aufkirchen

Beitrag von Susanne »

Novaja darf wie immer schon einen Tag vorher anreisen. Ich fahre extra am Vormittag schon am Stall vorbei, um meine sieben Sachen zusammen zu suchen und Frau Pferd zu reinigen. Sie steht mitten auf der Koppel und die angetrockneten Erdbatzen kleben selbst in den Wimpern. Nach der Entkrustungsaktion fahre ich noch Autowaschen, tanken, für mich packen und komme zurück. Als ich auf die Koppel komme, habe ich ein Gefühl von Déjà-vu. Ein Erdferkel, das aussieht wie Novaja! Also, noch mal entkrustet, das Auto beladen, den Anhänger angehängt und ein resigniert guckendes Pferd hineingeführt. Die Fahrt ist etwas zäh, wie an einem Freitagnachmittag um München herum zu erwarten. Dafür ist auf dem Zehmerhof die Box wie immer schon picobello hergerichtet und ich kann Novaja guten Gewissens mit ihrem Heuberg alleine lassen, um noch einen Pferdesportladen zu besuchen.

Am Samstag bleibt leider der ersehnte Frühlingsanfang mit den tollen Temperaturen aus. Die Halle ist eiskalt und ich friere dezent vor mich hin, während wir Frau Stückelberger beim Unterrichten zusehen. Mir gefällt ihre ruhige, gefühlvolle Art sehr gut. Sie hebt stets das Positive hervor und korrigiert charmant. Selbst wenn sie Kritik ausspricht, tut sie das sehr freundlich und ohne ihren Schüler in irgendeiner Form anzugreifen oder zu entwürdigen. Eine sehr seltene und absolut bewundernswerte Fähigkeit, wie ich finde! Zwischendrin gehe ich mit Novaja spazieren. Anscheinend ist es ihr in der Box zu kalt, der Rücken ist verspannt und ich decke sie ein.

Der Vortrag von Herrn Dr. Heuschmann ist wahnsinnig gut. Ausführlich und kurzweilig erklärt er die anatomischen Gegebenheiten des Pferdes und deren Auswirkungen auf und Folgen für die Reiterei.

Danach folgt der Nachmittagsunterricht. Leider hat sich durch den Sattler, der auch noch referierte schon eine Verspätung ergeben. Langsam wird es kühl. Ich putze, sattle und gehe zum Warmreiten in die große Halle. Als ich zu meiner Unterrichtseinheit zur kleinen Halle geritten komme, reitet Herr Heuschmann das Pferd der Vorreiterin noch Korrektur. Dadurch verschiebt sich unser Unterrichtsbeginn nach hinten. Es wird immer kühler, während wir warten. Ich drehe ein paar Runden in der Longierhalle mit ihr. Wir warten weiter… Etwa eine halbe Stunde dauert es, bis wir dran sind. Etwas klamm gehen wir in die Halle. Frau Stückelberger fragt, um was für ein Pferd es sich handelt. Ich erzähle ich, dass Novaja eine Traberstute ist, dieses Jahr 15 wird, 5 Jahre auf der Bahn war und meine Probleme ihre Schiefe und der unbequeme Trab sind. Es folgt noch eine kurze Wartezeit bis Herr Heuschmann auch wieder da ist. Und dann erlebe ich einen leichten Kulturschock – von der gemütlichen Barockkursatmosphäre zum FN-Unterricht ist doch ein gewisser Unterschied. Zugegebenermaßen hatten Novaja und ich wirklich schon bessere Tage. Ihr Rücken ist fest, ich bin durchgefroren. Immerhin gefällt unser Schritt Frau Stückelberger noch. Wir traben an. Novaja ist ziemlich fest im Rücken. Ich will schnell mein Programm durchziehen. Als ich aussitze, denkt sie sich anscheinend: Aha! Die Halle kenn ich doch, und da steht jemand in der Mitte und bietet passageartige Tritte an. Herr Heuschmann kritisiert diese sofort als Spanntritte und fordert mehr Tempo. Ich trabe wieder leicht. Dann folgt eine Phase, in der ich nicht mehr weiß, was von mir gewünscht wird. Dehnungshaltung ja. Aber Frau Stückelberger fordert die Nase deutlich vor der Senkrechten und Herr Heuschmann mehr Anlehnung. Je nachdem welcher von beiden Forderungen ich gerade nachkommen will, werde ich vom anderen korrigiert. Ich weiß, dass Novaja sich gerne mal hinter den Zügel verkriecht, vor allem wenn wir beide fest sind – aber ich fühle mich etwas allein gelassen, da außer der Forderung nach mehr Vorwärts keine Hilfestellung kommt. Ich werde gebeten auszusitzen. Der Rücken ist fest, entsprechend wirft es mich. Herr Heuschmann meint, es mache seiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn bei diesem Ausbildungsstand auszusitzen. Frau Stückelberger widerspricht, meint ich müsse das üben. Sie lassen mich aus diesem schnellen Trab heraus angaloppieren. Frau Stückelberger bemüht sich immer noch positive Aspekte zu sehen und wiederholt mehrfach, dass gewisse Probleme traberbedingt seien. Herr Heuschmann sieht das deutlich anders, hilft mir aber nicht mit konstruktiver Kritik weiter. Ich fühle mich da oben wie früher zu Reitschulzeiten, als das mit den Hilfe, dem Durchkommen und dem Spaß am Reiten eher Seltenheitswert hatte. Irgendwie quälen wir uns durch die Einheit. Demotiviert und frustriert steige ich ab. Eine ebenfalls demotivierte Novaja bekommt ihre Abschwitzdecke aufgelegt, noch ein bisschen Essen und dann ihre Ruhe. Sie widmet sich wieder ihrem Heu.

Ich sehe noch dem letzten Abschnitt der letzten Reiterin des Tages zu. Sie reitet einen PRE, der toll bemuskelt ist, schön piaffiert, fein an den Hilfen steht. Aus Herrn Heuschmanns Sicht ist dieses Pferd nicht reell geritten, da die Anlehnung nicht seiner Vorstellung entspricht. Es ist gerade ein angeregtes Gespräch im Gange, bei der Frau Stückelberger und Herr Heuschmann über die Korrektheit dieses Pferdes diskutieren. Nach und nach mischen sich die Zuschauer ein und es wird kontrovers…

Am Sonntag komme ich fast zu spät, weil ich die Zeitumstellung vergessen habe…Innerhalb von 5 Minuten stehe ich mit der gesattelten Novaja bereit zum Einsatz. Heute unterrichtet nur Frau Stückelberger, Herr Heuschmann war nur für den gestrigen Nachmittag angereist. Es gibt noch eine kurze Pause, die ich dazu nutze im Schritt und flotten Trab warm zu reiten. Immerhin kommen Janina, Michaela und Ines so in den Genuss, den typischen Trabertrab zu sehen. Novaja und ich grinsen dabei fröhlich. Noch kurz SH im Schritt und spanischen Schritt. Dann ist Frau Stückelberger da und wir fangen im Schritt mit Dehnungshaltung an. Ich merke sofort, dass Novaja das warme Wetter gut tut. Ich habe wieder das Pferd unter mir, das ich kenne. Auch der Trab ist heute wieder der Alte. Wir reiten erst Zirkel, dann ganze Bahn. Heute habe ich auch das Gefühl, dass der Takt und das Tempo passend sind. Novaja läuft schön in Anlehnung, die Hals-/Kopfposition ist gut bestimmbar. Dann reiten wir einfache Schlangenlinien an der langen Seite. Ich soll deutlicher mit dem inneren Schenkel einwirken. Außerdem habe ich mir wohl angewöhnt (oder auch nie abgewöhnt), mit dem inneren Zügel zu stark einzuwirken. Ich bemühe mich mit der inneren Hand vorne zu bleiben. Novaja läuft schön locker und biegt sich auch schön, wenn ich nur korrekt sitze und einwirke. Wir steigern die Biegeanforderung und reiten Schlangenlinien durch die ganze Bahn. Dabei soll ich Novaja auch wieder schön um den Schenkel biegen und darauf achten, nicht am inneren Zügel zu ziehen. Frau Traber läuft fröhlich und bemüht sich sehr. Ich habe auch Spaß und bemühe mich vernünftig zu sitzen und einzuwirken. Frau Stückelberger ist zufrieden mit uns. Heute gönne ich mir und Novaja einfach ab und zu Pausen am langen Zügel – natürlich in Absprache mit der Kursleiterin – was wirklich gut tut. Als ich einmal die Zügel wieder aufnehme, bietet Novaja den spanischen Schritt an. Frau Stückelberger möchte ihn sehen, und Novaja darf spanisch Schreiten. Sie kann die Beinchen zwar eigentlich höher heben, aber egal, es gibt trotzdem einen Keks.
Leichttraben und Aussitzen ist danach auf dem Programm. Klappt bedeutend besser als gestern. Aus dem Aussitzen heraus sollen wir dann angaloppieren. Das Grundtempo ist höher als ich es daheim reite, und wir tun uns ein bisschen schwer. Dennoch ist der Galopp heute viel, viel schöner als gestern. Verbesserungsvorschläge sind: Kurze Reprisen und danach mit dem langen Zügel loben, mehr mit der inneren Wade treiben. Ich frage Frau Stückelberger, ob ich auch aus dem Schritt angaloppieren darf? Da springt Novaja sehr schön ein und galoppiert länger schön. Auf der linken Hand schaffen wir einige schöne Galoppsequenzen. Abschließend möchte Frau Stückelberger Schulterherein im Trab. Um meinen und Novajas Rücken zu schonen, reite ich das im Leichttraben. Hier neige ich ebenfalls dazu mit der inneren Hand etwas zu hängen. Ich werde konsequent korrigiert, das Schulterherein wird gelobt. Zufrieden und mit neuen Denkanstößen und Übungsaufgaben beenden wir. Diese Einheit mit Frau Stückelberger empfinde ich als wirklich konstruktiv und ich genieße die entspannte, freundliche Arbeitsatmosphäre. Leider beinhaltet dieser Kurs nur zwei Unterrichtseinheiten und so machen wir uns bald auf den Heimweg.

Novaja ist froh wieder daheim zu sein, wälzt sich zuerst in der Liegehalle, kontrolliert dann den Futterautomaten um danach die ganze Herde zum Aufgalopp auf die Koppel zu überreden.
Liebe Grüße
Susanne
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chica
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Beitrag von chica »

Ich möchte noch ergänzen: Fr. Stückelberger hat Novaja und Dich nicht nur gelobt, sondern sie war schlichtweg begeistert, mit wieviel Gefühl Du dieses Pferd soweit gefördert hast. Sie war sehr beeindruckt von der Bemuskelung und wie fein die TT reagiert.

Schade, dass die zweite Einheit die eigentliche Bestandsaufnahme war, die ja eigentlich den Tag davor hätte stattfinden sollen. Ich wäre wirklich gespannt, was Fr. Stückelberger sonst noch aus euch rausgeholt hätte.

Frau Stückelberger ist für mich eine absolut beeindruckende Persönlichkeit mit Vorbildfunktion. Sie schafft es, Turniersport und feines Reiten miteinander zu vereinen und vorzuleben. So klein und zart sie ist, strahlt sie doch unheimlich viel Grazie, Energie, Eleganz und trotzdem Bescheidenheit aus. Sie war jederzeit charmant, höflich, direkt, ehrlich und es war eine Wohltat, ihren Korrekturen zuzuhören. Sobald sich die Gelegenheit bietet, werde ich auf jeden Fall auch einmal einen Kurs bei ihr besuchen.

Sie wurde übrigens nicht müde zu betonen, dass Xenophon alles tut, um die Missstände im Sport weiter aufzudecken und bekannt zu machen, damit endlich ein Umdenken stattfinde. Mit so einer Frontfrau muss die Sache Erfolg haben!
LG Ines
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Gelchen
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Beitrag von Gelchen »

Hallo,

ich war nur als Zuschauer dort. Den Vortrag von Herrn Heuschmann fand ich ebenfalls gut und informativ. Besondes gut fand ich die kurzen Videos, die die Theorie etwas auflockernden. Der Sattelvortag war auch gut, wobei es natürich schon ein "Verkaufsvortrag" war. Trotzdem fand ich den ein oder anderen Aspekt ganz nützlich und werde das zu Hause an meinem Sattel mal nachprüfen. Da es leider schon ziemlich späht war und wir noch 2.5 Stunden fahrt vor uns hatten, haben wir uns nur noch 2 Reiter angeschaut. Die erste Dame hatte ein junges Warmblut, sehr schick, das ausgesprochen nervenstark und ausgeglichen war. Es wurde altersgemäss vorgestellt. Die zweite Dame war wohl die vor Susanne, hm die Reiterin ritt sehr körperbetont und konnte das auch nach der korrektur durch Frau Stückelberger und Herrn Heuschmann nicht abstellen. Allerdings hatte ich auch den Eindruck das sie irgendwann mal abgeschaltet hatt. Es ist natürlich auch nicht so angenehm vor ca. 100 Leuten dermassen korregiert zu werden, da fand ich den Ton nicht immer so passend, auch wenn die Korrektur durchaus berechtigt war.
Frau Stückelberger hat sehr gut den Sitz korregiert und ist auch darauf immer wieder eingegangen. Was mir nicht so gut gefallen hat ist das sie eine Lektion die nicht so gut geklappt hat, immer wieder auf die gleiche Art hat reiten lassen. Pferd ist beider Haltparade auf die Vorhand gekommen, es wurde dann immer wieder diese Haltparade geübt (Bei B und E) . Ich hätte mir gewünscht das sie das Halten mal aus einer Volte oder aus dem Schulterherein einleitet, aber ich glaube dazu bin ich zu sehr klassisch beeinflusst. Ansonsten war der Unterricht sehr gut.

Gruss

Gelchen
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Gelchen hat geschrieben:...die Reiterin ritt sehr körperbetont und konnte das auch nach der korrektur durch Frau Stückelberger und Herrn Heuschmann nicht abstellen...
Jetzt mal weg von dieser Reiterin - ich hab den Vormittag fast komplett gesehen (bis auf die ersten beiden, denke ich), und den Nachmittag bis zum Ende.
Mir fiel auf, daß Frau Stücklberger nachmittags schon etwas anders unterrichtet hat als zusammen mit Herrn Heuschmann - möchte mal sagen zaghafter/immer rückversichernd ("Gerd wie siehst Du das?"). Und dazu kam dann noch, daß natürlich jeder einen eigenen Aspekt der Geschichte hatte und man das jetzt irgendwie zusammenpfriemeln musste, ohne den anderen "alt" ausschauen zu lassen... Das war für die Reiterinnen sicherlich auch nicht grade lustig, weil sich da z.T. erst mal Diskussionen entspannten, bevor dann hier ein bißchen und dort ein bißchen versucht wurde. Also eine reelle Unterrichsstunde erhielt am Nachmittag vielleicht die Hälfte der Reiterinnen. Das fand ich schon sehr unglücklich, zeigt aber wieder mal: Viele Köche verderben den Brei.

Insgesamt gesehen fand ich den Unterricht bzw. die Ansätze von Frau Stücklberger auch ganz gut. Was von meiner Arbeitsweise vehement abweicht: Es waren so gut wie keine Pausen für Pferd und Reiter dabei. Da würde mir mein Hoppa wohl den Dienst quittieren. Wobei ich sie schon so einschätze, daß sie jederzeit dafür offen wäre, weil sie immer zum Wohle des Pferdes gesprochen hat.
Jedenfalls ein sehr interessanter Tag mit jeder Menge Input auf verschiedenen Ebenen, und ich freue mich sehr, daß ich dabei war.
ottilie
Es grüsst ottilie
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horsman
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Beitrag von horsman »

schöner Bericht, wobei ich gerne über die angesprochene Kontroverse mehr erfahren hätte.

Man sieht auch:
wenn zwei Personen gleichzeitig unterrichten kann das nicht klappen.

Und dass Herr Heuschmann MEHR ANLEHNUNG fordert, macht mich stutzig. Das Pferd sucht doch die Anlehnung, hat er also das Pferd angesprochen? Aber das Pferd versteht ihn doch gar nicht...
Was konkret hat er dann Dir als Reiter geraten dafür zu tun?
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@horsmän
Hr. Heuschmann steht auf Zügelkontakt=Anlehnung... Und zwar stetig und ständig - wenn auch fein. Nach seiner Ansicht ist es ohne Anlehnung nicht möglich, ein Pferd "mit Schwung" zu reiten, daher kommt dann auch der "lose" Rücken.
Die Definition des Wortes "Schwung" sowie die "Freiheit auf Ehrenwort" konnten wir aber leider nicht mehr ausführlich diskutieren - war schon etwas spät am Abend...
Jetzt soll er erst mal zu PK fahren und gucken, was es noch so gibt außer FN (jetzt mal sehr krass ausgedrückt :wink: ), und dann hoffen wir mal, daß es über dieses Treffen auch was zu lesen gibt - das scheint nämlich noch nicht so sicher zu sein...
Grüsse von
ottilie
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Beitrag von horsman »

hab ich mir schon fast gedacht, dass Herr Heuschmann noch nicht sehr viel über den recht knappen FN-Tellerrand geschaut hat.
Aber dennoch, wenn er "mehr ANlehnung" fordert, ignoriert er doch auch das, was die FN-Rl so schreiben, nämlich, dass Anlehnung vom Pferd ausgeht. Deswegen macht es doch keinen Sinn, dem Reiter sowas zu sagen, ohne konkreter zu werden.
Also ich glaub ich werd diese ganzen FN-Typen nie wirklich verstehen.
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FoxOnTheRun
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Beitrag von FoxOnTheRun »

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen.

Und auch ich hatte den Eindruck, daß Herr Heuschmann nicht nur mit anderen Reitweisen, sondern auch mit allem was vom Warmblut-Sportpferdestandard abweicht, nicht so viel anfangen kann. Immerhin hat er Bildungswillen bekundet.

Das "Rückversichernd" von Frau Stückelberger, das ottilie angesprochen hat, würde ich aber nicht als Unsicherheit oder Zurückhaltung deuten, sondern sie hat eher das Gespräch gesucht. Es war ja von Anfang an geplant, daß Doc Heuschmann zu jedem auch was sagt und das war quasi das Stichwort, daß er jetzt dran ist.
LG Foxi
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emproada
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Beitrag von emproada »

Dankeschön Susanne für den interessanten Bericht!!
Das Herr Heuschmann sehr stark FN- und Warmblut orientiert ist, schreibt er doch auch überall, oder? Ich finde es nur etwas unglücklich, wenn man als Reiter gleichzeitig von zwei Reitlehrern unterrichtet wird, da weiß man ja gar nicht mehr, was man noch machen soll. Das hätte man bestimmt etwas "geschickter" lösen können.
Viele Grüße Tina
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

@ Tina: Mir war nur nicht mehr wirklich bewußt, wie groß der Unterschied sein kann. Und mit den "Warendorfern" hatte ich vorher noch nie Kontakt :wink:
Liebe Grüße
Susanne
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Beitrag von emproada »

@Susanne: ich dachte eigendlich auch, dass RH schon recht FN-mäßig ist, da ich ja auch jahrelang in einem FN-Stall war. :wink:
Schade nur, dass Du nicht beide Einheiten bei Frau Stückelberger alleine hattest.
Viele Grüße Tina
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Kommt noch :mrgreen:. Gebe schon wieder Geld aus, das ich eigentlich nicht habe :oops:.
Liebe Grüße
Susanne
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padruga
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Beitrag von padruga »

Eindruck vom Samstag, Zuschauer:
Ich empfand Fr. Stückelberger als sehr "höflich" Hrn. Heuschmann gegenüber, sie nahm sich (an dem gemeinsamen Nachmittag) zurück und versuchte ihn immer wieder in den Unterricht einzubeziehen. Leider nahm dieser seine Rolle als "Mitunterrichtender" nicht immer besonders ernst und war am Nachmittag öfters mal nicht anwesend, was ich für so einen teuren Kurs und der knappen Zeit für die Reiter etwas schade fand. Die Zeit wurde auch für einige Reiter etwas knapp bzw. sehr unterschiedlich bemessen. Auch den Umgang mit manchem Reiter (bzw. v.a. einer Reiterin) fand ich menschlich gesehen etwas grenzwertig, aber anscheinend empfand nur ich das so. Die Ergiebigkeit der Tips fand ich auch nicht so prickelnd. Es hätte am Nachmittag eine Bandbreite an Ansatzpunkten bei den Reiter-Pferd-Paaren gegeben, wo er als anatomischer Fachmensch sehr gute Zusammenhänge zeigen hätte können. Dies blieb jedoch leider aus, stattdessen hörte man nur "das Übliche" bzw. sehr allgemeine unspezifische Tips oder Kommentare. Auch z.B. bei der Traberstute wäre es sehr interessant geworden wie und warum sich welche Hinterhandbesonderheiten zeigen und auswirken, leider ging er auch da nicht besonders darauf ein.
Zu dem "Entlastungssitz" von Hr. Heuschmann beim Reiten (und der nicht nur positiven Wirkung auf die Pferde hatte!!) möchte ich mich hier lieber nicht äußern. Wer "blendfrei" die Reaktion der Pferde darauf bebachtet hat, weiß was ich meine...
Ich war auch vom Vortrag von Hrn. Heuschmann enttäuscht. Am Anfang war es äußerst vielversprechend mit sehr guten Bildern über die Muskulatur und einem genialen Kurzvideo, dann driftete es immer mehr ab in Allgemeinaussagen, dem üblichen Anprangern falscher Reiweise-Bilder und zum Teil nicht begründeten Aussagen/Schlussfolgerungen (was sicher auch an der knappen Zeit lag). Ich empfand den Kurs doch als recht oberflächlich und war ziemlich enttäuscht. Sicherlich war die Zeit etwas zu knapp um näher auf die Zusammenhänge einzugehen, aber etwas mehr hätte ich mir schon gewünscht.

Fr. Stückelberger empfand ich als eine äußerst sympathische, empathische und sehr engagierte Frau mit einer sehr angenehmen und freundlichen Art zu unterrichten. Die Herangehensweise wirkte für mich auch oft etwas zu "warmblutorientiert", es gab kaum Übungen im Schritt oder am hingegebenen Zügel und nur wenig Variationen in der Vorgehensweise, insgesamt war es aber ein guter, sehr engagierter Unterricht. Mir gefiel besonders ihr scharfes Auge für die Qualität des jeweils gezeigten Trabs, was mir bei einigen klassischen Ausbildern oft fehlt.
Zuletzt geändert von padruga am Mo, 31. Mär 2008 19:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von chica »

Dr. Heuschmann hat sich - für mich persönlich - an diesem Wochenende als Mensch disqualifiziert. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Fest steht, dass er zwar wohl einmal etwas über Legerete gehört hat, aber NICHTS darüber weiß. Hinrichs ist ein rotes Tuch für ihn und zu den Wienern im Allgemeinen konnte man ihm kein Statement entlocken.

Ich war über die Maßen enttäuscht, dass er sich nachher sogar noch über die Iberer lustig gemacht hat ("Wenn ich mal 80 bin, kauf ich mir nen Iberer. Die haben alle keinen Schwung und sind gut zu sitzen"). Er musste aber glaube ich an diesem Kurs auch lernen, dass nicht immer alle an seinen Lippen hängen und ihn bewundern, sondern dass auch er Gegenwind und Kritik einstecken muss (zumindest, wenn er fachlich vage Aussagen traf). Das ist er wohl nicht gewöhnt.

Trotzdem ist er als Zugpferd und großer FN-Kritiker genau richtig. Er findet das richtige Maß an Aggressivität und Provokation und man hört ihm zu. Allerdings wird es wirklich Zeit, dass er seine Warmblut-Welt einmal verlässt und sich mit anderen Reitweisen intensiver auseinandersetzt. Denn bei einigen Aussagen sträubten sich mir wirklich die Nackenhaare - und das, obwohl ich selbst nicht wirklich so viel Ahnung habe *räusper*

Die letzte Reiterin kannte ich jedenfalls schon von einem O'Brien-Kurs und ich bin erklärter Fan. Sicher waren Korrekturen nötig, aber selten sieht man so feines, harmonisches und losgelassenes Reiten. Ich bewundere ihre stoische Ruhe, mit der sie Heuschmanns Tiraden über sich hat ergehen lassen...
LG Ines
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Beitrag von padruga »

Ich habe den Schluss leider nicht mehr miterlebt, bin etwas früher gegangen, weil ich es nicht mehr mit ansehen und anhören konnte...
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