Vortrag Dr. Gerhard Heuschmann am 29.03.08 in Aufkirchen

Rund ums Thema Pferd und die klassische Reitkunst

Moderator: Josatianma

Antworten
Herr Konrad

Beitrag von Herr Konrad »

:( Ich hab´ kein Gewissen :oops:
LG :) Herr Konrad
Simbl

Beitrag von Simbl »

Zum Thema "lockerer Rücken obwohl schwunglos":
Also wenn mein Pferd schwunglos läuft, dann hängt der Rücken sichtbar durch. Vielleicht sieht man das bei ihm sehr deutlich weil er eher rechteckig gebaut ist und einen längeren Rücken hat als quadratische Pferde. Ich fühle allerdings durchaus (wenn dieser zu korrigierende Zustand durch mein schlechtes Reiten eintritt) daß dieser Rücken dann nicht "locker" sondern angespannt ist. Das Tier zeigt es dann indem es den Kopf höher trägt als wenn es schwungvoll und mit "Rücken oben" läuft.
Ich merke, daß schwunglos auch angespannt ist ,in dem Moment. Allerdings kann das ja von Pferd zu Pferd variieren. Ich kann nur von meinen Pferden ausgehen wenn ich es spüren will, da ich keine anderen reite. Vielleicht kann noch jemand aus dem Forum sein Statement zu: Schwunglos und trotzdem locker abgeben.
Würde mich sehr freuen
LG Simbl
LordFado

Beitrag von LordFado »

ich sehe dazu deutlich das Bild eines faulen Schulpferds vor mir: schlappt ohne Fleiß aber Taktrein durch die Gegend mit hängendem Kopf, weils keine Lust hat. Dieses Pferd hat nichtmal Lust, seinen Rücken anzuspannen/den Kopf hochzureißen, ergo ist sein Rücken locker aber es läuft eben total ohne Schwung.
Simbl

Beitrag von Simbl »

Lieber Lord Fado, ich nehme an bei dem Beispiel ist das Nackenband gemeint, das trägt und vermeintlich locker ist, obwohl das Pferd unlustig rumschleicht. Ich rede jedoch von Muskeln im Rücken und ihrer Lockerheit.
Danke für kurze Antwort.
Simbl
LordFado

Beitrag von LordFado »

ich auch! der Rücken ist daber nicht verspannt sondern locker, obwohl das Pferd keinen Schwung zeigt. Dass ein Pferd, dass den Kopf hochreißt (via Nackenband) auch im Rücken Anspannung zeigen muss ist klar - darum der Hinweis, dass das Nackenband gedehnt wird, der Hals locker V/A fallen gelassen wird und das Pferd im Rücken locker und entspannt ist, OHNE bei Taktreinheit gelichzeitig Schwung und Fleiß zu zeigen.
Benutzeravatar
Colloid
User
Beiträge: 847
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 09:53
Wohnort: Karlsruhe

Beitrag von Colloid »

LordFado hat geschrieben:ich auch! der Rücken ist daber nicht verspannt sondern locker, obwohl das Pferd keinen Schwung zeigt. Dass ein Pferd, dass den Kopf hochreißt (via Nackenband)
Interessant...daß das Nackenband aktiv am Kopfhochreißen beteiligt sein soll, ist mir neu...
auch im Rücken Anspannung zeigen muss ist klar - darum der Hinweis, dass das Nackenband gedehnt wird, der Hals locker V/A fallen gelassen wird und das Pferd im Rücken locker und entspannt ist, OHNE bei Taktreinheit [/b]gelichzeitig Schwung und Fleiß zu zeigen.
Ein Pferd kann auch
-Nackenband gedehnt
-v/a
-Rücken entspannt
-Taktrein
-fleißig
sein und trotzdem die Rückenmuskulatur nicht aktiv benutzen, was für mich "Schwung" bedeutet.
Grüßle
Colli
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
LordFado

Beitrag von LordFado »

falsch ausgedrückt, du hast Recht. Das passive, sehnige Nackenband (und die anderen Bänder drumrum, die in der oberen Halsmuskulatur "eingebettet" sind) ziehen natürlich nicht aktiv den Hals nach oben (denn Sehnen sind immer passiv und nie aktiv) - sie verkürzen sich jedoch auch!

Ich wollte damit auf Simbl eingehen-> denn das Nackenband ist im Gegenteil dann locker, wenn der Kopf/Hals hochgerissen wird und nicht dann, wenn das Pferd sich dehnt (da ist es nämlich gedehnt und straff).

Die Rückenmuskulatur "aktiv" benutzen ist so ne Sache - die ist nämlich NIE bretthart auf "Haltezustand" angespannt (jetzt mal von Erkrankungen abgesehen), sondern lebt vom Wechsel des An/Abspannens - DAS ist die "aktive"Arbeit des Rückenmuskels und bringt den hinteren Bereich des Pferderückens zum Aufwölben, genau wie das aktive und fleißige Fußen der HH, welche das becken kippt. Ergo: Schwung ist NUR mit aufgewölbtem Rücken/über Fleiß/über eine "aktive Beteiligung" der Rückenmuskulatur möglich.

Was ich gesagt habe war: auch wenn das Pferd vermeintlich locker ist (nämlich Nackenband gedehnt, Rücken nicht verspannt, Oberhalsmuskulatur zieht nicht zusammen), ist ohne Fleiß KEIN Schwung möglich, weil das Aufwölben des unteren Rückens via Becken kippen und weit Vortreten nicht möglich ist.
Benutzeravatar
Susanne
User
Beiträge: 2201
Registriert: So, 24. Sep 2006 22:54
Wohnort: Augsburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Susanne »

LordFado hat geschrieben: Was ich gesagt habe war: auch wenn das Pferd vermeintlich locker ist (nämlich Nackenband gedehnt, Rücken nicht verspannt, Oberhalsmuskulatur zieht nicht zusammen), ist ohne Fleiß KEIN Schwung möglich, weil das Aufwölben des unteren Rückens via Becken kippen und weit Vortreten nicht möglich ist.
Also, wenn ich Dich jetzt völlig falsch verstanden habe, dann schieb das bitte auf's Wetter, aber nach dieser Definition wäre ja eine Passage auf Grund eines Mangels an weit Vortreten schwunglos? :kopfkratz:
Liebe Grüße
Susanne
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
"Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind."
Albert Camus
LordFado

Beitrag von LordFado »

hm... Ich rede im Normalfall übers Traben - Passage ist ein spezieller Fall.
Wenn das Becken nicht genug gekippt wird (weil nicht genug "Vortreten" oder in diesem Fall dann eher Hankenbeugung), dann ist das Ganze schwunglos, genau.

Wichtig hierbei: "weit vortreten" ist NICHT gleich "viel Raumgewinn"/"viel Tempo"!

Sinn der korrekten Passage ist ja aber ein vermehrtes Untertreten der HH bei längerer Schwebephase, durch die vermehrte Hankenbeugung ist der Rücken automatisch aufgewölbt und Locker, durch die Versammlung kein "weggedrückter", festgehaltener Rücken möglich, insofern irrelevant.
(mein Schulpferd-Beispiel schlappt ohne Schwung und große Schwebephase, also keine Passage in diesem Sinne möglich)
Simbl

Beitrag von Simbl »

Hallo :D ,
jetzt nochmal. Z.Th. looser Rücken!
Bis Herr Heuschmann den Begriff definiert hat und uns erklärt was er damit wirklich meint, ist es wohl eher müßig über den Begriff zu philosophieren.
Ich merke halt bei meinem Simbl, daß wenn er das Nackenband verkürzt (d.h. den Schädel hochreißt) nicht automatisch das Rückenband locker wird. Denn zwischen dem Nacken- und dem Rückenband befindet sich ein Widerlager an den Dornfortsätzen des Widerristes (wenn ich anatomisch richtig informiert bin. KOrrigiert mich bitte wenn das eine Fehlinformation ist) das eine direkte biomechanische Verbindung verhindert.
Also das was ich spüre ist: Wenn Schädel hochgerissen, dann nicht automatisch Rückenband locker. Eher so, daß dann das Rückenband in die konkave Richtung angespannt ist (also nach unten) und mein Hafl dann rumglotzt. Klar die Muskeln im Rücken sind dann halt anders angespannt.
Nicht wirklich ein gutes GEfühl beim Reiten. -Die Kunst ist wohl den Schädel so hoch b.z.w. tief fürs jeweilige Pferd zu halten, daß es sich nicht selbst blockiert wenn man versucht den Rücken durch Vorwärts-Schwung und Untertreten in die Position zu bringen die der Bänder-und Muskelapparat gerade verkraftet um Richtung "Rücken oben" zu kommen.
Ich fühle halt, daß sich da Arbeit im Millimeterbereich abspielt- und das ist wirklich ein Geduldsspiel -die sich für mich sichtlich lohnt!
:wink: LG Simbl :idea:
LordFado

Beitrag von LordFado »

Simbl: diese Seite hier z.B. finde ich gut (über Google gefunden):

http://www.pferdewissen.ch/biomechanik1.html

vielleicht hilft dir das ja was.
Carmen
User
Beiträge: 877
Registriert: Mi, 03. Okt 2007 19:04
Wohnort: OHV
Kontaktdaten:

Beitrag von Carmen »

ich sehe dazu deutlich das Bild eines faulen Schulpferds vor mir: schlappt ohne Fleiß aber Taktrein durch die Gegend mit hängendem Kopf, weils keine Lust hat. Dieses Pferd hat nichtmal Lust, seinen Rücken anzuspannen/den Kopf hochzureißen, ergo ist sein Rücken locker aber es läuft eben total ohne Schwung.

Vielleicht haben wir andere Auffassungen darüber, was ein lockerer Rücken ist??? :kopfkratz:

Bei mir schwingt ein lockerer Rücken. Das aber wird man bei einem träge dahintappenden Pferd nicht finden. Ob das Pferd dabei taktrein geht oder nicht hängt ganz stark vom Exterieur ab. Ein auf Gang gezüchtetes WB wird eher auch verspannt noch taktrein gehen können als z.B. ein Iberer (pauschal gesagt).

Erst wenn meine Pferde im Rücken loslassen (=schwingen), gehen sie tatsächlich schwungvoll. Das der Rücken locker ist, aber kein Schwung da ist, habe ich noch nicht erlebt.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
LordFado

Beitrag von LordFado »

sagen wirs so: um Schwung zu erreichen, muss der Rücken locker sein (notwendige Bedingung), da stimme ich dir vollkommen zu. Ein lockerer Rücken bedeutet aber nicht automatisch im Umkehrschluss Schwung! Denn dazu gehört auch noch Fleiß und das Aufwölben beim Laufen durch Hankenbeugung etc.

Siehe Ausbildungsskala btw: erst takt, nur dann kann Losgelassenheit, erst dann kann Schwung, erst dann kann... das baut alles aufeinander auf!


(unser Mathe-Prof hat uns hinreichende/notwendige Bedingungen mal so erklärt: Man kann mit einem Mixer und einem Aquarium Fischsuppe machen, aber mit einem Mixer und Fischsuppe kein Aquarium)

edit: TAKT hat mit dem Exterieur (Rassemäßig) NIX zu tun sondern mit Gymnastizierung und gleichmäßiger Belastung! Exterieur im Sinne von Schiefe, Gebäudefehlern und "Schäden" ja - aber wir gehen ja mal von nem gesunden, geraden Pferd aus, nicht? Jedes Pferd/Tier kann Taktrein gehen, ganz egal, obs nen langen Hals oder kurze Beinchen hat. die Versammlung, Hankenbeugung wird manchem leichter Fallen und somit ist der Schwung unterschiedlich aber für den Takt (räumliches und zeitliches Gleichmaß aller Schritte, Tritte und Sprünge) kann das Gebäude nichts.
Benutzeravatar
ottilie
User
Beiträge: 5400
Registriert: Fr, 22. Jun 2007 12:00
Wohnort: Oberbayern

Beitrag von ottilie »

Siehe Ausbildungsskala btw: erst takt, nur dann kann Losgelassenheit, erst dann kann Schwung, erst dann kann... das baut alles aufeinander auf!
Na hoffentlich wissen die Pferde das auch...
Grüsse von
ottilie
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Pellchen
User
Beiträge: 52
Registriert: Do, 17. Apr 2008 20:58
Wohnort: Schleswig-Holstein

Beitrag von Pellchen »

@LordFado
Ich kann dir nicht ganz folgen?!
Kannst du es noch anders erklären? :wink:
Antworten