Hallenproblem

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

Moderatoren: Janina, dshengis

Kita
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Beitrag von Kita »

Jen hat geschrieben: um sie "zu dir" zu holen. also ganz bewusst, die Anforderungen etwas erhöhen, ganz konsequent darauf bestehen, dass sie mit dir in genau der Form, die du dir vorstellst, mitarbeitet.
Aber seit ich da viel konsequenter an mir und meinen Forderungen arbeite (und das heisst nicht hart sein!) ist das Pferd noch viiiiel besser bei mir.
Es ist sehr schwer sie "zu mir zu holen"...selbst, wenn ich mich durch die Halle nur noch in "Kringeln" bewege, schafft sie es noch sich auf anderes zu konzentrieren...dann wird sich eben plötzlich nicht mehr gebogen, sondern nur noch in die Richtung umgeschwenkt und die Gedanken sind wieder woanders.
Die Frage ist auch wie die Konsequenz konkret umsetzen?
Immer wieder anfragen? Die Halle nicht verlassen bis es klappt?
Etwas härter muss ich werden, sonst bin ich "Beifahrer" und werde ignoriert.
Was konkret kann ich da tun?
Die Angst und Spannung nehm ich ihr ja nicht damit Übungen zu fordern...und ganz ablenken vom Geschehen ringsum lässt sie sich nicht.

An der Longe kann ich sie gut "zu mir holen", aber unterm Sattel läuft es irgendwie anders.

Könnte es vielleicht helfen sie aus dieser Kopfhochposition zu bringen?
Quasi um die typische Panikhaltung gar nicht erst zu ermöglichen?
Als wir den Bogen mit dem ohne Hilfszügel longieren noch nicht raushatten, hab ich ihr Wiener reingeschnallt ins Halfter (nicht ins Gebiss), damit ging sie gut V/A.

RL ist so ne Sache...die sind meist überfordert, dass Schema F bei meiner kleinen Intelligenzbestie mit gespaltener Persönlichkeit eben nicht klappt.
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Kita hat geschrieben:Etwas härter muss ich werden, sonst bin ich "Beifahrer" und werde ignoriert.
Nicht härter, sondern konsequenter. Schon im Sinne von "drauf bestehen", aber ohne Härte, sondern besser mit "lächelnder Nachsicht" wie gegenüber einem Kind, dem man was beibringen will (womit ich jetzt keineswegs Kinder und Pferde gleichsetzen will ;))
Härte macht sauer und ungerecht.

LG A.
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
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Jen
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Beitrag von Jen »

Kita hat geschrieben:

Es ist sehr schwer sie "zu mir zu holen"...selbst, wenn ich mich durch die Halle nur noch in "Kringeln" bewege, schafft sie es noch sich auf anderes zu konzentrieren...dann wird sich eben plötzlich nicht mehr gebogen, sondern nur noch in die Richtung umgeschwenkt und die Gedanken sind wieder woanders.
Das kann ich mir gut vorstellen. Da kommt dann eben deine Konzentration und deine Forderungen ins Spiel ;) Das wird auch nicht von heute auf morgen super klappen. Aber je länger je mehr. Von der ersten Minute an fordern. Nicht erst 10min so halb-halb und dann plötzlich soll sie sich konzentrieren. Das versteht das Pferd nicht. Solange es das Gefühl hat auch nur 2% übernehmen zu müssen, weil du diese 2% "fahren lässt", herrscht noch eine Unklarheit. Diese sollte aus dem Weg geschaffen werden. Da bist aber DU gefordert ;)
Die Frage ist auch wie die Konsequenz konkret umsetzen?
Immer wieder anfragen? Die Halle nicht verlassen bis es klappt?
Etwas härter muss ich werden, sonst bin ich "Beifahrer" und werde ignoriert.
Was konkret kann ich da tun?
Das ist das, was ich meine, wenn man dranbleibt, ohne hart zu werden. Ich bestehe auf meiner Forderung, ohne dass ich mich dabei verspanne. Wenn es wirklich nötig ist, kann es schon sein, dass ich auch mal durchgreife, dies aber wirklich nur ganz kurz und nur dann, wenn ich wirklich nur noch Passagier bin. Dann sofort wieder weiterarbeiten als ob nix wäre.

Grundsätzlich gehe ich nach dem Prinzip: Was im Schritt nicht klappt, wird im Trab auch nicht klappen und im Galopp erst recht nicht. Und wenn ich erst 3 Wochen oder länger im Schritt arbeiten muss. DA muss ich die Unklarheiten ausräumen. Dann kann ich auch immer wieder in die vorherige Gangart zurückschalten, wenn es in der höheren Gangart nicht klappen sollte und kann wieder Ordnung herstellen.

Es ist halt sehr schwierig ein Rezept zu geben, wenn man nicht mal Reiter und Pferd kennt. Das kann je nach Situation wieder anders sein. Deshalb wäre es ja so wichtig, dass man von unten jemanden hat, der einem da die Sicht von aussen gibt. Es lohnt sich wirklich, sich nach einem guten RL umzuschauen. Ich kann es dir nur ans Herz legen.
Die Angst und Spannung nehm ich ihr ja nicht damit Übungen zu fordern...und ganz ablenken vom Geschehen ringsum lässt sie sich nicht.
Denke, da musst du deine Einstellung ändern. Doch du kannst. Diese Unsicherheit, Hilflosigkeit, auch etwas Resignation, die ich aus diesen Zeilen herauszuspüren glaube, spürt auch dein Pferd. Du musst vor deinem Pferd ganz klar sein. Auch wenn du mal etwas falsches forderst. Du darfst dir nicht im Zweifel darüber sein. Pferde verzeihen auch Fehler. Aber solche Pferde verzeihen keine Unsicherheiten.

Könnte es vielleicht helfen sie aus dieser Kopfhochposition zu bringen?
Quasi um die typische Panikhaltung gar nicht erst zu ermöglichen?
Als wir den Bogen mit dem ohne Hilfszügel longieren noch nicht raushatten, hab ich ihr Wiener reingeschnallt ins Halfter (nicht ins Gebiss), damit ging sie gut V/A.
Auch wenn ich sie selber nicht benutze, ich würde dir eher die Abkauübungen als Hilfszügel empfehlen. Bei Philippe Karl oder Bea Borelle gut erklärt. Damit kannst du das Pferd auch aktiv zu dir holen, Kopfposition ändern und in die Dehnungshaltung schicken. Die solltest du dir aber zeigen lassen, weil das nicht ganz einfach ist mit dem timing, finde ich, damit es auch gefühlvoll passiert.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Kita
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Beitrag von Kita »

So, gestern lief es schon viel besser.

Es waren zwar auch weniger Störgeräusche, und Pferdchen dem Anschein nach gut drauf, daher muss ich noch abwarten ob es dauerhaft so klappt, oder nur ein guter Tag war.
Auch waren wir nur im Schritt unterm Reiter unterwegs.

Erst hab ich longiert in allen 3 Gangarten und konsequent Aufmerksamkeit gefordert.

Dann von Anfang an unterm Sattel volle Konzentration (Pferd war ja schließlich schon aufgewärmt).

Ich hab mir kleine Tropfensporen angezogen, damit mein Schenkel nicht ignoriert wird, ich nur etwas das Bein drehen muss zwecks Sporeneinsatz bei Bedarf und ich auch vorsichtig sein muss und nicht aus Versehen ins Klemmen und Festmachen komme (hat gut funktioniert).

Hab dann ständig "ein Ohr bei mir" per innerem Schenkel eingefordert, versucht nur ganz wenig an den Zügeln zu machen und per Schenkel/ggf. Sporn Biegung eingefordert (dann senkt sie auch den Kopf in der Biegung in die Tiefe). Wir haben uns nur gebogen, auf gebogenen Linien, Kringeln und oder in Seitengängen bewegt.

Testereien (kamen nur sehr kleine vor) und "Mogeleien" hab ich versucht mit Humor zu sehen und drüber bewusst geschmunzelt und dann immer gesagt "das kannst Du aber besser, los wir probieren nochmal" (Stichwort: Konsequenz ohne Härte).

Dazu hab ich in mir beim Reiten so ein liebevolles Wärme-Beschützer-Gefühl versucht heraufzubeschwören und mir versucht vorzustellen ich wär ein schön stolz gerade sitzender Reiter unter dem sein Pferd nur so in schönster Manier in den Seitengängen fluppt.

War gestern ganz stolz auf mein Pferdchen und was es so kann, wenn es sich nicht damit beschäftigt Alternativpläne zu entwickeln.
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Jen
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Beitrag von Jen »

hey, das tönt doch schon vielversprechend! Toll! :jump1:
Liebe Grüesslis, Jen
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smilla
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Beitrag von smilla »

Prima! Behalte gleich das Gefühl von gestern im Kopf!
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Gentle
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Beitrag von Gentle »

Wenn ich jetzt mit meinem Parelliansatz komme, werde ich bestimmt von euch gleich wieder erschlagen. Aber gerade bei solchen Pferden wirkt es wirklich wunder. Sie lernen sich besser auf den Menschen zu konzentrieren. Laß sie ordentlich Arbeiten so richtig volle Konzentration und in der Ecke, wo sie sich nicht so wohlfühlt, gibt du ihr eine Pause. Und zwar so lange bis sie kaut, leckt und entspannt. Dann geht's weiter. Jedesmal wenn sie wieder lossprintet, gibt's wieder ordentlich Arbeit und in der gleichen Ecke oder dort in der Nähe ein Pause. Du kannst auch absteigen, wenn dir das lieber ist.
Kita
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Beitrag von Kita »

Es handelt sich ja nicht nur um eine Ecke...sondern um fast die ganze Halle.

Außerdem liest sich das für mich zu sehr nach Druck und Bestrafung und sowas kann die Kleine gar nicht ab.
Dieses Pferd kann man nur zwingen, wenn man sie vorher komplett brechen würde...

Und Pause in der Generatorecke bewirkt nur panisches Stehen (falls überhaupt möglich) Anspannung bis zum Platzen und früher (eher früher) oder später abhauen.

Selbst wenn man in der anderen Hallenhälfte sie stehen lässt, während und nachdem der Generator läuft und wieder Ruhe herrscht.
Sie steht da ungelogen 25 min (wenn amn sie lässt, hab es mal testweise ausprobiert) unter Hochspannung und zuckt durch den kompletten Körper beim kleinesten anderen Geräusch.
Immer mit Blick auf diese Ecke.

Das ist wirklich Angst um was es sich da handelt und zu bewältigen gilt.

Bei einem Pferd, das büffelt oder "normal" ist und eine Ecke eben nicht so mag, geb ich Dir recht, da funktioniert das "erst recht in der Ecke arbeiten".
Aber das würde ich eh als Standardlösung sehen, die man als Reiter im Repertoire hat.
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SandraMaria
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Beitrag von SandraMaria »

hallo zusammen, hab jetzt den ganzen Thread mitgelesen und vielleicht kann ich ja auch noch einen Tip geben, das ganze kenn ich auch nur zu gut von mir.... :D

Wenn mein Mann mit mir und Pferdi im Gelände zu Fuß unterwegs ist, dann ist mein "kleiner" nie hupfig....weil ich völlig ruhig bin und weiss sollte was sein hab ich noch zwei starke Zusatzarme....kaum geh ich alleine Spazieren haben wir Chaos.... kommt wohl davon, dass ich wirklich auch schon nicht so locker flockig alleine mit dem Pferd raus gehe....

also denke ich is viel Kopfsache und hat was mit Erwartungshaltung zu tun...schwer raus zu bekommen, geht aber bei entsprechendem "Training" wie bereits angesprochen....

wenn ich im Roundpen oder Platz/Halle deartige Probleme habe dann arbeite ich immer gerne mit der Dual-Aktivierung bzw. einfach ausgedrückt mit Pylonen und Flexi-Stangen....das funktioniert immer, weil ich dann so darauf konzentriert bin die Aufgabe zu bewältigen, dass ich mich auf deartige Ableknungsmanöver meines Pferdes nicht einlasse....wenn man dann konsequent bei der Übung ist....dann läuft es bald umgekehrt...

denn dann hab ich das Pferd am "Wickel" und nicht mich das Pferd....wie gesagt funktioniert bei mir zumindest immer.... und wenn Pferdi dann einsieht, dass es keinen Sinn macht den da oben abzulenken, dann geht's auch bald ohne mentale Stütze....

Auf alle Fälle drück ich dir die Daumen dass es mit deiner positiven Erfahrung und einer neuen Einstellung nur noch Berg auf geht.

LG
Sandra

P.S. ach ja zur "Panik-Ecke", ich würd mein Pferd ab und an einfach mal mit nem dicken Futtereimer mit Karotten/Äfpel oder so mitten in die Halle stellen, sie dort den Eimer lehren lassen und die Halle wieder verlassen und an diesem Tag die Halle auch nicht mehr betreten sondern vielleicht ausreiten oder das ganze vielleicht nach dem Ausreiten so praktizieren.... probiers einfach mal und schau was passiert....
....man wirft doch nicht ein ganzes Leben weg, nur weil es ein bischen beschädigt ist!!!! (aus Seabisquit)

die bitterste und gleichwohl die heilsamste Medizin ist SELBSTERKENNTNIS !!!
Caleb
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Beitrag von Caleb »

Hallo Kita,

besteht dein Problem noch oder hast du es gelöst?
Kita
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Beitrag von Kita »

Hm, neuer Stall (aus anderen Gründen), keine Halle mehr...
Reiten auf dem Platz ist ok...

Schätze zu o.g. Problem haben mehrere Aspekte geführt...damalige Haltungsform...dadurch...die exremen Störgeräusche dieser speziellen Halle.
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