Reiten nach BB/ nur Schritt??

Rund um die klassische Reitkunst

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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Hier http://www.reitkunst-erleben.de/index.p ... -uns/kraki gibt es einige Infos zu dem Isländer in dem Video. Weiss jetzt nicht, ob bei einem Pferd mit einem Knieschaden ein "Vorwärts zack, da muss es durch" unbedingt das Mittel der Wahl gewesen wäre, auch wenn ein solches Vorgehen bei einem anderen Pferd ja durchaus angemessen sein kann.
Ein Weg, der bei einem Pferd hilft, kann bei einem anderen kontraproduktiv wirken. Einer der Gründe, warum ich die BB-Reitlehrerin wählte, war folgende Beobachtung bei uns im Stall: Ich ritt da ein paar Mal ein Pony, das in einem Affenzahn einen Hang hinauf traben konnte, was sich anfühlte wie ein Ritt auf einem Presslufthammer. Dabei war es so schief, dass ich dachte, die Bügelriemen seien nicht gleich lang. Ein Jahr später sah ich das Pony bei besagter Lehrerin im Unterricht, und es trabte ruhig und rhythmisch auf einem Zirkel, und da dachte ich mir, bei der muss ich mal eine Probestunde nehmen.
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Vielleicht habe ich ja die Intention der Beitrages falsch verstanden, der die letzten Beiträge hier ausgelöst hat.? Ich hatte es so verstanden, dass gefragt wurde, was das in dem Clip ist - sprich der an der angegebenen Stelle diagonalisierte Schritt. Schulterzuck.

Das habe ich versucht zu erklären. Ich wollte mitnichten die müßige Diskussion zum Thema ( Achtung sarkastischer Schähärz!) : "Akademisches Reiten ist Sch..." , oder: " Weshalb ist die Skala der Ausbildung das einzig Richtige und warum sind alle Exoten zu dumm, das zu verstehen..." lostreten.
Auch wollte ich nicht schon wieder die Sportreiterei abwatschen, mein Beispiel diente lediglich dafür zu verdeutlichen, warum und in welchem Fall ( nämlich dem, eines groß übersetzten, vorlastigen losen Pferdes, wie es die heutige Sportpferdezucht häufig produziert) das Diagonalisieren des Schrittes dienlich sein kann.

Die Punkte der SdA sind wichtige und -auch nach meinem Dafürhalten- notwendige Ausbildungsergebnisse, die es anzustreben gilt, aber es sind Ergebnisse von Ausbildung, keine Mittel.
Das Diagonalisieren des Schrittes Hingegen ist ein Ausbildungsmittel- eine Maßnahme, um Einfluss auf ein Pferd und dessen Bewegung nehmen zu können. Äpfel und Birnen... :wink:
Eigne ich mir nun das Wissen und können um ein solches Mittel an, habe ich u.U. eine weitere Technik in meinem Köfferchen, um die Punkte der SdA zu bekommen- eines bessere Voraussetzung, sie erreichen zu können . Vielleicht nur bei bestimmten "Spezialfällen"- möglich, aber das macht es für mich persönlich nicht weniger interessant.

Somit ist die gezeigte Übung für mich in keiner Weise ein Widerspruch dazu, die SdA anzustreben. Sie zeigt ein Mittel und kein anzustrebendes Ergebnis. Und selbstverständlich kann man dieses Mittel auch besser oder anders ausarbeiten.
Das ändert aber nichts daran, das das Wissen um die Technik des Diagonalisieren des Schrittes interessant, hilfreich und wissenswert ist.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Guten Morgen,
vielleicht hilft es ein wenig, wenn wir auf die ursprüngliche Frage zurückkommen, aus der sich die ganze Debatte entwickelt hat:
„Obwohl am Boden als auch unter dem Reiter gibt es die Sequenzen "Zwischen den Hilfen den Takt im Schritt und Trab verbessern". Was zeigt der Isi da ab ca. 4:50 für eine Gangart? Viertakttrab? Ich kann ehrlich gesagt nicht wirklich verstehen, wie mit dieser Arbeit der Takt verbessert wird? “
Darauf habe ich mich bezogen – hatte ich auch geschrieben – und nein: ich sehe da eben keinerlei Diagonalieren des Schritts. Die würde ich übrigens auch nicht sehen, wenn Doma Vaquera anstatt NACH der SdA reiten würde. Das NAH steht da extra Versalien, weil es impliziert, dass sie kein AusbildungsMITTEL ist, sondern eine Richtschnur (also könnten wir diesen Punkt der Diskussion ja dann vielleicht dann endlich mal auslassen, breitgrinst :P :P :P ).
Und wenn Du da halt Diagonalisieren des Schritts siehst, und die Fähigkeit von Pferd und Reiter, diese Übung auch nur im Ansatz korrekt zu zeigen – dann sehen wir da nun mal etwas komplett anderes. Und jaa: Mir ist der Nutzen dieser Übung durchaus bewusst, ich weiß aber auch um die Voraussetzungen, die dafür erfüllt sein sollten. Davon sehe ich hier genau null.
Abschließend: Nö, es geht mir hier nicht darum, zu schreiben, die Akademische RW ist sch***. Dann hätte ich genau das nämlich getan. Es geht mir um dieses Video und um die oben genannte Frage.
@ Gawan: ”Weiss jetzt nicht, ob bei einem Pferd mit einem Knieschaden ein "Vorwärts zack, da muss es durch" unbedingt das Mittel der Wahl gewesen wäre, auch wenn ein solches Vorgehen bei einem anderen Pferd ja durchaus angemessen sein kann. “ Woher nimmst Du diese Idee? Mein Beispiel von gestern bezog sich einzig und allein auf ein Pferd – auf meinen Braunen nämlich. Bei meinem Schimmel wäre ich z.B. nicht so vorgegangen.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
sinsa
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Beitrag von sinsa »

OK, für alle die nicht so gerne alles lesen wiederhole ich ja gerne nochmal:
Es geht um ein Videound nicht um Personen oder Reitweisen :roll:

Ansonsten hat ja nun Gawan das Rätsel gelöst, was genau man da sieht, nämlich ein Pferd das körperlich nicht in der Lage ist, die ihm gestellte Aufgabe zu erfüllen. Das erklärt dann sowohl den Schweifpropeller bzw. warum keine Zwanglosigkeit erreicht wird und es erklärt, warum das Pferd (nennen wir es freundlich) Beinsalat statt Diagonale zeigt.
Damit ist es dann auch endgültig völlig Wurst, nach welcher Reitweise hier irgendwas zu sehen ist.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich finde den Namen der Reiterin sensationell.

Meine weltbeste Pferdephysio/osteopathin sagt, dass sie eine Menge "nach BB/nach Penquitt" gerittene Pferde in Behandlung hat, die alle mehr oder minder schwere Knieprobleme haben. Ihrer Meinung nach kommt das durch das untertourige Reiten und die extreme Konzentration auf Seitengänge, was beides die Knie stark verschleißt. Dies nur mal zu der Frage, welche Art der Arbeit für ein Pferd mit Knieschaden sinnvoll ist.
Vignir

Beitrag von Vignir »

Danke Cubano und s&p :wink: . Ich wollte natürlich keine Reitweise "bashen", sondern wirklich nur wissen, was exakt diese Arbeit bewirken soll, weil ich ehrlich gesagt ebenfalls kein losgelassenes Pferd sehe, das "vor Glück nur so strotzt". Da ich selbst Isländer besitze, ist mir der Gangsalat natürlich nicht fremd, den sie produzieren können und ich wundere mich einfach nur, wie ausgerechnet diese Arbeit hilft, den Takt zu verbessern.

Grundsätzlich finde ich schon, daß viele Wege nach Rom führen und am Ende wird verglichen. Trotzdem finde ich diesen Weg doch recht seltsam, für mich persönlich ist es eben mehr Reitkunst und weniger Reiten. :wink:

Das von Dir verlinkte Video, Gawan, in dem anfangs der Lusi und anschließend der Isi gezeigt wird, hatte ich auch schon gesehen und festgestellt, daß der Isi auch traben kann, wenn man ihn läßt! :P Allerdings finde ich beide Pferde doch bedenklich fett und sie sollten dringend abspecken. Den Lusi hatte ich anfangs für ne trächtige Stute gehalten...
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Vignir hat geschrieben:Danke Cubano und s&p :wink: . Ich wollte natürlich keine Reitweise "bashen", sondern wirklich nur wissen, was exakt diese Arbeit bewirken soll, weil ich ehrlich gesagt ebenfalls kein losgelassenes Pferd sehe, das "vor Glück nur so strotzt". Da ich selbst Isländer besitze, ist mir der Gangsalat natürlich nicht fremd, den sie produzieren können und ich wundere mich einfach nur, wie ausgerechnet diese Arbeit hilft, den Takt zu verbessern.
Na ja, ein losgelassenes Pferd und eines , das vor Glück nur so strotzt, kann man da ja auch nun wirklich nicht sehen :wink: . Man sieht eines, was sich müht, was sich sogar sehr müht.
Man sieht eines, das sich müht, die Aufgabenstellung "diagonale Zweibeinstütze ohne Schwungimpuls" zu lösen zu versuchen. Das dabei sehr viel Energie aufwendet und ab und an den Schwungimpuls anbietet und daher hüpft . Das ist eine Art des Umganges mit dem Diagagonalisieren des Schrittes. Ob man sich mit dieser Ausführung zufrieden gibt ist Ansichtssache, aber man sieht, den Weg.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Ich finde den Namen der Reiterin sensationell.

Meine weltbeste Pferdephysio/osteopathin sagt, dass sie eine Menge "nach BB/nach Penquitt" gerittene Pferde in Behandlung hat, die alle mehr oder minder schwere Knieprobleme haben. Ihrer Meinung nach kommt das durch das untertourige Reiten und die extreme Konzentration auf Seitengänge, was beides die Knie stark verschleißt. Dies nur mal zu der Frage, welche Art der Arbeit für ein Pferd mit Knieschaden sinnvoll ist.
BB und Penquitt sind ja nun wirklich zwei Paar Schuh, was bei "Penquitt" so verschleißt, ist die Dynamik, mit der Schwerbewegungen geritten werden- DAS kann man ja nun den Akademikern wahrlich NICHT vorwerfen ... :wink:
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

saltandpepper hat geschrieben: BB und Penquitt sind ja nun wirklich zwei Paar Schuh, was bei "Penquitt" so verschleißt, ist die Dynamik, mit der Schwerbewegungen geritten werden- DAS kann man ja nun den Akademikern wahrlich NICHT vorwerfen ... :wink:
??? :kopfkratz:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Scherbewegungen?

Äh, also ich weiß ja nicht, von welchem Penquitt du sprichst, aber bei meinem (bei dem ich einige Jahre Unterricht hatte!) wurde genau so geritten wie bei den Akademikern, nämlich stets ausgesessen, im "Jog", also sehr langsamem, schwunglosem Trab, überstellt und überbogen und deutlich mehr in Seitengängen als geradeaus.
Donna
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Beitrag von Donna »

Gerlinde Schnaparell? Oder wie heisst sie?Die Frau mit dem Schimmel ,die Handarbeit macht?Gawan hat sie verlinkt,der Film beginnt mit Reinfuehren und Putzen?Dieses Pferd hat Schmerzen ,das Bein sackt fast weg,dieses Pferd gehoert entweder auskuriert oder Gnadenbrot.Hier oeffentlich aufzutreten,also Lehrfilme zu drehen ist Tierschutzrelevant.Ich denk ich rufe die Frau an und sage ihr genau das!Ich weiss Gawan ging es um den Isi,in dem Clip ,ja er
springt im Galopp nicht durch und wenn ich mir die Arbeit mit ihm an der Hand ansehe vermute ich woran das liegt ,aber insg. harmonisch geritten der Gesamteindruck und keinesfalls schleppend,die Handarbeit mit steifer Hinterhand aber freundlich und geschickt mit sehr gutwilligen Isi ist zumindest nicht tierschutzrelaevant
Zuletzt geändert von Donna am Mo, 27. Apr 2015 08:07, insgesamt 2-mal geändert.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Kiruna Karmina hat geschrieben:
saltandpepper hat geschrieben: BB und Penquitt sind ja nun wirklich zwei Paar Schuh, was bei "Penquitt" so verschleißt, ist die Dynamik, mit der Schwerbewegungen geritten werden- DAS kann man ja nun den Akademikern wahrlich NICHT vorwerfen ... :wink:
??? :kopfkratz:
:oops: :oops: :lol: jep, Scherbewegungen :lol:
ich habe das viele Seitwärts mit viel Dynamik erlebt, Rapunzel, nix Jog- vielleicht eine andere Epoche... :wink:
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Also, beim Onkel Penquitt selbst war nix mit Dynamik, vielleicht war das irgendein Schüler? Ist ja auch egal.
grisu
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Beitrag von grisu »

Stimmt, das war die absolute Schlurf- und Seitwärtskrebs-Fraktion, davon gabs vor ein paar Jahren jede Menge. Irgendwie ist das gar nicht mehr aktuell - wo sind die alle hin?

Die Faszination war ja scheinbar, dass man auch Seitengänge reiten kann, wenn man eigentlich noch nicht mal einigermaßen sitzen kann - daher kam der Schlurftrab wohl auch so gut an.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Die Penquitt-Hoch-Zeit ist 20 Jahre her. Ich denke, die meisten haben so wie ich irgendwann man geschnallt, dass das doch nicht so ganz das Wahre ist.
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