Die perfekte Weide

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

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knowi
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Die perfekte Weide

Beitrag von knowi »

Der Pegasusartikel hat mich ehrlich gesagt das erste Mal so richtig zum Nachdenken gebracht :oops: Bisher fand ich große weiden mit hohem saftigen Gras einfach immer prima, ohne mir große Gedanken darüber zu machen was da eigentlich wächst.
Jetzt habe ich mich in meiner Umgebung mal genauer umgesehen, fast überall wächst deutsches Weidelgras, immer wieder Disteln, Klee und Sauerampfer. Auch alle anderen Weiden, die ich bisher gesehen habe waren ähnlich bewachsen. Ich habe mir vorgenommen bei der nächsten Stallsuche mehr darauf zu achten, aber gibt es das häufig? Eine "perfekte Weide"? Was wächst bei Euch und wie sieht Euer Weidemanagment aus bzw. was macht ihr, wenn ihr eben keine optimale Weide habt?

Liebe Grüße!
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Leider gibt es nur selten eine richtig gute Weide :cry:
Besonders hier: quadratisch praktisch gut und mit Saftgras, Sauerampfer und Hahnenfuß bewachsen ohne Bäume...

Perfekte Weide habe ich in Frankreich und der Schweiz kennengelernt:

Frankreich: Mega groß mit einem kleinen Wäldchen und Fluss

Schweiz: mittlere Größe, bergig

Bei beiden Weiden wuchsen viele Kräuter und verschiedene Grassorten.
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Bei uns ist es ähnlich bei Sunknúni. Wir haben Portionsweide, die täglich weitergesteckt und vor allem gründlich abgeäppelt wird. Sonst wird die Weide aber nicht (mehr) gepflegt. Früher wurden im Herbst Gailstellen abgemäht und der Boden gekalkt, im Frühjahr entweder nachgesäht oder gedüngt (bin mir nicht mehr so sicher, was der Bauer genau auf der Weide verteilt hat). Aus unerfindlichen Gründen wird das seit einigen Jahren nicht mehr gemacht :?
Die Pferde fressen alles ratzekahl ab, egal ob Gras, Diesteln oder Hahnenfuß. Die Weide sieht den ganzen Sommer aus wie rasiert!

Das Gegenteil kenne ich aus der Zeit davor, als mein Pferd noch "Privat" stand: Die Pferde kommen im Frühjahr auf eine eingezäunte Wiese, meist keine spezielle Weide, sondern z.B. ein Baumstück oder Brachland. Ist das weitgehend abgegrast, kommen sie einfach auf eine neue Weide. Abgeäppelt oder sonstwie gepflegt wird die Weide dabei nicht aber sie wird frühestens im nächsten Jahr wieder beweidet. Die Grasqualität ist hierbei sehr unterschiedlich aber die Pferde fressen hoch selektiv, weil sie Gras im Überfluss haben.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Wäre jemand von Euch so lieb und könnte mir den Pegasus-Artikel einscannen und zumailen? *liebguck*

Ich war Ende April auf einem Seminar "Weidemanagement für Pferdehalter"; mein Kursbericht liegt grad noch bei Sabine und dürfte demnächst hier veröffentlicht werden. Genau dort wurde dieser Bericht auch kurz angesprochen - und hinsichtlich der Weidelgras-Problematik für unsinnig erklärt. Ich kenne den Artikel wie gesagt nicht, würde mich aber mal interessieren, zumal ich auch bei Dr. Vaselow schon auf einem Seminar war. :wink:

Zur "perfekten Weide": die gibt es nicht. Da muß schon Land und Pferd zusammenpassen (Araber oder Isis auf unseren fetten, deutschen Kuhweiden...?). Mein Standpunkt ist zwischenzeitlich der:

Man muß aus den eigenen Gegebenheiten das beste herausholen und damit zufrieden sein.

Wir werden hier rund um Karlsruhe eben z. B. keine Kalkmagerweiden hinkriegen. Ebenso ist den meisten Pferdehaltern in Deutschland keine extensive Weidehaltung möglich - wobei auch die bei falschem Handling ihre Tücken haben kann.

Wir haben unseren halben Hektar Weide durch Unwissenheit auch ziemlich verkommen lassen. :( Da wächst auch Hahnenfuß munter vor sich hin. Nun mache ich mich seit einem Jahr durch Bücher und Seminare schlau - wobei sich, wie der Pegasus-Artikel und mein letztes Weideseminar, also Dr. Vanselow contra Dr. Elsässer zeigen, auch hier mal wieder die Geister scheiden. :wink:

Wie managen unseren halben Hektar nun wie folgt:
- Weide sind in Umtriebsweiden geteilt (bislang drei, nächstes Jahr machen wir vier draus, um den Besatz besser an den Grasaufwuchs anpassen zu können, s. u.)
- täglich abäppeln (machen wir allerdings schon immer so)
- im Frühjahr abschleppen
- den Pferdebesatz, also die Weidenutzung, dem Grasaufwuchs anpassen: im zeitigen Frühjahr so früh raus wie möglich (Grashöhe: 20 cm), da da noch viel wächst, ab Juli/August dann den Besatz verringern. Grundsatz: kurze Beweidung - lange Ruhezeit.
- nachdem jede Weide abgefressen ist, wird sie abgemäht, durchlüftet, dann umgehend nachgesät (Regen vorausgesetzt) und gedüngt.
- im Herbst Bodenprobe nehmen, um die Düngung wieder anzupassen.
- nach Weideabtrieb nochmals alles gründlich runtermähen und nochmals nachsäen - auch mit Deutschem Weidelgras, weil ich eine trittsichere Narbe haben möchte.

Von Portionsweide halte ich übrigens nicht sehr viel, weil sie dem Bewegungsdrang der Pferde nicht optimal nachkommt und der Vertritt höher ist.

Ich kann auch jedem nur empfehlen, sich mal das Gräserbuch von Parey (kostet ca. 10,00 EUR) und/oder ein Buch à la "Was wächst denn da?" von Cosmos oder so zu holen und damit mal über die Weide zu robben. :lol: Hab ich schon gemacht - die Nachbarn haben recht komisch geguckt.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Portionsweiden in dem Sinne haben wir nicht. Sie sind auch nicht super klein, aber mir kann es nicht groß genug sein :)

Es sind 4 Weide und 2 Pferdeherden. So können sich immer 2 Weiden ausruhen, während die anderen benutzt werden. Abgeäppelt wird fast täglich und so weit ich weiß macht der Bauer immer wieder was (Düngen, etc.?). Sauerampfer müsste man halt immer gut ausrupfen (mitsamt Wurzel - dies mussten wir in der Schweiz immer machen), da er sonst überhand nimmt.
heike61
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Beitrag von heike61 »

hallo tanja,

ich kann nur faxen, scannen :shock: :shock: ,ich computer-depp.


der artikel ist sehr gut, zeigt er doch auf, dass einiges machbar ist, wenn grundwissen über "haltung" auch unter fortbildung fällt.
u.a. wurde der pensionsbetrieb von S.Dehe vorgestellt.


die "perfekte weide" richtet sich immer nach den örtlichen gegebenheiten und dem jeweiligen pferdebestand. daher ist es auch so schwer online einen pauschalen rat zu geben.


wir selbst tendieren bei unserem weidemanagement zum "heu am stengel", dies kann ich jedoch nur realisieren, weil ich ab nächstem jahr noch flächen zur beweidung hinzunehme..........


was ich mir wünsche:
kritische pferdehalter, die auch in der pensionshaltung darauf bestehen, dass der bewuchs, den bedürfnissen der pferde angepasst wird (soweit als möglich)




gruß
heike

ps. erwarte mit spannung den bericht.
Wenn du weitergehst, ändert sich deine Perspektive!
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chica
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Beitrag von chica »

LG Ines
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Rinchen
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Beitrag von Rinchen »

heike61 hat geschrieben:
was ich mir wünsche:
kritische pferdehalter, die auch in der pensionshaltung darauf bestehen, dass der bewuchs, den bedürfnissen der pferde angepasst wird (soweit als möglich)
Nun, wenn man aber genauso ein kritischer Pferdehalter ist, ist das meist nicht das Einzige, auf was man Wert legt in einem Stall und was evtl. bemängelt wird, und nicht jeder SB steht darauf, auch noch von einem Pferdebesitzer gesagt zu bekommen, dass er sein Weidemanagement anders machen muss. :?
Als kritischer Pferdebesitzer hat man es schwer und wird sowieso meist Kompromisse eingehen müssen.
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Mikalaya
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Beitrag von Mikalaya »

Ich finde unsere Weiden an den örtlichen Gegebenheiten gemessen schon ziemlich gut.
Baumbestand, große Flächen, i.d.R. ungedüngt (Moorrandgebiet, da wächst genug..), geringer Besatz (6-10Pferde auf über 20ha) und relativ mageres Gras (mein Pony verfettet erstaunlicherweise nicht, trotz 24std Weide)

Ein wenig Hahnenfuß wächst, aber da rechtzeitig umgeweidet wird + von den Weiden kein Heu gewonnen wird ist der unproblematisch.

Kurz nach dem Weideauftrieb sah das so aus:
http://i177.photobucket.com/albums/w209 ... 2120-9.jpg
http://i177.photobucket.com/albums/w209 ... 2028-6.jpg

Mittlerweile sind sie auf dem nächsten Stück, da steht das Gras schon schön bis zum Bauch ;)
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