nur noch ein Auge, wie geht man damit um?

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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Nicole77
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nur noch ein Auge, wie geht man damit um?

Beitrag von Nicole77 »

Hallo,

mein Pferd hat sich am letzten Wochenende eine derart schlimme Augenverletzung zugezogen, dass das rechte Auge entfernt werden musste. Hat jemand von euch Erfahrung damit? Was kann ich tun, damit wir beide gut zurecht kommen? Er ist zurzeit noch in der Klinik, kommt aber wahrscheinlich Ende der Woche nach Hause. Er lebt normalerweise in einer 7-Männer-WG in einem Offenstall. Ich kann ihn aber zunächst einzeln stellen. Habt ihr noch Tipps, wie man da am besten vorgeht?

Vielen Dank.
Lieben Gruß
Nicole
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Eine Bekannte hat ein Pferd, dass auf einem Auge so gut wie blind aufgrund eines Unfalles.

Das Pferd kommt damit super zurecht! Hat paar Wochen gedauert und nun merkt man ihr nichts mehr an.

Ich denke, dein Pferd wird sich auch bald mit nur einem Auge zurechtfinden. Sie gewöhnen sich relativ schnell daran und kompensieren diese Schwäche.
Julia
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Beitrag von Julia »

Ich denke das erfordert viel Feingefühl von Dir. Ich kenne ein Pferd, das tut so, als wäre nichts :wink: aber auch eines, das z.B. nicht mehr mit Trense geritten werden mag (warum das auch immer ...) und z.B. immer erst angesprochen werden möchte wenn man auf die blinde Seite kommt. Aber grundsätzlich ist es sicher erstmal nach der Phase der Gewöhnung kein Problem. Laß ihm ein wenig Zeit und dann wird das schon. Achte darauf, was er mag und was nicht und vielleicht hilft es Gräusche die er nicht sehen aber hören kann zu erklären, einfach Deine Stimme als Auge hergeben, schafft Vertrauen und gibt bestimmt auch Dir Sicherheit...
Ihr schafft das schon.. :D
Liebe Grüße, Julia
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ein Freund von mir hatte mal einen Hengst, der auf einem Auge blind war. Er ist mit ihm erfolgreich bis L-Springen gegangen. Ich denke, die Pferde gewöhnen sich schnell daran. Auch mit seinen Kumpels wird es hoffentlich keine Probleme geben, aber ich würde ihn in der ersten Zeit einfach mal beobachten.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Bei Novaja im Offenstall steht ein Pferd, das auch nur ein Auge hat. Das andere mußte ihm aufgrund einer Krankheit kurz nach dem Umzug in den Stall entfernt werden. Obwohl die Gruppe recht groß ist (zwischen 20-25 Pferden, je nachdem wieviele Einsteller) und er relativ rangnieder ist, kommt er gut klar. Die anderen Pferde behandeln ihn ganz "normal" er benimmt sich auch so.
Liebe Grüße
Susanne
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"Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind."
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ich kenne auch drei Pferde die nur mit einem Auge durchs Leben kommen müssen.
Zwei kommen sehr gut damit zurecht und eines nicht.
Teilweise denke ich spielt auch die Einstellung des Besitzers eine Rolle. Ob Zufall oder nicht, aber die Besitzer der Pferde die gut zurecht kommen gehen ganz selbstverständlich damit um und die Besitzer des schwierigen Pferdes machen aus jeder Situation ein Problem.
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Hadriana
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Beitrag von Hadriana »

Meine Stute ist seit ihrem fünften Lebensjahr auf dem linken Auge blind. Sie kommt eigentlich sehr gut zurecht. Beim Reiten und Longieren geht sie ungern links herum, wenn sie aufgeregt ist. Ist sie entspannt, merkt man keinen Unterschied.
lalala

Beitrag von lalala »

Pferd und Mensch gewöhnen sich daran - wir haben das ja auch gerade hinter uns....

Anfangs haben wir sehr darauf geachtet die Stute immer anzusprechen (weil sie eh ein loses Hinterbein hat), sie nicht im größten Trubel zu reiten usw. Nach und nach haben wir den Schwierigkeitsgrad erhöht und heute geht sie ganz normal ins Gelände, springt und kommt auch im Turniertrubel bestens zurecht und sie steht ganz normal in der Herde draussen und ist immer noch Chefin der Herde.

Einzig beim longieren auf dem Platz und wenn man sie dort freispringen lassen will, merkt man das sie sich an der luftigen Umzäunung nicht gut orientieren kann und ab und an mal den Kopf etwas schief hält.
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Ich kenne mindestens fünf Pferde, die auf einem Auge blind sind. Und keins davon hat Probleme. Sie kommen hervorragend damit klar, auch in der Herde und bei der normalen täglichen Arbeit. Ich denke, es ist wichtig, die Problematik in den ersten Wochen zu berücksichtigen aber möglichst schnell zu Alltag zurück zu kehren. Die anderen Pferde nehmen auf die blinde Seite auch keine Rücksicht und trotzdem klappt es in der Herde. Ich will damit nicht sagen, dass man die Thematik nicht bedenken soll, wenn man mit dem Pferd umgeht. Aber in Watte packen bringt auch nichts, das verunsichert das Pferd nur noch mehr. Besser, dem Pferd vorleben, dass der Zustand ab jetzt völlig normal ist - schließlich wird er sich für dich und das Pferd ja auch nicht mehr ändern.
fifill
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Beitrag von fifill »

Wie meine Vorredner schon gesagt haben, haben die wenigsten Pferde damit Probleme.
Ich hab bei halbblinden Pferden immer darauf geachtet, sie anzusprechen, wenn ich mich ihnen von der blinden Seite genähert hab und vermehrt Stimmkommandos zu geben z.b. beim Führen auf der blinden Seite u.ä. Der sonstige Umgang ist so normal wie mit jedem anderen Pferd.
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Nicole77
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Beitrag von Nicole77 »

Hallo,

vielen lieben Dank für eure Antworten. So viel positiver Zuspruch tut gut. Nach meinem heutigen Besuch in der Klinik, habe ich auch schon ein viel besseres Gefühl. :D
Lieben Gruß
Nicole
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fraumelzer
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Beitrag von fraumelzer »

Hallo.
Der Araber einer Freundin ist auch auf einem Auge blind. Er hat gut gelernt damit umzugehen. Wenn man auf der Seite steht, wo er nichts sieht, muss man eben mehr mit ihm reden - z.B. bevor man ihn anfasst.
Reittechnisch macht es eigentlich gar keinen Unterschied, außer er reitet in der Gruppe aus. Da ist er ein bisschen unsicher, wenn neben ihm (auf der blinden Seite) ein Pferd ist.
Im Offenstall hatte er in der großen Gruppe irgendwann zu viel Streß. Er ist ziemlich rangniedrig. Aber seitdem er in eine kleinere Gruppe (5 Pferde) gewechselt hat ist das auch okay.
Ich denke es kommt sehr auf die Gruppe und das Pferd selbst an.
Also nur Mut. Ihr packt das! :D
Gruß, Anja
Die Dressur ist für das Pferd da, nicht das Pferd für die Dressur.
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Paso
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Beitrag von Paso »

Bei unserem letzen Distanzritt habe ich mich an eine Gruppe angeschlossen, in der ein einäugiges Pferd dabei war: es lief problemlos die 50km durch und kam auch mit der Wettkampfsituation (Massenstart, Tierarztkontrollen...) so gut zurecht, dass ich es lange nicht bemerkt habe.

Auf der "blinden Seite" lief die meiste Zeit sein Kumpel schräg vor ihm und hat ihm so noch zusätzlich Sicherheit gegeben, vielleicht ist das auch für den Anfang was für euch?
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Es hat auf jeden Fall viel mit Vertrauen zwischen Pferd und Reiter zu tun. Wenn das nicht soo doll ausgeprägt ist, werden gemeinsame Ausritte u.U. lustig ;) Meine frühere RB-Stute war auf einem Auge blind: Das brachte mich so manches Mal in nicht so ganz zweckmäßige Positionen auf dem Pferderücken bzw. -hals 8)

Andererseits war im letzten Herbst eine Reiterin bei uns auf dem Hoffest, die mit ihrer fast völlig blinden Stute (wahrscheinlich erkennt sie noch Helligkeitsunterschiede) immerhin den Trail gewonnen hat. Beide reiten auch aus, ins Gelände, und traben und galoppieren dort auch :shock: :D
Es ist schon sehr bemerkenswert, wie sehr die beiden einander vertrauen!
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
FNB
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Beitrag von FNB »

Hi! Wir haben ein frisch halb erblindetes (auch durch Augen - OP) Pferdchen sogar im Showteam.

Nach anfänglichen Bedenken hat kein Mensch auf der EOA gemerkt, dass das Pferd halbblind ist. Stört sie überhaupt nicht, nur auf "Ecken" und ihren Körperumfang muss man ein bißchen achten.

Keine Bange und Viel Mut weiterhin!!!
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