Schiefe an der Longe korrigieren

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Wolke

Schiefe an der Longe korrigieren

Beitrag von Wolke »

Linda läuft besonders linksrum sehr schief. Die Hinterhand ist zu weit innen und sie fällt auf die linke Schulter. Beim Reiten gelingt es mir, sie etwas geradezurichten, an der Longe stehe ich dem Problem relativ hilflos gegenüber. Was tu ich da am besten?
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Medora
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Beitrag von Medora »

Na, das ist ja das "Spezialgebiet" meiner Reitlehrerin :D und genau daran habe ich selbst die letzten Wochen intensiv gearbeitet.

Hast Du schon mal was von der "Schiefentherapie" nach Schöneich gehört? Da geht es genau darum, auf gebogenen Linien ein spuriges Laufen zu erarbeiten. Meine Reitlehrerin hat die Grundprinzipien dieses Ansatzes weiterentwickelt und wir gehen da jetzt so vor:

Du arbeitest zunächst auf ganz kleinen Kreisen (Volten) und beginnst in einem sehr langsamen Tempo. Immer wieder wird das Pferd durch touchieren der Schulter und leichtes Überstellen an die Stelung und Biegung erinnert. Sie begreifen auf den kleinen Kreisen sehr schnell, was man will. Wahlweise kann man auch mit der Doppellonge arbeiten.

Schau mal hier in mein Tagebuch - etwas weiter unten siehst Du eine kleine Fotostrecke, wo wir genau dieses Problem behandeln.

Tatsächlich ist es gar nicht so leicht, das alles in der Kürze anschaulich zu vermitteln, aber vielleicht bekommst Du eine Idee davon?

Medora
Wolke

Beitrag von Wolke »

Ja, von Schöneich habe ich schon gehört. Ich habe auch ein Buch von ihm über die Schiefentherapie gelesen, aber so wirklich verstanden, was man da nun genau macht, habe ich nicht. Das Problem ist, wenn ich sie links mehr biege, wird sie nur noch schiefer. Sie läuft dann über die rechte Schulter weg. Am liebsten würd ich die Hinterhand raustreiben, aber das funktioniert nicht. Sie wird dann einfach schneller. Da knorzen wir noch bei der Vorhandwendung und dem Übertretenlassen aus dem Halten herum.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Der Clou ist die äußere Begrenzung auf einem wirklich kleinen Kreis. Dann nämlich kann sie ruhig erst einmal auf die äußere Schulter fallen - sie kann ja nicht aus dem Kreis ausbrechen. Sie lernt so aber die Stellung nach innen nicht darüber zu lösen, nach außen auszubrechen, sondern sie fängt an, sich selbst zu biegen. Sie müssen einfach nur verstehen, wie sie das Dilemma lösen können - und genau dafür ist ein begrenzter kleiner Kreis einfach gold wert!

Medora
Wolke

Beitrag von Wolke »

D. h. ich muss dort, wo die Bande fehlt irgendwas aufstellen, um den Kreis von aussen her zu begrenzen, richtig? Wie gross sind die Kreise etwa? Und wie lange wird das so gemacht? Würde ja gerne einen Kurs besuchen, aber da es nicht mein eigenes Pferd ist, kommt das leider eher nicht in Frage.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Also, Babette macht das ja nicht strikt nach Schöneich, sondern hat ihr eigenes Ding draus gemacht. Deshalb kann ich nur sagen, wie ich es von ihr gelernt habe.

Der Kreis, auf dem wir begonnen haben, ist wirklich klein - mir fällt schätzen schwer, aber ich würde sagen eine große Volte, vielleicht 15m Durchmesser? Bei Babette ist er rundum mit einer Mauer versehen, was eine gute optische Anlehnung bietet. In meiner großen Halle habe ich mir dann etwas selbstg ebaut (mit Flatterband & Co), der Kreis war auch in etwa so.

Wie lange kann man schwer sagen, weil es vom Pferd abhängt und auch davon, wie gut Du vermitteln kannst, um was es geht. Meine beiden haben es sehr schnell kapiert, ich habe aber dann aber noch ein Weilchen darin weitergearbeitet, um es zu festigen. Jetzt reicht es, wenn ich auf Volten in der Bahn die Sache wieder in Erinnerung bringe.

Wichtig ist, mit einem sehr langsamen Tempo zu beginnen und erst dann etwas zu steigern, wenn wirklich die Hinterhand kommt. Ansonsten schmeißen sie sich doch wieder auf die innere Schulter und Du hast nichts gewonnen.

Medora
Yasca

Beitrag von Yasca »

Hallo,

ich hätte da auch nen kleinen Tipp - leg dir einfach auf dem Zirkel eine Gasse bestehend aus 2 Stangen hin. Am besten recht nah an der Bande (äußere Begrenzung). Dann lauf vor der 1. Ecke mit, so dass sie vom Zirkel durch die Ecke noch gebogen läuft, dann stell sie gerade und lass sie durchlaufen. Danach wieder auf der Zirkellinie weiter und sie nicht stellen oder biegen wollen... einfach weiterlaufen lassen wie sie nach den Stangen rauskam. Durch die Stangen ist sie quasi gezwungen kurz ihre Beine hintereinander gerade an den Stangen entlang laufen zu lassen, danach ist sie gefragt das ganze so auszubalancieren um es zu halten. Mit der Zeit wird sie lernen dass ihr das gut tut und wird von sich aus immer mehr versuchen gerader zu bleiben und sich ihre Balance selbst zu suchen. Klappt hervorragend - habe schon einige Pferde so korrigiert. Am besten ist diese Übung mit ner Doppellonge zu kombinieren....

Achja - und ich erarbeite mir immer zuerst die geradegerichtete Balance bevor ich überhaupt an die Biegung gehe..... aber Wege gibt es immer viele. Probier´s einfach aus und mach das weiter, was du meinst, was euch am besten hilft :-)

LG, Yasca
Ibis-Bonheur
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Beitrag von Ibis-Bonheur »

Hallo Wolke,
ich kann Dir das Arbeiten nach Solinski nur empfehlen :wink: . Auf diese Art hast Du ganz gezielt die Möglichkeit über Position, Mitgehrhythmus, Gerte bzw. Peitsche, etc. auf Dein Pferd ein zu wirken und zwar von hinten nach vorne. ...Ist wie Krankengymnastik fürs Pferd (Sadko hatte eine körperlich mißlungene Vollblut-Camarguekreuzung mit einer schiefen Hüfte, dessen eines Hinterbein 7cm kürzer war als das andere... er blieb trotzdem fit und sehr geschmeidig bis ins hohe Alter (und das zudem trotz über 30 Tausend Wanderrittkilometer...)
Wenn Du mehr über das Arbeiten wissen möchtest, kannst mir gerne mailen oder schau auch mal auf meiner Seite.
LG
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Gretha
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Beitrag von Gretha »

Hallo Wolke,
hast du es schon mal mit Bodenarbeit probiert???
Ist mit deinem Pferd denn physiologisch alles in Ordnung oder hat es evtl. irgendwelche Probleme?? Sollte man evtl vorher abklären, bevor man tausend Dinge ausprobiert und sich wundert, dass nichts klappt!
Waren auch schon mal beim Schöneich mit einer Westfalen-Stute, welche ein ähnliches Problem hatte. Nur leider hat sie nach der Behandlung (aufgrund der engen Zirkel vermutlich) einen schweren Fesselträgerschaden bekommen. Sie war vorher schon diesbezüglich angeschlagen (Was wir aber nicht genau wussten), aber sie hätte diese Art der Behandlung gar nicht erst machen dürfen! Hinterher ist man immer schlauer......
Unser Stütchen ist nun seit einiger zeit in Rente und es geht ihr prima!
Als Gott das Pferd erschaffen hat,
sprach er zu dem herrlichen Geschöpf :
"Dich habe ich gemacht ohne gleichen.
Alle Schätze der Erde liegen zwischen
deinen Augen.
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