Pferd mit geradem Rücken - wie Losgelassenheit fördern

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Mahira
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Pferd mit geradem Rücken - wie Losgelassenheit fördern

Beitrag von Mahira »

Hallo,

Ich wende mich mit einer Frage an euch, wobei sie später genauso gut in die Sparte „reiten“ passen würde …

… mein 5jähriger Hannoveranerwallach ist derzeit gut 1.75m groß. Er hat wenig natürliche Aufrichtung, einen tendenziell sehr geraden (aber keinen Brett-)hals, Hals ist normal lang, Pferdchen ist keinesfalls lang, eher kurz und hat einen sehr geraden Rücken. Seine Gänge sind bestenfalls durchschnittlich. Dennoch ist er ein „Pfundskerl“ und da er ohnehin das erste Fohlen war, das mein Freund gezogen hat, bleibt er bei uns in der Familie, weil wir sehr an ihm hängen.

Nun ist mir aufgefallen, dass er – ich denke exterieurbedingt, weil er einfach alles richtig machen will – Schwierigkeiten hat, sich zu Lösen, sich loszulassen, sich zu biegen … er versucht sich des Öfteren herauszuheben, drückt schon mal gegen den Schenkel, nörgelt manchmal über die Schulter weg … dabei – meine ich – versucht er fleißig und aufmerksam zu sein, schafft es aber ab und an einfach nicht … wenn mein Freund ihn reitet, hat er zwar weniger „Symptome“, aber er versucht das gleiche, oft ist er nicht ganz gebogen, sondern biegt nur den Hals, nicht reell um den Schenkel .. etc etc

Ich wollte gerne mal eine Chiropraktikerin draufschauen lassen, nur um sicher zu gehen, dass er sonst nichts hat, aber ich denke, alle Lektionen fallen ihm einfach schwerer …
Jetzt steht er noch mal einen Sommer mit unserer 3jährigen Auf der Wiese und ich fange jetzt dann wieder mit Bodenarbeit an …

Meine Frage an euch ist es einfach: habt ihr Erfahrung mit ähnlichen „Tatbeständen“, was würdet ihr mir empfehlen? Wie würdet ihr ihn lockerer machen, ihm helfen sich loszulassen etc …

Freu mich auf eure Antworten,
vlg,
Melli
"Wehe dem Menschen, wenn auch nur ein Tier im Strafgericht Gottes sitzt!" ... Franz von Assisi
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Hallo!

Hast du vielleicht ein Foto?

Ansonsten würde ich vielleicht erstmal die Lektionen (von welchen genau sprichst du?) weglassen und mit viel Biegung arbeiten. Also Kreiseln, Schlangenlinien etc. und Tempiwechsel. Damit er schön beweglich wird und gut an den Schenkel kommt. Dann mit einfachen Dingen beginnen, die ihm leichter fallen, Schwere immer nur in kurzen Reprisen und in kleinen Schritten vorgehen, sodass er sich die Dinge Schritt für Schritt erarbeiten kann.
LG
Sheitana
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Mahira
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Beitrag von Mahira »

Foto mach ich baldmöglichst ...

also ich denke für ihn ist es schon schwer sich einfach vorwärts abwärts zu dehnen, bereits Übergänge, von denen ich dachte, dass sie seine Losgelassenheit fördern würden, fallen ihm sehr schwer (Besonders aus dem Galopp) ... ich versuche jetzt immer ihn von Zeit zu Zeit ganz am hingegebenen Zügel zu reiten und nach ein paar Runden wieder aufzunehmen, einfach um die ganze Spannung rauszunehmen ...

freu mich auf mehr Antworten,
vlg,
Melli
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Yasca

Beitrag von Yasca »

hab mal ne Frage - wie wurde er denn auf´s reiten vorbeireitet?

LG
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Ich würde ein Pferd, das Probleme mit dem v/a und allgemein mit dem Lockerwerden hat, noch nicht unterm Sattel galoppieren.

Ansonsten ist es schwierig, etwas dazu zu sagen. Im Allgemeinen hilft, das Pferd schon vor dem Reiten zu lösen z.B. durch Longieren oder Handarbeit.

Warum zeigt das Pferd weniger "Symptome" bei deinem Freund? Was für "Lektionen" meinst du denn?
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo

bei kurzrückigen Pferden mit sehr gerader Oberlinie ist es immens wichtig, dass sie nicht "über Tempo" geritten werden. Solche Pferde lösen sich am besten in untertourigem Tempo. Da finden sie ihr Gleichgewicht am besten und die Muskulatur kann sich am besten lösen (gilt nicht nur für die kurzen Pferde, aber besonders für die). Je höher das Tempo ist, desto stärker muss die Muskulatur stabilisieren und der Weg zur Verspannung ist da sehr kurz und die Grenze schnell überschritten, obwohl das Pferd noch nicht genügend "vorwärts" geritten ist. Deshalb am Anfang: untertourig. Viele gebogene Linien, wo penibel auf Stellung (Drehung im Genick!) und Biegung (Hals und Hüfte, inneres Hinterbein weit nach vorne schwingend) geachtet wird helfen dem Pferd das v/a zu finden. Solche pferd auch lieber mal mit langem Hals tief strecken lassen, damit sie lernen die Oberlinie loszulassen. Schrittarbeit mit viel Zügel aus der Hand kauen lassen, Biegung, Schultervor, ev. Schulterherein wenn möglich ist dafür auch sehr gut. Erst auf entspannte, grosse, weite ruhige Tritte achten, bevor man wieder etwas mehr "zack" verlangt. Solche Pferde halten sich nur fest und geraten ins Laufen, wenn sie zu früh "auf zack" geritten werden. Das bieten sie ja eh schon an, das muss man nicht noch fördern. Zuerst muss das gefördert werden, was sie eben nicht gleich anbieten. ;)
Liebe Grüesslis, Jen
***
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Yasca

Beitrag von Yasca »

Jen: da geb ich dir vollkommen recht

Ich würde sowieso - solange er sich unterm Sattel noch so verspannt, ihn grundsätzlich wieder für ein paar Wochen nur longieren und Handarbeit machen, solange bis er da sein Gleichgewicht einigermaßen findet und sich ohne Tempoerhöhung dehnen kann. Viel Stangenarbeit hilft da auch ganz gut. Und erst dann, würde ich es wieder mit dem reiten versuchen.
Mahira
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Beitrag von Mahira »

Erstmal möchte ich euch allen für die vielen Antworten danken … das hat mir auf jeden Fall schon weitergeholfen …
Denn: ich werde ohnehin in den nächsten Wochen nur vom Boden aus mit ihm arbeiten…. Er stand jetzt wie gesagt
Mit unserer 3jährigen für 2 Monate auf der Wiese, in etwa 2 Wochen jedoch fange ich wieder an ihn zu longieren und
Werde dann auch vorerst ein paar Wochen „auf dem Boden bleiben“ … grundsätzlich fiel mir noch ein weiterer Fehler
Auf: wir haben ihn wohl auch über Tempo geritten … mein Freund dachte sich, mit je mehr Schwung er geht, desto
Lockerer wird er, aber laut eurer Antworten ist es ja genau umgekehrt …dass ihm die Stangenarbeit gut tut, ist mir auch schon
Aufgefallen und das werde ich wohl auch wieder intensivieren …

Bei mir nörgelt er öfters über den Schenkel weg oder hebt sich raus, weil ich einfach manchmal nicht rechtzeitig und
„strikt“ genug gegenhalten kann. Da fehlt mir die Kraft, aber weil ich ja nicht mit Kraft reiten will, suche ich eben eine
andere Möglichkeit der Vorbereitung …

Als das Kerlchen eingeritten wurde, war ich noch nicht dabei ;-) … allerdings macht er es so, dass er erst ohne alles
Anlongiert, dann mit Halfter und Sattel, dann mit Trense und Sattel, dann jemand leichtes draufsetzt und sich dann schließlich
Selbst draufsetzt und ihn anfängt zu arbeiten … er übereilt es auch nicht, als ich denke das Anreiten war sehr solide …

Was haltet ihr davon ihn viel am langen Zügel auszureiten, denkt ihr, das könnte seiner Entspannung auch helfen …?
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Jen
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Beitrag von Jen »

am langen Zügel ausreiten: ja, das finde ich eine gute idee!
Liebe Grüesslis, Jen
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cremello
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Beitrag von cremello »

wie genau hast du vor, vom Boden aus mit ihm zu arbeiten? Wie "longierst" du - ich setze longieren in Klammern, da die Menschen darunter viele verschiedene Sachen verstehen können.

Hat er je gelernt, wie es sich anfühlt, locker zu sein mit schwingendem Rücken und langer Oberlinie - an der Hand und nicht umter dem Reiter?
esge
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Beitrag von esge »

Ein Pferd des Typs, den du beschreibst, kannst du nicht mit der normal gängigen Methode lösen oder dauerhaft reiten.
All das Vorwärts auf geraden und mäßig gebogenen Linien bringt dir nichts und die Übergänge werden nichts bringen, da sie schlecht ausfallen werden und somit nicht zur Lösung beitragen.
Versuch das Pferd durch sehr viel seitliche Biegung sehr beweglich zu machen. Dabei rede ich nicht nur von Volten und Schlangenlinien, sondern von eher extremer Biegung im Hals (das geht auch vom Boden wunderbar). Außerdem Beweglichkeit durch seitliches Übertreten, was auch vom Boden aus sehr schön machbar ist.
verbieg so ein Pferd in alle Richtungen - nur Beweglichkeit wird es geschmeidig und somit auch gelöst machen. Langsame Tempi wählen,w ie Jen schon sagte.

LG von einer ebenfalls ultrakurzpferd-Besitzerin
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Guppy
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Beitrag von Guppy »

Wobei ich mich an solche " Biege-Experimente" nicht allein trauen würde, sondern nur mit gutem Unterricht. sonst kann man seinem Pferd mehr schaden als alles andere.
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Beitrag von esge »

Natürlich hast du da vollkommen Recht! Wobei etwas mehr biegen als die Voltenlinie es erfordert nicht sooo gefahrenträchtig ist.
Generell gilt nur, dass man bei dieser Sorte PFerde nicht auf dem normalen Weg weiterkommt.
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Guppy
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Beitrag von Guppy »

da geb ich dir natürlich recht, esge ;-) denn so, wie die FN-Richtlinien die biegung "vorschreiben", kannste das eh in die tonne kloppen :lol:
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Guppy hat geschrieben:da geb ich dir natürlich recht, esge ;-) denn so, wie die FN-Richtlinien die biegung "vorschreiben", kannste das eh in die tonne kloppen :lol:
Kann man nicht.. Am Ende sollte es so aussehen wie in den Richtlinien. Biegung genauso wie der gerittene Bogen.
Um ein steifes Pferd zu lockern, kann man mal mit Überstellung oder Überbiegung arbeiten, aber nur, um dann wieder zum Normalmass zurück zu kehren..

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
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