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Was tut ihr gegen Huchmampfs im Gelände?

Verfasst: Di, 08. Jul 2008 11:33
von Celine
Ist das bei euch auch so: Irgendein Problem hat man immer? :roll: 8)
Meines ist nun nicht besonders dramatisch, aber ich würd trotzdem gern dran arbeiten.
Mein dickes Pferd ist normalerweise sehr relaxt, neigt nicht zu Nervosität und geht viel mit mir ins Gelände, und zwar ganzjährig. Wir reiten ab und an Rallyes, manchmal sogar sehr erfolgreich, und die üblichen Gelassenheitsübungen machen wir mit links.
Noch diesen Winter war er absolut ruhig und zuverlässig im Gelände.
Nun aber, seit er auf der Ganztagsweide steht, ist er unglaublich schreckhaft geworden. Im Schritt am langen Zügel geht es, aber alles andere ist sehr anstrengend. Überall sieht er diese fiesen Huchmampfs, die dicke Pferde fressen. Mitten im Galopp macht er plötzlich eine 90 Grad-Wendung und schießt aufs Feld oder was da gerade so ist. 3 mal wäre ich beinahe schon unten gewesen, einmal auf einer Straße und einmal hätte ich fast über einem Stacheldrahtzaun gehangen. Das macht natürlich keine Freude.
Zum Glück lässt er sich sofort bändigen, nach der Schrecksekunde ist alles wieder im Lot.
Geht ein anderes Pferd vorweg, ist das Problem nahezu nicht da. Hauptsächlich wenn er vorn geht.

Meine HO hatte die Idee, dass es an der Herdenzusammensetzung liegt, und das klang plausibel. Die Sommerherde ist eine andere als die Winterherde. Beide Male ist er Vizechef. Aber im Sommer ist der Chef sehr oft tagelang im Stall, dann wieder draußen, dann im Stall...Und wenn der Chef weg ist, muss meiner die Aufgabe übernehmen. Macht ihn das so hypersensibel?
Was würdet ihr tun? Danke für Ideen

:D

Verfasst: Di, 08. Jul 2008 12:05
von Alix_ludivine
Hm... Also wenn er die ganze Zeit ruhig war und nun "mit einem Mal" die Huchmampfs entdeckt...

Also ich kenne das nur vom Hören-Sagen. Aber es soll wohl auch irgendein Mangel an Spurenelementen eine mögliche Ursache sein, dass Pferde schreckhafter sind, als sie es normalerweise wären. Wie gesagt - ich habe davon gehört.

Allerdings kann auch die Herde eine große Rolle mit spielen, wenn er dort ordentlich zu tun hat. Sozusagen Stress und er kann dann nicht wirklich abschalten und bleibt in seiner "Aufpasserrolle".. Kann auch sein, dass er mit der Chefrolle etwas überfordert ist... Eben wieder Stress..

Wie ist er denn sonst vom Umgang her? Hat sich da was geändert?

LG Alix

Verfasst: Di, 08. Jul 2008 12:16
von Celine
Hallo Alix,
sonst ist er gleichbleibend brav im Umgang und bei der "Arbeit" wie immer sehr bemüht und fleißig.
Das mit den Spurenelementen ist interessant. Die Ernährung hat sich durch den Wechsel auf die Weide natürlich grundlegend geändert, ich hatte sowieso schonmal überlegt, eine Haaranalyse machen zu lassen.
Das letzte Blutbild ist auch schon wieder ein Jahr her.

Verfasst: Di, 08. Jul 2008 13:52
von Gimufi
Ich weiß natürlich nicht, obs bei deinem daran liegt, aber der Tipp von Alix ist gut... ich kenne einige, die diese Probleme mit ensprechenden Präparaten (z. B. MagnoQuiet von IWEST) gut lösen konnten. Müsstest du halt mal abklären lassen.

Verfasst: Di, 08. Jul 2008 22:16
von Barbara I
Fühlt sich Dein Pferd für Euch beide verantwortlich, wenn ihr zusammen im Gelände seid?
Oder kann es sich Dir an-Vertrauen?

Bitte nicht angegriffen fühlen, ich kenne ja weder Dich und Dein Pferd. Nur so ne Idee :wink:

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 09:09
von Petra
Hallo Celine,
mein Pferd neigt auch dazu, ab und an im Gelände Pferdefresser zu sehen (so heißen bei uns die Huchmampfs), obwohl ich auch ganzjährig so gut wie täglich im Gelände unterwegs bin.

Ich habe dafür zwei Hauptursachen ausgemacht:

1. Manchmal ist es schlicht und ergreifend ein Energieüberschuss, bei ihm auch bei 24 h Weidegang durchaus immer mal möglich (er bekommt nur ein bisschen haferfreies Müsli mit einem Schuss Öl, damit er sein Mineralfutter frisst).

2. Meine Erwartungshaltung. Wenn ich nach so einem Pferdefresser-Ritt nach den Gründen suche, lande ich meistens bei mir selbst. Ich habe dann im vorhinein schon ein Austicken bzw. Scheuen erwartet und bekomme es dann auch prompt geliefert. Das ist ein kleiner Teufelskreislauf.
Mir hilft es, wenn ich mir vor dem Ritt einfach vorstelle, dass nichts passiert. Ich reite die Runde sozusagen gedanklich schonmal durch.
Wenn ich dann absolut ruhig und sicher bin, steige ich aufs Pferd und habe dann meistens meinen scheufreien Ritt (nicht immer, aber immer öfter...).

lg Petra

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 14:44
von Celine
Barbara I hat geschrieben:Fühlt sich Dein Pferd für Euch beide verantwortlich, wenn ihr zusammen im Gelände seid?
Oder kann es sich Dir an-Vertrauen?

Bitte nicht angegriffen fühlen, ich kenne ja weder Dich und Dein Pferd. Nur so ne Idee :wink:
Das hab ich mir natürlich auch schon überlegt. Das heißt aber, dass sich die Situation für ihn seit der Weidezeit geändert haben muss, was ja sein kann.
Fahre ich mit dem Fahrrad neben ihm her, sieht er die Huchmampfs übrigens nicht und ist ganz brav. Wenn ich ihn führe auch.

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 14:52
von Celine
Petra hat geschrieben:
1. Manchmal ist es schlicht und ergreifend ein Energieüberschuss, bei ihm auch bei 24 h Weidegang durchaus immer mal möglich (er bekommt nur ein bisschen haferfreies Müsli mit einem Schuss Öl, damit er sein Mineralfutter frisst).

2. Meine Erwartungshaltung. Wenn ich nach so einem Pferdefresser-Ritt nach den Gründen suche, lande ich meistens bei mir selbst. Ich habe dann im vorhinein schon ein Austicken bzw. Scheuen erwartet und bekomme es dann auch prompt geliefert. Das ist ein kleiner Teufelskreislauf.
Mir hilft es, wenn ich mir vor dem Ritt einfach vorstelle, dass nichts passiert. Ich reite die Runde sozusagen gedanklich schonmal durch.
Wenn ich dann absolut ruhig und sicher bin, steige ich aufs Pferd und habe dann meistens meinen scheufreien Ritt (nicht immer, aber immer öfter...).

lg Petra
Hallo Petra,
Energieüberschuss glaube ich eigentlich nicht. Den hat er, wenn sein Kumpel vorweggaloppiert, gerade heute wieder passiert. Da ist das Angaloppieren dann zumindest gefühlt ein Terre a terre 8)

Punkt 2 kann natürlich sagen wir mal: Das Problem verschärfen, aber ich halte auch das nicht für den Auslöser. Oft genug denke ich: Wow, heute ist ein toller Tag, wir haben einen schönen Ritt, dann galoppieren wir, ich total entspannt weil alles gut lief bisher, und ZACK scheut das Pferd ohne, dass mir irgendein Grund auffallen würde.

Danke übrigens allen für das Gedanken mitteilen.
Gestern wurde die Scheuerei meinem Freund zum Verhängnis :oops: Er ist mit hingegebenem Zügel geritten, mein Pferd sieht wieder irgendwas, hopst zur Seite und ist im nächsten Moment wieder ganz cool. Nicht so das Pferd von meinem Freund: Scheut natürlich auch, weil meiner gescheut hat und der ist ja der Chef, rennt buckelnd weg, Freund runtergeflogen :oops:

Da fällt mir gerade was ein - nicht dass mein Dicker am Ende Probleme mit den Augen hat? Dass er nicht mehr richtig gucken kann? :?

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 15:07
von LordFado
macht er das müde auf dem Heimweg wirklich auch?

meiner hat das früher auch gern gemacht und nicht selten jemanden dabei abgeladen. Seit ICH die Gefahrenquellen orte und sehe, bevor ER das tut (sprich: die Chefaufgaben wahrnehme), klappt alles bestens, auch mit anderen Pferden. Ich versuche eben immer, einen Schritt voraus zu denken und achte auf Auffälligkeiten wie einzeln stehende, gefährlich gelbe Blumen, andersfarbige Flecke auf dem Boden,... Dann "sage" ich ihm bei der ersten Ohrenbewegung in diese Richtung: "hab ich schon lang gesehen - ist nicht schlimm, lauf einfach vorbei". Ich glaube, manche Pferde brauchen einfach mehr "Führung" und einen leichten Schenkeldruck oder ein Halsklopfen auf fast unmerkbare "Anfragen". Dazu muss man sich eben 1.) sensibilisieren und sich 2.) auch mal durchsetzen - dann gibts eben eine, wenn sich das Pferd nicht überzeugen lässt, dass man normal an etwas vorbeilaufen kann - schließlich bestimme ich das als Chef - wenn ich da jedesmal Scheuen durchgehen lassen würde, hätte mein Pferd schon einige gefährliche Situationen durchs beiseitehüpfen provoziert.

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 16:17
von Picaro
Also ich würde da auch zu einem Mangel an Magnesium und Tryptophan denken.Da er das erst seit der Weidesaison macht.
Da ist das Magno Quiet sicher gut.
Narürlich spielt auch die Herdenzusammensetzung eine Rolle.
Interessant wäre in dem Zusammenhang,ob er auch soviel Huchmampfs sieht,wenn der Herdenchef wieder dabei ist und Deiner somit die Verantwortung wieder abgeben kann.

LG Betina

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 16:59
von Celine
@LordFado
Ja, er macht das müde auf dem Heimweg auch. Oft ist die erste Hälfte des Rittes alles prima, dann fängt die Scheuerei erst an. Ich glaube, so richtig müde kriege ich ihn auch gar nicht geritten, weil er sehr gut im Training ist. Der dreht ja auch nach stundenlangen Ritten nochmal richtig auf.

Ich versuche auch, die Gefahrenquellen vor ihm zu orten, aber oft genug hab ich NIX gesehen, meine Fantasie reicht da wohl nicht weit genug?

@Picaro
Die Mangelerscheinungs-Theorie scheint mir bislang auch am plausibelsten. Aber dieses Magnoquiet ist ja dermaßen teuer, alter Falter. Das kauf ich nicht auf Verdacht, ich denke, Blutbild oder Haaranalyse - kann ein Blutbild da Aufschluss geben?

Im Moment ist der Herdenchef wieder da, hat bislang keine Besserung gebracht.

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 17:11
von Barbara I
Celine hat geschrieben: Das hab ich mir natürlich auch schon überlegt. Das heißt aber, dass sich die Situation für ihn seit der Weidezeit geändert haben muss, was ja sein kann.
Wenn er zeitweise die Verantwortung für den Rest der Herde übernehmen muss, kann das schon Stress bedeuten, und dass er dann mit der Situation im Gelände überfordert ist.
Celine hat geschrieben: Fahre ich mit dem Fahrrad neben ihm her, sieht er die Huchmampfs übrigens nicht und ist ganz brav. Wenn ich ihn führe auch.
Das ist ja ein Hinweis darauf, dass es was mit Reiten zu tun hat. Schmerzen durch das Reitergewicht / den Sattel ausgeschlossen? Dann bleibt nur noch Dein Kopf übrig... :wink:

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 17:26
von Celine
Ich hab mir das eher so zusammengereimt, dass ich für ihn nicht so "präsent" bin, wenn ich oben sitze. Wenn ich neben ihm bin, glaubt er wohl eher dran, dass ich auf ihn aufpasse.
Wie gesagt, wenn ein anderes Pferd vorweg läuft, erschrickt er sich nicht, auch wenn das andere Pferd rangniedriger ist.

Schmerzen im Rücken schließe ich im Moment mal aus, ist gerade osteopathisch durchgecheckt worden.

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 17:44
von Sunknúni
Gründe können es ja viele sein.

Junito sieht ja manchmal auch gehäufter Monster.
Bei ihm ist das meiner Meinung nach auch meist entweder ein Energieüberschuss (ist ja ein super Grund um rennen zu können) oder dass er mir noch nicht ganz vertraut/ ich im Sattel weniger präsent bin (beim Führen macht er das nämlich so gut wie gar nicht).

Die zweite Ursache kann man ja teils wegtrainieren, indem man selbst mehr führt, wie es LordFado schon gesagt hat, indem man immer wieder "böse Monster" erfolgreich meistert und auch, indem man mal bewusst vom Sattel aus Antischrecktraining macht.

Damit du mehr Klarheit bekommst, würde ich dir raten, mal 1-2 Wochen alles detailiert aufzuschreiben, sowohl sein Verhalten, als auch deine Hypothesen und Hintergründe (Herdenchef da oder nicht, Tage davor gut bewegt oder nicht).

Verfasst: Mi, 09. Jul 2008 18:29
von Celine
Energieüberschuss glaube ich in meinem Fall wie gesagt nicht, denn er rennt ja nicht sondern hopst nur zur Seite, beliebt ist auch der "Sliding Stop", wenn vorn irgendwo was grausliges lauert.
Scheutraining mach ich eigentlich ständig bewusst, so gut es der Alltag zulässt.

Was ja wirklich komisch ist, ist dass ich noch vor ein paar Monaten gesagt habe, auf dieses Pferd könne man auch einen Besinnungslosen hängen, den würde es brav von A nach B transportieren.

Mir fällt gerade so ein, dass ich auch das Mineralfutter gewechselt habe mit dem Weidegang. Dachte, das wäre besonders klug. Ich hab nachgelesen: Bezogen auf die Fütterungsmenge bekommt er im Winter 3g Magnesium und nun nur noch 1g. Vielleicht sollte ich mal das andere Mineralfutter füttern und gucken, was passiert?
Ist im Gras denn mehr Magnesium enthalten, dass sie im Sommermineral so wenig Magnesium drin haben?