Turniere - reitet ihr oder nicht?

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horido
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Beitrag von horido »

Also ich gehe keine Turniere.

Mein Hauptgrund ist wie bei Jen, dass ich gar keine Lust darauf habe einen ganzen Tag in den Wind zu schiessen, um 5 Minuten im Dressurviereck oder 1 1/2 Minuten im Parcours zu verbringen. Eine Vielseitigkeitsprüfung wäre da schon eher etwas für mich, da ist man länger unterwegs. Aber da wird bei uns in der Region nichts geboten.

Im Gegensatz zu Jen finde ich aber, dass die Richter vielleicht doch "gnadenloser" sind, als ein von mir selbst bezahlter Kursreferent, daher würde ich mich eigentlich 1 bis 2x im Jahr gerne einem solch "gnadenlosen" Urteil stellen, quasi zur Ausbildungsüberprüfung. Allerdings sehe ich es nicht ein, dafür Reitausweis und Pferdeaufkleber etc. zu besorgen und zuerst mal jede Menge Geld zu bezahlen. Da ist das Geld in einer Reitstunde doch besser angelegt.

Ich habe mir schon viele verschiedene Turniere (FN, Western, Gangpferde, Barock) angeschaut. Dass da schlecht geritten wird stimmt so nicht. Es gibt genausoviel schlechte und durchschnittliche und genausowenig gute Reiter wie im "echten Leben". Vor allem ist die Verteilung bei jeder Reitweise gleich.

Schockiert hat mich ehrlich gesagt das Gangpferdereiten, wo man in bestimmten Prüfungen nur auf einer Hand reitet und sich diese auch noch aussuchen kann. Wieso setzt man da überhaupt noch einen Reiter drauf? Aber auch da gibt es ja durchaus vernünftige Prüfungen.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich reite auch keine Turniere mehr, außer im Damensattel. Ich reite gerne in der Öffentlichkeit, dann aber eher in der Quadrille oder im Damensattel auf Vorführungen. Ich stelle mich auch gerne der Kritik. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß es gerade im Dressursport darauf ankommt, daß du die Richter kennst und sie dich mögen. Ansonsten brauchst du schon in einer E-Dressur Pferdematerial, als wenn du Grand Prix starten möchtest.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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Ravina
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Beitrag von Ravina »

Grübel - hmmm- sicher kann ich viele Argument unterschreiben, die hier gegen Turniere ausgesprochen wurden :roll:
ABER
Was spricht eigentlich dagegen, ab und zu mal wirklich "auf den Punkt" zu reiten?
Bei einer Vorführung, vor allem bei einer Quadrille ( :lol: nicht wahr, Sabine) sucht man/frau sich z.B. den Punkt für einen Übergang nicht aus, er hat in einer bestimmten Situation zu sein.
:?: Und nichts Anderes erfordert das Reiten einer Aufgabe auf einem Turnier :?:

Wie Sabine schon so schön sagte, beurteilt wird man als Reiter immer, sobald auch nur ein Zuschauer dabei ist. Ein Richter steht mit seiner Unterschrift für sein Urteil gerade - man kann ihn, bzw. sie durchaus nachher darauf ansprechen. Ich habe das schon mehrmals getan und Begründungen gefordert. Es ist mir, die im Turniersport in unserer Gegend ein äußerst farbiges Huhn war, nie negativ angekreidet worden.

Ich möchte wirklich nicht sagen, dass Turnierreiter die besseren Reiter sind - da sei Gott vor - aber sie stellen sich einer Aufgabe und fast jeder kleine E-Reiter träumt von Höherem. Dass der Weg dorthin mit goldenen Schleifen gepflastert ist . . . . :wink: . . . ist eher selten der Fall.

Übrigens, die Vielseitigkeit fängt auch mit einer Dressuraufgabe an, die auf den Punkt zu reiten ist - möglichst mit einem Pferd, dass wie ein Vielseitigkeitspferd aussieht.

Anneli
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ Ravina Dann kann ich mir aber auch im Stall eine Aufgabe vorlesen lassen... :wink: Da muss ich auch auf den Punkt genau reiten.

Und wenn WE oder Abend ist habe ich auch Zuschauer...
LG
Sheitana
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Jen
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Beitrag von Jen »

Wer hat denn was gegen "auf Punkt reiten" gesagt? ich sicher nicht! Ich habe auch nichts gegen Dressurprogramme an sich! Es tut sicher jedem Reiter mal gut, ein Programm für sich zu reiten, und zu schauen, ob man schon so weit ist, dass man das Pferd reiten kann oder ob man sich als reiter immer noch dem pferd anpassen muss. Auch wenn ich finde, gerade in der Schweiz sind sie nicht unbedingt sehr gut aufgebaut, da werden in den untersten programmen z.T. schon recht schwierige Dinge für junge/unerfahrene Pferde/Reiter verlangt, für die man schon weiter sein sollte (kleine Galoppvolten, Kurzkehrtwendungen etc.). Aber ich habe keine Lust, so viel Aufwand zu betreiben, um ein sehr knappes Protokoll am Schluss zu kriegen, wo Dinge drin stehen, die ich ja schon selber weiss. ich will nicht meine Fehler aufgezählt bekommen, ich will hören, wie ich an diesen Fehlern arbeiten kann. Kleiner Unterschied, grosse Wirkung. Das kann dir ein Richter in dieser knapp bemessenen Form nicht geben. Das ist auch kein Vorwurf an den Richter! Das ist einfach das Problem an der Form dieser Art von Veranstaltung. Und wieviele Reiter kenne ich, die an so einer Veranstaltung bzw. im Programm nicht so reiten, wie sie sonst reiten? Und da rede ich nicht nur von solchen Reitern, die auf dem Abreiteplatz und im Training die Pferde rollen etc. Sondern auch vom "Normalreiter". Weil's drauf ankommt, wird da ein bisschen mehr gehalten, dort ein bisschen mehr getreten, geklopft, gedrückt, damit der Schein über diese 2minuten im Programm erhalten werden kann. Ich nehme mich selber da gar nicht aus! Ich wäre sicher auch verleitet das zu tun, ehrlich! Aber das ist doch Selbstbetrug, vielleicht manchmal geschickter, manchmal ungeschickter durchgeführt. Wenn du jedoch 30-60min an einem Lehrgang reitest, dann kannst du das nicht machen. Ich empfinde das als viel ehrlicher... :)

Was ich hingegen wieder spannend finde, sind so Bodenarbeits-Prüfungen oder Gymkhanas, Reiterrallyes etc. Die sind oft sehr fantasievoll gestaltet und die Aufgaben kennt man vorher nicht. Da kommt es dann wirklich darauf an, wie das Verhältnis zwischen Reiter und Pferd ist, wie rittig, wie vertrauensvoll etc. das Pferd ist. Wenn man an einen Orientierungsritt geht, dann ist man auch mehrere Stunden im Gelände, da "lohnt" sich auch der Aufwand dafür und sie machen auch Spass :)
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Ravina
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Beitrag von Ravina »

:D Das ist wohl wahr - aber tut man/frau das auch? Ich gehöre zu denen, die manchmal ein bißchen Druck brauchen :twisted: leider.....
Shadow
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Beitrag von Shadow »

Also ich würde mich selbst als ambinionierte Freizeitreiterin betrachen, starte aber schon pro Jahr an die 6 Turniere(falls das Rind sich nicht den gelben Schein besorgt :D !). Dabei ist es mir wichtig eine harmonische Vorstellung abzuliefern, mit der Pferd und Reiterin zufrieden sind.

Weder in der Saison 2007, noch in der Saison 2008 sind die Richternoten extrem von meiner Einschätzung abgewichen. Sicherlich kann man sich stellenweise über Wertnoten wundern, aber die Richter sehen halt auch nur die 3 min. in der Prüfungshalle und nicht die Zeit auf dem Vorbereitungsplatz und hier können sich viele Paare positiv wie auch negativ wandeln. Das man mit "normalen" Pferden heutzutage kaum Chancen hat, stimmt nicht ganz, sicherlich ist hier nicht unbedingt ein Sieg, aber schon eine hohe Plazierung drin.

Mich "treibt" halt der Gedanke an, ein 0815- Pferd(welches auch noch bunt ist!!!), vernünftig und korrekt durch eine Dressurprüfung zu reiten. Das ist mir bisher schon ein paar Mal gelungen, macht mir zurzeit wirklich Spaß und erfüllt mich schon irgendwie. Shadi ist selbst super gerne auf dem Turnier und findet es spanned. Es ist eine schöne Abwechslung und solange wir beide den Spaß daran nicht verlieren, machen wir erstmal so weiter.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ Shadow Dann kennst du bestimmt auch das Mädel mit der Scheckstute vom Gestüt Forstwald, oder? Die ist letztes Jahr auch auf dem Mönchescherhof gestartet soweit ich weiß.

Ich mein, so ein Fleckvieh fällt halt auf... :wink:
LG
Sheitana
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Julia
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Beitrag von Julia »

Also ich selber bin früher viele Turniere geritten, jetzt aber fehlt mir doch die Motivation...vielleicht kommt es wieder, vielleicht nicht....
Wenn es wieder kommt, bin ich mir aber sicher, dass die Motivation eine andere sein wird als damals..
Meine Schülerinnen haben zum Teil große Lust auf Turniere und ich sehe es als so eine Art "Schmankerl" für besondere Bemühungen und große Fortschritte. Wenn sie mit meinen Pferden los wollen, dann nur, wenn ich denke das sie auch passable Vorstellungen abliefern...
(aus meiner Sicht 8) )

Und meine eine war ja nun los und ich war wirklich stolz auf ihr reiten, es war schön, leicht und harmonisch...und die Richter haben es, zumindest diesmal, auch so gesehen...
Liebe Grüße, Julia
Shadow
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Beitrag von Shadow »

@sheitana: ich bin auf dem Mönchescher Hof(s. Foto in meinem Album) mit 2 anderen Schecken in der Abteilung gewesen(sah so cool aus!), wenn du die mit dem Dunkelbraun- Schecken meinst, kenne ich sie von den Turnieren. Nettes Pferdchen, unspektakulär, aber nett. Die Reiterin reitet immer schön und das Tier ist sehr, sehr artig und locker. Daher sind die beiden berechtigterweise auch immer gut vorne plaziert(A- Bereich).
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ shadow Genau die, mit der dunkelbraunen Scheckstute. Ist so ein blondes Mädel mit Brille.

Die Idee kam mir eben, da sie erzählte, dass sie dort nicht der einzige Schecke war. Das fällt auf... 8)

Sie gehört zu den Leute, die ich noch nie zerrend auf dem Pferd gesehen habe...
LG
Sheitana
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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Ich wollte eigentlich immer Turniere reiten, weil ich es nett finde, sein Pferd präsentieren zu können und zu zeigen, was man so "drauf" hat. Und auch einen Vergleich mit anderen zu haben, um zu sehen, wo man eigentlich steht.

Also hab ich letztes Jahr mein Pferd geschnappt und wir sind bei einer E-Dressur gestartet. Zum einen ging es für uns in die Hose, weil mein edles Ross - völlig unerfahren und etwas weltfremd - völlig an der Uhr gedreht hat. Abreiteplatz glich einem Rodeo, so dass Frauchen mehr lief als ritt. Naja, im Viereck ging er dann in schönster Manier über dem Zügel hinter dem Pony vor uns her. Ganze zwei Runden lang, dann machte er ein kurzes Täuschungsmanöver und zack - waren wir über die Abgrenzung hinaus. :D
Frauchen lachte, während alle Umstehenden betretende Gesichter machten und bangte, ihr Pferd würde das nicht nachmachen. :?:

Gut, das kann man ja üben. Aber letztendlich habe ich entschieden, wir gehen nicht auf Turniere. Die ganzen verkniffenen Gesichter auf dem Abreiteplatz. Dieses absolut verbissene Reiten. Es war doch nur ein "lumpiges" Dorfturnier Klasse E und A.
Ich will so nicht werden. Ich habe gemerkt, die Zicken meines Pferdes waren mir peinlich. Ich will mich nicht verleiten lassen, die Meinung anderer über mein Pferd zu stellen. Wir reiten aus Spass, fertig.
Gegen eine nette Vorführung oder eine Quadrille habe ich aber nichts einzuwenden. Pferd herausputzen und präsentieren mag ich immer noch.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich reite keine Turniere und ich hoffe, dass ich mich auch davon abhalten kann, Vorführungen zu machen (bisher habe ich es geschafft :wink: ). Der Grund dafür liegt in mir selbst - ich kenne mich gut genug, dass ich weiß, dass Publikum mich verbissen macht. Ich will vor Publikum nicht nur gut, sondern möglichst perfekt sein - und darunter müssten dann meine Pferde leiden.

Wenn man es schafft, auch bei Turnieren und Vorführungen locker zu bleiben und sein Pferd nicht aus den Augen zu verlieren (sprich ggf. auch Entscheidungen zu treffen, mit denen man entweder Lacher oder auch Ärger bei anderen provoziert), können solche Erlebnisse sicher eine feine Sache sein.

Medora
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Beitrag von Shadow »

Da erinnere ich mich an ein schönes Erlebniss: 3. Turnier dieses Jahr. Shadi total hektisch in der Abreitehalle und wir an die Tete(1. Reiter der Abteilung) gesetzt. In der Prüfungshalle hatte er schon großen Respekt und war recht klemmig. Habe versucht ihm das nötige Selbstvertrauen zu geben und hat recht gut geklappt. Wir sind zumindest für meine Begriffe wunderbar durch die Prüfung gekommen. In der Schritttour saß ein kleiner Vogel auf dem Hufschlag und flog natürlich weg, als er das Rind erblicke. Herr Pferd hat so niedlich seitlich, schief(wie Hunde das tun!) auf das Vögelchen geschielt, einmal durch und durch gezittert und sich soooooo zusammengerissen nicht wegzuspringen, dass ich wirklich fast laut angefangen hätte zu lachen und den leisen Lacher nicht verkneifen konnte. Habe ihn dann einfach laut gelobt und bin den Rest der Prüfung mit einem mühsam zu unterdrückenden Lachanfall und einem breiten Grinsen weiter geritten. Ich glaube die Zuschauer fanden es schon merkwürdig, aber für so etwas kann ich mein Rind nur lieb haben :D !

Ich bin auf dem Turnier zum Beispiel viel lockerer als zu Hause, komisch, aber ist so. Zuschauer machen mir nix aus und ich reite einfach für mich. Das war auch nicht immer so, aber alles andere verdirbt mir einfach den Spaß und der sollte schon im Vordergrund stehen. Schließlich reite ich auf A- Nivau und nichts anderes 8) !
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Bei meiner ersten (und letzen :lol: ) E-Dressur ging es mir ähnlich.
Ich bin vorher einen RW gegangen und meine damalige Stute hat sich fürchterlich aufgeführt, weil sie so nervös war. Ich wollte die E-Dressur schon abblasen.

Im Endeffekt ist sie nicht am Zügel gegangen und wir haben nur eine 5,9 bekommen, aber ich habe gemerkt wie sie sich super zusammengerissen hat um ja nicht wegzuspringen. Als die Prüfung zuende war habe ich sie gelobt als hätten wir gewonnen. Die Zuschauer haben bestimmt blöd geschaut, aber ich war einfach nur soo stolz auf mein Pferdi.

Ich finde sowas sollte in erster Linie das Ziel eines Turnieres sein. Was habe ich mit meinem Pferd zusammen erreicht. Haben wir "unsere" Anforderungen erfüllt und an was müssen wir noch arbeiten. Wenn dabei eine gute Note bei rauskommt ist es dann noch besser.

Wir haben damals meine Erwartungen weit übertroffen... :wink:
LG
Sheitana
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