Rund um die Eigenregie - Entscheidung, Tipps und Austausch

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

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Medora
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Rund um die Eigenregie - Entscheidung, Tipps und Austausch

Beitrag von Medora »

Ich habe gerade die Suche bemüht, aber ich glaube, wir haben noch keinen allgemeinen Thread über die Frage, ob Eigenregie oder nicht (hoffe, habe nichts übersehen).

Der Anlass ist, dass ich immer mal wieder darüber nachdenke, meine Jungs in Eigenregie zu halten. Es ist ein Traum von mir, allerdings kein verklärter, denn mir ist schon klar, dass das eine Menge Arbeit bedeuten würde. Letztlich kann man wohl nur wissen, ob das eine gute Idee ist, wenn man es ausprobiert, aber so ein Projekt "einfach mal auszuprobieren", ist ja nicht so richtig möglich.

Gerade aktuell haben wir ein Angebot gefunden von einem Haus mit Stall und Weide in einem Dorf, wo auch noch eine Reithalle vorhanden sein soll. Gegend sieht gut aus (vom Gelände her), wäre relativ in der Nähe, ich könnte also notfalls auch zurück zu meinem Stall, wenn es in die Hose geht (vorausgesetzt, da ist dann noch was frei). Und nun tickert es natürlich wieder im Kopf... :roll:

Ich würde einfach gerne einige Gedanken und Erfahrungen dazu von Euch sammeln. Wer seine Pferde in Eigenregie hält: Habt Ihr diese Entscheidung schon bereut oder könnt Ihr es Euch gar nicht anders vorstellen? Hat jemand beides ausprobiert? Wie sieht es im Vergleich aus? Was sind K.O.-Argumente?

Ich bin einfach sooo hin- und hergerissen. Mir fallen ganz viele Pluspunkte ein, aber auch einige heftige Negativpunkte. Vielleicht hilft ja ein Austausch mit Euch.

Medora
Zuletzt geändert von Medora am Fr, 29. Aug 2008 19:49, insgesamt 1-mal geändert.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Ich überlege ja auch immer wieder mal, zusammen mit Feendrache was "Eigenes" aufzumachen.

Aber im Moment würde ich schlichtweg sagen: Es ist mir zuviel Arbeit.

Ich habe das bei meinem Ex ja eine zeitlang mitgemacht. Ok, das war in einem wesentlich größeren Rahmen, aber die Arbeit ist ja die Gleiche.

Man hat immer die Verpflichtung, dass man die Pferde füttern, misten und versorgen muss. Auch am Sonntag, wenn man gerne mal in Urlaub möchte, abends weggehen, egal. Man muss Heu und Stroh besorgen etc.

Die Vorteile sind natürlich, dass man sein eigener Herr ist, keine Miteinsteller, keinen SB nach dem man sich richten muss. Auch das ist schön.

Aber das ist, wie ich es momentan sehe, mit Beruf und so.

Du kannst dir die Zeit doch mehr oder weniger einteilen und arbeitest zuhause, oder?

Dann wäre das für mich schon eine Überlegung. Man kann sich die Zeit flexibler einteilen, muss nicht morgens noch schnell um halb sechs in den Stall um vor der Arbeit noch zu füttern.

Klar, die Verpflichtung allgemein und gerade am WE bleibt, aber alles in allem kann man das Ganze viel entspannter gestalten. Dann halte ich das für eine super Idee.

Ich denke du bist dir der Arbeit, die sie einem bringt schon bewusst, also von daher, warum nicht?
Und die Pferde direkt am Haus ist schon was Tolles... :wink:
LG
Sheitana
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lalala

Beitrag von lalala »

Ich würde mir das nie antun.

Was ist, wenn man krank wird oder mal in den Urlaub fahren möchte ? Eine Urlaubsvertretung die 2 oder gar 3x am Tag vorbeischaut und alle Arbeiten erledigt findet man kaum und der Lebenspartner kann und will ja auch nicht immer einspringen. Zudem vereinsamt man auch ein wenig. Es fehlt der Austausch mit den Miteinstellern, Ausreitpartner usw.

Wie fühlen sich die Pferde in einer 2er Gruppe ? Sind genügend Weideflächen vorhanden bzw. können langfristig dazugepachtet werden ?

Sind alle notwendigen landwirtschaftlichen Geräte vorhanden und kann ich damit umgehen ? Um Wiesen zu mulchen, düngen, Reitplatz abfahren, Zäune und Tränken zu reparieren usw.

Wohin mit dem Mist ? Gibt es einen Abnehmer ? Woher Stroh und Heu günstig beziehen und ist ausreichend Lagerfläche vorhanden ?

Reitmöglichkeiten: wie teuer ist die Hallennutzung der Fremdhalle ? Muss ich dafür in einen Reitverein eintreten (Aufnahmegebühr, Mitgliedsbeitrag, Hallenzeiten) ? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man auch mit eigenem Hänger und Zugfahrzeug maximal 2x die Woche aufläd und zur Halle fährt. Kann ich möglicherweise auch von Herbst bis Frühjahr aufs reiten verzichten und mich auch bei Mistwetter motivieren 3x täglich in den Stall zu gehen ?

Eigenregie ist auf keinen Fall günstiger. Material, Strom, Wasser und vor allem Arbeitsstunden fallen auch kräftig ins Gewicht.
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TineBln
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Beitrag von TineBln »

Puh, das ist immer recht schwierig.... hat beides seine Vor- und Nachteile.

Vor mehreren Jahren habe ich mein Pferd in einem Stall als Selbstversorger gehalten, also zumindest ein paar Sachen konnte man dadurch mit anderen Absprechen, da ich nciht alleine dort war.
Hatte den Vorteil, dass ich genau wusste was mein Pony zu fressen bekommt, wie die Heuqualität ist uvm.. Das ist das, was ich heute im Pensionsstall am meisten vermisse... man ist "abhängig" von den anderen.
Andererseits: jedes Mal wenn ich verreisen wollte, war es doch ein recht großer Aufwand eine Vertretung zu finden der man auch das Pferd gerne anvertraut. Auch wenn ich mal nur einen Tag nicht Zeit hatte, musste Fütterung organisiert werden.
Wenn der Heulieferant plötzlich die Preise angezogen hat, oder nicht mehr ordentliches Heu liefern konnte, musste schnell etwas anderes organisiert werden. Heu und Stroh stapeln kam natürlich auch dazu. Also alles nicht unbedingt zeitsparend.
Jetzt - als Angestellte - würde ich es wohl so nicht mehr schaffen allles unter einen Hut zu bekommen. Die schönen Vorteile des Selbstversorgers wären bei mir wohl nur mit tatkräftiger Unterstützung meines Freundes (vor allem wenn die Pferde am Haus gehalten werden), und wenn ich wieder selbstständig wäre, machbar.
Momentan könnte ich persönlich mir nur eine Art "Teileigenregie" vorstellen, also dass man sich auf einen Stallbetreiber oder Miteinsteller verlassen kann wenn etwas ist, und sich die Arbeit dann vielelicht auch teilt. Ansonsten hätte ich wohl auch keine Zeit mehr um mit dem Pferd etwas zu machen. Dann muss hier etwas repariert, dort Heu gekauft und gestapelt und täglich auch abgeäppelt / gemistet werden usw..
Zudem genieße ich es auch mal einen Tag "nichts" machen zu müssen
:wink:


Das zu meinen Gedanken dazu erstmal... vielelicht fällt mir noch etwas anderes ein.
LG Tine

~~~ Ein gutes Pferd hat keine Farbe - aber einen Aalstrich :lol: ~~~
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Medora
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Beitrag von Medora »

Finanzielle Aspekte sind es nicht, die mich darüber nachdenken lassen - ich vermute mal eher, dass mich die Eigenregie in der Summe teurer kommt, da ich eine Hilfe mit einrechnen muss, die mir einige Arbeiten abnehmen müsste. Mein Mann hat mit Pferden nichts am Hut, der springt auf keinen Fall ein (so dürfte ich das also eh nicht planen).

Das mit der Zweier-Haltung habe ich auch schon hin- und herüberlegt und bin da noch zu keiner richtigen Meinung gekommen. Herde finde ich grundsätzlich auch schöner.

Über die anfallende Arbeit bin mir mir, denke ich, im Klaren. Vieles kann man meiner Ansicht nach durch eine geschickte Organisation reduzieren.

Urlaubsregelung wäre, die Jungs wahlweise zum alten Stall oder zu Babette zu bringen, im Krankheitsfall müsste die Hilfe einspringen, die dann eh gewohnt ist, bestimmte Sachen zu erledigen.

Fragen nach Mist & Co sind ja nur vor Ort am konkreten Objekt zu klären - die, denke ich, beeinflussen aber weniger die grundsätzliche Entscheidung.

Futter könnte ich über den jetzigen Stallbesitzer beziehen (da kenne ich dann auch die Qualität).

Medora
heike61
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Beitrag von heike61 »

hallo medora,


wir halten unsere tiere auch in eigenregie und ich möchte dies auch nie wieder missen.


ich sehe die vorteile ganz klar in dem wort Regie, also verwalten und managen in eigener Regie.
oft wird dies verwechselt mit: dann muß man alles sebst machen, :?

dem ist jedoch nicht so, oder macht ein regisseur auch alles selbst? :wink: :wink: ----- wohl kaum (!)
das argument eigenregie= mehr eigene arbeitsleistung, kann ich nicht nachvollziehen...........
es ist auf jeden fall an mehr an Eigenverantwortung, aber auch verantortung kann man übertragen, in der Eigenregie hat man jedoch den vorteil, dass man selbst bestimmen kann, wem man verantwortung übertragen möchte.



ich denke, dass es auf die jeweiligen persönlichen umstände bzw. auf die lebensplanung ankommt, welchen schritt man wählt.
schön ist es immer, wenn man die wahl hat ---- was man daraus macht, dies liegt in der Eigenverantwortung.



lieben gruß
heike
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emproada
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Beitrag von emproada »

Da ich ja mit meinem Hengst jahrelang massiv Probleme hatte einen Stall in der näheren Umgebung zu finden, habe ich mich auch schon mit dem Gedanken der Eigenregie getragen.
Was mich dann allerdings am meisten abgeschreckt hat ist, dass kaum mehr soziale Kontakte bestünden. Ich habe nun mal keine Arbeitskollegen, Fortgehen beschränkt sich aufs Wochenende und außer Reiten habe ich sonst kein Hobby. Natürlich kommt man in Pensionsställen nicht mit jedem klar, aber es ist trotzdem schön, ab und zu mal Ansprache zu haben und auch einfach mal Smalltalk halten zu können.
Ich finde, dass sollte man sich wirklich gut überlegen, ob man so viel Zeit "nur" mit sich selbst verbringen will.
Viele Grüße Tina
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Medora
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Beitrag von Medora »

Heike, Du sprichst vieles an, was mir eben auch durch den Kopf geht. Genau diese Eigenverantwortung (= selbst entscheiden können) ist es, was mich reizt. Gleichzeitig ist es auch genau das, was wiegt (nämlich ein Mehr an Verantwortung, wobei ich die letztlich ja sowieso immer habe...).

Und ja, ich sehe das auch so, dass Eigenregie nicht zwingend auch mehr Arbeit heißt, aber jemanden zu finden, der die Sachen dann auch wirklich so macht, wie man möchte, ist sicher auch nicht so einfach.

Der soziale Aspekt würde mich nicht so schrecken - mein Freundeskreis ist im Vergleich zu den zwei, drei Jahren zuvor geradezu "explodiert" :lol: Und gerade was die Pferde angeht, schätze ich es eben sehr, "mein Ding allein" machen zu können.

Grübel, grübel,
Medora
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smilla
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Beitrag von smilla »

Hui, wie spannend! Schön schwierig! Ich finde, lalala hat einige wichtige Punkte genannt, die du Punkt für Punkt "abarbeiten" kannst. Ein paar sind ja schon fast abgehakt, z.B.:
lalala hat geschrieben:Zudem vereinsamt man auch ein wenig. Es fehlt der Austausch mit den Miteinstellern, Ausreitpartner usw.
Sehr viele Kontakte hast du ja bei den paar Einstellern im jetzigen Stall auch nicht, wahrscheinlich würde dir ja auch durch den Austausch mit Babette wenig fehlen.
Wie fühlen sich die Pferde in einer 2er Gruppe ? Sind genügend Weideflächen vorhanden bzw. können langfristig dazugepachtet werden ?
Deine beiden verstehen sich ja prima und haben außer stundenweise auf der Koppel nur wenig Kontakt mit anderen Pferden. Scheint ihnen sehr gut zu gehen damit!
Kritischer finde ich den Punkt mit der Weidefläche. Man will es ja eher besser, aber auf keinen Fall schlechter als im alten Stall machen. Geht das?
Sind alle notwendigen landwirtschaftlichen Geräte vorhanden und kann ich damit umgehen ? Um Wiesen zu mulchen, düngen, Reitplatz abfahren, Zäune und Tränken zu reparieren usw.
Ich glaube, dieser Punkt ist der, bei dem man sich am ehesten was vormacht. Da hilft es wohl nur, sich mit anderen Leuten auszutauschen, die ihre Pferde in Eigenregie halten (kiki?). Wie viel müsstest du delegieren und was kannst du selbst machen?


Und ehrlich gesagt, kann ich es mir kaum vorstellen, wie das einer alleine schafft. Wenn dein Mann die Landwirtschaft lieben würde, ein kleiner begeisterter Traktorfahrer wäre und nur mit den Pferden nichts am Hut hätte, würde ich sofort JA schreien. Aber vielleicht hat ja jemand ganz anderes zu berichten? Ich kenne ja nur den Stall meiner RL mit ca. 15 Pferden als Vergleich- und das sind ja ganz andere Dimensionen. Oder vielleicht wird dein Mann ja noch Trekkerfahrer ;) ?[/quote]
heike61
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Beitrag von heike61 »

hallo medora,

den sozialen aspekt kann ich z.T. nicht nachvollziehen, denn ich "vereinsame" nicht, nur weil ich Eigenverantwortung für meine ponies übernommen habe :wink: ----- darüber mach dir bitte keine sorgen! (oder andere die hier mitlesen..)




die verantwortung trägt man ,meiner meinung nach, immer für sein tier, diese kann man nicht am "pensions-tor" abgeben.......aber leider muß man dies oft indirekt.......man nennt es auch Kompromiss ( :wink: )



und ja, es hat einen "reiz" seine vorstellungen umsetzen zu können, einfach ist dies nicht, jedoch machbar.




liebe grüße
heike
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Nora

Beitrag von Nora »

Liebe Medora,
Medora hat geschrieben:... aber jemanden zu finden, der die Sachen dann auch wirklich so macht, wie man möchte, ist sicher auch nicht so einfach.
Das finde ich einen extrem wichtigen Punkt. Wenn ich mir so ansehe, wieviel Schwierigkeiten es im Pferdebereich gibt, verlässliche Helfer zu finden (egal ob Reitlehrer, RBs, Urlaubsvertretungen oder Stallhilfen), dann wäre das für mich schon ein K.O.-Punkt gegen Eigenregie.
Medora hat geschrieben:Und gerade was die Pferde angeht, schätze ich es eben sehr, "mein Ding allein" machen zu können.
Im Moment kannst Du Dein Ding allein machen, aber wie sieht es aus, wenn Du musst, weil eben nie jemand da ist, und zwar (fast) immer?

Ich sehe die Gefahr, schnell in einen Elfenbeinturm zu geraten. In einem Pensionsstall hat man zumindest auch immer mal was anderes vor Augen, und sei es nur, um festzustellen, dass man genau so mit seinen eigenen Pferden eben NICHT umgehen möchte :wink: !

Ich kenne nur Pensionshaltung, weil bei meinem Job und meinem "restlichen" Leben nichts anderes in Frage kommt. Mein Pferd ist mein Hobby, und das soll es auch bleiben. Ich denke, wer seine Pferde in Eigenregie hält, für den sind sie doch eher der Lebensmittelpunkt (was jetzt nicht negativ gemeint ist!!!), das würde ich für mich aber nicht wollen. Nach allem, was ich bisher aber so von Dir gelesen habe, denke ich aber auch, dass Du die besten Voraussetzungen dafür hättest, Deine Pferde direkt am Haus zu halten. Ich glaube auch, man kann hin und her planen, wie man will, letzten Endes wird es doch eine Bauchentscheidung.

Bin gespannt, wie's weitergeht....

LG, Iris
Jolly
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Beitrag von Jolly »

Ich halte meine Pferde seit über 20 Jahren in Eigenregie, hatte sie aber in den letzten Jahren auch 3 Jahre eingestellt, allerdings mit vielen Freiheiten. Zu der Zeit bin ich deutlich häufiger zum Reiten gekommen :wink:
Von daher muss wohl jeder für sich gucken, wieviel Zeit man für die Pferde investieren will, und ob einem die Versorgertätigkeiten so viel Spaß machen, dass man dafür weniger Reitzeit (oder andere Zeit, je nachdem, welche Möglichkeiten man hat :wink: ) in Kauf nehmen will.

Außerdem ist vieles von den Örtlichkeiten abhängig. Heute habe ich die Pferde am Haus, meine Mitbewohnerin hat ebenfalls zwei, mit Offenstall, Boxen, ganzjährig bereitbaren Reitplatz, Longierplatz, befestigtem Auslauf und Wiese direkt zugänglich, alles mit festem Zaun eingezäunt, Reithalle in unmittelbarer Nähe. Dazu ein Exfreund, der sich um die Pferde kümmern kann, wenn wir mal nicht da sind. Unter solchen Umständen ist eine Haltung in Eigenregie recht unaufwendig und einfach.
Ich hatte meine Pferde aber auch schon auf Wiesen nur mit Unterstand, ohne fließend Wasser und Strom, da ist das dann im Winter schon Hardcore-mäßig, das würde ich heute nicht mehr wollen, jedenfalls solange man einen Job hat, bei dem man seine Arbeitszeit nicht nach den Pferden richten kann :wink:

Viel freie Zeit wird bei mir in die Pferde investiert, ob nun Paddock absammeln, Misthaufen umschichten, Weide ausmähen, Weidezaun umstecken, Futter besorgen etc. das summiert sich schon auf ca. 2 Stunden im Durchschnitt, d.h. in der Woche nur das Nötigste und am WE dann die längeren Arbeiten. Für mich macht das ein Stück Lebensqualität aus (und spart das Fitnessstudio), aber das ist sicherlich nicht bei jedem so. Und die Abhängigkeit jemanden zu finden, der die Arbeit übernimmt, wenn man mal zum Reitkurs möchte etc. ist auch nicht immer einfach, mal abgesehen davon, dass man ja auch erstmal jemanden finden muss, der einem das alles Recht macht :oops:

Trotz allem bin ich immer wieder froh, meine Pferde so halten zu können, wie ich das für richtig halte. Auch ich habe schon Heu gefüttert, was ich beim Stallbetreiber vielleicht moniert hätte :wink: Natürlich muss man auch viele Kompromisse eingehen, aber man kann selber entscheiden, welche.

Das man als Eigenregiehalter "einsamer" ist, sehe ich schon ähnlich, es ist halt die Frage, ob man das als Vor- oder Nachteil sieht *gg*

Viele Grüße
Tanja
heike61
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Beitrag von heike61 »

iris, sieht dies ganz realistisch, verlässliche mitarbeiter zu bekommen ist nicht einfach, dies ist jedoch ein problem in vielen Branchen..... also kein spezifisches...


was den "lebensmittelpunkt" angeht, da kann ich für mich sagen: hm...ich hab da mehrere u.a. auch die ponies........... :wink:




lieben gruß
heike
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Petra
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Beitrag von Petra »

Hallo Medora,

ich kann Deine Gedankengänge sehr gut nachvollziehen, ich selber bin dem Reiz der Eigenregie vor gut 12 Jahren erlegen. Lalala hat schon einige sehr wichtige Punkte genannt, die man keinesfalls unterschätzen sollte. Vor allen Dingen sollten landwirtschaftliche Geräte vorhanden sein oder angeschafft werden, die einem die Arbeit erleichtern können. Solche Geräte habe ich leider bis heute nicht, ich bin kein Landwirt. Landwirtschaftliche Geräte kosten eine Menge Geld und müssen regelmäßig gewartet werden.
Ich habe auch bis heute noch niemanden gefunden, dem ich mein Pferd im Krankheitsfall oder Urlaub anvertrauen würde. Ergo: kein Urlaub seit 12 Jahren und zum Glück auch kein krankheitsbedingter Ausfall. Meine Idee war, eine private Haltergemeinschaft zu gründen. Das Ergebnis: Drei Pferde, um die ausschließlich ich mich kümmere. Also zusätzliche Arbeit, nur damit mein Pferd möglichst artgerecht lebt. Ich habe im Laufe der Zeit sehr viele Weideflächen kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, wahrscheinlich deshalb, weil ich diese Flächen täglich abäpple. Arbeitsaufwand: Je nach Weidegröße eine halbe bis eine Stunde pro Tag.
Insgesamt rechne ich je nach Jahreszeit im Schnitt 2 - 3 Stunden Arbeitszeit rund um Stall und Weiden ein. Dazu kommen nochmal ca. 2 - 3 Stunden pro Tag, die ich mit den Pferden verbringe (reiten, Bodenarbeit, Handarbeit, Freiarbeit etc.).
Mein Mann hat übrigens mit den Pferden auch nichts am Hut, hilft mir aber in der Zwischenzeit wenigstens beim Wassserkanister schleppen (ja, ich habe auch kein Wasserfass) oder beim Weideab- bzw. umstecken.
Zum Thema Vereinsamung: Mir fehlt in der Beziehung nichts, ich bin gerne allein mit den Tieren, reite gerne alleine aus. Ich denke, das wäre bei Dir auch kein Thema.
Mein Fazit: Manchmal hängt mir die Eigenregie ganz schön zum Hals raus, hat aber meistens damit zu tun, dass ich mich über meine beiden "Mithalterinnen" ärgere, die wirklich die Verantwortung komplett bei mir abgeladen haben, eine war im April 2007 das letzte Mal bei ihrem Pferd, die andere dieses Jahr immerhin schon drei Mal. (Ich frage mich, was passiert, wenn ich wirklich mal ernsthaft krank werden würde).
Ich würde trotzdem wahrscheinlich wieder Eigenregieler werden, allerdings nur, wenn der finanzielle Rahmen auch entsprechende Anschaffungen (Geräte) zulässt und der Partner 100% mitzieht. Oder man hat jemanden, der einem jederzeit hilft und dem man sein Pferd oder Wenn und Aber anvertrauen kann.

lg Petra
padruga
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Beitrag von padruga »

Hallo
Ich halte meine Pferde jetzt viele Jahre in Eigenregie, unterbrochen von einigen Jahren eingestellt in einen Reitstall, daher kenne ich beides gut. Im Moment bevorzuge ich auf jeden Fall die Selbstversorger-Variante, kann mir aber vorstellen, dass ich mit zunehmendem Alter die (auf jeden Fall deutlich Mehr-) Arbeit nicht mehr machen kann und dann irgendwann doch mal LEIDER wieder Einsteller werde(n muss). Im Moment kann ich mir das überhaupt nicht mehr vorstellen.

Für mich sind die Vorteile der Selbstversorgung:
1. Bessere Fütterung: Genaue Kontrolle des Futters, Menge, Art, Qualität, individuelle Fütterung jedes einzelnen Pferdes, Futterauswahl,...
2. Haltungsbedingungen wie ich sie mir vorstelle (Einstreu, Weidegang, Weidemanagement, Umgang, Entwurmung...)
3. Wesentlich engerer Bezug zu den Pferden !! Genauere Beobachtung der Tiere, mehr Kenntnis ihrer Bedürfnisse, Gefühle...
4. Bin in Allem mein eigener Herr !! Kein Reitstallgetuschle und Gezicke, kein Dreingerede bei meiner Fütterung, Reitweise, Umgangsweise etc.
5. Freie Zeiteinteilung
6. Ruhe am Stall! Extrem hoher Erholungswert!! (gleicht den Nachteil aus, dass man weniger Ansprache und Kontakte hat)
7. Die Zeit zusammen mit den Pferden hat "irgendwie" eine höhere Qualität. Diese wirkt sich auch aufs (zeitlich eingeschränktere) Reiten aus.


Die Nachteile:
1. Durch die viele Arbeit komme ich weniger zum Reiten, der Umgang mit den Tieren steht im Vordergrund. Das Reiten ist mehr von den äußeren Umständen abhängig (Bremsenzeit, gefrorener Boden...), die Ausbildungszeit für die Pferde wird dadurch länger
2. das Organisieren einer Urlaubs- und Krankheitsvertretung ist nötig. Längere Urlaube werden nicht mehr genossen, weil man ständig überlegt ob die Vertretung klar kommt mit den Tieren, ob daheim alles o.k. ist etc.
3. das Organisieren von Heu und dem Abholen des Mists ist oft mit etwas Stress verbunden (bin leider kein Organisationstalent), ebenso die Pflege der Weide
4. Mehr Arbeit, mehr Verantwortung. In Notfällen ist man allein in der Entscheidung, z.B. ob man ein Kolikpferd in die Klinik fährt. Es kommt schnell zur Überforderung wenn man da z.B. keinen Hänger hat und auch niemanden der einen mal schnell fahren könnte etc. . Man ist halt in allem allein.
5. Im Winter ist es manchmal ätzend: Wenn man vor und nach der Arbeit zu den Pferden schaut ist es immer dunkel. Die Sehnsucht nach Frühling ist dann immens, die Freude wenn er dann endlich kommt noch mehr.

Meine größten Stresspunkte sind:
1. Die Angst wenn ich mal länger krank werde (habe nur eine Vertretung für 2-4 Tage)
2. Der Nerv niemanden für die Weidepflege zu haben (keinen Traktor, keinen helfenden Bauern...) heißt alles per Hand machen zu müssen, mähen, düngen etc.

Ich rate daher jedem der so etwas beginnen will, erst einmal diese Dinge abzuklären, damit man die Eigenregie dann wirklich auch genießen kann.
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