unkontrollierte Kapriolen - was tun?

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SandraMaria
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unkontrollierte Kapriolen - was tun?

Beitrag von SandraMaria »

Mein 3 1/2 jähriger Trakehner ist im Grunde genommen ein sehr gelassener, sonniger Typ und ist ebenso neugierig so begegnet er "optischen Monstern" mit nur kurzem Mißtrauen und nähert sich dann schnell um dann in wenigen Augenblicken zu entspannen.

Man würde meinen es wäre einfach mit ihm. Nicht wirklich, so gelassen er auf optische Reize reagiert so intensiv und impulsiv reagiert er auf unbekannte Geräusche und Wind der ihm in den Hintern bläßt. So werden Spaziergänge aller Art aber auch das Reiten in Reit-/Longierhallen schon mal abenteuerlich, wenn er das blecherne geplätscher von Regenwasser der Dachrinne nicht zuordnen kann bzw. wenn man einen Busch passieren möchte und ein Windhauch dadurch bläßt.

Denn dann geschieht folgendes, aus absoluter Ruhe heraus reißt er zuerst den Kopf nach unten dann sammelt er seine ganze Kraft um sich in Bilderbuch Kapriolen neben einem zu erheben und nach der vermeindlich hörbaren Gefahr auszuschlagen. Man selbst muss dabei garnix machen außer in Deckung gehen und den Führstrick resp. Longe festhalten. Das kann einem drei bis vier mal hinteinander oder im Abstand von 5 -10 m passieren.

Er versucht dabei nicht zu fliehen lediglich nach der "Gefahr" zu kicken.
Nun ist mir in meiner 27 jährgen Pferdelaufbahn derart noch nicht begegnet und ich weiß nicht wirklich damit um zu gehen. Ehrlich gesagt möchte ich auch in diesen Augenblicken nicht auf seinem Rücken verweilen denn ich kann mir bei diesen unkontrollierten Kapriolen nicht vorstellen, dass ich die Sitzen kann.

Stellt sich für mich die Frage, welche Übungen vom Boden aus könnten das Verhalten abschwächen, bislang habe ich die Sprünge ignoriert, vor ein paar Tagen korregierte ich ihn das erste mal scharf wonach ein Ruck am Knotenhalfter ihn zum nächsten Sprung animierte und er dann ziemlich aufgebracht war. Man muss dazu sagen, dass er sich auch nach den Sprüngen relativ schnell beruhigt und er noch nicht mal ins Schwitzen kommt oder so :?:

Im Ansatz das Verhalten unterbinden find ich schwierig weil man nicht vorhersehen kann welches Geräusch oder welcher Luftzug ihn zum "Luftsprung" mit ausschlagen animiert.

Was würdet ihr tun um das Verhalten zu mildern/umzulenken/abzugewöhnen? Ich bin um jeden Tip dankbar....

Vorweg noch wir machen viel Bodenarbeit, ich kann das Pferd in Plastikplanen einwickeln, den Gymnastikball über ihn drüber werfen ihn den unter den Bauch durch rollen, er geht lieb an der Doppellonge, er bleibt absolut ruhig an der Hand wenn andere Pferde uns im Galopp von hinten überhohlen....

und dennoch finde ich seine Naturkapriolen derart beeindruckend, dass ich mich nicht ausreiten traue obwohl er mich in der Bahn im Schritt und Trab auf seinem Rücken akzeptiert und schön mitmacht....

Na ja vielleicht gibt's ja gute Tip's von euch....in freudiger Erwartung auf neue Anregungen meinem Porblem zu begegnen...

LG
Sandra
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die bitterste und gleichwohl die heilsamste Medizin ist SELBSTERKENNTNIS !!!
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Ghamali
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Beitrag von Ghamali »

Na das kann ja schnell sehr gefährlich werden, wenn zufällig mal jemand hinter dem Pferd steht oder reitet...

Mit fallen da nur Trainingsansätze einer Westerntrainerin ein, die hier wohl nicht so wirklich ankommen, weil sie doch recht hart sind.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Denn dann geschieht folgendes, aus absoluter Ruhe heraus reißt er zuerst den Kopf nach unten dann sammelt er seine ganze Kraft um sich in Bilderbuch Kapriolen neben einem zu erheben und nach der vermeindlich hörbaren Gefahr auszuschlagen.
Blöde Situation.
Mir fällt da ehrlich gesagt auch nur eine rabiatere Methode ein...
Nachdem er wohl keine Angst zeigt, würde ich versuchen, den Augenblick des "Sammelns" zu nutzen (sofern das zeitlich möglich ist), und ganz kräftig am Kappzaum anziehen (resp. an der Trense) und laut "NEIN" dazu rufen. Das erfordert natürlich eine sehr schnelle Reaktion Deinerseits.
Wenn er den Kopf oben hat - und dahin solltest Du auf jeden Fall versuchen ihn zu bringen - wird er sich schwer tun mit seiner Hüpferei und den Kapriolen. Vielleicht lernt er, daß dieses Verhalten unerwünscht ist, er sich aber umdrehen und gucken darf?
Bin selber gespannt, ob es noch andere Lösungsvorschläge gibt, man lernt ja immer gerne dazu und Alternativen schaden nicht.
Euch alles Gute und daß nix passiert....
Grüsse von
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

Ehrlich gesagt sieht das für mich nicht nach erschrecken aus, sondern nach einer Unart.
Ein Pferd, was sich in Plastikplanen wickeln lässt usw, dann aber vor Geräuschen Angst hat? Und sich nach der Kapriole aber gleich wieder beruhigt? Und auf dem Platz macht er das nicht? Das kann ich mir nicht vorstellen.
Ich kann mich natürlich auch täuschen, ich habs ja nicht live gesehen, aber vom lesen her würde ich sagen er spinnt einfach rum. Und wenn es wirklich so ist, würde er von mir was zu hören kriegen bei solchen Aktionen.

Was mir noch einfällt: Wen er sonst so ruhig ist, könnte eine Erklärung für solch ein Verhalten für mich nur in schlechter Erfahrung bei betimmten Geräuschen liegen. Sonst müsste er generell auf alles ängstlich reagieren. Solche speziellen Ängste sind doch meistens schlechte Erfahrung oder Spinnerei.
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Für mich klingt das nach einem Hotti, dass es aufeinmal zerreisst.

Lange Konzentration, aufgeladen, etwas geht ihm am Geist, er kann es nicht zuordnen.
Dann furzt eine Mücke und dann kommt die Explosion.

Ein Pferd in unserem Stall zerreisst es wenn er sich am Viereck wälzen durfte.
Dann hüpft er auf, rennt wie irre, furzt hüpft, bremst sich ein und frisst.
Man weiss nicht warum, aber es scheint ihm unheimlich gut zu tun.

Wie ist denn sein Ausdruck während er seine Flugversuche macht?

Blöde ist halt, wenn jemand hinter dir ist. Der hat dann gleich mal die Hufe im Gesicht.


:?
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SandraMaria
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Beitrag von SandraMaria »

Danke für eure Beiträge, doch am Reitplatz kann das auch passieren aber eher selten...wie gesagt dieses Verhalten tritt zumeist mit unbekannten Geräuschen auf und die gibt es natürlich auch am Platz....tja darf keiner hinter uns sein und ich muss auch aufpassen das ich nicht in den Rund-um-Schlag rein komm....ich find das nicht wirklich witzig.....wobei ich eben auch dachte alle Energie die nicht nach Vorne geht, geht nach oben....kurz bevor er springt sieht man schon das Weiße in den Augen und er dreht die Ohren nach hinten....Gesichtsausdruck ist für einen Moment echt ängstlich....

Ich bin selber nicht wirklich glücklich über den momentanen Umstand, nur eins ist sicher ich hab's auch schon mit am Halfter rucken und mit lautem Nein-Rufen probiert aber darauf reagiert er tatsächlich verstörter als wenn man es einfach ignoriert :?: das will heißen dass er sich dann sichtlich aufregt und sich nicht so schnell beruhigt, er findet dann eine Weile jede schnellere Bewegung von mir bedrohlich :cry: ich hab ihn nachdem ich ihn ein halbes Jahr hatte sogar auf dem Reitplatz deshalb mal "vermöbelt" also ihn schroff rückwärts gerichtet und als er auf mich los springen wollte ihm die Gerte über die Brust gezogen... das hatte zur Folge dass er sich losriss und ich ihn dann eine halbe Stunde nicht einfagen konnte und ihn 2 Tage kaum berühren durft ohne dass er in die Knie ging also ich glaub so kommt man bei dem Tier nicht weiter.

Erfreulich ist auch dass er sich schon an manche "Grusel-Geräusche" gewöhnen konnte...nur das mit dem Wind ist momentan ein echtes Problem....ich bin überzeugt dass das mit der Zeit bestimmt besser wird aber ich würde die ganze Entwicklung gerne so positiv wie möglich beeinflussen. Und nach dem ich hier schon zum Großteil geistreiche Menschen vermute dachte ich bekomme ich vielleicht ebenso interessante Übungsansätze.... Also dann nochmal vielen Dank im Vorhinein.

LG
Sandra
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LordFado

Beitrag von LordFado »

hm... das schreit für mich nach provozieren unter fachkundiger Aufsicht (Bodenarbeits/Dominanzkurs)!
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Es wäre echt interessant wie das ein Fachmann am Besten löst.

Auf jeden Fall musst du weiter berichte, wie sich das Problem schliesslich weiter entwickelt hat.
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Julia
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Beitrag von Julia »

Hui, das klingt nicht gut !
Aber mal ein anderer Ansatz, kann es ganz vielleicht sein, das die Geräusche nur zufällig dann sind wenn er seine kapriolen schlägt, aber dahinter evtl. ein eingeklemter Nerv oder ähnliches steckt ?
Ich denke dabei an meine Schulter wo es manchmal klemmt und ich dann durch eine bestimmte ruckartige Bewegung den Schmerz wegbekomme...
Vielleicht vermenschliche ich aber damit zu sehr ??

Wenn es nicht ganz auszuschliessen ist, würde ich mal einen Pferdephysio gucken lasen...

Bin ja auch gespannt wie das zu lösen sein wird...
Liebe Grüße, Julia
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SandraMaria
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Beitrag von SandraMaria »

@LordFado
ich kann mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich mit Dominanz zu tun hat denn mittlerweile kann ich das Pferd per Handzeichen auf zwei Meter entfernung Rückwärtsrichten....er ist supra sensibel....ich denke es hat was mit seiner Sesiblilität zu tun. Aber das heißt nicht, dass es deswegen minder schwierig ist so ein Pferd auszubilden.

@all
Ich persönlich bin der Meinung man müsste ihn allmählich desensibilisieren ich weiß bloß noch nicht wie....hab schließlich keine mobile Wind-/Komische-Geräusch-Maschine :?

über die Sache mit den Schmerzen haben wir auch schon nachgedacht aber es ist wirklich der Schreck. Im Moment sind es die Maisfelder die ihm am meisten zu schaffen machen ich gehe fast jeden Tag eine Strecke wo wir Maisfelder passieren müssen oder Hecken-/Sträucher neben dem Weg stehen. Seine Bock-/Kapriolensprünge kommen nur dann vor verlässt man das Gebiet is es auch wieder weg.....

Letztens dachte ich, ich geh solange durch die Maisfelder bis er mit gebuckle aufhört aber leider hab ich da falsch gedacht das hat ihn total aus der Fassung gebracht...besser ist, so wie es den eindruck macht, jeden Tag ein bisschen.

Vielleicht muss ich mir wirklich einfach jeden Tag die Mühe machen, vielleicht ist es echt nur eine Sache der Zeit und Entwicklung????

Momentan ist er schwer im Zahnwechsel, aber das war er als ich ihn bekommen habe schon. Vielleicht hat es damit zu tun, wer weiß das schon.

LG
Sandra
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Tja, wirklich eine schwierige Situation.
Wie sieht es mit einer fähigen THP aus? Ggfs. kann man ja mit Homoöpathie, Bachblüten oder dergleichen was unterstützen.
Wurden vom TA schon Untersuchungen bzgl. Sehvermögen und Gehör gemacht, um hier irgendwelche Defizite auszuschließen?

Die Zähne sind auch mit den Organen verbunden, unter Umständen gibts da wirklich einen Zusammenhang?

Ein mobiles Windgerät wäre ja - zumindest für den Anfang - einfach mal ein Ventilator, den man ihm vor die Nase setzten könnte. Mit Flatterband bestückt gibt der bestimmt tolle Töne von sich. Weiß aber nicht, ob er dann nicht noch mehr ausflippt - so wie Du das beschreibst, daß Du ihm noch nicht mal "Nein" sagen kannst.
Wie läuft das denn bei anderen Dingen, die Du ihm "abgewöhnen" möchtest, weil das Verhalten unerwünscht ist? Ist er da auch so empfindlich auf Strafe?
Jedenfalls hoffe ich, daß Du Wege findest, dieAngelegenheit in den Griff zu bekommen. Das hört sich schon nach ernster Gefahr an, und da hört der Spaß einfach auf.
Ratlose Grüsse
ottilie
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hi

zuerst einmal, um ein Pferd an etwas zu gewöhnen gibt es grob gesagt zwei Methoden:

1. Desensibilisierung
2. Überflutung

Ich gehe zuerst kurz auf die zweite ein:
bei der Überflutung geht es darum, das Pferd mti dem Reiz so zu konfrontieren, dass er so überwältigend ist, dass das Pferd sich quasi nicht wehren kann bzw. wenn es sich wehrt der Reiz nicht aufhört, bis sich das Pferd ergibt. Diese methode wird noch gerne in der Western- und verwandte szenen angewandt. Das sog. "Sacking" ist zb. eine Überflutungsmethode. Es ist eine sehr schnelle Methode mit grossem Stress für das Pferd verbunden. Und diejenigen, die nicht damit "therapierbar" sind gelten dann quasi als nicht therapierbar.

Die erste Methode, die Desensibilisierung, ist eine schrittweise Methode, die sehr bedacht angewendet werden muss, damit sie wirklich erfolgreich ist. Desensibilisieren tut man in dem man den angstmachenden Reiz soweit verkleinert bzw verringert bzw. auf so grosse Distanz setzt, dass er nur gerade leichtes Unbehagen auslöst. also er soll registriert werden, aber er soll so weit weg sein bzw. in so geringem Ausmass, dass er noch KEINE Angst auslöst. Dies wird solange gemacht, bis der Reiz auf dieser Distanz kein Unbehagen oder angstreaktionen mehr auslöst. Dann wird die Distanz ETWAS verringert bzw. der Reiz nur wenig stärker dargeboten. Wieder wird diese Stufe solange durchgehalten, bis eine Gewöhnung eingetreten ist. ERST DANN geht man noch einen Schritt näher/Reiz etwas stärker. und so weiter und so fort. Dies ist ein sehr langer Prozess von mehreren Wochen/Monaten, dies ist kein Prozess, der in wenigen Arbeitslektionen durchgemacht wird! Ganz wichtig!

Bei Pferden nun gibt es die Möglichkeit während den einzelnen Gewöhnungsphasen gewohnte, beliebte Übungen und spezifische Entspannungsübungen durchzuführen. Z.b. irgendwas, was er gerne macht (Zirkuslektionen?), Kopfsenken, oder auch ganz simpel: antreten, anhalten, seitwärtsweichenlassen etc. Wichtig dabei ist nicht unbedingt WAS gemacht wird, sondern dass er den Reiz zwar registriert, dieser aber so weit weg ist, dass er in der Lage ist sich auf die Übung und dich zu konzentrieren.

Parallel dazu - also natürlich separat - kannst du anfangen ihn an alles mögliche und unmögliche zu gewöhnen. zb. könntest du einen kleinen Radio mitnehmen, mit einer Geräusch-CD, diesen Radio kannst du an immer neue Stellen setzen auch zb mal in einen Koffer rein, hinter einer Heuballe etc. so dass das Pferd sich nicht einfach an den Radio gewöhnt, sondern an das Geräusch. Auch windräder, Luftballons (kannst du Luft rein und rauslassen), Fahnen, Fächer, Seile schwingen etc. halt alles wo du einen Luftzug produzieren kannst und/oder ein komisches Geräusch macht.

Gleichzeitig würde ich dir empfehlen dich mit der Körperarbeit von Linda Tellington Jones (TTEAM) auseinanderzusetzen. Pferde, die derart explodieren spüren sich nicht mehr und sind "ausser sich". Diese Art von Arbeit (TTouch, spezielle Bodenhindernisse, Körperbandagen) hilft dem Pferd eine bessere Körperwahrnehmung zu finden und meistens werden die Reaktionen nur schon dadurch viel gelassener. Dies lässt sich zb. auch sehr gut mit der Desensibilisierung kombinieren. am besten du lässt es dir von einer TTEAM-Instruktorin mal zeigen. Es ist eine sehr ruhige und angenehme Arbeit für das Pferd, deshalb ausgezeichnet geeignet.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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schreckenlucy
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Beitrag von schreckenlucy »

Mir ist beim Lesen noch etwas aufgefallen: er macht es ja wie du vermutest aus Angst (ängstliches Gesicht). In einem Moment der Angst will er handeln. Logisch. Wenn du ihm die Handlung verbietest (Ruck am Halfter, lautes Nein etc.) dann soll er etwas unterdrücken - und das kann er scheinbar noch nicht. Du willst unerwünschtes Verhalten unterbinden.

Eventuelle kannst du ihm aber eine Ersatzhandlung (erwünschtes Verhalten) anbieten. Also etwas, was du abfragen kannst, weil du es in einer entspannten Situation vorher geübt hast, welches du dann abrufst und was ihm das Gefühl gibt, der Situation nicht ausgeliefert zu sein.

Spontan fällt mir da natürlich das Clickertraining ein. Damit könntest du eine Ersatzhandlung einüben und dann versuchen, beim Spaziergang in einer dieser Situationen abzufragen (natürlich auch wieder mit Click und Belohnung, wenn es klappt).

Bei meinem hat die Übung "Kopf runter per Handauflegen" toll geholfen. Natürlich muss das Clickern erst verstanden sein, dann Hand ins Genick, Pferd probiert alles mögliche aus, Kopf rauf, Kopf rechts aber irgendwann halt auch Kopf runter, Click und Belohnung (CB). Das kann man dann festigen, indem man die Ansprüche erhöht (andere Umgebung, länger unten bleiben, tiefer runter gehen, Hand nicht mehr im Genick sondern weiter hinten). Abai senkt inzwischen den Kopf, wenn ich neben ihm stehend die Hand nur am Widerrist auflege. Damit kann man Situationen gut entschärfen. Es bildet sich ein Automatismus (Konditionierung) und mit etwas Geduld sollte sich dieses Muster auch unter Stress abrufen lassen - also in der Windsituation.

Vielleicht wäre das ja was, ich habe halt gute Erfahrungen damit gemacht, wenn man bei Pferden gewünschtes Verhalten festigt und abfragt, anstatt nur unerwünschtes Verhalten zu unterbinden.

Ich drücke dir die Daumen, dass du einen Weg findest. Mehr zum Clickertraining gibt es im Netz, in Büchern oder auf Nachfrage von mir :wink:
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

schreckenlucy hat geschrieben:Vielleicht wäre das ja was, ich habe halt gute Erfahrungen damit gemacht, wenn man bei Pferden gewünschtes Verhalten festigt und abfragt, anstatt nur unerwünschtes Verhalten zu unterbinden.
Das gefällt mir gut. Eine Ersatzhandlung anbieten.
Gleichzeitig würde ich dir empfehlen dich mit der Körperarbeit von Linda Tellington Jones (TTEAM) auseinanderzusetzen.
Dafür wär ich auch.

Wenn das wirklich aus Angst begründet ist, wie du ja an seinem Gesicht siehst, wird dir wohl nur sowas übrig bleiben. Und da brauchst du viel Ausdauer und Nerven.
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SandraMaria
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Beitrag von SandraMaria »

@Jen
also ich werd mich in deiner beschriebenen Art dran machen, ich werde auch die Körperarbeit miteinbinden, weil ich tatsächlich glaube, dass das was nützen könnte.

@all
konnte gestern rausfinden, dass es wirklich nur um Geräusche geht die er nicht sehen kann. Also es geht nicht um Geräusche von denen mein Pferd weiß woher sie kommen. Wie hab ich das gemacht? Hab Cavaletti aufeinander gestapelt und Plastikplanen drüber gehängt, hatte auch einen Rappelsack mit und noch weitere Plasikplanen über den Reitplatzzaun gehängt....das war alles kein Problem für ihn, hab ihn auch in Plastik eingewickelt und damit longiert war auch kein Problem hab den Reitplatz rauf und runter den Rappelsack hinter uns hergezogen so dass beinahe alle anderen Pferde im Padock verrückt geworden sind...hab ihn den Sack um den Halsgebunden ihn den selber tragen lassen...war auch kein Problem....es ging sogar der Wind, der in die Plastikplanen fuhr...war auch kein Probelm....bis ...und jetzt wird es spannend.....

bis ich den "Cavaletti-Plastik-Korridor" soweit erhöhte bis er nicht mehr drüber schauen konnte, er ging gelassen mit mir ein zwei mal hindurch beim dritten, vierten mal blieb ich in dem Korridor stehen (das wäre die letzte Übung gewesen, hinterher wollte ich ihn entlassen, ich war so stolz und glücklich dass alles so hervorragend gelaufen ist)....er war ruhig und senkte den Kopf, schnaubte ab, ich war glücklich lobte ihn mit der Stimme.....dann Hufgetrappel auf dem Padock nebenan, eine leise Stimme im Stall die ein Pferd begrüßt....mein Pferd reißt den Kopf hoch ich springe vorne aus dem Korridor, Leo erhebt sich zu einer seiner Kapriolen und zerstört mit einem Schlag die Plastik-Cavaletti-Wand zu seiner rechten Seite von wo das Hufgetrappel kam, er rennt nicht davon er landet und tritt noch mal richtung zerstörte Wand....er schaut Richtung Padock...er sieht die anderen Pferde die angespannt auf ihren Padocks stehen und richtung Reitplatz schauen.... alles ist ok. er schnaubt ab, senkt den Kopf und entspannt sich Augenblicklich, abkauend kommt Leo auf mich zu, atmet nochmal schwer, mein Herz rast, er stubst mich mit seiner Nase und versucht seinen Kopf in mir zu vergraben..er schließt die Augen und lässt den Kopf hängen, er schein erschöpft zu sein...ich habe weiche Knie und einen trockenen Mund....sch*** ich hab's verbockt, ich gehe noch ein zwei runden auf dem Reitplatz, Leo trottet hinter mir völlig ruhig drein, dann bringe ich ihn in seine Box....

so läuft das häufig, desahlb finde ich das mit gegenkonditonieren oder im vorhinein unterbinden eben sehr schwer....ich bleibe auf alle Fälle am Ball und berichte gerne zum Nutzen der Allgemeinheit wie's mit uns weiter geht....

wie gesagt es wird so ähnlich ausehen wie es Jen beschrieben hat, ist zwar bestimmt viel Arbeit und aufwendig aber mir ist es das Wert....

LG
Sandra
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