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Abschied

Verfasst: So, 05. Okt 2008 19:28
von Yve9979
Hallo,

dies hier ist wohl ein eher ungernes Thema, finde es aber dennoch wichtig, darüber zu reden, denn irgendwann kommt dieser Zeitpunkt auf jeden zu.

Woher weiß man, wann es Zeit des Abschieds ist?
Wie habt ihr es gemerkt?
Wann ist es ein Erlösen des Pferdes?

Danke.

Gruß
Yvonne

Verfasst: So, 05. Okt 2008 20:03
von Dressurreiterin22
Puh das ist wirklich eine schwierige Frage die man nicht eben pauschal beantworten kann. Ich habe für meine Stute vor 2 Jahren die entscheidung nicht wirklich treffen müssen, sie hat mir "gezeigt" das sie einfach nicht mehr will :cry: Sie stand immer abseits der Herde kam nicht mehr auf Zuruf, der Glanz in den Augen war weg und sie hat sie Futter und Wasseraufnahme komplett verweigert. Das kam so alles innerhalb von 4 Tagen und dann habe ich sie einschläfern lassen. (Ich sollte vielleicht dazu sagen das sie aufgrund eines Nierenleidens sowieso angeschlagen war und ein stolzes Alter von 21 hatte und davon 12 Jahre erfolgreich im Sport gelaufen ist beim Vorbesitzer)

Bei meinem Wallach werde ich es auch so handhaben, sobald ich merke das er kein "artgerechtes" Leben mehr leben kann werde ich ihn "erlösen". Ich denke jedes Tier zeigt einem auf seine Weise wann Schluß ist. Grundsätzlich ein schwieriges Thema aber ich denke man sollte sich auf jeden Fall auch über das "wie" erlösen informieren und gedanken machen was man möchte und dann für sich entscheiden.

Verfasst: So, 05. Okt 2008 20:22
von lalala
Da wir Menschen bei Tieren die Möglichkeit haben sie gehen zu lassen ohne das sie lange leiden müssen, sollte man diese Alternative auch ruhig in Betracht ziehen.

Meine Freundin hat vor wenigen Tagen ihre 34 Jahre alte Stute einschläfern lassen. Wohlwissend, dass die alte Dame nicht mehr gut über den Winter kommen wird und vor der Entscheidung ziehe ich den Hut.

Ich mag es nicht, wenn man ein Tier aus menschlichem Egoismus möglichst lange am Leben behält. Ist es lebenswert ein austherapiertes Pferd womöglich noch jahrelang mit Schmerzen auf die Wiese zu stellen ? Meiner Meinung nach nicht. Zu oft verpasst man den Zeitpunkt, an dem die Schmerzen überhand nehmen...

Verfasst: So, 05. Okt 2008 20:34
von Barbara I
Ich glaube, wenn man grundsätzlich bereit ist, sein Pferd zu erlösen (und nicht aus egoistischen Gründen die Entscheidung ablehnt), dann merkt man den Zeitpunkt einfach.

Wichtig finde ich auch , sich rechtzeitig über die verschiedenen Methoden zu informieren. Es gibt verschiedene Medikamente, die unterschiedlich wirken. Weiterhin kann Schlachtung manchmal eine Alternative sein.

Verfasst: So, 05. Okt 2008 21:13
von Carmen
Ich finde es ganz toll, dass ein Tierarzt die Möglichkeit hat, ein Tier von seinen Leiden zu erlösen, was ein Humanmediziner leider so nicht kann.
Ich glaube, wenn der Moment gekommen ist, dann weiß man das auch. Man kann das nicht an bestimmten Dingen festmachen. Man spürt es einfach, wenn man das Tier kennt. Und wenn man das Pferd liebt, dann erlöst man es auch. Das ist man ihm einfach schuldig.

Verfasst: So, 05. Okt 2008 21:58
von Medora
Ich stimme zu, dass es ein Segen ist, dass man Leiden beenden kann. Allerdings ist es meiner Erfahrung nach leider nicht immer so, dass man sich über den richtigen Zeitpunkt sicher sein kann, weshalb ich persönlich denke, dass diese Entscheidungsmöglichkeit eben auch ein Fluch sein kann.

Ich wünsche jedem/r von Herzen, dass er/sie sich bei dieser Entscheidung sicher ist - ich war es mir nicht immer (nicht bei Pferden, aber aber bei anderen Tieren).

Gerade weil Tiere nicht reden können, ist es manchmal endlos schwer, für sie zu entscheiden. Schmerz muss aus meiner Sicht nicht immer bedeuten, dass ein Leben nicht lebenswert ist und ganz ehrlich, ich glaube, manchmal wird diese Entscheidung auch zu schnell getroffen. Je nach Typ kommen manche Menschen und Tiere mit Schmerzen gut klar, andere nicht. Gerade dass es da keine allgemeingültigen Richtlinien gibt, macht es aus meiner Sicht so unendlich schwer, über Leben und Tod zu entscheiden.

Medora

Verfasst: Mo, 06. Okt 2008 00:01
von Cat_85
Medora hat geschrieben:Schmerz muss aus meiner Sicht nicht immer bedeuten, dass ein Leben nicht lebenswert ist und ganz ehrlich, ich glaube, manchmal wird diese Entscheidung auch zu schnell getroffen. Je nach Typ kommen manche Menschen und Tiere mit Schmerzen gut klar, andere nicht.
Das würde ich gerne mal aufgreifen. Bei mir geht es zwar nicht um ein Pferd, aber jeder Tierbesitzer macht sich ja um alle seine Schützlinge Sorgen.
Ich habe einen fünf Jahre alten Wellensittich, bei dem mir vor drei Jahren gesagt wurde, das er einen Herzfehler hat und dementsprechend auch Lungenprobleme. Manchmal geht es ihm echt schlecht, er hat starke Atemprobleme trotz Medikamente. So oft saß ich schon da und überlegte, ob ich dem ein Ende machen soll... Aber wenn ich den Kleinen dann so sehe, wie er immer im Schwarm mitfliegt, sehr viel zwitschert und sichtlich Freude am Leben hat... dann denke ich mir, das er sein Los wohl einfach akzeptiert und das Beste daraus macht, auch wenn es nicht einfach ist. Und ich bin sicher, wenn es gar nicht geht, dann würde ich das sehen. Aber so viel Lebensfreude, die muss trotz der Umstände einfach gelebt werden.

Verfasst: Mo, 06. Okt 2008 08:36
von Anchy
Sicherlich können sich auch Tiere mit ihren Leiden arrangieren und trotzdem ihre Lebensqualität behalten, wie z.B der erwähnte Wellensittich, der dennoch an manchen Tagen in der Lage ist, mit seinem Schwarm zu fliegen.

Für mein Pferd gilt: Es läuft gerne, auch mal gerne vor etwas weg :wink:
Wenn es das dauerhaft nicht mehr kann, weiß ich, das ist der Zeitpunkt.

Es frißt für sein Leben gerne, seine Gefräßigkeit ist Lebensfreude.
Will es DAS nicht mehr und magert ab, dann ist es Zeit.

Mein Pferd legt sich auch sehr gerne nach dem Essen hin und liebt das WÄlzen.
Kommt es nicht mehr hoch, so dass es sich nicht mehr hinlegen möchte und ist den Tag über so erschöpft das es umfällt, dann ist es Zeit.


Ich hoffe, ich habe bei meinem jeztigen Pferd mehr Mut als beim letzten.
Da schaffte ich es lange nicht, es gehen zu lassen, immer in der Hoffnung...
Aber eigentlich war klar, daß es diese nicht gab.

LG
Anchy

Verfasst: Di, 07. Okt 2008 10:50
von GingerCC
Für mich ist der Moment gekommen, wenn das Pferd, was ein Lauftier ist, nicht mehr Schmerzfrei und ohne ständige Medikamente mehr laufen kann.
Insgesamt hat es kein Tier verdient unter ständigen Dauerschmerzen zu leben.

Genauso, wenn das Tier kein Interesse mehr an seiner Umwelt mehr zeigt. Aber es gibt auch Kämpfer. Da muß man schon sehr sorgfältig unterscheiden.

Verfasst: Sa, 29. Nov 2008 16:50
von Ibis-Bonheur
Ich stimme Medora vollkommen zu.

Den richtigen Zeitpunkt bestimmen, ist sehr, sehr schwer. Ich erlebe es momentan selbst.
Auch ein krankes Pferd kann noch Lebensqualität haben ( nicht bei heftigen akuten Geschichten oder starkem Dauerschmerz,...).
Oft wechseln sich bei chronischen Erkrankungen auch gute Phasen mit Krisen ab. Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Pferde sind uns Menschen einen Schritt voraus: sie akzeptieren Krankheit und auch Sterben mehr als wir Menschen es können.
Für die Pferde ist es oft nicht schlimm, sondern Teil ihres Lebens, den sie akzeptieren. Der Mensch ist es. Der Mensch leidet oft mehr als sein Pferd und kann die Situation schlecht und schwer ertragen und aushalten. Es ist steinig und tränenreich, das letzte Stück gemeinsamer Weg.
Aber auch ein Pferd in seiner Krankheit und seinem Sterben würdevoll begleiten gehört mit dazu. Diese Phase ist wichtig zum Abschied nehmen - für beide, Pferd und Besitzer.
Wann der richtige Zeitpunkt ist? Eine individuelle Geschichte. Ich denke das spüren beide am Besten.

Verfasst: Sa, 29. Nov 2008 17:57
von Esprit05
sie akzeptieren Krankheit und auch Sterben
Woran machst du das fest?
Ich glaube Pferde können nicht in dem Sinne denken, dass sie den Tod bewusst akzeptieren. Sie mögen wahrscheinlich spüren wenn er naht, aber ob sie sich sagen "es ist in Ordnung"...? Das glaube ich nicht, das ist schon Vermenschlichung.

Verfasst: Sa, 29. Nov 2008 19:05
von heike61
ob ein leben lebenswert ist, das läßt sich nie mit sicherheit beantworten---weder bei einem tier noch bei einem menschen -punkt-
(mein stand-punkt)

vor 2 jahren hab ich eine stute einschläfern lassen --- ich habe sehr lange gebraucht, um dies "zu verarbeiten"....ich denke auch, dass beide es spüren, in worte fassen kann ich dies jedoch nicht.

grüße

Verfasst: Sa, 29. Nov 2008 20:02
von Mimi
Ich hoffe so ne Situation ist für mich noch in weiter Ferne.
Sehr schwer zu beantworten. Prinzipell würde ich sagen, wenn ich sehe das das Tier nicht mehr schmerzfrei sein wird, bzw es nicht mehr ein Leben eines Lauftieres führen kann. Und wenn die Chancen auf Heilung sehr, sehr schlecht stehen, dann lieber vom Leiden erlösen. heul, die Vorstellung, mir brichts das Herz

Verfasst: Sa, 29. Nov 2008 21:36
von vestri
Ich habe schon einmal so eine Endscheidung getroffen.
Mein erstes Pferd war schwer dämpfig. Es war jedes Frühjahr und jeden Herbst am schlimmsten. Die letzten 3 Monate stand er nur mehr auf der Koppel mit seinen Freunden. Als ich beschlossen habe in einschläfern zu lassen hat es mir niemand ausgeredet, nicht der Tierarzt, nicht die Stallbesitzer, kein Einsteller. Es war ein 31. August.
Zum Schluß hatte er eine Atemfrequenz von über 60 Atemzüge pro Minute! Ich habe auch gewußt, dieses Pferd wird nie an Altersschwäche sterben, sondern ersticken. Er hatte Hustenanfälle, so das er Tränen in den Augen hatte. Wobei er trotzdem bis zum Schluß ein Lebensfrohes Pferd war.
Er war erst 12 Jahre, sicher hätte er auch noch länger durchgehalten, aber er hätte ständig Medikamente gebraucht, er wäre unreitbar gewesen und ich hätte diese Entscheidung nur hinausgezögert und viel Geld ausgegeben. Und das ist auch meine Meinung, wenn schon ist man bereit das Geld zu investieren damit das Pferd schmerzfrei ist oder man muß sich trennen.
Ich bin sehr gerne bereit mein Pferd ein Jahr stehen zu lassen und auch den Tierarzt zu bezahlen, wenn es zum Beispiel eine Sehnenverletzung oder ähnliches hat. Aber so wie es bei meinem war wußte ich, er wird nie schmerzfrei sein.

Verfasst: Sa, 29. Nov 2008 21:57
von Catja&Olliver
Wenn ein Tier alt und/oder krank ist, kommt es frueher oder spaeter zu einem akuten Leiden, wo es nur noch darum geht, den Tod schmerzfrei zu beschleunigen. Das macht man beim Tier auf jeden Fall, muesste man beim Menschen eigentlich auch machen koennen...
Aber beim lebensfaehigem Tier den Tod vorwegzunehmen... nein, ich wuerd das nicht machen.
Vor vielen Jahren hab ich mal einen kranken alten Hund einschlaefern lassen, ich gestehe aber, dass das im Grunde egoistisch gewesen ist und wuerd es nicht wieder machen.