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Verfasst: Mo, 01. Dez 2008 13:31
von Cat_85
Esprit05 hat geschrieben:
sie akzeptieren Krankheit und auch Sterben
Woran machst du das fest?
Ich glaube Pferde können nicht in dem Sinne denken, dass sie den Tod bewusst akzeptieren. Sie mögen wahrscheinlich spüren wenn er naht, aber ob sie sich sagen "es ist in Ordnung"...? Das glaube ich nicht, das ist schon Vermenschlichung.
Sich etwas denken oder sagen können Tiere wohl eher nicht.
Aber ich denke schon, dass sie spüren wenn ihre Kräfte schwinden und dann erwacht entweder der Instinkt zu überleben oder sie geben auf. Ich habe beides schon gesehen, mehrfach.
Ganz hart war es ein Tier einschläfern zu lassen, was sich bis zum Schluß gegen den Tod gewehrt hat. Aber jede andere Wahl wäre wohl noch mehr Qual gewesen. :cry:

Verfasst: Mo, 01. Dez 2008 13:34
von chica
Cat_85 hat geschrieben: Aber ich denke schon, dass sie spüren wenn ihre Kräfte schwinden und dann erwacht entweder der Instinkt zu überleben oder sie geben auf. Ich habe beides schon gesehen, mehrfach.
Kann ich aus eigener Beobachtung bestätigen. Als meine Stute dieses Jahr eingeschläfert wurde, war ihr letzter Atemzug ein richtiges Durchatmen, als wäre sie froh, dass es nun vorbei ist. Tiere generell zeigen schon sehr deutlich, ob sie noch Lebenswillen besitzen - man muss nur gut hinhören!

Verfasst: Mo, 01. Dez 2008 14:08
von Kolan
Bei meinem ersten Pferd war es genauso. Er hatte sich quasi schlagartig regelrecht im Wesen verändert und wich mir auch nicht mehr von der Seite. So als würde er permanent bei mir "Schutz suchen".

Alles kam sehr plötzlich. Ich war zu der Zeit 14 Tage im Urlaub im Ausland. Vorher war noch alles i.O. gewesen...

Die Wesenveränderung war derart deutlich und kraß, daß es mir eigentlich leicht fiel, mich zu entscheiden, ihn gehen zu lassen. Es war so offensichtlich, daß es ihm insgesamt (auch vom Kopf her) nicht mehr gut ging. Da seine Melanome parallel auch sichtbar aktiv geworden waren, war mir einfach klar, daß es Zeit war, ihn gehen zu lassen, bevor die Schmerzen und/oder die Schwäche (er war immerhin schon 27) noch stärker werden würden.

Ich fand, daß ich es dem alten Herrn einfach schuldig war.

Die Entscheidung war bitter, aber ich weiß einfach, daß sie richtig war und auch im richtigen Moment kam.

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 23:45
von Williamine
19 Jahre und wundervolle Erinnerungen ......

Ja, ich würde es immer wieder machen; die Entscheidung .....

Nach 19 Jahren und davon 10 Jahre am Haus lebend kennt man sein Pferd in und auswendig. Es gehört mit zur Familie, ist ein Teil davon. Jeden Morgen freudiges Gebrummel zur Begrüßung; sauer sein, wenn man ein paar Tage nicht da war (Urlaub, Geschäftsreise, etc.).

In ihrem 12. Lebensjahr diagnostizierte der TA Athrose im Kniegelenk. Sie wurde 21. Wie man es merkt? So, wie schon einige vor Euch es beschrieben haben, das Wesen verändert sich. Meine gab irgendwann die 'Leitstuten'-Funktion an unser Pony ab - wäre ein paar Monate vorher überhaupt nicht denkbar gewesen. SIE hatte das Sagen. Sie tauschte Ihre Box mit Talia - die Box, die sie mit Klauen und Nägeln verteidigt hat. In der Übergangszeit schlief sie mit Talia zusammen - Rücken an Rücken (leider ist das Bild nur in meiner Erinnerung; wie immer hat man in solchen Situationen keinen Fotoaparat). Dann kam der 31. Oktober 2003. Eigenlich wollte ich mit Talia, Thalea (meiner Tochter) und Classi (unserem Pony) einen schönen Herbstritt bei herrlichem Wetter machen. Eigentlich hatten wir schon geputzt und Classi war schon gesattelt, als ich mich kurzerhand - warum auch immer entschloss - doch Willi zu nehmen.

Aufgrund ihrer Athrose wurde sie bewegt; aber immer nur so, wie sie sich bewegen wollte. An diesem Tag war alles anders. Nein, ich hatte keine 21j. Stute mit Athrose unter mir; ich dachte eher sie wäre 4! Total verrückt - so hatte ich sie schon lange nicht mehr erlebt. Immer im Hinterkopf, dass sie sich 'schonen' muss, habe ich ihr natürlich das Rennen verboten mit dem Erfolg, dass sie stinksauer war. Trotzdem war es ein herrlicher Ausritt an einem sonnigen Herbsttag.

Es war der Abschied. Am nächsten Tag wollte sie nicht mehr laufen; hatte völliges Desinteresse, das die anderen weggingen; guckte mich an. Ich wusste im tiefsten Innern, dass der Tag wohl gekommen ist, für immer Abschied zu nehmen. Es tut auch heute noch weh. 5 Jahre danach. Der TA diagnostizierte dann aufgrund von Röntgenaufnahmen, dass er überhaupt nicht verstehen kann, dass sich dieses Pferd überhaupt noch bewegen kann, geschweige denn sich noch hin legt. Das Knie ist völlig steif - und ich schwöre - am Tag vorher hat sie noch nicht mal gelahmt! Kein Ausweg - Schmerzmittel verlängern nur das Leben, das für ein Pferd (von Natur aus ein Fluchttier) nicht mehr lebenswert sein kann. Heilung und Operation nicht möglich. In freier Wildbahn wäre es von Raubtieren erlegt worden. Harte Meinung? Aber die Wahrheit. Ich hätte alles getan, wenn man sie hätte heilen können ....

Dieser eine Ausritt war der schönste aber auch schwerste Abschied ..... doch da, wo sie jetzt ist, lebt sie besser und ohne Schmerzen.

An Ihrem Todestag habe ich sie geputz, den Schweif und die Beine gewaschen und sie schick gemacht - so, als ob wir was besonderes vor haben. Eine letzte Runde über die Weide, im Morgennebel - fressen wollte sie nicht mehr .... Ein sehr einfühlsamer TA .... Ruhe zum Abschied nehmen .... Sie ist in meinen Armen gestorben ..... Ich würde es immer wieder tun.

Verantwortung für ein Tier bedeutet für mich auch die Verantwortung zu übernehmen, es vor Schmerzen und unnötigen Leiden zu bewahren und es bis in den Tod zu begleiten ... so weh es auch tut.

Verfasst: Do, 04. Dez 2008 11:57
von Cat_85
@Williamine: Ist das eine traurige Geschichte. :cry: Aber ich denke auch, dass du richtig gehandelt hast.

Verfasst: Do, 04. Dez 2008 22:52
von Williamine
Danke. Ich würde es - wie gesagt auch immer wieder tun.

Doch ein bitterer Beigeschmack bleibt immer: DU bist in diesem Fall der Herr über Leben und Tod. Wäre es ein Mensch, bist Du ein Mörder - egal wie krank er ist .......