Magengeschwüre bei Pferden

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

Moderatoren: ninischi, Janina

Benutzeravatar
Medusa888
User
Beiträge: 4640
Registriert: Fr, 03. Okt 2008 15:42
Wohnort: Bremen

Magengeschwüre bei Pferden

Beitrag von Medusa888 »

Hallo!
Ich hatte unter der Suchfunktion nichts gefunden und hoffe, dass ich das Thema nicht zum X. Mal aufmache:

Mein 9-jähriger Friesenwallach hat seit wir ihn haben immer wieder (ca. alle 3-4 Monate) starke Leistungseinbrüche. Von einer Woche auf die nächste wird aus einem lockeren, fleissigen Pferd ein total verspanntes, klemmiges Pferd, was sich nicht mehr stellen läßt und nur mit ganz langen Sporen und Peitsche zum Vorwärts zu bewegen ist.
Er geht nicht lahm, aber das ganz Pferd ist steif. Er geht auch nicht mehr in Selbsthaltung, sondern hält den Kopf steif gestreckt wie eine Balancierstange. Die ganze Hinterhand ist steif. er hat keinen Raumgriff und keinen Schwung mehr. Es ist, als ob das Pferd in drei Teilen geht.
Nach vier Jahren Auf und Ab und diversen Tierärzten, diversen Blutproben, Akupunktur, drei Sätteln, Zahnärzten und so weiter ist die neueste Vermutung ein organisches Problem, möglicherweise ein Magengeschwür.

Ich bin sehr dankbar für ALLE Eure Ideen :idea: und Vorschläge, auch die Abwegigsten.
lalala

Beitrag von lalala »

Klarheit wird dir nur eine Gastroskopie bringen - oft wird aber einfach mal aufgrund der Symptome behandelt, weil die Gastriskopie natürlich eine enorme Belastung fürs Pferd und den Geldbeutel des Reiters ist.

Die medikamentöse Behandlung von Magengeschwüren ist ja nun auch nicht ganz günstig.

http://de.merial.com/equine/faq.asp
Benutzeravatar
Lesley
User
Beiträge: 275
Registriert: Di, 04. Sep 2007 18:18
Wohnort: Oranienburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Lesley »

Meine Stute und der Wallach meiner Freundin wurden/werden auf Magengeschwüre behandelt. Wir haben auch lange "rumprobiert", was die Ursachen für unsere Probleme angeht.

Die beiden folgende Symptome:

Stute:
- extreme Gewichtsabnahme
- schlechte Rückenmuskeln obwohl andere Ursachen ausgeschlossen wurden
- unwilliges Vorwärtsgehen v.a bergab blieb sie fast stehen
- sie wollte lieber galoppieren als traben
- unerklärliche Koliken und Schlundverstopfung
- viel trinken

Wallach:
- extreme Gewichtsschwankungen mit ständiger Tendenz zum zu Dünnsein
- extrem schlechte Rückenmuskeln obwohl andere Ursachen ausgeschlossen wurden
- Leistungsschwankungen
- ständige Schlauchgeräusche
- viel trinken
- Metalllecken

Blutbilder unauffällig.

So sah Lesley aus vor der Behandlung:

Bild

Bild

Bild

Bild


Wir haben mit Ranitidin behandelt (1 Tablette pro Tag) ca. 4 Wochen lang. Dann haben wir 2 Wochen Magnoguard von iwest gefüttert. Das hat super geholfen. Die beiden sehen sehr viel besser aus. Leider hab ich grad keine aktuellen Fotos hier.

Die Symptome sind fast vollständig zurückgegangen.

Wir haben die Geschwüre wahrscheinlich aus dem alten Stall mitgebracht aufgrund ungenügender Raufuttergabe, Stress (Pferde mussten ums Futter *kämpfen*) und schlechter Kraftfutterqualität.

Unser jetziger Stall hat futtertechnisch fast ideale Bedingungen (24h Heu aus Heuraufe mit engmaschigem Netz) plus 2 engamschige Heunetze - insgeamt 6 Futterplätze für 5 Pferde. Deswegen sind wir auch nicht gleich auf Magengeschwüre gekommen.

Wir haben keine Gastroskopie machen lassen. Das Problem bei Gastroskopien ist, dass wenn man keine Anzeichen findet, das nicht heißt, dass das Pferd keine Magengeschwüre hat.


Wie sieht denn bei deinem Pferd die Fütterung aus?
Hast du noch andere Symptome beobachtet (müssen nicht auf den ersten Blick "plausibel" sein). Magengeschwüre sind ein sehr vielfältiges Symptombild.
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
Benutzeravatar
Catja&Olliver
User
Beiträge: 346
Registriert: Di, 09. Okt 2007 10:53
Wohnort: Lesmo (Italien)

Beitrag von Catja&Olliver »

So teuer ist eine Gastroskopie nun auch wieder nicht, ich hatte mal 150 Euro dafuer bezahlt, und glaub kaum, dass sie in Deutschland wesentlich mehr kostet. Eine Belastung fuer das Pferd ist sie, denn das Pferd muss vorher viele Stunden fasten.

Man liest oft, die Symptome von Magengeschwueren seien zweidutig und unklar. Das stimmt meiner Meinung nach nicht immer. Es kann schon eine ganze Reihe von fast eindutigen Symptomen geben, die nur oft nicht wahrgenommen werden:

Abmagerung, Leistungsschwaeche, Koppen, kleine Koliken, unregelmaessiger Kotabsatz (mal mehr mal weniger), Unruhe beim Fressen (vor allem von Kraftfutter und Getreide), dazu geheoren so kleine Sachen wie: mit den Fuessen stampfen, Kopf heben und dann wieder weiterfressen, den Rand von der Krippe lecken, sich am Maul kratzen usw., unbestaendiger Appetit, zu viel oder zu wenig trinken, Pferd steht oft mit der Hinterhand nach hinten ausgestreckt, Pferd rekelt sich wie eine Katze auf der Vorderhand, tagsueber Hinlegen, Flehmen, Gaehnen, Zaehneknirschen.

Das sind zwar einzeln genommen alles keine Krankheitssymptome, aber wenn sie sich haeufen und mehrer von ihnen mal weniger und mal verstaerkt zu beobachten sind, kann man vielleicht auf die Gastroskopie auch verzichten. Vor allem wuerde ich das Fressverhalten beobachten.

Kurieren kann man uebrigens auch billiger als mit dem Gas*****rd.
Benutzeravatar
Medusa888
User
Beiträge: 4640
Registriert: Fr, 03. Okt 2008 15:42
Wohnort: Bremen

Symptome

Beitrag von Medusa888 »

Catja&Olliver hat geschrieben:
Kurieren kann man uebrigens auch billiger als mit dem Gas*****rd.
Was ist Gas*****rd???
Und wie kann man günstiger kurieren?
Ich habe für heute Abend einen TA da, weil es ihm akut nicht gut geht und ich fast geneigt bin "auf Verdacht" hin behandeln zu lassen, da er eine Menge der von Dir genannten Symptome zeigt.

Auf Dauer möchte ich doch lieber mit einem THP eine Möglichkeit für ihn finden. Nicht aus Kostengründen, sondern weil ich sanfte Methoden auf Dauer für tiergerechter halte. Denn wenn es wirklich ein Magengeschwür ist, dann wird es auch wiederkommen, weil mein Pferd einfach super sensibel auf jede Art von Stress reagiert.

Unsere Pferde kommen ca. 6-8 Stunden täglich auf die Weide und bekommen sehr gutes Heu und davon auch reichlich zu fressen. Mein einziger Kritikpunkt an der Fütterung in unserem Stall ist, dass ich in letzter Zeit bemerkt habe, dass erst Kraftfutter und dann Heu gegeben wird. Hoffe, dass ich hier auf Verständnis beim SB stosse, dass erst Heu und dann Kraftfutter gefüttert wird, denke, dass das schon ein guter Schritt in die richtige Richtung ist.
lalala

Beitrag von lalala »

Gastroguard ist das gängigste Mittel zur Behandlung von Magengeschwüren.
reitelefant
User
Beiträge: 7
Registriert: Fr, 31. Okt 2008 14:37
Wohnort: 31167 Bockenem

Beitrag von reitelefant »

Hallo!
Mein alter WB-Wallach hatte Magenprobleme, ob es Magengeschwüre oder "nur" Magenschleimhautentzündungen waren hätte nur über Untersuchung des Magens endgültig geklärt werden können, wollte ich ihm nicht zumuten.

Ursache waren in unterschiedlicher Intensität/Zeitpunkten:
-Stress
-Zähne
-mangelnde Rauhfuttermenge, zu große Futterpausen, zu viel Stroh und zu wenig Heu

behandelt wurde mit:
- Cimetidin 800
- viel Heu zur freien Verfügung
- Zähne röntgen und feststellen dass eine Kappe und die Wurzel eines Zahnes fast "abgefressen" waren, Zahn wurde aus der Last genommen
- Stressfaktoren beseitigt (Herdenzusammenstellung)

Er hatte die Probleme teilweise während ich als Einstellerin stand, da waren einige Faktoren nur schwer zu beseitigen, seit ich ihn am Haus in Eigenregie hatte, waren die meisten Faktoren gut in den Griff zu bekommen.
Beim letzten Mal waren es dann die Zähne, die Magenprobleme bereitet haben.

Viel Erfolg!
Benutzeravatar
Catja&Olliver
User
Beiträge: 346
Registriert: Di, 09. Okt 2007 10:53
Wohnort: Lesmo (Italien)

Beitrag von Catja&Olliver »

Das auch von Lesley erwaehnte Ranitidin ist sehr viel guenstiger. Um wieviel laesst sich schwer sagen, denn es kommt ja auf Dosierung und Dauer von der Kur an. Grob summiert kostet die komplette Kur mit Gast*** wie sie auf dem Beilagezettel steht ca. 1.300 Euro, wenn ich mich recht erinnere. Eine aehnliche Kur mit Ranitidin duerfte so bei 400-500 kosten.

Meistens wird Gast**** verschrieben weil es praktisch ist: man braucht es nur einmal am Tag zu geben. Ranitidin dagegen musste meiner alle 8 Stunden schlucken, und das ist umstaendlich, in einigen Staellen vielleicht garnicht zu machen.
reitelefant
User
Beiträge: 7
Registriert: Fr, 31. Okt 2008 14:37
Wohnort: 31167 Bockenem

Beitrag von reitelefant »

noch ein Nachtrag:
Bei meinem Wallach war das erste Anzeichen eine ganz leichte, kaum erkennbare Kolik, mäkeliges Fressen, nach dem Fressen mit mürrischem Gesicht rumstehen (besonders als der Zahn Ärger gemacht hat)

Und bei einem "Magenanfall" war die Ursache die Gabe eines Entzündungshemmers, geht recht extrem auf den Magen. Ingwer sollte man solchen Pferden auch nicht unbedingt füttern …
Benutzeravatar
Lesley
User
Beiträge: 275
Registriert: Di, 04. Sep 2007 18:18
Wohnort: Oranienburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Lesley »

Bei uns hat 1x am Tag Ranitidin gereicht. Magnoguard von iwest ist auch nicht billig (ca. 70 € pro kg), aber auch gut zu dosieren.
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
Benutzeravatar
Catja&Olliver
User
Beiträge: 346
Registriert: Di, 09. Okt 2007 10:53
Wohnort: Lesmo (Italien)

Beitrag von Catja&Olliver »

Was heisst 1x am Tag? Wieviel war das?
Mein TA hatte urspruenglich 3 x 5 gr. verschrieben (Ranitidin pur) und das fuer 50 Tage. Weil das mit dem 3 x am Tag sowieso nicht gut klappte habe ich nach einem Monat auf 2 x taeglich reduziert, und das Pferd hat sich trotzdem weiterhin verbessert. Als die Kur zu Ende war wollte mir der TA auch so ein sauteures Zusatzfutter verschreiben, da hab ich vorgeschlagen stattdessen noch einen weiteren Monat lang Ranitidin zu geben und er kriegt nun weiterhin 2 x 5 gr.
Die sind jetzt bald alle und ich denke am besten waere es, die Kur noch 2-3 Monate lang zu machen, aber mit einer niedrigeren Dosis, vielleicht erts 2 x 2,5 gr und dann noch weniger. Mein TA behauptet aber, dass weniger als 5 gr garnichts bewirken.
Interessant ist, dass er seit ca. einer Woche ganz und gar das Koppen aufgegeben hat. Wenn ich ihn putze, und er steht da und guckt in die Luft, anstatt an der Boxentuer zu haengen, kommt es mir vor als haette ich da ein fremdes Pferd :D
Benutzeravatar
Catja&Olliver
User
Beiträge: 346
Registriert: Di, 09. Okt 2007 10:53
Wohnort: Lesmo (Italien)

Beitrag von Catja&Olliver »

reitelefant hat geschrieben:Und bei einem "Magenanfall" war die Ursache die Gabe eines Entzündungshemmers, geht recht extrem auf den Magen. Ingwer sollte man solchen Pferden auch nicht unbedingt füttern …
Der Olliver hatte auch einen schweren Anfall nach einer kurzen Behandlung mit einem Entzuendungshemmer. Es muss nicht unbedingt ein Zusammenhang bestehen, denn er hat wirklich wenig davon bekommen, koennte aber trotzdem sein.

Ingwer dagegen habe ich sehr lange gefuettert, ueber anderthalb Jahre lang, und zeitweise auch hoch dosiert. Das hat ihm anscheinend nicht geschadet, denn das haette man viel frueher gesehen. Vorsichtshalber kriegt er es jetzt trotzdem nicht mehr.
Benutzeravatar
Medusa888
User
Beiträge: 4640
Registriert: Fr, 03. Okt 2008 15:42
Wohnort: Bremen

Noch ein Mittel

Beitrag von Medusa888 »

Also, TA war gestern da und hat nach Aufzählung aller Verhaltensauffälligkeiten meiner Ostheopatin mit ihrer Vermutung "Magengeschwür" zugestimmt. Da ich meinem Pferd zunächst eine Magenspiegelung ersparen möchte und auch nicht "auf Verdacht" mit dem Hammer Gastrog. anfangen möchte, hat er vorgeschlagen Pronutrin zuzufüttern. Pronutrin ist wohl ein Zusatzfutter, was stressbedingt angeschlagenen Pferdemägen hilft.
Zusätzlich bekommt er jetzt Myoplast, damit wir ihn wieder auf den Damm kriegen. Es ist bemerkenswert, wie schnell so ein Pferd Muskel und Masse abnimmt. Man kann wirklich zuschauen.
Ich frage mich, warum das bei Menschen nicht so gut geht......
Den genauen Inhalt werde ich gleich in meinem Ausbildungstagebuch wiedergeben.
Benutzeravatar
Catja&Olliver
User
Beiträge: 346
Registriert: Di, 09. Okt 2007 10:53
Wohnort: Lesmo (Italien)

Beitrag von Catja&Olliver »

Ja das ist ein Zusatzfutter, und meiner Meinung nach rausgeschmissenes Geld. Wenn er wirklich Magengeschwuere hat, heilen die allein damit garantiert nicht ab.

Was noch wichtig ist: Krippenfutter muss wirklich auf ein Minimum reduziert werden. Mein TA hat das auch immer nicht kapiert, und staendig zuviel davon geben lassen. Wenn Pferd wegen Magenleiden zu duenn ist, und du gibst ihm 3-4 kg Futter am Tag, dann belastest das nur den Magen noch mehr und er wird davon immer duenner, nicht dicker!
Zuletzt geändert von Catja&Olliver am Di, 11. Nov 2008 10:13, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
missredcat
User
Beiträge: 92
Registriert: So, 23. Mär 2008 20:21
Wohnort: München

Beitrag von missredcat »

Ich würde auf jeden Fall zur Magenspiegelung raten, das kostet glaube ich um die 300,- Euro und Du hast danach einfach Sicherheit.
Vom einfach drauflos therapieren halte ich nix, es können auch mal schlimmere Sachen dahinterstecken,
wie vorletzte Woche bei meinem 5-jährigen Friesen diagnostiziert :(.
Nach 6 Koliken in 6 Wochen wurde er in die Klinik gebracht wo man leider eine chronische Magendilatation festgestellt hat. Eigentlich unheilbar...
Ich will Dir damit keine Angst machen, diese Krankheit kommt sehr selten vor, ich möchte Dir damit nur zeigen
das man vielleicht mehr nachforschen muss, um ein definitives Ergebniss zu bekommen.

Alles Gute für euch!

LG Babsy

P.S. Pronutrin bekommt meiner nun übrigens auch, das hilft aber nur den Magen etwas zu beruhigen und ist keineswegs ein Medikament um ein Geschwür zu heilen.
Antworten