Magengeschwüre bei Pferden

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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missredcat
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Beitrag von missredcat »

Ich kopier Dir hier einfach mal die Diagnostik der chonischen Magendilatation rein:

DIAGNOSTIK

Der Anfang der Erkrankung verläuft relativ symptomlos. Aufmerksamen Besitzern fällt gelegentlich Rülpsen des Pferdes auf, bei dem an den Nüstern ein säuerlich-fauliger Geruch wie bei verdorbener Silage wahrgenommen werden kann. Im weiteren Verlauf der Erkrankung tritt hin und wieder, meist postprandial, milde Kolik auf. Nach Applikation eines Spasmoanalgetikums verliert sie sich regelmäßig. Die Erkrankung kann eine Vorlaufzeit von vielen Monaten oder sogar mehreren Jahren haben. Wenn mehr als ca. 40 kg Futter im Magen abgelagert sind, hat der Magen Kontakt mit der linken Thoraxwand und man sieht im Vergleich zur rechten eine deutliche Aufwölbung der linken. Bei der rektalen Untersuchung fanden wir bei allen Pferden bei Spasmolytika gestützter tiefer Palpation links von der Medianen und rechts von der meist nach kaudal verlagerten Milz eine konvexe Umfangsvermehrung, die nach kranial nicht abgrenzbar war (Müller.u.a.1995). Es handelt sich dabei um den kaudalsten Teil des überfüllten Magens. Die Umfangsvermehrung ist unerwartet weit nach kranial und tief ventral zu finden.

Bei Anwendung der Nasenschlundsonde stößt man schon bald, wenn man den Magen erreicht hat, auf einen Widerstand, der sich aus den festen Futtermassen vor der Sonde ergibt. Nur selten läßt sich die Sonde tiefer als ca. 20 cm in den Magen einführen, Mageninhalt entlädt sich nicht spontan und der Versuch, am stehenden Pferd Futter aus dem Magen zu spülen, ist unergiebig. Das hängt damit zusammen, dass das abgelagerte Futter völlig entmischt, fest geschichtet und „hart wie Beton„ im Magen liegt. Bei der Gastroskopie, die man an mehreren Tagen hintereinander durchführt, stellt man fest, dass der Magen sich trotz Futterentzugs nicht entleert.

Er bleibt extrem gefüllt und selbst im dorsalen Bereich der Pars proventricularis hängt das Futter an der Schleimhaut wie Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle.

Das Freispülen des dilatierten Magens am stehenden Pferd ist unergiebig, zeitraubend und für Pferd und Tierarzt nicht ungefährlich. Außerdem ist es ohne Nutzen, da Entleerungsstörung und Dilatation unbeeinflußt bleiben und, nach einigen Wochen das Obstipat wieder auf die ursprüngliche Größe angewachsen ist. Deshalb wird eine Laparotomie durchgeführt, bei der man den Umfang der Dilatation sicher beurteilen und eventuell eine Verkleinerung des Magens vornehmen kann. Günstig ist es, dem Pferd schon vor dem Ablegen eine dünne, das Spülwasser zuführende - und eine dicke, die Magenflüssigkeit abführende Sonde in den Magen einzubringen, so dass die Sondenenden in dem kleinen, meist freien Raum zwischen Schlundeingang und Pylorus liegen. Man kann auch eine weitlumige Magenschlundsonde benutzen.

Abb. 12: Schnittmuster einer möglichen Verkleinerung eines dilatierten Magens entlang der großen Kurvatur.

Der Operateur muß die Sondenenden anschließend so dirigieren, dass die notwendigen Spül- und Rückflußeffekte erreicht werden.

Durch Massage des Magens mit der flachen Hand kann er überdies das Futter mit dem Wasser verwirbeln und so im Laufe von 30 - 60 Minuten den Magen entleeren. Auch eine Gastrotomie ist möglich (EDWARDS;1997) und auch von uns schon erfolgreich durchgeführt. Das Spülen mit der Sonde ist aber technisch die elegantere Methode und ohne Kontaminationsrisiko.

Abb. 13: Innenansicht einer entlang der großen Kurvatur durch-geführten Verkleinerung mit Einstülpung durch zwei fortlaufende Cushingnähte in der Pars glandularis nach der Operation. Die wulstartige Narbe ist deutlich sichtbar. Der 2jährige Warmblüter kam 4 Wochen nach der Operation wegen eines Halswirbelbruchs zu Tode. Bis zu diesem Zeitpunkt war er beschwerdefrei.

In den von uns beobachteten Fällen von Entleerungsstörungen mit chronischer Magendilatation fanden wir anläßlich der Magenspülung bzw. der Sektion bei insgesamt 5 Pferden zwischen ca. 35 bis 122 kg, im Durchschnitt 52 kg festen Chymus im Magen, ohne daß der Magen - mit einer Ausnahme - eingerissen war.

Ist der Magen leer, kann man in leichteren Fällen versuchen, entlang der großen Kurvatur durch eine oder mehrere fortlaufende seromuskuläre Matratzennähte die Magenwand nach innen einzustülpen um auf diese Weise den Magen zu verkleinern. Bei starker Dilatation wird ein größerer Teil des Magens entlang der großen Kurvatur reseziert Abb.12 u.13.

Diese Art der operativen Intervention ist noch nicht ausgereift und zu selten durchgeführt worden, um sie abschließend beurteilen zu können. Sie zeigt aber einen Weg auf, Pferde vielleicht über längere Zeit funktionstüchtig zu halten. Im übrigen gibt es dazu keine Alternative. Der chronisch dilatierte Magen kann sich nicht wieder auf seine normale Größe zurückbilden.
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Hi Babsy,

wie geht es Kasper denn jetzt?

Hab die Sache mehr im Pforg als hier verfolgt?
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Medusa888
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Bewegen

Beitrag von Medusa888 »

@ otilie

TA hat gesagt: ruhig bewegen und in Gang halten. Ich habe diese Woche vier Pferde alleine zu arbeiten - ich habe ihn nur bewegt, weil ich ihn nicht einfach wegstellen möchte. Hätte mir auch etwas Gemütlicheres vorstellen können, als jeden Abend bis 22.30 Pferde zu bespaßen und zu versorgen.
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Catja&Olliver hat geschrieben:
Lesley hat geschrieben:
Catja&Olliver hat geschrieben:Was heisst 1x am Tag? Wieviel war das?
300 mg
Das ist die "normale" Tagesdosis beim Menschen. Es wundert mich, dass sie auch fuer ein Pferd reichen soll. Hatte das ein TA so verschrieben?
Man kann Pferde und Menschen gewichtsmäßig bei Dosierungen von Medikamenten nicht vergleichen.

Das war so mit einem TA abgesprochen.

Schau auch mal hier (ganz unten):

http://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm ... 355_00.htm
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
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Catja&Olliver
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Beitrag von Catja&Olliver »

Lesley hat geschrieben:
Catja&Olliver hat geschrieben:
Lesley hat geschrieben: 300 mg
Das ist die "normale" Tagesdosis beim Menschen. Es wundert mich, dass sie auch fuer ein Pferd reichen soll. Hatte das ein TA so verschrieben?
Man kann Pferde und Menschen gewichtsmäßig bei Dosierungen von Medikamenten nicht vergleichen.
Einfach umrechnen kann man natuerlich nicht, aber in der Tabelle con uni-zh ist auch von 6,6 mg/kg, 3 x Tag, die Rede. Auf 500 kg Pferd umgerechnet sind das 3,3 gr x 3 = 9,9 gr taeglich, 34% weniger als die 15 gr die mein TA verschrieben hat, aber 33 mal mehr als deiner verschrieben hat!
Die Dosis von 6,6 mg/kg x 3 hab ich beim googeln in verschiedenen Medizinbuechern gefunden, sie scheint die gelaeufigste zu sein.
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Wir haben nach Abspreche mit einem TA erstmal mit der niedrigsten Dosierung von 2x0,5 mg/100kg KG angefangen. Macht bei meinem Pferd ca. 380 mg. Okay, da lagen 300 mg noch etwas drunter. Aber nach unserer Ansicht hat es geholfen. :wink:
Ich hätte auch kein Problem gehabt höher zu dosieren, aber anscheinend war es ja ausreichend.
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
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Medusa888
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Stand der Dinge

Beitrag von Medusa888 »

Nachdem das Pronutrin über 5 Tage gar nichts gebracht hat, werde ich ihn morgen in Abstimmung mit unseren Tierärzten in die Klinik bringen, wo er komplett durchgecheckt wird. Ich hoffe, dass es dann endlich ein Befund gibt.
Danke für alle gutgemeinten Ratschläge.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich drücke die daumen!
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Medusa888 hat geschrieben:Ich hoffe, dass es dann endlich ein Befund gibt
Und? Schon Neuigkeiten?
*Daumenfestedrückt*
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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missredcat
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Beitrag von missredcat »

*tippeltippel*, bin auch ganz gespannt und drücke euch fest die Daumen!
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Vielen Dank!!
Fühle mich echt besser, wenn alle mitfiebern....

Nein, noch nichts Neues. TA meinte gestern schon, dass er mir vor heute "Spät"Nachmittag sicher nichts sagen kann. Ich fahre auf jeden Fall direkt nach der Arbeit in die Klinik, allein um zu sehen, wie es ihm geht. Das wird so gegen 17.00 h sein.

Die Klinik (Sottrum, Paar und Wehrhahn) ist immer sehr familiär und der Umgang mit den Pferden gefällt mir gut. Habe nun das erste Mal ein Pferd stationär da (*aufHolzklopf*) und hoffe, dass nicht nur das Pferd gut behandelt wird, sondern dass es auch zu Ergebnissen kommt.

Melde mich sofort.
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Medusa888
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Ergebnis

Beitrag von Medusa888 »

Aaaaaalsoooo,

der Magen ist jungfräulich. Ich bin mit der Kamera sozusagen bis zum Darmausgang mitgefahren und es hätte nicht besser sein können.
Ergebnis 0,0.
Ergebnis der Bronchioskopie ist leichter Schleim - merkwürdig, wo er bei uns nur einmal eine Bronchitis hatte, die sofort und vollumfänglich behandelt wurde.
Auch das Röntgen des 18. Brustwirbels und der Lendenwirbelsäule hat nur ergeben, dass mein Pferd auch hier ganz prima gesund ist. Sie haben sogar bis zum Knie runter geröngt um Spat auszuschließen. Auch allerbestens.
Blutbild okay, Nierenwerte kommen erst heute. Beim Freilaufen hatte er auch einen guten Tag und ist gelaufen wie ein Weltmeister.

Das Problem sind Blockaden im Kreuzdarmbeingelenk, die dadurch entstehen, weil eines der Bänder zu schwach ist. Das Becken ist schief, das Pferd geht in Schonhaltung. Dagegen hilft dann wirklich kein Pronutrin.

Ich höre daher hier auf und beginne mit dem Thema neu, weil es hier nicht hingehört.

Für alle die mitgefiebert haben nochmals herzlichen Dank. Ich wünsche Euch und Euren Pferden alles Gute und hoffe, dass Ihr sie wieder auf den Damm kriegt![/b]
heike61
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Beitrag von heike61 »

ach wie schön...... eine diagnose!


@barbara.. ich wünsche dir und kasper ganz viel kraft, eure geschichte ist sooo traurig......





grüße
Wenn du weitergehst, ändert sich deine Perspektive!
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missredcat
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Beitrag von missredcat »

Na Gott sei Dank!

Wünsche euch alles Gute,

viele Grüße
Babsy
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