Pausengestaltung innerhalb einer Übungseinheit

Allgemeines rund ums Pferd

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kallisto
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Pausengestaltung innerhalb einer Übungseinheit

Beitrag von kallisto »

Hallo,

mich interessiert, wie ihr die Pausen gestaltet. Macht ihr das vom Ausbildungsstand abhängig?
Habt ihr verschiedene Arten von Pausen wie beispielsweise stehen bei hingegebenen Zügeln oder Schritt am längeren Zügel ganze Bahn? Oder wendet Ihr immer diesselbe an, damit Pferd gleich auf Entspannung schaltet?

Was macht ihr, wenn Pferd die Pause nutzt, um in bequemere (falsche) Muster zurückzufallen? Laßt Ihr das zu zwecks Entspannung und kurzer Erholung oder gibt es auch in der kurzen Ruhephase gewissen Grenzen, damit die Pausen nicht kontraproduktiv für die Ausbildung sind?

Einfaches Beispiel: Pferd läuft an der Longe in Dehnung, die ihn noch anstrengt. Die Pause im Stehen von ca. 10 Sekunden (bis er sich entspannt und tief ausatmet) lasse ich nur in tiefer Halshaltung ähnlich der Fresshaltung zu, indem das Nackenband hält und er die Muskeln trotzdem entlasten kann. Würde ich ihn ganz in Ruhe lassen, stände er giraffenmäßig da und würde ein Hinterbein entlasten. Da kann er auch noch nach Monstern Ausschau halten und sich zur Abwechselung auf andere Dinge konzentrieren... Letzteres wäre ihm natürlich lieber :) Er ist somit mit seiner Pausengestaltung nicht ganz einverstanden.

LG Susi

@Mods: Wußte nicht so richtig, wohin mit dem Thema.
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equispirit
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Beitrag von equispirit »

naja Pause heisst ja das pferd in ruhe lassen, und nicht entspannung fordern. dein chef sagt dir ja auch nicht wie du sie zu gestalten hast

wenn er mit hoch erhobenen kopf monster herbeiguckt soll er doch. solange er dich dabei nicht umrennt oder wegrennt. für viele pferde ist ein gesenkter kopf emotionaler stress

es gibt bewegungsaktive pferde für die ist eine lockere galopprunde pause, ich würde immer wechseln und wichtig ist das du die pause auch machst - vorleben statt dressieren

mit der zeit wird er eine pause zu schätzen wissen, sei es eine kurze kraulpause, 5 min langer zügel, oder an der longe galoppieren, wie ihm der schnabel gewachsen ist
May your horse be with you ...
lalala

Beitrag von lalala »

Unsere Pause ist auch oft ein einfaches rauskauen lassen mit einem vorangegangenen kurzen klopfen, gerade im Galopp das Zeichen für "gut gemacht - dafür darfst du dich jetzt kurz entspannen" oder eben im Schritt am hingegebenen Zügel mal 2-3 Runden schreiten lassen (aber fleissig, kein Geschlurfe).

Wann ich einfach nur mal rauskauen lasse und ein wenig in die Tiefe traben/galoppieren oder wann ich zum Schritt durchpariere hängt von der Situation ab. In der Reitstunde gehe ich zum Schritt über, damit ich auch mal durchschnaufen kann und weil es in der Zeit noch Erklärungen vom RL gibt.
Zuletzt geändert von lalala am Mo, 08. Dez 2008 14:40, insgesamt 1-mal geändert.
Krümel
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Beitrag von Krümel »

Hallo Susi ,

Pause gibt es bei mir eigentlich nur nach guter und korrekter Mitarbeit . Dann wird der Zügel langgelassen , und sie nimmt es jetzt sofort zum Strecken nach UNTEN ( wo sind die Möhren im Sand ? ) an . Wobei ein Stimmlob das ganze einleitet . Dabei schnaubt sie auch des Öfteren ab , kommt auf die Arbeit vorher drauf an ! !-2 Runden , dann nehm ich die Zügel wieder auf . Hat sie jetzt auch super kapiert , dass dann wieder gearbeitet wird . Anfangs war für sie nach Zügel lang und dehnen " Ende " , dann fiel es ihr sehr schwer sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren und wieder an die Hand heranzutreten .

LG

Tina
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Pausen können von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich sein. Pico darf durchaus mal stehen bleiben und bekommt einen Kecks gereicht. Wenn wir stehen, lasse ich die Zügel komplett lang und er darf auch aus der Halle schauen - ich bin in dem Moment nur konsequent, daß er steht. Manche Pferde entspannen sich besser in Bewegung. Aber auch da Zügel lang und sie dürfen hingucken, wohin sie wollen.

Pause ist Pause - und da lasse ich mein Pferd in Ruhe.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
white-feet

Beitrag von white-feet »

Ich halte das ähnlich wie Josatianma - in der Pause hat Pferd wirklich seine Ruhe vor mir :wink: Entweder parken wir irgendwo kurz und ich beschäftige mich kurzzeitig anderweitig (Jacke ausziehen, Handschuhe richten ect.), da wissen die Tiere dann nämlich auch, dass sie grade wirklich Ruhe haben und nichts außer dem braven Stehen gefordert wird, oder alternativ eben im Schritt ein Weilchen bummeln lassen - nicht übermäßig schnell oder langsam, sondern im Idealfall losgelassen und schön durchschwingend.

Bei Sachen am Boden, z.B. Arbeit an der Hand, werden eben kurz die Zügel "normal" gefasst und dann wird ein Stückchen "Spazieren" gegangen - ganz normales Führen also, aber auch hier konzentriere ich mich dann bewusst auf mein eigenes Gehen und darauf, dass auch ich wieder locker werde.

Vor jeder Pause wird natürlich gelobt!

Prinzipiell bin ich ein großer Fan von kurzen Pausen, sei es, weil das Pferd sich aufregt, die Konzentration verloren geht oder eben etwas gut ausgeführt wurde.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Das Problem ist aus meiner Sicht, dass er die Pause nicht als Entspannung nutzt. Er beobachtet nicht ruhig die Umgebung, sondern er spannt sich eher an, um die Gegend abzuchecken. Ich meinte die hohe Kopfhaltung eher stimmungsmäßig.
Leider ist einer Reiterin nachdem sie polternd das Hallentor zufallen lassen hat (auf dem ihr Sattel lag) und der Sattel dabei runterkrachte, sehr erschrocken. Er hatte da richtige Panik. Das war auch noch kurz hinter ihm und hat ihn leider sehr geprägt. Da dort die meisten Geräuschquellen herkommen, macht ihn das weiterhin misstrauisch. Ist ca. 1,5 Monate her. Es war keine Absicht dieser Frau, aber er vergißt als Vollblut schlecht. Obwohl ich seitdem darauf achte, dass wir uns an der "Polterstelle" entspannen, ahnt er immer noch böses. Er ist sonst sehr relaxt und scheut wenig. Aber wenn einmal erschrocken, dann richtig.
Solange er sich bewegt und ich ihn beschäftige, ist er entspannt. Aber deswegen will ich auch 20 Minuten nicht durcharbeiten (er ist ja noch jung).

Ich kann seine tiefe Halshaltung im Stehen nutzen. Die muss ich aber einfordern. Dann schnauft er und bei weiterem graulen entspannt er wirklich im Stehen. Schließt teilweise sogar die Augen. Leckerbissen interessieren ihn nicht. Er mag nur Hafer pur. Obst/Gemüse oder verschiedenste Leckerlisorten muss man zwischen die Zähne schieben.

Aber von allein, ist es eben keine Pause, auch wenn er artig stehen bleibt. Er spannt sich an und schaut misstrauisch auf das (ruhige) Hallentor. Und je länger er dort hinschaut, umso mehr Aufregung kommt in ihn auf. :? Im Gelände hätten wir damit kein Problem, nur da läßt sich schlecht arbeiten...

LG Susi
Zuletzt geändert von kallisto am Mo, 08. Dez 2008 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Interessante Frage, denn da habe ich heute auch gerade drüber nachgedacht. Und zwar fällt Anthony immer dann, wenn ich eine Schrittpause einlegen will und die Zügel lang lasse in einem furchtbar latschig-langsamen Schritt, das man das Gefühl hat, das Pferd schieben zu müssen. Ich denke, er würde auch stehen bleiben, wenn er könnte. Nun hatte ich mich schon dabei erwischt, wie ich ihn vorwärts getrieben habe - aber das ist eben auch nach meinem Verständnis dann keine Pause. Aber soll ich ihn latschen lassen? Oder ist dann stehen bleiben besser?

Grundsätzlich würde ich auch Pausen gerne Pausen sein lassen, also ohne meinen Einfluss. Aber wenn ich z.B. bei der Handarbeit eine Pause machen, neigen meine Pferde beide dazu, dann meine Jacke anzunabbeln oder nach dem Zügel zu angeln. Da gestalte ich die Pause dann meist so, dass ich sie zum Kopfsenken veranlasse. Wenn sie allerdings schauen wollen - also aus der Halle raus oder in den Spiegel (das macht Anthony besonders gerne :D), lasse ich sie.

Medora
Julia
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Beitrag von Julia »

Ich lasse Mary dann während des Stimmlobes halten, es gibt einen Keks und dann darf sie im Schritt ein bischen bummeln (jedoch nicht wirklich lange). Manchmal das selbe ohne Keks (dann auch ohne halten), je nach dem....
Bei Fremdpferden schaue ich halt was sie brauchen, das ist ganz unterschiedlich.

Bei der Handarbeit lasse ich sofort (!) alles los, es gibt überschwengliches Stimmlob (manchmal Keks) und meistens lasse ich stehen, selten gehen wir....
Liebe Grüße, Julia
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Kallisto: :D Kommt mir bekannt vor..

Grundsätzlich ist es bei mir auch so, dass das Pferd in der Pause eben gerade Ruhe vor dem haben soll, was es gerade lernt und was damit (evtl. auch nur konzentrationsmäßig) anstrengend ist.

Arbeite ich z.B. gerade gezielt daran, im Schritt laange Schritte zu machen, wäre es gemein, das in der Pause auch zu fordern. Dann wäre es ja gar keine Pause.

Meine Schüler müssen in der Pause ja auch keine Matheaufgaben machen - auch wenn ihnen das sicher gut tun würde..

Normalerweise ist Pause bei der Bodenarbeit neben mir stehen, gelobt werden und einen Augenblick nicht arbeiten müssen. Pause beim Reiten bedeutet im Schritt am langen Zügel gehen bei freier Tempowahl oder Stehen bleiben - je nachdem, was besser zur Einheit passt.

Pausen bei der Longenarbeit finde ich grundsätzlich schwierig. Die Arbeit an der Longe ist ja in der Regel, Dehnungshaltung herzustellen. Also bietet sich als Pause am ehesten Stehen an. Ist das aber stressbehaftet und Entspannung muss eingefordert werden, würde ich "Entspannung" auch eher als Ausbildungsinhalt denn als Pause bezeichnen.
Pause könnte dann z.B. sein, dass er ein paar Runden wie die wilde Wutz rennen darf. Dann muss man sich nur sehr deutliche Zeichen für "die Pause beginnt" und vor allen Dingen für "die Pause ist vorbei" überlegen :lol:
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Medora: Vielleicht ist dann Stehen bleiben für Anthony tatsächlich die bessere Pause (vor allen Dingen, wenn du ihn ohnehin treiben musst, damit er nicht stehen bleibt). Oder es gibt ganz deutliche Signale für Pausenbeginn und Pausenende. Schwierig.

Verhaltensregeln wie "nicht die Jacke anknabbern" gelten bei mir auch während der Pause - ist ja klar, dass dann nicht sofort Anarchie herrscht :) - womit wir wieder bei den Schülern sind - die dürfen ja in der Pause auch nicht das Schulgelände verlassen :lol:
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emproada
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Beitrag von emproada »

@Kallisto: vielleicht ist ruhiges Stehen für Dein Pferd einfach keine Belohnung, sondern eher eine Strafe und spannt sich deshalb so?
Be meinem Pferd ist es bis heute so, dass die größte Belohnung ist, die Zügel lang zu bekommen und dabei vorwärts laufen zu dürfen. Es liegt halt nicht jedem, in aller Seelenruhe hinzustehen und vor allem bei sehr jungen Pferden ist das eher selten der Fall.
Viele Grüße Tina
kallisto
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Beitrag von kallisto »

@Medora:
Mein Haflinger hat anfangs immer mit den Vorderbeinen aufgestampft, weil ihm langweilig im Halten war. Stehen ist aus seiner Sicht blöd, aber da er noch nicht viel kann und bei ihm ein entspannter Schritt schon das Ziel ist, geht Pause nur im Stehen. Und Leckerli kann ich nur selten geben. Er beginnt sonst nachdem das Leckerli runtergeschluckt wurde, in die Luft in seine blinde Zone unterm Maul zu schnappen. Lustig anzusehen, aber er ist dann geistig im Leckerlirausch. Gelegentlich ein Leckerli bei sehr guter Leistung ist aber kein Problem.

@ninischi:
Ja Aufregung mit hohem Schweif ist sein Element. Macht ihm zu einem Spaß und zum anderen steigert er sich dann hinein, dass Ruhe gar nicht mehr möglich ist. Und diese Grundstimmung behält er dann sehr gern bis er klitschnass ist. Auf der Koppel kann er sich ausrennen. Wenn er die Zunge zu den anderen rausstrecken könnte, wenn er vorbeisaust, würde er das wohl tun. Das braucht er und darf er auch. Und wenn es die anderen satt haben, beruhigt er sich schnell wieder. In der Halle oder auf dem Platz stürzt er nur durch die Gegend und wird immer fester. Daher solange ich dabei bin oder wir etwas üben, dulde ich das nicht. Buckeln oder so macht er auch nicht, sondern nur rennen bis die Sehnen dick werden.
Ich bin froh, dass er wir nur das kleine Hallentorproblem haben und ich das gut kontrollieren kann.
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

emproada hat geschrieben:@Kallisto: vielleicht ist ruhiges Stehen für Dein Pferd einfach keine Belohnung, sondern eher eine Strafe und spannt sich deshalb so?
Das denke ich auch. Für mein Pony ist Stehen auch keine Pause. Sie hasst Stehen bleiben. Besser ist da im ruhigen Arbeitstempo bei längeren Zügel mal ganze Bahn. Je nach dem was vorher gemacht wurde ruhig auch mal im Galopp. Dann ist mein Pony wieder bei der Sache.

Ich denke das hängt vom Chrakater ab. Etwas gehfreudige Pferde mögen vielleicht eher laufen. Die Trägen lieber stehen.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Wirklich ein interessanter Austausch, der mich nachdenklich macht. Anthony liebt es, einfach rumzustehen. Auch wenn ich Freiarbeit mache oder er rumtoben darf, gestaltet er seine Pause mit rumstehen. Manchmal scharrt er ein bisschen, aber er kann auch einfach tatenlos dastehen und in die Gegend schauen. Vielleicht ist das wirklich seine Art der Entspannung. Ich probiere das beim nächsten Mal Reiten aus.

@Susi: Das mit den Leckerlies ist ja merkwürdig. Dass sie dann nach mehr betteln, ok, aber was Du beschreibst, habe ich, glaube ich, noch nicht gesehen.

Medora
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