Rücksichtsloses Verhalten gegenüber Reitpferd

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

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Sonja
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Beitrag von Sonja »

Meine Shettys hab ich nur, weil ich sie vorher als Pflegeponys hatte (und eben auch dort schon nicht geritten bin, da sie die einzigen Pferde dort waren, ich nicht das Interesse am Reiten hatte und alles am Boden fand ich viel schöner) und ich nicht wollte, dass sie einfach so wegen Versäumnissen der alten Besis zum Schlachter sollten...

Klar hätts mich gefreut, wenn ich sie hätt reiten können :wink:
2 Shettys - halb so viel Nerven...

Sonja, wir vermissen Dich Maus!
*1996 +2011
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Hestur
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Beitrag von Hestur »

lalala hat geschrieben:
Da würde ich jetzt mal ganz dreist die Frage in den Raum werfen - wenn man sein Pferd zum reiten hat, was passiert, wenn das Pferd irgendwann unreitbar ist?
Nur weil man das Pferd primär zum reiten besitzt heisst es doch nicht, dass man sich aus der Verantwortung stiehlt, wenn das Pferd durch einen Unfall oder einfach durch das Alter unreitbar wird ?
Das habe ich doch auch garnicht behauptet. Das würde ich hier auch niemandem vorwerfen.

Geben tut es solche Fälle allerdings leider schon. Es ist vielleicht eher selten, aber ich habe auch schon mitbekommen, dass eine Reiterin zuverlässig jeden Tag zum Hof kam und geritten ist, und als ihr Pferd gesundheitsbedingt eine Woche lang Pause brauchte und nicht geritten werden durfte, ist besagte Reiterin die ganze Woche nicht aufgetaucht.
Ich habe nichts dagegen, wenn man sein Pferd zum reiten haben will. Aber das ist ja nochmal etwas ganz anderes, wie wenn man sein Pferd NUR zum reiten hält.
Nilspferd hat geschrieben:
Hestur hat geschrieben:Da würde ich jetzt mal ganz dreist die Frage in den Raum werfen - wenn man sein Pferd zum reiten hat, was passiert, wenn das Pferd irgendwann unreitbar ist?
Ich halte mein Pferd grundsätzlich als Reitpferd, was aber ja nicht ausschließt, dass es ihm als unreitbares Pferd bei mir schlecht gehen wird. Alle, die diesen Anspruch "ich halte mein Pferd nicht um zu reiten" pflegen, möchte ich dann mal fragen, warum sie sich ein Pferd halten und keinen Hund oder Hamster?
Ich persönlich kann das ganz einfach beantworten - ich war nicht auf der Suche nach einem passenden "Haustier". Ich habe mein Pferd zufällig kennengelernt und - so schnulzig es auch klingen mag - ich habe in ihr einen Kumpel gefunden, und ein Hobby (damit meine ich den Umgang mit dem Pferd generell und nicht das Reiten), bei dem ich abschalten und die Seele baumeln lassen kann.
Natürlich freue ich mich auch, dass ich mein Pferd reiten kann. Aber das sehe ich nicht als primären Grund an, wieso ich sie habe, und es würde für mich keinen großen Unterschied machen, wenn ich sie nicht reiten könnte.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Gerade dachte ich nochmal über das Thema nach und da fiel mir ein, wie unterschiedlich doch die Deutungen sein können, ob etwas Tierquälerei ist oder nicht.

Bei und im Stall findet jedes Jahr im Mai ein "Wanderritt" statt. Wir reiten einige Stunden zu einem Ort, übernachten dort, am nächsten Tag ging es zurück.

Die meisten Einsteller reiten dort mit, ohne sich Gedanken darum zu machen, ob ihr Pferd das schafft oder nicht. Ich habe dieses Jahr darauf verzichtet, weil ich der Meinung war mein Pferd hätte nicht genügend Kondition, hingegen die Leute, deren Pferd alle paar Wochen einmal trainiert wird, sind mitgeritten. Da macht sich keiner Gedanken drum, ob das Pferd das schafft. Ich würde nicht sagen, dass ist direkt Tierquälerei, aber für richtig halte ich es nicht. Die Reiter denken da nicht drüber nach.


Jedes Jahr gehen bei uns im Karnevalszug Pferde mit. Ich bin auch schon einige Male mitgeritten. Dafür wird mein Pferd vorher vorbereitet. Andere hauen dem Pferd vorher eine Dröhnung rein und gut ist. Ist das Tierquälerei? Generell der Zug, oder nur wenn nicht trainiert? Ich denke auch das ist dem Pferd gegenüber nicht fair, wenn es halb benommen durch die Menschenmengen muss. Die Reiter halten auch das für normal.

Ein sehr schwieriges Thema...
LG
Sheitana
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fina
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Beitrag von fina »

Schönes Beispiel für die unterschiedlichen Ansätze. Einen Tagesritt würde ich jedem gesunden Pferd zumuten. Du kannst doch auch wandern gehen. Mal 20 km ohne umzufallen. Warum gehst du davon aus, dass es für ein (artgerecht gehaltenes) PFerd zuviel ist?

Dann ist vielleicht das Pferd am nächsten Tag müde, aber ich würde das jetzt nicht soooo schlimm finden. Wenn Leute das anders sehen, kein Probelm, aber ich finde, hier fängt schon fast die Grenze zur Übervorsicht an.

(Wir reden jetzt nicht von einer wilden Jagd.. oder nem Distanzritt ohne Vorbereitung oder nem untrainierten Pony mit einem 100 kg Mann)

Ruhigstellung für einen öffentlichen Auftriit geht gar nicht. Das muss man, wenn man sich denn mit senem Pferd zeigen will, eben üben. Oder akzeptieren, dass das Pferd nicht geeignet ist.

Aber Menschen, die sich irgendwie nur über ihre Tierliebe definieren und Pferde nur zum kümmern haben, die sind mir auch irgendwie suspekt. Was in Ställen manchmal für Leute rumlauefn, bei denen ich das gefühl habe, sie pflegen und tüdeln und kaufen pÜlverchen... nur um nicht zu reiten. Genauso schräg und m.M nach genauso falsch wie rücksichtloses Rumgeschrote.


Ich habe ein Pferd, weil ich Pferde mag und reiten will. Mir ist das wichtig. Mein Pferd bekommt die beste Ausbildung/Haltung die MIR möglich ist. Davon, alles perfekt machen zu wollen, davon habe ich mich verabschiedet. ich gehe täglich Kompromisse ein. Mein Pferd muss das in Maßen auch tun. Und trotzdem bekommt er alles, was nötig ist und wird im Krankheitsfall gehegt und gepflegt. Die Welt teilt sich nicht in perfekte Pferdehalter und Reiter und in die "anderen bösen".
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

fina hat geschrieben:Schönes Beispiel für die unterschiedlichen Ansätze. Einen Tagesritt würde ich jedem gesunden Pferd zumuten. Du kannst doch auch wandern gehen. Mal 20 km ohne umzufallen. Warum gehst du davon aus, dass es für ein (artgerecht gehaltenes) Pferd zuviel ist?

Dann ist vielleicht das Pferd am nächsten Tag müde, aber ich würde das jetzt nicht soooo schlimm finden. Wenn Leute das anders sehen, kein Probelm, aber ich finde, hier fängt schon fast die Grenze zur Übervorsicht an.
Gut, vielleicht bin ich da zu vorsichtig. Deren Pferde stehen den lieben langen Tag blöd rum, im Winter in der Paddockbox mit 2 Stunden Auslauf, im Sommer 24h auf der Wiese. Manche werden 2-3 mal die Woche geritten, manche nur alle paar Wochen mal am Samstag oder Sonntag für eine Stunde ins Gelände. Ich persönlich finde dann einen 2-Tages-Ritt zuviel. Von der Kondition her würde es vielleicht noch gehen, aber es sind ja auch keine Muskeln trainiert. Vielleicht bin ich da auch vorbelastet, ich kannte mal ein Pferd, dass nach einem 1-Tages-Ritt solche einen Muskelkater hatte, dass es am nächsten Tag nicht mehr aus der Box kam. Was mich da allgemein dran "stört" ist diese Unbedarftheit. Es wird nicht mal darüber nachgedacht, ob das Pferd es überhaupt schaffen kann. Bevor ich wandern gehe überlege ich mir doch auch "Ist mir das zu weit oder schaffe ich das?". Bei dem Pferd kommt keiner auf die Idee.

fina hat geschrieben: Ruhigstellung für einen öffentlichen Auftriit geht gar nicht. Das muss man, wenn man sich denn mit senem Pferd zeigen will, eben üben. Oder akzeptieren, dass das Pferd nicht geeignet ist.
Sehe ich auch so. Ich habe immer was in der Tasche für den Notfall. Im Zug kann man nicht mal so einfach rausgehen und es kann immer Mal was passieren, dass doch eine Beruhigung nötig ist. Trotz super Training. Aber von vorneherein sagen "Mein Pferd wird gedröhnt", da halte ich einfach nichts von. Wenn ich es dafür nicht trainiert bekomme und es nicht damit klar kommt ist es halt nicht geeignet!
fina hat geschrieben: Aber Menschen, die sich irgendwie nur über ihre Tierliebe definieren und Pferde nur zum kümmern haben, die sind mir auch irgendwie suspekt. Was in Ställen manchmal für Leute rumlauefn, bei denen ich das gefühl habe, sie pflegen und tüdeln und kaufen pÜlverchen... nur um nicht zu reiten. Genauso schräg und m.M nach genauso falsch wie rücksichtloses Rumgeschrote.
Da fällt mir auch spontan eine Dame ein, allerdings nicht bei uns im Stall. Der ihr Pferd hat ständig was Neues! Jedesmal wenn ich da bin (sehr selten, aber eine Freundin erzählt schon mal) hat das Pferd irgendein anderes Bein verletzt, dann ist hier was, dann ist da was, dann hat der TA Mist gebaut, dann mal der Schmied...:roll:
fina hat geschrieben: Ich habe ein Pferd, weil ich Pferde mag und reiten will. Mir ist das wichtig. Mein Pferd bekommt die beste Ausbildung/Haltung die MIR möglich ist. Davon, alles perfekt machen zu wollen, davon habe ich mich verabschiedet. ich gehe täglich Kompromisse ein. Mein Pferd muss das in Maßen auch tun. Und trotzdem bekommt er alles, was nötig ist und wird im Krankheitsfall gehegt und gepflegt. Die Welt teilt sich nicht in perfekte Pferdehalter und Reiter und in die "anderen bösen".


So sehe ich das auch!
LG
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Celine
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Beitrag von Celine »

fina hat geschrieben:Schönes Beispiel für die unterschiedlichen Ansätze. Einen Tagesritt würde ich jedem gesunden Pferd zumuten. Du kannst doch auch wandern gehen. Mal 20 km ohne umzufallen. Warum gehst du davon aus, dass es für ein (artgerecht gehaltenes) PFerd zuviel ist?
Aber eine mehrtägige Wanderung mit schwerem Gepäck geht glaub ich keiner mal eben untrainiert :wink: Das Pferd wird ja nicht durch das Laufen belastet sondern durch das Tragen des Reiters.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

fina hat Folgendes geschrieben:
Schönes Beispiel für die unterschiedlichen Ansätze. Einen Tagesritt würde ich jedem gesunden Pferd zumuten. Du kannst doch auch wandern gehen. Mal 20 km ohne umzufallen. Warum gehst du davon aus, dass es für ein (artgerecht gehaltenes) Pferd zuviel ist?

Dann ist vielleicht das Pferd am nächsten Tag müde, aber ich würde das jetzt nicht soooo schlimm finden. Wenn Leute das anders sehen, kein Probelm, aber ich finde, hier fängt schon fast die Grenze zur Übervorsicht an.
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen einem Bürogummi, der am Sonntag eine längere Wanderung unternimmt und dann am Montag Muskelkater hat und einem wenig trainierten Pferd (und das sind die meisten, auch im Offenstall gehaltenen), das am Sonntag seinen Reiter einen Tag lang rumtragen muss und dann am Montag Muskelkater hat.

Der Bürogummi hat selbst entschieden, auf die Wanderung zu gehen, er weiss, warum er nun Muskelkater hat und merkt, dass er vielleicht für sowas etwas trainieren sollte. Zudem kann er von seinen Schmerzen abstrahieren, im Sinne von "das hat sich gelohnt, es war eine schöne Wanderung".

Das Pferd dagegen "weiss" nur, dass ihm die Muskeln weh tun, und dass dies einen Zusammenhang mit dem Geritten-Werden hat, aber es wird sich kaum überlegen, dass sich diese Schmerzen lohnten, weil es ja eine schöne Wanderung war. Im schlimmsten Fall, wenn sich solche Manöver wiederholen, wird es einfach sauer werden.

Ich habe auch schon erlebt, wie ein Pferd, das täglich "normal" geritten wurde, nach einem Wochenendritt (ein Tag hin, einer zurück über je ca. 25 km) stocklahm war, da seine Sehnen zwar die normale tägliche Belastung, aber nicht die 50 km am Wochenende aushielten.

Gerade weil ich mein Pferd reiten will, schulde ich ihm ein anständiges Training, und das besteht eben nicht aus während der Woche 3 x 1 Stunde in der Halle und dann am Sonntag ein 5-stündiger Ausritt am besten noch mit viel Galopp.

Da ich mein Pferd möglichst lange reiten können will (und ja, ich habe mein Pferd gekauft, um mit ihm Wanderritte machen zu können, und nicht um es zu betüdeln), braucht es ein gutes Training, damit seine Muskeln, Sehnen, Gelenke etc. durch das Geritten-Werden keinen Schaden nehmen.

Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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chica
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Beitrag von chica »

Zum Thema Lernpsychologie gehts hier: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=4622 weiter ;)

Damit bitte weiter in dieser Diskussion mit durchaus interessanten Aspekten.
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
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Nike
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Beitrag von Nike »

Hallo,

melde mich mal wieder zu Wort und bin doch sehr erstaunt über die Postings.

Also ich persönlich reite mein Pferd, damit ich es überhaupt reiten kann. Ich gymnastiziere und arbeite es so, dass es überhaupt dazu fähig ist mich zu tragen. Ich will nicht behaupten, dass ich die allerbeste Reiterin bin und alles richtig mache, gewiss nicht.

Aber in erster Linie reite ich, weil es mein Hobby ist und ich besitze ein Pferd, weil es mir Spass macht. Meinem Pferd sollte das Reiten auch Spass machen oder so angenehm wie möglich sein.

Es hat doch auch nichts damit zu tun, wann man die Grenzen der Tierquälerei überschreitet und wann nicht. Wenn ich z.B. einen unpassenden Sattel habe, passt er nicht, also verursacht er irgendwo Druck oder Schmerzen. Dann reite ich nicht, punkt aus. Was gibt es denn darüber zu diskutieren? Dann hole ich mir einen Sattel der passt.

Man kann sich auch mit Diskussionen über Sättel totschlagen. Aber darauf will ich nicht eingehen.

Meine Frage ist - kann man es tolerieren und akzeptieren, wenn das Pferd in nur einer Weise Schmerzen hat und man es trotzdem reitet? Oder es mit Zwang und Druck in eine Form presst, die man unbedingt haben will?

Ich rede nicht davon, dass man ein Pferd mit Peitsche und Gerte traktiert. Ich rede davon, dass ich in so manchem Erziehungsbuch lese "Dann rucken sie einmal mit der Führkette" oder "Durch den entstandenen Druck oder die daraus entstehenden Verspannungen wird ihr Pferd bemerken, dass dies nicht toll ist" - natürlich keine orginial Zitate, aber nur leicht abgewandelt.

Ich will auch nicht sagen, dass jemand ein Tierquäler ist, weil er keinen besseren Stall findet als den, in dem das Pferd im Winter zwangsläufig in der Box stehen muss, weil keine Weiden für den Winter vorhanden o.ä.

Natürlich müssen wir alle Kompromisse eingehen! Wenn es in einem Jahr mal kein tolles Heu gibt, was soll man daran ändern?

Aber ich spreche davon, dass für soviele das Reiten das Non-Plus-Ultra ist und das Pferd darunter dann der Leidtragende ist. Ich habe auch meine Fehler gemacht und werde sie bestimmt in Zukunft auch noch machen.

Aber ich werde mich nicht auf mein Pferd drauf setzen, solange ich weiss, dass es für sie unangenehm ist, weil unpassende Ausrüstung oder irgendwelche anderen Probleme.

Andere machen es und da stellt sich mir die Frage - warum?

Und nur weil früher irgendwann mal anders mit den Pferden umgegangen wurde, ist dies keine entschuldigung, dass man es heute auch noch so machen darf oder soll. Für mich definitiv nicht.
Dann kann man ja heutzutage doch einiges entschuldigen, was so manch einer macht, nicht nur im Bezug auf Tiere :roll:

Mir sind Leute auch überhaupt nicht suspekt, die ihr Pferd nur so haben und nicht zum reiten. Schlussendlich und das ist doch jedem von uns klar, sind Pferde nicht dafür geboren um einen Reiter zu tragen. Und solange es dem Tier gut geht - warum nicht? Ist derjenige dann "falsch"?

Muss man jetzt einem Zweck hinterher rennen, damit man sich ein Tier halten darf?

Und zu dem ein oder anderem Thema möcht ich dann weiter doch nichts sagen, weil mich die ein oder andere Antwort schon schockiert hat.
lalala

Beitrag von lalala »

Und zu dem ein oder anderem Thema möcht ich dann weiter doch nichts sagen, weil mich die ein oder andere Antwort schon schockiert hat.
Und genau da wirds doch erst interessant. Was hat dich denn so schockiert ? Das es Leute gibt, die ihr Pferd zum reiten haben ?

Du hast ein Pferd zum Spaß haben und dafür muss man eben nicht zwingend reiten (man kann es sich auch auf der Wiese anschauen und Spaß dabei haben). Andere reiten um Spaß zu haben und halten sich deshalb ein Pferd.

Mit jeder Art der Erziehung pressen wir dem Pferd unseren Willen auf. Beim reiten macht man auch keine Vorschläge sondern klare Ansagen (dürfte sonst im Gelände zu äusserst unangenehmen Situationen kommen).

Und ja, ich kann z.B. jeden verstehen der gewisse Dinge in Kauf nimmt, weil es das geringere Übel ist. (siehe dshengis Beispiel)
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Cat_85
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Beitrag von Cat_85 »

Nike hat geschrieben:Meine Frage ist - kann man es tolerieren und akzeptieren, wenn das Pferd in nur einer Weise Schmerzen hat und man es trotzdem reitet?
Kann man. Sollte man aber nicht im Sinne des Pferdes. Macht man aber oft genug.
Nike hat geschrieben:Oder es mit Zwang und Druck in eine Form presst, die man unbedingt haben will?
Zwang und Druck wird sich in keiner Erziehung vermeiden lassen. Egal ob Pferd, Hund oder gar Mensch.
Nike hat geschrieben:Und zu dem ein oder anderem Thema möcht ich dann weiter doch nichts sagen, weil mich die ein oder andere Antwort schon schockiert hat.
Finde ich ein bisschen unfair. Wir haben schließlich auch versucht über das Thema zu diskutieren, obwohl es einigen hier merkwürdig erschien dies zu tun.
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Nike hat geschrieben: Also ich persönlich reite mein Pferd, damit ich es überhaupt reiten kann. Ich gymnastiziere und arbeite es so, dass es überhaupt dazu fähig ist mich zu tragen. Ich will nicht behaupten, dass ich die allerbeste Reiterin bin und alles richtig mache, gewiss nicht.
Aber in erster Linie reite ich, weil es mein Hobby ist und ich besitze ein Pferd, weil es mir Spass macht.
Was ist das anderes als die (hier vertretene) Meinung, dass man sein Pfed zum Reiten hat?
Nike hat geschrieben:Ich rede davon, dass ich in so manchem Erziehungsbuch lese "Dann rucken sie einmal mit der Führkette" oder "Durch den entstandenen Druck oder die daraus entstehenden Verspannungen wird ihr Pferd bemerken, dass dies nicht toll ist" - natürlich keine orginial Zitate, aber nur leicht abgewandelt.
Natürlich klingt sowas nicht toll, aber es ist ehrlich. Denn nichts anderes machen wir, wenn wir unser Pferd erziehen und mit ihm arbeiten: Wir machen das erwünschte Verhalten angenehm (z.B. über Stimm- oder Futterlob) und/oder das unerwünschte unangenehm (z.B. mit Gerteneinsatz). Alles andere klingt viel schöner, ist aber in meinen Augen unehrlicher Selbst- und Fremdbetrug.
Alle Verfeinerung beim Reiten ist nur die Folge der ursprünglichen Konditionierung des Pferdes, auf einen bestimmten Reiz hin ("Hilfe" genannt) das erwünschte Verhalten zu zeigen, z.B. Angaloppieren, weil ansonsten der Reiter mit der Gerte touchiert (oder mit dem Sporn einwirkt oder oder).
Natürlich kann ich auch versuchen, nur über positive Verstärkung zu arbeiten (der meiner Meinung nach immer der Vorrang gebührt), aber ich bezweifle, dass das in dieser Absolutheit funktioniert.
Nike hat geschrieben:Schlussendlich und das ist doch jedem von uns klar, sind Pferde nicht dafür geboren um einen Reiter zu tragen.
Natürlich sind sie das nicht, aber wenn ich - wie Du - mit sehr hohen moralischen Maßstäben die ganze Sache beurteile, müsste ich dann nicht an diesem Punkt sagen, ich lass das Reiten sein? Es ist doch nur ein gradueller Unterschied, ob ich mich entschließe, ein Pferd überhaupt reiten oder ob ich, um es zu reiten, auch Kompromisse eingehe, z.B. (um dabei zu bleiben) beim Sattel. Pferde sind nämlich auch mit Maßsattel nicht zum Reiten gemacht! Und weil sie eben nicht zum Reiten geboren werden (aber nur noch deswegen existieren), bin ich als Halter verpflichtet, auf einen sachgemäßen, pferdeschonenden Umgang zu achten, klar. Da sind wir uns einig, denke ich. Aber was das im einzelnen bedeutet, ist einfach eine sehr individuelle Einstellungssache. Und diese Einstellung und das daraus resultierende Handeln anderer sollte man m.E. nur mit allergrößter Vorsicht beurteilen (grobe Fälle mal ausgenommen).

Einen schönen Abend noch! A.

OT noch zum passenden/nicht perfekt passenden Sattel: Ich glaube, es war im agrar.de, wo eine Reiterin erzählte, dass es früher (also vor mehr als 2 Jahrzehnten) absolut unüblich war, Sättel in dem Umfang wie heute anpassen zu lassen. Trotzdem waren Rückenprobleme angeblich unbekannt, was wohl daran lag, dass die Pferde einfach wirklich trugen, also den Rücken aufwölbten. Aber das ist eine andere Geschichte.
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
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Meg
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Beitrag von Meg »

Hallo Nike,

wie sieht es denn bei dir mit dem rücksichtslosem Verhalten Nutztieren gegenüber aus? Isst du konsequenterweise kein Fleisch?

Oder ist es da nicht so schlimm, weil es ja "nur" Nutztiere sind?

Meg
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
Nike
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Beitrag von Nike »

lalala hat geschrieben: Du hast ein Pferd zum Spaß haben und dafür muss man eben nicht zwingend reiten (man kann es sich auch auf der Wiese anschauen und Spaß dabei haben). Andere reiten um Spaß zu haben und halten sich deshalb ein Pferd.
Bei einer solchen Aussage muss ich z.B. schlucken. Ich reite mein Pferd. Ich habe auch Spass dadran, sofern ich weiss, dass es meinem Pferd gut geht und es auch Spass dabei hat. Und was ist dann bei all den anderen, die ein Pferd haben, weil sie Spass beim reiten haben? MÜSSEN diese also reiten? Ich MUSS ja NICHT zwingend reiten, wie Du schreibst. Sind diese Profireiter die damit Geld verdienen oder warum "muss"?

Muss man also sein Pferd reiten, wenn es Schmerzen hat?
Mit jeder Art der Erziehung pressen wir dem Pferd unseren Willen auf. Beim reiten macht man auch keine Vorschläge sondern klare Ansagen (dürfte sonst im Gelände zu äusserst unangenehmen Situationen kommen).
Wir pressen wohl jedem Tier unserem Willen auf. Aber wir können auch hervorragend Leben zerstören dadurch. Deshalb sind wir auch dafür verantwortlich einem Tier das Leben so schön wie möglich zu machen. Allerdings - nur, weil wir durch Erziehung unseren Willen dem Tier aufpressen, heisst dies nicht, dass das Tier nicht Spass dadran haben kann. Ist nur eine Frage des "Wie".
Und ja, ich kann z.B. jeden verstehen der gewisse Dinge in Kauf nimmt, weil es das geringere Übel ist. (siehe dshengis Beispiel)
Kommt auf die Situation an. Davon rede ich aber nicht. Ich rede von den Leuten, die bewusst weiter reiten, wegen des reitens, nicht wegen irgendwelcher anderen Dinge.
Zwang und Druck wird sich in keiner Erziehung vermeiden lassen. Egal ob Pferd, Hund oder gar Mensch.
Man kann es aber auf ein minimum reduzieren. Und solange es sich vermeiden lässt, kann man dies auch tun. Unter anderem gibt es aber Erziehungsmethoden, die davon absehen und ich kenne viele, die ganz bewusst Gegner von Zwang und Druck sind und dies, zumindest bewusst, nicht anwenden. Ich glaube an den Satz "Manchmal muss man zum Glück zwingen", aber erst, wenn man alles andere versucht hat.
Finde ich ein bisschen unfair. Wir haben schließlich auch versucht über das Thema zu diskutieren, obwohl es einigen hier merkwürdig erschien dies zu tun.
Zu den Themen wurde schon von anderen was gesagt. Ausserdem habe ich niemanden gezwungen auf dieses Thema zu antworten :wink:
Was ist das anderes als die (hier vertretene) Meinung, dass man sein Pfed zum Reiten hat?
Nichts, ausser was lalala geschrieben hat und darauf habe ich auch geantwortet :wink:
Natürlich klingt sowas nicht toll, aber es ist ehrlich. Denn nichts anderes machen wir, wenn wir unser Pferd erziehen und mit ihm arbeiten: Wir machen das erwünschte Verhalten angenehm (z.B. über Stimm- oder Futterlob) und/oder das unerwünschte unangenehm (z.B. mit Gerteneinsatz). Alles andere klingt viel schöner, ist aber in meinen Augen unehrlicher Selbst- und Fremdbetrug.
Das ist eine Erziehungsmethode. Eine andere ignoriert unerwünschtes Verhalten und lobt dann, wenn es richtig gemacht wird vom Tier. Finde ich persönlich angenehmer. Ich fahre gut damit. Auch mit meinem Gewissen. Ich habe es früher auch so gemacht, wie Du beschrieben. Egal ob Hund oder Pferd. Nur das Problem besteht dadrin - bevor ich ein Verhalten bestrafe, muss ich ja erst wissen, warum das Tier dieses Verhalten zeigt, z.B. hat das Pferd vielleicht Schmerzen und kann dadurch dieses und jenes nicht machen. Also Strafe ich es, weil es zeigt ja nicht das erwünschte Verhalten, vielleicht sogar Widerwillen. Was habe ich schlussendlich damit erreicht? Was habe ich getan?
Natürlich kann ich auch versuchen, nur über positive Verstärkung zu arbeiten (der meiner Meinung nach immer der Vorrang gebührt), aber ich bezweifle, dass das in dieser Absolutheit funktioniert.
Probieren?
Natürlich sind sie das nicht, aber wenn ich - wie Du - mit sehr hohen moralischen Maßstäben die ganze Sache beurteile, müsste ich dann nicht an diesem Punkt sagen, ich lass das Reiten sein? Es ist doch nur ein gradueller Unterschied, ob ich mich entschließe, ein Pferd überhaupt reiten oder ob ich, um es zu reiten, auch Kompromisse eingehe, z.B. (um dabei zu bleiben) beim Sattel. Pferde sind nämlich auch mit Maßsattel nicht zum Reiten gemacht! Und weil sie eben nicht zum Reiten geboren werden (aber nur noch deswegen existieren), bin ich als Halter verpflichtet, auf einen sachgemäßen, pferdeschonenden Umgang zu achten, klar. Da sind wir uns einig, denke ich. Aber was das im einzelnen bedeutet, ist einfach eine sehr individuelle Einstellungssache. Und diese Einstellung und das daraus resultierende Handeln anderer sollte man m.E. nur mit allergrößter Vorsicht beurteilen (grobe Fälle mal ausgenommen).
Warum hängst Du Dich jetzt an diesem Satz von mir auf? Natürlich sind sie es nicht. Auch ein Hund ist nicht dafür geboren allein in einer Familie zu leben. Ich persönlich kann aber nicht davon sprechen, dass deswegen jedes Tier leidet, weil es etwas tun muss, was in der eigentlichen Welt nicht stattfinden würde.

Nehmen wir doch Box und Offenstall - nicht jedes Pferd ist für den Offenstall geeignet. Also tu ich es in die Box und einige Pferde sind sehr zufrieden damit.

Ich rede aber nach wie vor davon, dass wir es einem Pferd schuldig sind mit ihm so umzugehen, dass es keine negativen Konsequenzen davon tragen muss, Schaden erleidet oder Schmerzen.

@Meg

Was hat dies denn damit zu tun, dass es einige gibt, die akzeptieren, dass ihre Pferde Schmerzen haben und es trotzdem reiten, des reiten Willens?

1. Gehörts nicht zum Thema, 2. war mir bewusst, dass _irgendwann_ diese Frage kommt und 3. liegt die Antwort doch auf der Hand, wenn man das liest, was ich schreibe - solange das Leben dieses "Nutztieres" gut war, alles in Butter.
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Meg
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Beitrag von Meg »

Nike hat geschrieben:
@Meg

Was hat dies denn damit zu tun, dass es einige gibt, die akzeptieren, dass ihre Pferde Schmerzen haben und es trotzdem reiten, des reiten Willens?
Was hat es damit zu tun, dass man Fleisch isst von Tieren und man genau weiss, dass diese Tiere ein Höllenleben und -sterben hinter sich haben, um des essens Willens??

Selektive Tierliebe, mal wieder...

Meg
Zuletzt geändert von Meg am Fr, 19. Dez 2008 06:57, insgesamt 3-mal geändert.
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
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