Pferd nicht moralisch veranlagt?

Allgemeines rund ums Pferd

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Nakim

Beitrag von Nakim »

ich denke es kommt darauf an was für Menschen mit Pferden umgehen. Wenn ein Mensch in sich sicher ist kann er sich mit den Pferde jeden Blödsinn erlauben. Von wegen mit Leckerlie vollstopfen den Pferden weichen etc. Wenn er dann respektvoll mit den Pferden umgeht kommt das auch zurück. Das Problem ist doch eher. daß der Mensch nie weiter vom Pferd weg war wie heute. Wer mit Pferde intensiv lebt weis was ich meine. Wenn dann Menschen kommen, die eine undeutliche Körpersprache haben oder versuchen sich den Pferden gegenüber anderst darzustellen als sie sind. beginnen die Probleme. Wer sich nicht einfühlen kann sondern versucht zu beherrschen ist beim Pferd falsch. Wenn ein Pferd dann die freie Wahl hat geht es weg.

Ich habe einen Wallach hier, für den reicht ein Mensch der zuviel Energie ausstrahlt. Da schaltet er ab und spielt Büffel. Wenn man sich selbst zurücknimmt kriegt man Zugang von ihm. Dann ist er absolut sensibel.
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Frohes Neues, liebe Leute,
heike61 hat geschrieben: ein "alpha", der das überleben nicht sichert, wird ausgetauscht, pferde können ihr herrchen nicht austauschen :wink:
Das Herrchen lässt sich nicht austauschen, wohl wahr. Aber Herrchen wird dann einfach Beta oder gar Omega und Pferd übernimmt die Alpha-Rolle. Somit findet auch ein Austausch statt.

LG,
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Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
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smilla
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Beitrag von smilla »

horsemanship78 hat geschrieben:@ Susanne:
Respekt, vertrauensvoller und sicherer Umgang von beiden Seiten. Das geht nunmal nicht so gut, wenn ich mein Pferd mit Leckerchen voll stopfe und ihm "Unsinn" (Abdrängen, Schubbern am Mensch, Tempo und Richtung bestimmen, uvm) durchgehen lasse. Da setzt bei mir der "Alpha" eben an ;-).
Dazu und zum Komfort/Diskomfort-Konzept: Ich habe da gerade eine ganz tolle kleine Lehrerin: Eine 2,5 jährige, sehr selbstbewusste Lusitanostute, die bisher immer bei der Herde war. Nun soll sie lernen, sich von der Herde zu entfernen und das schaffen wir NUR mit Locken, Motivation, Geduld und ein bißchen gemeisamem Vertrauen. Konkret sieht das so aus, dass ich sie an "gefährlichen Stellen" (z.B. Gullideckel am Weg) mit Möherenstücken locke, an anderen Stellen mit meiner Stimme und überzeugter Körperhaltung. ABER sobald ich ein bißchen Druck mache, sagt sie einfach: Nein! Und da bräuchte ich locker Stufe 35, um sie zum Weitergehen zu bekommen- DAS will ich nicht!

Zu den Strafen stimme ich heike zu: das ist Symptombekämpfung. Natürlich macht man das häufig genug aus verschiedenen Gründen (Gewohnheit, Unwissen, Faulheit etc.), aber im Grunde müsste man wo ganz anders ansetzen.
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Man muß aber auch unterscheiden, warum ein Pferd gerade etwas nicht tut: Ob es nicht versteht/kann oder ob es nicht will. Wenn es nicht will (und Tiere haben einen eigenen Willen, der nicht unbedingt konform mit dem des Menschen gehen muß) muß ich dann aber meinen Willen durchsetzen. Sonst reite ich (als Extrembeispiel) nur noch dann, wenn mein Pferd mich aufsteigen läßt oder ich bekomme ein Kolikendes Pferd nicht in den Anhänger, weil es noch nie den Wunsch hatte dort hineinzugehen.
Liebe Grüße
Susanne
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"Die Phantasie tröstet die Menschen über das hinweg, was sie nicht sein können, und der Humor über das, was sie tatsächlich sind."
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Beitrag von Sheitana »

smilla hat geschrieben:ABER sobald ich ein bißchen Druck mache, sagt sie einfach: Nein! Und da bräuchte ich locker Stufe 35, um sie zum Weitergehen zu bekommen- DAS will ich nicht!
So ähnlich war Georgia anfangs auch. Freu dich, dass du eine so gute Lehrerin hast, ich habe daraus furchtbar viel gelernt... :D
LG
Sheitana
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horsemanship78
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Beitrag von horsemanship78 »

Eigentlich würde ich bei dem Thema, Druck mag das Pferdchen nicht, sagen, das sie einfach noch nicht wirklich bereit ist, die Herde zu verlassen. Aber da ich keine Infos habe, wie lange das Pferd schon in Deinem Besitz ist, wie Deine Vorarbeit zur Trennung von der Herde war, kann ich mir kein Urteil erlauben.
Generell möchte ich, das ein Pferd etwas gerne tut und nicht wegen Futter. Dazu kommt, finde ich, sollte ein Pferd von 2,5 Jahren es schon mindestens 1,5 Jahre kennen, vom Menschen mal kurz von der Herde weggeführt zu werden. Weil wie sieht es mit TA und Schmied, usw aus?
Aber wie gesagt, da fehlen Infos.
grundsätzlich gilt: Wer "heilt", hat Recht ;-)!

Also weitermachen, wenns ohne großartige Abstriche funktioniert.


Übrigens ist es auch ein K../D... Konzept. Komfort wenn es etwas gut macht (Leckerchen) und Diskomfort (kein Leckerchen) wenn es etwas nicht macht. Denkt doch bitte bei K.../D... nicht immer an Druck!!!

Komfort= erwünschtes Verhalten angenehm machen
Diskomfort=unerwünschtes Verhalten unangenehm machen
Nichts Anderes ist es grundsätzlich mit den Leckerchen auch ;-)

LG Nadine
Nakim

Beitrag von Nakim »

ja blos ist mir das zu einseitig. Manchmal wollen Pferde selbst mitbestimmen und kreativ sein. Mein Araberwallach erlernte die Piaffe an der Hand. Das machte er wirklich schön und es machte ihm viel Spaß. Allerdings wurde er so kräftig daß er schnell eine schöne Kapriole anbot. Und so wurde die Piaffe für ihn nur die Vorübung zur Kapiole. Er machts nur auf Kommando. Aber er wäre furchbar sauer wenn er sie nicht anbringen dürfte.

Und so hat er viel Übungen weiterentwickelt. Das wäre mit blosem Verstärken nicht gegangen.
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Beitrag von horsemanship78 »

@Nakim: Hat irgendjemand gesagt, das Pferde nicht Ideen einbringen dürfen ;-)?
Das meinte ich, einige Beiträge vorher, mit Persönlichkeit des Pferdes.
Aber Du hast doch die gezeigten Übungen verstärkt, oder? Wenn Du sie ignoriert hättest, wärt ihr nicht so weit gekommen. Du verstärkst/belohnst sie ja auch jetzt noch, denke ich mal.
Es ist doch egal, ob Du etwas verstärkst, was Dein Pferd anbietet, und Du sagst , ok mach das. Oder ob Du etwas verstärkst, was Du vorgibst. Im Grunde wird immer das Gezeigte/Erwünschte verstärkt. Wer die Idee dazu hatte, ist egal.
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cinnamon
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Beitrag von cinnamon »

Nakim hat geschrieben:Ein respektvoller Umgang mit Pferden benötigt keinen "Alpha"
danke!!!
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Beitrag von horsemanship78 »

Ich glaube ihr versteht nicht das Respekt mit Alpha-Sein zu tun hat. Anscheinend habt ihr sehr negative Empfindungen bei dem Wort "Alpha".
Nakim

Beitrag von Nakim »

verstärkt ist relativ. Ich wollte nie eine Kapriole. Habe aber leider bei der ersten etwas Reaktion gezeigt. Das reicht bei ihm. Smocky ist der Ansicht, daß er eine Kapriole springen möchte und nimmt dafür einige Piaffetritte auf sich. Da brauch ich nix zu verstärken. Das geht soweit, daß er mich am Ärmel festhält und seine Sachen zeigen möchte. Vom Eimer aufheben bis Levade und Kapriole ist alles drin. Auch wenn ich nur den Auslauf abmisten will..... Das macht er nicht für Leckerlie. Er möchte Aufmerksamkeit und Beachtung.

Respekt ist für mich nicht Alpha. Ich hatte einen Unfall mit dem Knie und ging an Krücken. Beim auf die Koppel führen mußte ich mich oft an seiner Mähne festhalten und er trippelte neben mir her. das hindert ihn nicht daran, wenn ihn mein Mann dann von der Koppel holte den Weg fast auf 2 Beinen zu gehen. Er wußte genau, daß ich keine Chance gehabt hätte wenn er Quatsch gemacht hätte. Das ist Respekt. Und ich bin nicht sein Alpha. Wir haben eine respektvolle Beziehung. Und das ist keine Einzelfall. Mein junger Araber (4) arbeite frei auf dem Reitplatz in einem Zirkel um mich herum. Wir arbeiten an der Biegung und am untertreten. Am besten arbeitet er völlig frei. Allerdings ist er sehr schwierig zu arbeiten, weil er sich hektisch verspannt um ja alles richtig zu machen. Und auch hier bin ich kein Alpha (wobei ich hier gerne wäre).
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Beitrag von horsemanship78 »

@Nakim: Warum glaubst Du, bist Du kein Alpha? Ein Pferd schließt sich jemandem an, der Ruhe und Sicherheit in seinem Tun ausstrahlt. Das scheinst du doch zu haben ;-). Denn Deinen Mann scheint Dein Pferd nicht so doll zu vertrauen und zu respektieren, weil er wohl in seinen Augen kein würdiger Alpha ist. (Abgeleitet nur von der beschriebenen Situation)
Die Situation mit den Krücken ist toll und spricht für Vertrauen. Respekt und Vertrauen gehören zusammen, genauso wie in einer menschlichen Partnerschaft. Warum hätte er diesen Moment Deiner "Schwäche" denn ausnutzen sollen? Bislang hast Du ihn immer gut "geleitet" und er brauchte nichts in Frage stellen, weil er Dir vertraut und sich mit Dir sicher fühlt.
Nakim

Beitrag von Nakim »

du kennst ihn nicht. Er ist ein absoluter Knallkorken. Er macht beim auf die Koppel bringen gerne alle möglichen Blödsinn. Jetzt mit 15 ist er ruhiger. Der Herr lebt im Offenstall aber ihn auf die Koppel bringen war anstrengend. Alles am Seidenfaden. Zwischen Levaden und Terre a Terre an der Hand war alles drin. Er wurde nach Solinski in den drei Führpositionen ausgebildet. Er kann das. Aber er findets öde. Und diesen Blödsinn macht er auch bei mir. Nur damals mit den Krücken nicht. Und mittlerweile auch seltener.

Er war mein schwierigstes Pferd. Als ich ihn bekam hat ihn kein Profi mehr angelangt. Alles was gegen ihn ging hat er angegriffen. In den ersten 6 Wochen hatte ich seinen Bauch ständig vor mir in Brusthöhe.... Bei der Arbeit mußte man ihn ständig loben (auch für den größten Quatsch) Sonst hat er sofort dichtgemacht. Gut wurde es in dem Moment, als ich sagte: Du bist viel stärker, bitte tu mir nix. Vielleicht habe ich gute Ideen die Spaß machen. Dann ließ er sich drauf ein.

Leider hat er eine Strahlbeinzyste (kirschgroß). Ich reite ihn deshalb nicht und beschäftige ihn mit Hand- Bodenarbeit. Schon deshalb wäre es besser wenn er KEINE KAPRIOLEN springen würde. Als er mal Stocklahm war hüpfte er auf drei Beinen neben mir her. Komm wir machen was....mir gehts doch gut. Da hat der Bein 1 Woche lang fast nicht belasten können.

Alpha nein. Ich kann ihn bitten und respektiere die seinen....
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Nakim hat geschrieben: Leider hat er eine Strahlbeinzyste (kirschgroß).
OT on: Wird die denn behandelt? Zysten bekommt man doch gut in den Griff normalerweise?
LG
Sheitana
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Nakim

Beitrag von Nakim »

Hi,

meinem Kenntnistand nach (Stand Juni 07) und den Kliniken nach sind Strahlbeizysten nicht behandelbar. Der Chef von Iffezheim meinte, daß sich solche Hohlräume im Strahlbein nie mehr füllen würden.


Er hat Tildren bekommen und ich füttere ein Präparat mit Grünlipp etzc. Wenns in den entzündlichen Bereich geht kriegt er noch Teufelskralle zu.

Weist Du was anderes? Natürlich läuft er barhuf und wird von eienr sehr guten Hufpflegerin betreut. Das merkt man am meisten.

Hast Du noch eine Idee? Ich habe ja 2 Burschen mit Zysten. Der Kleine (4Jahre) fiel ja durch die Ankaufsuntersuchung mit 2 Zysten und einem 4 Hufrollenbefund. Wir haben die Hufe saniert und er läuft schon viel besser. Ob er jemals reitbar wird steht in den Sternen. Ich habe ihn trozdem gekauft.

Ich mache mit ihm ausschließlich Handarbeit. Und den Longenkurs (natürlich ganz ganz vorsichtig) Mal sehen wies weitergeht.

Aber wenn Du Ideen hast wegen Zysten nur zu. Bin für alle Vorschläge dankbar.
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