Auch ich hatte viel zu lesen nach dem Wochenende
kallisto hat geschrieben:Warum fühlt sich das Pferd sicher, weil wir es führen?
Das Pferd fühlt sich m.E. _nicht_ sicher, _weil_ wir es führen. Jeder kennt sicher Beispiele aus seinem Stall, wo die Besitzer mit ihren Pferden spazieren gehen und nicht klar ist, wer wen führt, das Pferd ständig nach Pferdefressern Ausschau hält oder alles andere als entspannt ist.
kallisto hat geschrieben: Ich sehe es umgekehrt. Erst muss das Pferd uns vertrauen, weil wir ruhig und verständlich mit ihm umgehen und damit eine sichere Atmosphäre aufbauen und daraus ergibt sich eine gewisse Sympathie vom Pferd zum Menschen. Ich glaube dieser Führungsgedanke wie eine Herde dem Leittier in einer gefährlichen Situation folgt, gibt es dem Menschen gegenüber nicht.
Ich denke, auch in der Herde gibt es diesen Führungsgedanken nicht automatisch. Die Leittiere sind Leittiere, weil sie bestimmte Eigenschaften, ein bestimmtes Auftreten haben. Ich denke, dieses Auftreten, nämlich dem Pferd Sicherheit zu geben, kann man auch als Mensch erlernen. Dann akzeptiert mich das Pferd als Führer und folgt mir, weil es weiß, ich kümmere mich um die pferdefressenden Monster. Dann folgt es mir auch in gefährlichen Situationen.
kallisto hat geschrieben: Ein Pferd läßt sich nicht ab einem bestimmten Erziehungslevel automatisch führen, es entscheidet stets wieder von neuem. ... Ich kann mit wenigen falschen Reaktionen viel kaputt machen, egal wie gut das Pferd vorher vertraut oder erzogen war.
*unterschreib*
Bei der ganzen - im übrigen höchst interessanten - Diskussion vermisse ich noch den Gedanken, dass auch die Persönlichkeit des Menschen eine Rolle spielt.
Jeder hat eine andere Ausstrahlung, seine Führungspersönlichkeit kommt beim Pferd anders an. Deshalb denke ich, dass jeder seinen Weg suchen muss, mit dem Pferd zu kommunizieren. Was für Mensch A funktioniert, muss für B noch lange nicht klappen. Genau wie das, was bei Mensch A mit Pferd X klappt, bei ihm mit Pferd Y nicht klappen muss. Es treffen zwei Persönlichkeiten aufeinander, die ihre optimale Verständigung entwickeln müssen.
Beispiele:
Ich bin z.B. überhaupt kein Freund von Keks-Motivation und als ich in Kosmonovas Urlaub mit ihrem Dicken arbeiten durfte, gabs keins und der Dicke hat sich trotzdem bewegt und erstaunlich gut mitgemacht. *wink zu Kosma*
Wie einige von Euch vielleicht mitbekommen haben, hab ich ein Handicap weswegen für mich schon Situationen gefährlich sind, über die "normal gebaute" Menschen lachen. Gewisse Regeln müssen bei mir einfach klar sein. Deshalb ist bei mir sicher der -V-Anteil höher, weil ich durchaus eine Welle durch den Führstrick schicke, wenn sich Pferdi z.B. bewegt, obwohl sie stehen soll. Ich finde das aber nicht tragisch, so lange die Mischung stimmt.
Jemand von Euch schrieb und das fand ich richtig gut, dass Ausbildung eine Mischung aus +V und -V und Strafe ist. Das ist ein guter Gedanke, wobei ich Strafe zu vermeiden suche. Hier zweifele ich persönlich an, ob die beim Pferd als das ankommt, was es sein soll.
-V ist in meinen Augen nicht schlecht, wenn das Verhältnis zu +V stimmt und die Stärke des -V angemessen ist.
Ich denke auch, dass im Laufe der Zeit mit dem Pferd bzw. mit Pferden allgemein, das -V immer weiter abnimmt, weil man immer sicherer in pferdegerechtem Verhalten wird. Das ist ein Lernprozess auf beiden Seiten.
LG,
Jarit