Alle reiten auf der Stelle...

Rund um die klassische Reitkunst

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pepe
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Alle reiten auf der Stelle...

Beitrag von pepe »

Mir faellt auf, dass sehr viele Reiter der sog. "klassischen" Schule keine Tempowechsel reiten. Ich meine hier nicht das Vorwaerts um jeden Preis, sondern das Zulegen und wieder Einfangen auch ueber kurze Strecken. Meistens wird im v/a geloest und dann waehrend der Arbeitphase in einem Tempo geritten. Seitengaenge in allen Variationen, aber nicht einmal ein befreiendes Vorwaerts.
Seh ich das falsch?
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DaMoTiRo
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Beitrag von DaMoTiRo »

Also ich versuche schon immer mal wieder Tempiwechsel einzubauen. Allerdings reite ich ja auch noch nicht so lange nach der klassischen Reitweise. :P Nein, im Ernst: Meine RL achtet schon darauf, dass ihre Schüler immer wieder im Tempo variieren.
Solange Menschen denken, dass Pferde nicht fühlen, müssen Pferde fühlen, dass Menschen nicht denken.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Ich "steh" total auf Tempiwechsel!
Schön nur aus dem Sitz heraus geritten und zurückgeführt. :wink:

Gibt es einen Grund warum es "unklassich" ist? :?:
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
********************
lalala

Beitrag von lalala »

Wir reiten immer frisch voran - da achtet mein Rl gerade bei den Seitengängen drauf. Verstärkungen sind noch ne Großbaustelle, die haben wir auch erstmal hintenangestellt, dafür ist sie im Moment noch nicht wieder genug durchlässig und es wäre mehr Krampf als sinnvoll...
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hmmm,

also ich find's auch sehr wichtig, gerade nach Seitengängen flott voranzureiten. Sonst wird es schnell zu klemmig - und auch zu anstrengend, oder?

Und Tempovariationen innerhalb einer Gangart sind, finde ich, eine feine Möglichkeit, für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Haben wir jedenfalls oft gemacht.

Grüßle,
Medora
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Hallo,

weiß nicht so richtig, ob ich mich als klassischer Reiter bezeichnen kann. Ich bin irgendwie alles und nichts 8) Sei's drum, solange Pferd und ich mich wohlfühle, brauche ich keine Bezeichnung.
Für mich ist es unsinnig Tempiwechsel zu reiten, wenn ein Pferd noch nicht mal so in der Lage ist, sein Gleichgewicht im normalen Tempo zu finden. Sprich ich merke, dass ein Pferd noch gar nicht in der Lage ist, wenigstens 2 Minuten mal ruhig und schwungvoll zu traben ohne dass es sich verspannt oder auf dem Zirkel Probleme hat. Da greife ich lieber zu Tempowechsel um zu lockern, als Pferd restlos zu verwirren.
Es sei denn ich merke, dass die Hinterhand nur noch schluft und die Dehnungshaltung auf der Vorhand endet. Dann verstärke ich soweit, dass Pferd aufwacht und möglichst in Dehnung bleibt. Ist oft nicht leicht.

Ich übe sogar Tempiwechsel an der Longe. Es fördert die Aufmerksamkeit des Pferdes und es lernt sein Tempo zu festigen. Unterm Reiter endet zulegen oft in Rennen oder verkürzen in schlurfen. Für mich immer wichtig, dass die Tempowechsel zwar frisch, aber dennoch gleitend sind. Gerade das leichte Zulegen in der Dehnungshaltung finde ich sehr effektiv. Solange das Pferd nicht ins Stürmen kommt und die Bewegungen rund über den Rücken erfolgen, finde ich Tempiwechsel immer gut. Nur unter dem Reiter braucht das ordentliche Festigung.

LG kallisto
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Ich bin ein großer Fan von Tempounterschieden, an der Longe und unterm Sattel Dem Pferd tut das richtig gut, er wird dadurch lockerer. Beim Reiten hat unsere Trainerin mich allerdings darauf hingewiesen, immer darauf zu achten, dass er "den Rücken mitnimmt" und der Tempowechsel nicht dazu dient, auseinander zu fallen.
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti)
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Das ist das, was mich am Lehrgang von BB am meisten gestört hat. Alle schlichen so gleichmäßig durch die Gegend, keine Verstärkungen nichts.

Bei Bea Borelle ist eine meiner Hausaufgaben aus dem Galopp im Trab zuzulegen. Sie fordert das immer wieder bei allen Pferden, gerade auch nach den Seitegängen.

Ich reite es recht oft und versuche es teilweise auch im Schritt. Ich merke auch gerade beim Quadrillentraining, dass Pico nach diesem doch recht langsamen (bei manchen versammelt) gerne vorwärts geht und es richtig möchte. Ich könnte Pico gar nicht immer im gleichen Tempo reiten, dann würde er einschlafen :D .

Ich habe aber gerade bei Vorführungen von Klassikreitern das Gefühl, dass Langsam manchmal mit Versammelt verwechselt wird und bloß keine Trabverstärkung gezeigt wird. Dabei ist gerade das, was dann einfach toll ist.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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chica
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Beitrag von chica »

Hm, also die paar Klassiker, die ich bisher live erleben durfte, waren alle PRO Tempounterschiede. Denk mal an Hinrichs' Galopparbeit: 2 Sprünge am Platz, zwei vor. Das macht Pferd aufmerksam und durchlässig.

Ich bin beileibe noch nicht so weit... :roll:
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

In den Kursen, die ich bei Bent Branderup erlebte, schlich keines der Pferde. Bei mehr Aufrichtung legte er auf aktive nachkommende Hinterhand schon wert. Natürlich keine Trabverstärkung im Sinne des Dressursports .
Die Klassiker der Legerete reiten bis zur Herstellung von Balance eher untertourig, danach variieren die Tempi auch .
Nehmen wir einmal den Vergleich mit einem Tänzer. Auch dieser übt seine Lektionen erst im langsamen Tempo, dann schneller und variantenreicher.

LG
Anchy
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stromboli20
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Beitrag von stromboli20 »

Ich war anfangs auch so ein schleicher bis ich gemerkt habe, dass auch Verstärkungen ihren Sinn haben. Sie Pferde setzen sich viel mehr, sind arbeitseifriger und haben mehr Ausdruck. Ich probiere nun, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Verstärkung und Versammlung zu erreichen
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Larry
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Beitrag von Larry »

Mir faellt auf, dass sehr viele Reiter der sog. "klassischen" Schule keine Tempowechsel reiten. Ich meine hier nicht das Vorwaerts um jeden Preis, sondern das Zulegen und wieder Einfangen auch ueber kurze Strecken. Meistens wird im v/a geloest und dann waehrend der Arbeitphase in einem Tempo geritten. Seitengaenge in allen Variationen, aber nicht einmal ein befreiendes Vorwaerts.
Seh ich das falsch?
Nicht unbedingt. Mir ist es bislang auch bei einigen Ausbildern und Reitern aufgefallen.
Das glaube ich, könnte daran liegen, dass dadurch die Pferde weniger Schwung haben und diese Ausbilder die Pferde dadurch besser sitzen können.
Wie gesagt, nur eine Vermutung.
Anders kann ich es mir auch nicht erklären.
Ich finde Tempiwechsel wichtig-auch innerhalb einer Gangart (natürlich dem Ausbildungsstand des Pferdes entsprechend. :wink: )
Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Guten Morgen,

zu Anfang meiner Klassisch-reiterei (ich hab vom Westernreiten zurückgewechselt...) bin ich auch nie Tempiunterschiede geritten, jedenfalls nicht freiwillig :o . Da hat es schon gereicht, den richtigen, takt- und schwungvollen Trab zu finden und zu halten, der meinem Pferd angemessen ist.

Es hätte mich auch gedanklich gestört, weil es mich zu sehr an FN erinnert hätte... Wie schon weiter oben geschrieben, wäre es für mich nach-vorne-jagen um jeden Preis gewesen.

Also sind wir lange in einem Trabtempo geritten, was uns m.E. auch nicht geschadet hat.

Seit einiger Zeit nehmen wir Tempiunterschiede hinzu. Das bedeutet, das Pferd wechselnd Arbeitstrab und Tritte verlängern zum Aufwärmen gehen zu lassen. Immer mal so 3, 4, 5 Tritte, geradeaus oder an der offenen Seite des Zirkels, um die Dehnung noch zu steigern.

In der Arbeitsphase wechseln wir zwischen Arbeits- und versammeltem Trab, Tritte verlängern und wir versuchen uns auch Richtung Mitteltrab, allerdings haben wir da nicht massig Potential. Trotzdem kann man damit üben, den Schub aus der Hinterhand zu variieren und durch das Zurücknehmen in den versammelten Trab, Schub- in Tragkraft aktiv umzuwandeln, auch mit weniger Potential ist es korrekt schöner anzusehen als einfach nur nach vorne gejagt...

Im Vergleich haben ja viele Barockpferde nicht viel Mitteltrab, weil eben in der Zucht mehr Wert auf die Hinterhand als auf eine freie Schulter wie im Dressursport gelegt wird. Hat das Pferd dann genug Schubkraft, wird die Schulter freier und schöner, taktvoller Mitteltrab wird möglich, ohne dass das Pferd sich von vorne nach hinten ziehen muss.
Man hat ja schon oft genug gesehen, wie sich eine Rasse verändert hat, nur weil vorne mehr Tritt rangezüchtet wurde. Und wie schnell diese Pferde kaputt waren...

Der Galopp ist bei meinem Araber eben Arabergalopp... das innere Hinterbein bleibt immer ein bischen gestreckt und schwingt etwas gerade vor. Durch das Reiten von Mittelgalopp auf geraden und gebogenen Linien haben wir gelernt, den Schub zu verändern, den Galopp zu variieren und den Galoppsprung insgesamt zu verbessern, das Knie wird in seiner Bewegungsmöglichkeit gestärt. Dadurch kommt es bei uns zu mehr bergauf im Galopp, weil die Rückenmuskulatur mehr geschult wird. Und der Galopp sieht einfach insgesamt besser aus!

Stephanie
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Anchy hat geschrieben:Nehmen wir einmal den Vergleich mit einem Tänzer. Auch dieser übt seine Lektionen erst im langsamen Tempo, dann schneller und variantenreicher.
Ich übe neue Lektionen auch im langsamen Tempo, da Muskeln einfach in der langsamen Bewegung besser lernen und das Pferd überlegen kann, wohin es seine Beine sortieren muss. Nach solch einer Phase lasse ich mein Pferd aber ganz bewusst vorwärts gehen, nicht eilen, sondern einfach einen befreienden, fleißigen Schritt oder Trab vorwärts. Wenn die Lektion sitzt verlange ich auch in der Lektion mehr Tempo.

Ich möchte jetzt auch nicht behaupten, dass Bent Branderup immer nur untertourig reitet, dafür habe ich zuwenig von ihm gesehen. Mir fiel es im Lehrgang nur auf, dass Seite um Seite eine Piaffe verlangt wurde, ohne dass das Pferd einmal in einem guten Trab vorwärts geritten wurde. Es muss kein Mitteltrab sein, aber so ein wenig mehr vorwärts an den kurzen Seiten hätte ich gut gefunden.
Liebe Grüße, Sabine

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pepe
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Beitrag von pepe »

@Stephanie: Ich rede nicht gleich von Zuchtveraenderung zu Gunstens des "Lichter-Austretens".
@Sabine: Genau.
Alle wollen piaffieren, aber die Verstärkung ist verpönt. Auch wenn es uns oft an die FN-Sport-Dressur erinnert: es ist wichtig für die Balance, für den Schub und die Durchlässigkeit. Klar übt man etwas Neues in einem langsamen Tempo. Das ist regulierbar und man kann sitzen :wink: . Aber es gibt doch nichts Schöneres als ein Pferd weich verstärken zu lassen um es später genauso weich wieder einzufangen um es dann zum Tanzen aufzufordern, sei es in Seitengängen oder verkürzten Tritten oder Sprüngen (diese Tastatur macht mich noch wahnsinnig!! Könnte ein Mod bitte die Pünktchen auf die Umlaute setzen? Josatianma: Ist erledigt :D ). Ich denke da an zwei Damen aus meiner Kundschaft, beide mit Iberern, die wollen mit aller Macht piaffieren und das möchte ich, zumindestens jetzt, noch nicht anfangen. Solange die Pferde sich nicht weich schicken lassen und wieder einfangen lassen, nada. Aussderdem muss ein Tempounterschied nicht gleich die Diagonale heissen, fünf Tritte vorwärts, wieder einfangen, wieder fünf Tritte vor, usw. Und für den echten Mitteltrab (oder sogar mehr) sind die vierzig oder sechzig Meter m.E. eh zu wenig: gerade wegen der Balanceprobleme übe ich sowas lieber draussen auf der grossen Wiese.
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
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