(Zitat aus einem Interview auf der Pferd&Jagd, 2005)"Als Person muss man ruhig, standhaft und gerecht sein,
sonst kann man nicht mit den Pferden kommunizieren.
Ich spreche natürlich mit den Tieren aber vor allem
achte ich auf meine Bewegungen meines Körpers spreche
mit ihnen durch meinen Körper."
Es ist halb sechs und eine gewisse Unruhe kommt im Boxenstall der „Pferd & Jagd“ in Hannover auf. Um 18.00 Uhr soll die Generalprobe für die „Nacht der Pferde“ starten und als erster ist Jean François Pignon angesetzt – nur fehlt von dem Franzosen noch jede Spur.
Wird er kommen oder nicht?
Und dann ist er da. Kaum einer hat seine Ankunft bemerkt. Fast kann man ihn übersehen, wie er da in einer der Boxengassen steht und mit den Organisatoren der Messe spricht.
In die Vorführhalle kommt er mit seinen fünf Stuten. Er führt sie alle zusammen an lockeren Stricken - fünf Persönlichkeiten. Freundliches Grüßen, dann werden die Decken abgenommen und letzte Absprachen mit den Organisatoren getroffen.
Er arbeitet zunächst mit allen Pferden einzeln. Die erste ist die kleine braune Ponystute, der noch ein bisschen die Begeisterung fehlt, was nach der langen Fahrt nur allzu verständlich scheint. Sie lässt sich aber anstecken von Pignons Energie, der sich ganz einbringt, indem er ruft und rennt, springt und animiert. Das tut er mit so viel Freude, dass sie sich alle anstecken lassen. Nacheinander lässt er alle fünf Pferde zu sich rasen, macht mit ihnen kleine Übungen, scheinbar nichts Spektakuläres (weiß doch jeder, der Pignon schon mal gesehen hat, was der Mann alles mit seinen Pferden macht) und doch passiert ganz viel.
Für den flüchtigen Blick mag das Tun des Mannes mit dem freien Pferd zufällig wirken – doch wer genauer hinschaut sieht, entdeckt manche kleine Geste, mit der Pignon die Pferde dirigiert und ahnt, wie viel gemeinsame Arbeit hinter all dem steckt. Die Stuten, so selbstständig und eigenwillig sie sind, richten sich ganz nach ihm. Achten auf winzige Signale genauso wie auf große Aktionen. Da spielen Mensch und Tier miteinander, da basteln Mensch und Tier an den einzelnen Lektionen, da haben Mensch und Tier Freude am Tun und an der Bewegung. Da wachsen und strahlen Mensch und Pferd.
Und vielleicht ist das Schönste, dass dabei nicht stört, wenn etwas nicht klappt. Denn Pignon schimpft nicht, straft nicht ab, wiederholt einfach wieder. Das Einzige was er unbedingt fordert ist die Aufmerksamkeit der Tiere.
Noch eindrucksvoller wird es, als dann alle fünf Stuten in die Bahn kommen.
Sie rasen und toben, springen und bocken, sie halten inne, achten auf Pignons Zeichen. Sie formatieren sich und beginnen zu tanzen.
Wie ein kleiner Fischschwarm laufen sie erst in die eine Richtung, dann in die andere, ganz eng um den Mann in der Mitte herum. So viel Bewegung auch in den Pferden und in der kleinen Herde ist, so achtsam sind die Tiere was Pignon angeht. Es wird gehüpft, gestiegen und ausgeschlagen, doch Pignon wird nicht umgerannt, wird nicht angerempelt. Er scheint einen fast magischen Kreis um sich herum zu haben, der ihn schützt und der ganz deutlich macht, welche Position er unter ihnen hat.
Auffällig ist, dass Pignon seine Pferde immer wieder sanft berührt und streichelt. Zu Beginn jeder kleinen Einheit, zwischen den Übungen und zum Abschluss. Er bezieht sich auf jedes einzelne Tier und auf die Herde als Ganzes.
Und dann ist die Sache auch schon vorüber, obwohl man so gerne noch mehr und mehr hätte sehen wollen.
Am Ende folgt das Verladen der Pferde nach Pignon-Manier: Er fährt mit Auto und Hänger in die Bahn, die Stuten rasen frei und wild herum. Er öffnet die Türen und alle kommen, jede scheint die erste sein zu wollen. So einfach kann es sein, fünf Pferde in einen Hänger zu bekommen.
Als er hinausfährt schauen sie aus den offenen Fenstern – Pferde mit großen, offenen Augen, die gerade richtig viel Spaß hatten.
Und hier noch ein Video von Pignon und seinen Pferden: http://dev5.pageo.de/index.php?id=112
Verfasserin: Medora