schwierige Stute, wer weiss Rat?

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charona
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schwierige Stute, wer weiss Rat?

Beitrag von charona »

Guten Morgen aus Holland,

melde mich nach längerer Abwesenheit wieder mal mit einer Frage an Euch:
hatte bereits im letzten Jahr schon mal um Rat gefragt, da meine Jungstute (heute 5 Jahre) sich nach einer recht umgänglichen und problemlosen Vorbereitungsperiode beim Einreiten recht schwierig entwickelte. (der Beitrag wurde in die Box Ausbildungstagebücher verschoben).

Leider hat diese Dame mich seit meinem letzten Beitrag an's Ende meines Lateins gebracht, es ist eine komplexe Geschichte, irgendwie kann ich die Lösung (mit der Begleiterin die ich habe) nicht finden. Natürlich, Ratschläge über's WWW sind immer schwierig, aber ich bin über jeden alternativen Gedankenansatz ganz schrecklich dankbar.

Vorab: Sattel o.k., Zähne o.k., Osteopatischer Befund o.k., Gesundheit o.k..

Das Hauptproblem liegt darin begründet, dass Madame an sich an der Longe willig mitarbeitet, so lange ich an der Entspannung arbeite. Sobald etwas mehr gefordert wird -und dann meine ich wirklich nur ein wenig (!!)
mehr- macht sie mental dicht und explodiert. Hatte kürzlich eine Arbeitseinheit mit meiner AR-Reitlehrerin, die das Pferd für diese Trainingseinheit von mir übernommen hatte, und sie forderte die Stute auf, mit dem Hinterbein mehr unter die Masse zu treten. Vielleicht etwas zuviel de Guten, aber Zara, die Stute, explodierte nach ca. 10 Minuten, stieg die RL an, dass mir Angst und Bange wurde. Die nächsten Wochen konnte ich an Arbeit gar nicht denken, sondern lediglich an das Abfragen von Entspannung. Zum Glück ist sie bei mir zumindest nicht mehr gestiegen.

Vor gut einem Monat habe ich die Stute bei der Bereiterin, die sie eingeritten hat, in Beritt gegeben. Von Tag zu Tag kann ich miterleben, wie das Pferd saurer wurde, körperlich und geistig. An Entspannung unterm Sattel ist nicht zu denken! Das Pferd rollt sich auf, geht klemmig, von den einstmals wunderschönen Gängen ist nichts mehr übrig. Sie ist wiedersätzlich und zu einer Mitarbeit kaum bis gar nicht zu motivieren.

Habe die Stute letzte Woche von einem Physiotherapeuten behandeln lassen und auch hierbei hat sie sich schrecklich gewehrt und leider traf ich erst kurz nach Behandlungsbeginn ein, und musste miterleben, dass sie sehr unschön "korrigiert" wurde. Auf jeden Fall lief sie nach der Behandlung wesentlich besser, als in den Wochen zuvor.

Sowohl Bereiterin als auch Physio meinen, dass die Stute zu wenig gearbeitet wurde. Ich erkenne mein eigenes Pferd nicht mehr.

Und ich, ich weiss jetzt eigentlich gar nicht mehr, was ich machen soll. So, wie sie sich unterm Sattel verhält, da traue ich mich grad gar nicht drauf.

Was würdet Ihr raten? Zara nach Hause holen, und an der Longe ersteinmal wieder zur Entspannung einladen, und dann beim Reiten, aus Sicherheitsgründen auch an der Longe, ebenfalls langsam zur Entspannung einladen und dann in ganz, ganz kurzen Übungseinheiten anfangen? Aber wie sieht es dann mit der Einschätzung der "Profi's ??" aus, denn dann würde sie ja auch zu wenig gearbeitet?

Das Pferd ist in meinen Augen hoch veranlagt und ich will vermeiden, dass sie verheizt wird. Ich habe vorläufig keinerlei Ambitionen, mein einziger Herzenswunsch ist, dass sie wieder lernt, mit Freude (!!!!) mitzuarbeiten. Alles weitere, welchen Weg wir später einschlagen, wird sich dann zeigen. Meine AR-Reitlehrerin meinte, dass dieses Pferd soviel Kapazitäten habe, dass sie es innerhalb eines halben bis eines Jahres fur den Ritterdingsda vorbereiten könne. Auch das finde ich absolut nicht reell, sie muss erst den Kopf wieder freihaben und dann ganz ruhig weiter ausgebildet werden.

Ach ja, hierzulande wirklich kompetente, pferdegerechte Begleitung (siehe die AR-Reitlehrerin, die zähle ich ebenfalls nicht dazu) zu finden, erweist sich als beinahe unmöglich. Es sollten also gerne Lösungsansätze sein, die ich, als nicht Rollkurler und Pferdeverheizer alleine umsetzen kann.

Ich hoffe, dass ich einigermaßen sachlich den status-quo beschrieben habe. Nochmals, vielen Dank für Eure hoffentlich konstruktiven Tips!

Entschuldigung für den langen Text!

Irgenwie wirklich ratlose Grüsse

Angela
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Charona, habe ich das richtig in Erinnerung, dass das die Frederiksborger-Stute von Euch ist?
charona
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Beitrag von charona »

Hallo Bernie,

nein, wir haben letztendlich keine Fredriksborger-Stute gekauft. Zara ist uns vorher über den Weg gelaufen, eine KWPN (= niederländische) Warmblutstute mit relativ viel Blut.
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Mich würde mal interessieren wie die Stute gehalten wird?

Hat sie genug Bewegung außerhalb der Arbeit und so die Möglichkeit den Kopf frei zu bekommen und sich auszutoben? Oder wird sie nur zum Arbeiten raus geholt?

LG nadine
horsman
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Beitrag von horsman »

du schreibst:
"Hatte kürzlich eine Arbeitseinheit mit meiner AR-Reitlehrerin, die das Pferd für diese Trainingseinheit von mir übernommen hatte, und sie forderte die Stute auf, mit dem Hinterbein mehr unter die Masse zu treten. Vielleicht etwas zuviel de Guten, aber Zara, die Stute, explodierte nach ca. 10 Minuten,"

Was genau habt ihr da 10 Min. gemacht?
Vom Boden aus mit oder ohne Reiter im Sattel?
Wie habt ihr das Pferd aufgefordert?

Grundsätzlich: Wenn Pferd sauer wird, war es zuviel des guten.
Tendenziell weniger fordern, mit wenig zufrieden sein. Loben. Dann erst steigern (tage oder Wochen später), wenn das wenige ohne Aufregung abfragbar ist.

Stuten sind da sehr selbstbewußt, was diese Dinge angeht. Die haben einen viel stärkeren eigenen Willen als Hengste oder Wallache.
Zuletzt geändert von horsman am Di, 05. Mai 2009 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Ich habe jetzt nochmal deine älteren Beiträge überflogen und hatte so meine Probleme zu sortieren wer jetzt wann und wie das Pferd trainiert hat...

Vielleicht geht es deinem Pferd ähnlich, dass zu früh zuviel (verschiedenes) auf einmal kam?

Hatte sie zwischendrin mal eine Pause?
LG
Sheitana
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charona
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Beitrag von charona »

Bei uns daheim stand die Stute (im Winter) beinahe den ganzen Tag mit meiner anderen Stute auf dem Reitplatz, Heu zur freien Verfügung, wenig Kraftfutter.

Beim Stall, wo sie jetzt -zeitlich befristet- steht, kam sie weniger nach draussen als bei uns, aber z.Zt. steht sie bereits auf der Weide. Da die Weidezeit noch "aufgebaut" wird, jedoch noch nicht länger als 5 Studen pro Tag.

Da Du mich nach der Haltung fragst: bei uns daheim bekommen die Pferde sehr gutes Eifelheu und Marstall Naturell (Muësli ohne Konservierungsmittel, Melasse usw) dort bekommt sie wesentlich mehr Kraftfutter, da auch ihr Arbeitspensum angepasst wurde, und leider, wie heisst das im Deutschen, Graslage? Könnte in der Tat ein Ansatz sein.
charona
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Beitrag von charona »

horsmän hat geschrieben:Was genau habt ihr da 10 Min. gemacht?
Vom Boden aus mit oder ohne Reiter im Sattel?
Wie habt ihr das Pferd aufgefordert?
Ich hatte eine Bauchgrippe an dem Tag, also hat die Reitlehrerin das Pferd ohne Reiter auf die "Branderupsche Weise" longiert -auf einem in meinen Augen recht kleinen Zirkel- und hat sie mit der Longierpeitsche, allerdings ohne Berührung, zum Untertreten des Beines aufgefordert.

Ich gebe Dir Rcht, wenn ein Pferd sauer wird, ist zuviel gefordert.

Im Winter hatte die Stute übrigens eine 3-monatige Pause, von kurzen Entspannungslongiereinheiten mal abgesehen.
charona
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Beitrag von charona »

Sheitana hat geschrieben:Ich habe jetzt nochmal deine älteren Beiträge überflogen und hatte so meine Probleme zu sortieren wer jetzt wann und wie das Pferd trainiert hat...

Vielleicht geht es deinem Pferd ähnlich, dass zu früh zuviel (verschiedenes) auf einmal kam?

Hatte sie zwischendrin mal eine Pause?
Ich hoffe nicht, dass Du Recht hast:

als die Stute zu uns kam, habe ich angefangen, sie zu longieren und bin ganz langsam mit der Handarbeit begonnen. Da ich kein Profi bin, hatte ich hierbei regelmässig Unterstützung von einer Branderuplerin.

Nachdem ich Zara auch auf's Anreiten vorbereitet hatte (longieren mit Sattel und hängenden Bügeln, meine Tochter konnte ich im Sattel mit Pferd führen) hat mich der Mut verlassen (meine Tochter ist zu jung, ich konnte nicht Anreiten, da ich eigentlich immer alleine arbeite und noch nie ein Pferd eingeritten habe) und ich habe die weitere Ausbildung unterm Sattel an eine Bereiterin übergeben.

Dies alles erstreckt sich auf einen Zeitraum von ca. 1 Jahr, das dürfte nicht echt zu schnell sein, oder?
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Hm. Schwierig. Macht die Stute denn immer dicht, sofort? Oder nur wenn die "Arbeit" eine gewisse Zeit dauert? Also ich meine, wenn Du sie in Entspannung arbeitest (dann geht es ja gut, oder?) und dann kurz z.B. Tritte verlängerst und dann wieder in die Entspannung gehst, wird sie dann schon sauer? Oder z.B. an der Longe, wenn sie wirklich sehr kurze Reprisen machen soll, wird sie dann auch sauer?

Für mich klingt das nach einem Pferd, wo man wirklich "von hinten durch die Küche kommen muss". Also nicht mit dem Gedanken rangehen, was das Pferd doch für Veranlagungen hat und was man in einem Jahr alles machen könnte, sondern das ganz so "nebenbei" unterjubeln und dann am besten noch so, dass sie glaubt, dass es ihre eigene Idee war. Das ist natürlich schwierig, wenn man mit Leuten zusammenarbeiten, die das Pferd in einem Jahr schon sonstwo sehen wollen. Aber die Stute zeigt ja sehr deutlich, dass das nicht ihr Tempo ist. Die Stute ist eine Herausforderung an Dein diplomatisches und pädagogisches Talent :wink:

LG Alix
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charona
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Beitrag von charona »

Alix_ludivine hat geschrieben:Für mich klingt das nach einem Pferd, wo man wirklich "von hinten durch die Küche kommen muss".
schön gesagt, Alix. Genauso ist es.

Das Schlimme ist ja, dass ich sowohl bei RL als auch Bereiterin immer angebe und angegeben habe, dass ich KEINE Eile habe. Nun scheint meine Definition von keine Eile irgendwie anders auszusehen, als bei den anderen beiden. :? :? :?

Wenn ich mit ihr gearbeitet habe, ist sie auch schon mal explodiert, aber und bockend ihre Runden gerannt, aber das kann man wahrscheinlich auch ihrem jungen Alter zuschreiben. Aber diese Widersetzlichkeiten und Protestäusserungen kenne ich persönlich nicht von ihr. Darum bin ich ja auch so ratlos bei allem, was ich jetzt so erleben muss. Sobald ein "Fremder" mit ihr arbeitet und dann etwas (zuviel) fordert, verweigert sie die Mitarbeit und wehrt sich.
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Jen
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Beitrag von Jen »

die frage, die sich aber für mich auch stellt ist: ist die Stute wirklich sauer oder hat sie einfach noch nie eine Grenze gesetzt bekommen, sprich: ist sie einfach respektlos? Ich bin sehr vorsichtig mit dem Wort respektlos, aber ich bekomme so ein bisschen den Verdacht, dass die Stute immer mit Samthandschuhen angefasst wurde und sobald man etwas mehr von ihr verlangt, was ihr nicht so passt, dann wehrt sie sich und man hört auch sofort auf, weil man angst hat, sie zu überfordern. Wenn sie erlickt hat, dass der Mensch sehr schnell aufgibt, dann kann man ein Pferd regelrecht dazu erziehen, zu explodieren und frech und respektlos zu sein. Versuch mal ganz kritisch deinen bisherigen Weg zu analysieren und zu schauen, ob sie nicht vielleicht auch ein bisschen zum Ungehorsam erzogen wurde: Nach dem Motto: du tust mir nichts und ich tu dir auch nichts. ...?
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

nicht so hilfreich, vielleicht... aber: an entsprechenden guten begleitern würde mir desmond o`brien einfallen - vielleicht den mal fragen / anfordern / kurs melden?
wäre die person meines vertrauens
charona
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Beitrag von charona »

Nun Jen, Deine Frage ist sicherlich eine der Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden dürfen/müssen.

Wenn ich mit ihr "gearbeitet" habe bzw. mit ihr umgehe, dann wird dies von Aussenstehenden zumindest als konsequent bezeichnet, nach dem Motto ja ist ja, nein ist nein, immer und überall. Allerdings, und da könntest Du tatsächlich Recht haben, habe ich eigentlich immer versucht, die Arbeit abzuschliessen, BEVOR sie anfängt, sich zu wehren und bei gelegentlichen "Streitigkeiten" erst dann abgeschlossen, wenn sie wieder anständig mitgemacht hat. Ich stehe absolut offen für andere Lösungsansätze, aber um ehrlich zu sein, was ich jetzt mitmache, wenn das der Weg sein soll, dann Prost Mahlzeit.

Desweiteren finde ich es persönlich bei dieser Stute sehr schwierig zu beurteilen, wo die Grenze zwischen Angst (lÜberforderung) und Frechheit/Respektlosigkeit liegt.
Zuletzt geändert von charona am Di, 05. Mai 2009 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Jen hat geschrieben:die frage, die sich aber für mich auch stellt ist: ist die Stute wirklich sauer oder hat sie einfach noch nie eine Grenze gesetzt bekommen, sprich: ist sie einfach respektlos? Ich bin sehr vorsichtig mit dem Wort respektlos, aber ich bekomme so ein bisschen den Verdacht, dass die Stute immer mit Samthandschuhen angefasst wurde und sobald man etwas mehr von ihr verlangt, was ihr nicht so passt, dann wehrt sie sich und man hört auch sofort auf, weil man angst hat, sie zu überfordern. Wenn sie erlickt hat, dass der Mensch sehr schnell aufgibt, dann kann man ein Pferd regelrecht dazu erziehen, zu explodieren und frech und respektlos zu sein. Versuch mal ganz kritisch deinen bisherigen Weg zu analysieren und zu schauen, ob sie nicht vielleicht auch ein bisschen zum Ungehorsam erzogen wurde: Nach dem Motto: du tust mir nichts und ich tu dir auch nichts. ...?
Das könnte ich mir auch noch vorstellen...
LG
Sheitana
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