Geschwindigkeitsvorstellungen im Gelände

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Katinkapferd
User
Beiträge: 20
Registriert: Mo, 01. Okt 2007 09:28
Wohnort: Berlin

Geschwindigkeitsvorstellungen im Gelände

Beitrag von Katinkapferd »

Liebe MitreiterInnen,

ich gehe leidenschaftlich gerne in's Gelände und auch mein Pferd hat in der Zwischenzeit Gefallen daran gefunden.

Das Ding ist: Wir haben öfter mal unterschiedliche Vorstellungen von der vorzulegenden Geschwindigkeit. Und zwar sowohl zwischen, als auch innerhalb der Gangarten. Soll heißen, dass Frau Pferd aus dem Trab heraus gerne mal einen Galopp vorschlägt, der zwar schön langsam und gemütlich beginnt (wenn ich sie lasse), dann aber unversehens an Geschwindigkeit zunimmt, die sich bis zu einem ausgewachsenen Durchgehen steigern kann. Die andere Möglichkeit ist, dass sie den von mir vorgeschlagenen Trab eindeutig als zu langsam empfindet und dann die Geschwindigkeit innerhalb des Trabs so lange steigert bis sie im schönsten Kutschpferdstechtrab unterwegs ist (auch hier natürlich nur, wenn ich sie lasse).

So weit so gut. Wie Ihr dem Text entnehmen konntet habe ich diese nett gemeinten Vorschläge meist ganz gut im Griff. Wenn es da nur nicht diese Tage gäbe, wo ich sie zwar gerade noch davon abhalten kann, ihre Vorschläge in die Tat umzusetzen, dafür dann aber ein Pferd habe, dass aus dem Schritt heraus alle 20 Sekunden antrabt und sich nur sehr widerwillig und leider auch nur mit mehr oder weniger deutlicher Aufforderung wieder durchparieren lässt. Leider endet das meist mit recht unschönen, da deutlich ausfallenden Zügelhilfen (= kurzes, mehrmals aufeinanderfolgendes Annehmen des Zügles). Erstens ist das überhaupt kein schönes Gefühl, zweitens ist das Ergebnis nicht von langer Dauer. Stehenbleiben funktioniert leider auch nur ähnlich begrenzt.

Nun meine Frage(n): Kennt Ihr sowas? Wie geht Ihr damit um? Gibt es Alternativen zu dem unschönen Zügeleinsatz?

Ach ja, auf dem Platz ist sie das bravste Pferd von Welt und - auch wenn sie manchmal ihren eigenen Kopf hat - sehr gehorsam. Bewegung hat sie auch genug; steht 24 h im Herdenverband auf der Wiese und wird regelmäßig geritten.

Also, falls Ihr Ideen oder Anregungen habt, immer her damit!

LG vom Katinkapferd
Benutzeravatar
Filzi
User
Beiträge: 2711
Registriert: So, 24. Feb 2008 21:24
Wohnort: Österreich

Beitrag von Filzi »

Hallöchen du,.

kennen tu ich so was auf jeden Fall. Auftreten tut das ganze vor allem dann wenn Dame unausgelastet ist.

Das ist auch das erste was mir eingefallen ist, als ich deinen Beitrag gelesen habe. Es klingt so als müsste sich dein Hotti mal richtig frei machen. Leider endet so etwas recht schnell im Durchgehen oder unkontrollierten Galopp.

Wie sieht es mit der Haltung aus? Hat sie regelmäßig Koppelgang in einer Herde? Wie ist sie dort? Wie ist sie nach dem Training am Platz?
Versuche mal, nach dem Training die Ausrüstung herunter zu nehmen, wälzen zu lassen. Pferde die ein etwas zu viel an Energie haben zerreisst es darauf. Die rennen wie die Irren!

Fütterung? Wie schaut es da aus? Bekommt sie vielleicht ein wenig zu viel Energie über das Futter?
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
Benutzeravatar
Barbara I
User
Beiträge: 243
Registriert: Mi, 16. Jan 2008 19:53
Wohnort: Koblenz

Beitrag von Barbara I »

Das hört sich nach ganz normalem Verhalten eines lauffreudigen Pferdes an.

Persönlich habe ich die besten Erfahrungen damit gemacht, in solchen Fällen einfach ruhig zu bleiben und sich auf gar keinen Fall zu ärgern oder das Pferd für das unerwünschte Verhalten zu strafen. Denn ein aufgeregtes Pferd kann man nicht zwingen, sich zu beruhigen.
Stattdessen versuche ich, diese Beruhigung indirekt herzustellen:
Was ich gerne mache, ist, in diesen Situationen Seitengänge zu reiten. Zum Beispiel, wenn ich Schritt gehen möchte und das Pferd zackelt: dann gehe ich ins Schulterherein, und fordere das innere Hinterbein "noch etwas mehr". So lange mein Pferd nun weiter traben will, freue ich mich über den gymnastizierenden Effekt. Daraus folgt, dass ich entspannt bin und mich nicht ärgere. Früher oder später möchte mein Pferd lieber wieder Schritt gehen, dann nehme ich das gerne an.

... ganz Abstellen kann man das "schneller wollen" wahrscheinlich nicht. Bei einem solchen Pferd würde ich aber auf jeden Fall das "Laufen lassen" vermeiden, dadurch wird es nicht besser, sondern auf Dauer wird dadurch die Idee, schneller zu wollen, beim Pferd immer stärker...
Benutzeravatar
Newton
User
Beiträge: 683
Registriert: Sa, 15. Sep 2007 08:48
Wohnort: Anrath

Beitrag von Newton »

Filzi hat geschrieben: Das ist auch das erste was mir eingefallen ist, als ich deinen Beitrag gelesen habe. Es klingt so als müsste sich dein Hotti mal richtig frei machen.
Das habe ich auch gedacht, aber ich hab mich nicht getraut, es zu schreiben... :oops:
Bei meinem würde enorm viele Negativ-Punkte sammeln, wenn er nicht ab und zu (ich bestimme natürlich, wann) wirklich mal seine Endgeschwindigkeit "ausleben" dürfte. Ich habe aber das Glück, dass er dabei jederzeit regelbar ist, also wirklich nicht durchgeht!! Danach ist es dann auch wieder gut. Dieser Zustand hält dann durchaus einige Wochen an - je nach sonstiger Auslastung. Aber wenn ich ihn nie lassen würde, käme es garantiert irgendwann zur Explosion des Ponys. Das hatte ich übrigens auch schon, ist nicht witzig!
Allerdings kennst du dein Pferd besser - es gibt ja auch Modelle, die sich dann erst recht heiß laufen...
Wie ist es denn mit der sonstigen Auslastung? Bei meinem hilft oft die Beschäftigung mit wirklich komplett neuen Dingen, Abwechslung kann er nie genug haben. Wir haben z.B. an einem Rinderarbeitskurs teilgenommen. Danach hatte ich sehr lange ein sehr gelassenes Pony.

24 Stunde Gruppenhaltung mit Wiese und Auslauf, Dressur Reiten und ab und an ins bekannte Gelände reichen bei uns übrigens weder Haflinger noch Camargue-Pferd so wirklich zur Auslastung aus...
Das sind allerdings auch 2 sehr beschäftigungsfreudige Modelle. Meinem alten Hafi wäre unser derzeitiges Programm sicherlich schon zu viel gewesen. Sie sind halt sehr unterschiedlich...
LG, Nicole und der Zauberer von Oz
Benutzeravatar
LucyLou
User
Beiträge: 33
Registriert: Fr, 17. Okt 2008 10:50
Wohnort: München

Beitrag von LucyLou »

Hat sie zu viel Dampf, geht doch mal nach dem Dressurreiten noch ne Runde raus oder longier sie vor dem Ausreiten ab. Wenn das wirklich das Problem ist, müsste sie dadurch schon ruhiger werden.

Wenn deine Stute allerdings genug Bewegung hat, wonach die Beschreibung der Haltung klingt, könnte es auch eine Frage des Vertrauens und Gehorsams sein. Wie ist sie denn, wenn du mit ihr ins Gelände spazieren gehst?

Drängelt und eilt sie da auch, würde ich das zuerst mit gezieltem Führtraining (egal ob nach Geitner, NH, Tellington oder sonstwem) verbessern, bis sie geführt im Gelände sicher mein Tempo hält und auch gelassen stehen bleibt. In vielen Fällen bessert sich damit fast automatisch auch das Verhalten unterm Sattel.

Ist das nicht der Fall, würde ich das Thema Tempo in den Mittelpunkt jedes Ausritts stellen. Angefangen damit, dass sie auch unterm Sattel das Stehenbleiben lernen müsste (da habe ich bei einer ganz üblen Hysterikerin übrigens gute Erfolge erzielt, indem ich sie gegen die Reit-Richtung gedreht habe - plötzlich konnte die Dame, die vorher lieber gestigen wäre als zu halten, ganz ruhig stehen). Dann würde ich höheres Tempo nur reiten, solange sie wirklich ruhig bleibt. Bei der ersten "Anfrage" nach Beschleunigung würde ich sofort zum Schritt durchparieren. Je nach dem, wie stark sie aufdreht ggf. anfangs einige Ausritte nur Schritt reiten, damit sie gar nicht mehr an schnellere Gangarten denkt. Später die höheren Gangarten ganz langsam aufbauen und immer, wenn sie schneller will, sofort wieder durchparieren, lange Schritt reiten und erst dann wieder antraben, wenn sie ganz gelassen ist.

Solch ein Training kann je nach Intensität des Problems allerdings recht lange dauern und du musst dir ggf. für einige Monate rasante Wald- und Wiesengalopps abschminken. Denn nur wenn du wirklich 100% konsequent bist, kannst du Erfolg haben.
kira2909
User
Beiträge: 1
Registriert: Di, 18. Sep 2007 12:00
Wohnort: Linz/OÖ

Beitrag von kira2909 »

Meine Stute steht auch im Offenstall mit Riesenpaddock und täglichem ausgiebigem Weidegang. Trotzdem ist sie extram aufsässig, wenn sie nicht jeden Tag gearbeitet wird. Sie ist dann einfach unausgelastet. Bei uns äußert sich das dann zwar eher im Dressurviereck negativ (duch ständige Tempodiskussionen) und weniger im Gelände (da sind wir uns übers Tempo meistens einig - ich reite auch gerne schnell :lol: ).

Was mir da hilft, ist - neben täglicher ausgiebiger Arbeit, was leider nicht immer möglich ist :( - ablongieren vor der Arbeit, oder eben im Gelände wirklich eine Strecke suchen, wo dein Pferd gefahrlos so schnell laufen darf, wie es möchte.
Ich denke, dass die Pferde das auch ziemlich schnell kapieren: Sie dürfen sich austoben und überschüssige Energie loswerden, wenn danach wieder Ruhe ist.

Lg,
Bettina
Benutzeravatar
ottilie
User
Beiträge: 5400
Registriert: Fr, 22. Jun 2007 12:00
Wohnort: Oberbayern

Beitrag von ottilie »

Katinkapferd hat geschrieben:aus dem Trab heraus gerne mal einen Galopp vorschlägt, der zwar schön langsam und gemütlich beginnt (wenn ich sie lasse), dann aber unversehens an Geschwindigkeit zunimmt... Die andere Möglichkeit ist, dass sie den von mir vorgeschlagenen Trab eindeutig als zu langsam empfindet und dann die Geschwindigkeit innerhalb des Trabs so lange steigert bis sie im schönsten Kutschpferdstechtrab unterwegs ist (auch hier natürlich nur, wenn ich sie lasse)
Also - ich weiß ja nicht, ob ich einen verzogenen Bengel unter dem Sattel habe - aber das Beschriebene würde ich eigentlich als normal einstufen :roll: Zumindest läuft es bei uns genauso: solange keine Begrenzung des Tempos erfolgt, wird das Tempo eben erhöht :D
Allerdings haben wir - mittlerweile - kein Problem mehr damit, mein Tempo zu halten. Dies geschieht aber nicht am seidenen Faden, sondern die Zügel stehen an.
Wir hatten bis vor kurzem auch die zwei Probleme - zackeln im Schritt und Streitereien im Galopp.
Zur Zackelei - ich habe versucht, bewusst ruhig und entspannt zu sitzen, mich nicht aufzuregen (keine Emotionen!) und immer wieder unter entsprechender Annahme der Zügel zu einem Schritt zurückzukommen, dann Zügel wieder verlängern etc.etc. Das hat eine längere Phase in Anspruch genommen, aber *aufHolzklopft* mittlerweile klappt es. Wir gehen zwar sehr schnellen Schritt, aber wir gehen Schritt. Und kurze Anzackeleien können gut korrigiert werden und sind äußerst selten geworden.
Zum Galopp - da musste ich jetzt leider mal ziemlich deutlich werden und habe SEHR unsanft durchpariert. Sprich ich habe Monsieur einfach mal auf den Hintern gesetzt :oops: Und das gleich an zwei aufeinanderfolgenden Ausritten. Ich habe meinem Pferd das auch wörtlich gesagt, daß mir das sehr leid tut, ich aber bei diesem Benehmen leider kein feines Reiten ausüben kann. Warum auch immer - aber seitdem funktioniert es :wink: Wie gesagt, nicht mit durchhängendem Zügel, aber zumindest bei leichter Anlehnung und ohne Diskussionen.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Benutzeravatar
emproada
Moderator
Beiträge: 4519
Registriert: Mi, 25. Jul 2007 12:07
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von emproada »

Ich würde im Gelände dem Pferd jetzt nicht so viel "kreative Wahl" lassen, da man ja nie weiss ob es auf solche Ideen nicht kurz vor einer Straße kommt. Da ich auch einen Kandidaten habe, der von sich aus eher flott unterwegs ist und stehen bleiben doof findet, habe ich mir angewöhnt nach einem anständigen Galopp und anständigen Durchparieren ein Leckerlie zu geben. Ich habe ihn im Gelände allerdings auch noch nie richtig Vollgas geben lassen, da ich nicht der Meinung bin, dass ich ihn danach wieder durchparieren könnte. Und auch wenn man immer jede mögliche Galoppstrecke ausnützt handelt man sich auf Dauer Probleme ein und kommt um unschöne Szenen nicht herum.
Viele Grüße Tina
Benutzeravatar
LucyLou
User
Beiträge: 33
Registriert: Fr, 17. Okt 2008 10:50
Wohnort: München

Beitrag von LucyLou »

emproada hat geschrieben: Da ich auch einen Kandidaten habe, der von sich aus eher flott unterwegs ist und stehen bleiben doof findet, habe ich mir angewöhnt nach einem anständigen Galopp und anständigen Durchparieren ein Leckerlie zu geben.
Das ist auch super! Ich finde, es ist alles erlaubt, womit wir den Viechern schmackhaft ( :wink: ) machen, das zu tun, was wir von ihnen wollen.

Denn grundsätzlich sehe ich das wie emproada: Im Gelände muss ich mein Pferd schon aus Sicherheitsgründen jederzeit im von mir gewünschten Tempo bewegen können, ohne Diskussionen. Alles andere wäre mir persönlich zu gefährlich. :o
Benutzeravatar
Jarit
User
Beiträge: 1217
Registriert: Di, 11. Nov 2008 17:24
Wohnort: L.E.
Kontaktdaten:

Beitrag von Jarit »

Meine Maus gehört ebenfalls zur lauffreudigen Sorte. Fängt sie an, mir im Trab unterm Hintern wegzurennen, werden Schritt-Trab-Übergänge geübt mit unterschiedlicher Länge der einzelnen Schritt- bzw. Trabreprisen. Und mal eine Schaukel eingebaut. Damit wird sie schnell ruhig und läuft wieder normal. Außerdem hilft auch Halten und Stehen üben.

Im Galopp ist es so, dass sie sich im ersten Galopp, besonders nach ein paar Ruhetagen freilaufen möchte. Da lebe ich gern mit einem etwas höheren Tempo, weil sie ab dem 2. ruhig und konzentriert wird. (Allerdings kenne ich auch Pferde, die laufen sich mit jedem weiteren Galopp heiß. Da muss man natürlich anders rangehen.) Damit der erste nicht immer ein Jagdgalopp wird und sich auch kein Muster beim Pony bildet (1. Galopp = Rennen!), nehme ich sie im Galopp etwas zurück und sofort lobe, wenn sie sich gut regulieren ließ, um dann wieder etwas nachzugeben und das Tempo zu erhöhen. Dieses Spiel gefällt ihr gut, auch in späteren Galopps.
Und ab und an, wenn der Boden optimal ist und ich mich richtig gut fühle, darf sie laufen, so schnell, wie sie will. Den Tipp hab ich von erfahrenen Pferdeleuten, die meinen, die Pferde wissen das und weil sie wissen, dass sie manchmal nach Belieben rennen können, sind sie die anderen Male konzentrierter und nicht sauer. Und mein Eindruck bestätigt das.

Noch bin ich nicht an dem Punkt wie bei meinem Ex-RB-Pferd. Dort brauchte man nur das Tempo einzustellen und Pferdi hat dann so lange gemacht, bis ein anderes Kommando kam. Gut ausgebildetes Westernpferd eben. Aber man will ja auch eine Aufgabe haben :wink:
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
Benutzeravatar
coverke
User
Beiträge: 385
Registriert: Do, 18. Dez 2008 10:38
Wohnort: Ohlstadt
Kontaktdaten:

Beitrag von coverke »

Mein Herr Traber hat das auch hin und wieder. Auch wir basteln dann Seitengänge, Rückwärtstreten, usw ein und er wird relativ schnell ruhig.

Hast Du denn einen Hügel in der Nähe wo Du sie mal laufen lassen kannst? Quidam wird schon ganz heiß wenn ich in die Straße einbiege wo es einen weichen Weg den Berg rauf geht. Er weiß mittlerweile ganz genau, dass er da laufen darf wie er will und wie lange er will.

Ich muss ja ehrlich sagen, dass ich mich eigentlich freu über Quidam´s Temperamentsanwandlungen :? Solange er die hat, weiß ich dass es ihm mit seinen 20 Jahren immer noch sau gut geht.
Benutzeravatar
Medusa888
User
Beiträge: 4640
Registriert: Fr, 03. Okt 2008 15:42
Wohnort: Bremen

Beitrag von Medusa888 »

Lese ja gerade Kyra Kyrklund und sie trennt Hand von Bein und Bein von Hand, auch wenn sie sich nicht auf Baucher beruft.
Das heißt sie hält mit Zügelhilfe/Gewichtshilfe an und gibt sofort bei Reaktion des Pferdes ganz deutlich nach. Ich habe es ausprobiert und finde es sehr einfach und eindeutig für das Pferd. Das Pferd reagiert prompt auf Bremsen und prompt auf Gas (Bein/Gewicht).

Einer von unseren Friesen ist ja auch so eine Rennmaus. Wenn er seine "5-Minuten" hat, dann kann es auch mal sein, dass man 30 Minuten nur Übergänge aus allen Gangarten zum Halten übt, aber die Bremse muss einfach funktionieren.
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Jen »

Ich würde das auf keinen Fall zulassen. Es gibt zwei Gründe, warum ein Pferd über das Tempo "bestimmt" (Stallmut mal aussen vor, ich gehe davon aus, dass jeder versucht möglichst optimale Haltungsbedingungen mit Freilauf seinem Pferd zu gewähren).

1) ungeklärte Führung. Wie im Jungpferdethread schon beschrieben übernehmen Pferde sehr subtil das Zepter immer wieder, wenn es der Mensch nicht tut. Das fängt bei völlig unspektakulären Nichtigkeiten an. Das kann schon beim führen oder am Putzplatz seinen anfang nehmen und über eine fast unbemerkbare Tempoveränderung beim Reiten bis hin zu gröberen "Unarten" wie buckeln oder durchgehen. Wenn das passiert, hat man den Anfang schon lange verpasst! Das ist wie bei Hunden: die beissen nie ohne Vorwarnung. Nur leider sehen die Menschen die Vorwarnung sehr oft nicht, weil sie so in ihrer eigenen Welt sind. Hier ist also eine Überprüfung des GESAMTEN Umgangs nötig, dh. man sollte sich die Frage stellen, ob man zu lasch/zu nachgiebig mit sich und seinem Pferd ist. nicht alle Pferde vertragen das gleichermassen und nicht allen Menschen fällt es gleich leicht, eine souveräne, kompetente und dabei sehr freundliche, liebevolle Führung zu übernehmen. Konsequenz hat nichts mit Härte oder STrafe zu tun, sondern damit, dass man ganz klar kommuniziert und auch auf seinen Forderungen besteht.

2) Wenn das Pferd noch schlecht im Gleichgewicht ist und seinen Schwerpunkt stark nach vorne schiebt oder fallen lässt, muss es ständig seinem Schwerpunkt hinterherrennen, was dazu führt, dass pferde immer schneller werden, wenn man sie "einfach laufen" lässt. Das ist natürlich keine Lösung. Im Gegenteil, es muss sehr daran gearbeitet werden, dass das Pferd lernt, seinen Schwerpunkt etwas zurückzunehmen.

sehr oft sind beide Punkte miteinander kombiniert.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Benutzeravatar
Barbara I
User
Beiträge: 243
Registriert: Mi, 16. Jan 2008 19:53
Wohnort: Koblenz

Beitrag von Barbara I »

In Bezug auf Jen's Beitrag:
Mich interessiert Deine Meinung zu Ursache Nr...
3) Das Pferd "hat zuviel Adrenalin" und "muss seine Füße bewegen".

Das ist die Situation, in der mein Versuch, das Pferd durch die bekannten Hilfen im Tempo zu regeln, nicht den gewünschten Erfolg haben. Sstattdessen helfen Alternativen wie zum Beispiel das von mir beschriebene Schulterherein, also die Aufforderung, "die Füße noch mehr zu bewegen", um den Stress abzubauen.

Die Ursache für ein solches Verhalten sind natürlich immer Ausbildungsfehler. Die ich bei meinem Pferd auch begangen habe. Zum einen das "mal laufenlassen", zum anderen das unkontrollierte Galoppieren in der Gruppe (und mit unkontrolliert meine ich nicht durchgehen, sondern schon das auf-den-Zügel-legen...)

So, und jetzt zu meiner Frage an Dich, Jen (natürlich auch an andere): wie würdest Du dieses Problem angehen? Würdest Du einen anderen Weg gehen als der von mir beschriebene? (Ich muss dazu sagen, dass ich die Ursache für das Verhalten komplett abgestellt habe. Ich lasse sie NIE laufen).
danilein_
User
Beiträge: 33
Registriert: Di, 02. Jun 2009 16:53
Wohnort: Bayern

Beitrag von danilein_ »

Hi!
Bei mir ist es so, dass meiner oft den größeren Pferden nicht hinterherkommt und dann dementsprechend schneller läuft, damit er den Anschluss nicht verliert.
Oft müssen wir auch galoppieren, wenn die anderen vor uns einfach nur traben. Im Galopp ist das natürlich ein Problem, da er dann oft und gerne das Rennen anfängt.
Ich muss dazu sagen, ich bin eigentlich eher der gemütliche Ausreiter und möchte sowieso erstmal, das er lernt, dass Gelände nicht gleich Rennen ist.
Jetzt hatte ich mir gedacht, ich geh mal mit ihm alleine raus (war das zweite Mal, das wir alleine waren) und es war ein einziges rumgehampel... Er ist vor allem und jedem erschrocken, was ihn sonst überhaupt nicht interesseirt und er wollte ständig antraben.
Irgendwann hat mir das ganze überhaupt keinen Spaß mehr gemacht, weil ich nur noch am kämpfen war, dass er Schritt geht....
Habt ihr auch solche "Probleme", wenn ihr mit euren Pferden alleine rausgeht?

lg, dani
Antworten