Erarbeitung der Pirouette

Rund um die klassische Reitkunst

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**Pedro**
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Beitrag von **Pedro** »

pepe hat geschrieben:Hab hier ein interessantes Video aus Frankreich gefunden. Das Pferd wird am Platz galoppiert, nicht im Terre à Terre, sonder wirklich im Galopptakt. Durch die Aufrichtung wird die diagonale Beinstütze aufgebrochen (hört sich brutal an..) Sehr schönes Video- lohnt sich!
http://www.dailymotion.com/group/13013/ ... -sur-place
Also ich muss, sagen, mir gefällt das überhaupt nicht ;) vielleicht einfach, weil ich es nicht kenne und es ungewohnt ausschaut, aber: auch in einem - wenn es das gibt - korrekten 4-Schlag-Galopp müsste der Takt ja vorhanden sein. Takt bedeutet Gleichmaß in Raum und Zeit eines jeden Schrittes/Trittes/Sprunges. Und das ist NICHT vorhanden, es kommen Stockerer rein und zeitliche Differenzen. Ne, meins ist das nicht ;)
Die Kunst ist es, Richtiges vom fast-Richtigen zu unterscheiden.
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Ich frage mich, warum Du dieses Viedeo zeigst.

Niemand hat bestritten, dass es 4-Takt-Galopp gibt und er geritten werden kann(wenn ich mich recht erinnere). Die Frage ist nur weiterhin die Qualität.

Vielleicht kann ich dies nicht so beurteilen, weil ich zuwenig davon gesehen habe, aber das gezeigte Pferd geht m.E. zwischendurch mal sowas wie Galopp, dann zweibeinstützig hinten, immer wieder als wolle es steigen / Levade. Wenn wenigstens auf der gerittenen Linie ein gleichbleibender Bewegungsablauf über mehrere Galoppsprünge zu sehen wäre...

Reiten angucken ist ja bekanntlich Geschmacksache, auch mir gefällt das nicht - gut oder nicht gut...
horsman
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Beitrag von horsman »

Meine Recherche im (aktuellen) Aufgabenheft, jedenfalls eines was derzeit im Handel verkauft wird ist, dass in der Pi. der Takt des Galopps erhalten bleiben soll und das ist der gewünschte 3-Takt.

Warum also nun die Herren Richter die 4-Takt-Pi. in den DressageWorld-Videos mit sehr guten Wertnoten benoten, wissen sie wahrscheinlich selbst nicht so genau. Und diese Leute wollen dann Reitkunst beurteilen???

q.e.d.
esge
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Beitrag von esge »

Hm, ich denke einfach, dass ab einer gewissen Erhabenheit und Versammlungsgrad im Galopp ein Dreitakt nicht mehr möglich ist. Wichtig ist mir, dass ein Sprung erhalten bleibt, die Hinterbeine also nicht einfach laufen. Je erhabener mein pferd vor mir springt, desto feiner finde ich das. Und desto besser ist der Muckiaufbau der HH.

Dieses frz. Video sieht aus wie eine Mischung aus Piaffe und Galopp. Irgendwie witzig und da das Pferd die gesamte zeit über durchlässig bleibt, also nirgends blockiert, finde ich das Ganze in Ordnung. Ob man es ästhetisch schön findet, ist Geschmackssache. Aber es sieht in meinen Augen durchaus gymnastisch wertvoll aus.

Andere Frage: Wenn ihr mit dem Erarbeiten der Pirouette beginnt: Auf was achtet ihr vorrangig?

dass das Pferd "rund bleibt"
dass es sich setzt
dass es gut rein und raus kommt ohne Stocken und Hakeln

oder andersrum, welche "Fehler" aktzeptiert ihr anfangs

dass das Pferd sich raushebt (ohne gegen die Hand zu drücken)
dass das PFerd sich rasch herumwirft, um die Lastaufnahme zu vermeiden
dass es in den Schritt fällt
dass es beim verlassen etwas stürmt
Maria
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Beitrag von Maria »

Muß jetzt doch auch mal was einwerfen...

Habt ihr die Einleitung zu den Pirouette-Videos gelesen?

Ich zitiere:

"In der Galopp-Pirouette beschreibt das Pferd mit der Vorhand nach links bzw. rechts einen Kreisbogen um die Hinterhand, wobei der innere Hinterfuß im Idealfall auf dem imaginären Mittelpunkt auf- und abfußt.
Ein wesentliches Kriterium ist, dass in der Wendung der klare Dreitakt des natürlichen Galoppsprungs in allen Phasen erhalten bleibt."
(fett von mir)

Hab die Videos leider ebenfalls nicht öffnen können, wo ich doch wirklich neugierig geworden bin!

Maria
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Jen
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Beitrag von Jen »

ja Maria, deswegen ist es doch so lustig. Dass genau das steht, aber in der Wertung dann eben doch nicht berücksichtigt wird! Die beste WErtung hat die Pirouette, die am eindeutigsten kein 3 Takt ist. Schwamm drüber.

Ach esge, kannst du nicht einfachere Fragen stellen? 8) :lol:

Im Moment ist die Pirouette gerade nicht so aktuell bei mir, ich arbeite noch mehr an der Piaffe, um die Hankenbeugung zu verbessern. Damit erhoffe ich mir auch, dass er sich noch besser setzen lernt (und v.a. akzeptiert) im Galopp und dadurch auch die Voraussetzung für die Pirouette besser ist.

Solange das Pferd nicht gegen die Hand drückt, würde ich auch ein leichtes rausheben akzeptieren, allerdings sagt mir das, dass ich vom Pferd in diesem Moment noch zu viel verlangt habe. Also lieber wieder etwas grösseren Kreis.

Das setzen ist eine wichtige Voraussetzung. Herumwerfen kann ich nicht gut akzeptieren, weil dies eine Eigenschaft ist, die mein Pferd sonst sehr pflegen würde. Typischerweise wirft er sich auf der Händigen Seite stark rum und auf der anderen Seite kommen wir fast nicht rum. Ein Problem der schiefe, welches ich mit andere Lektionen in der Versammlung noch mehr angehen muss, bevor ich die Arbeit zur Pirouette wieder aufgreife.

wie denkst du darüber?
Liebe Grüesslis, Jen
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esge
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Beitrag von esge »

Ich neigte dazu, sehr auf ein eine runde Selbsthaltung und auf die korrekte Biegung zu bestehen und dafür halt den Kreis der Hinterhand - gleichbedeutend mit dem Grad des Setzens - eben größer zu halten.

Nun verwies mich meine RL, doch erstmal auf Haltung und Biegung mehr oder weniger zu pfeifen und dem Pferd erstmal klar zu machen, was es soll: Nämlich eng um die Hinterhand herumspringen. Beizäumung und biegung könnte man dann nach und nach kultivieren.

Es hat was für sich, stelle ich fest. Es verhindert, dass man alles auf einmal will und sich und das Pferd verkrampft. Aber es fällt mir schwer.

Sei dazu gesagt, dass mein Pferd einen kurzen, strammen Rücken, eine kräftige Hinterhand und einen kurzen Hals hat. Sich in hoher Haltung beizuzäumen fällt ihm eh schwer. Pirouettieren, bzw. den Galopp versammeln fällt ihm hingegen im Prinzip leicht, solange man es schafft, ihn dabei losgelassen zu behalten. Oberstes Gebot bei ihm ist, zum versammeln keine Hand zu verwenden. DAs begünstigt natürlich die Freiheit, sich rauszuheben, verhindert aber weitgehend, dass er sich fest macht.

vorbereitend haben wir viele Galoppseitengänge, sozusagen in allen Lebenslagen mit ihm geritten. Ob SH-Galopp, Traversgalopp, einfach Seitwärtsgalopp (so ähnlich wie Schenkelweichen) oder Renversgalopp im Konter - all dies fällt ihm sehr leicht. Nur mir raucht häufig der Kopf...

Ein rückenschwaches, langliniges Pferd müsste vermutlich anders an die Pirouetten herangeführt werden. Allerdings fiel auch meinem rückenschwachen - insgesamt schwächeren - Welsh Cob die Pirouette mit eher hohem Kopf und freier Beizäumung deutlich leichter.
Dateianhänge
Einsprung in Pirouette, Welsh Cob Gawain, 10 Jahre
Einsprung in Pirouette, Welsh Cob Gawain, 10 Jahre
Gawain2 klein.jpeg.jpg (118.9 KiB) 14271 mal betrachtet
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pepe
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Beitrag von pepe »

@Stephanie: Ich habs reingestellt nur um den Viertakt zu verdeutlichen. Ob mirs selber gefällt? Weiß ich nicht, zu ungewohnt. Wenn es taktrein gesprungen wäre würde es mir leichter fallen....
@esge: Neindorff hat uns immer eingebleut das wir ohne nachgiebiges Genick keine Lektion reiten sollen. Aber das ist doch schon das ganze Dilemma, oder? Nachgiebigkeit des Genicks am weich schwingenden (und damit durchhängenden) Zügel..Das Foto von dir und deinem Cob veranschaulicht dies: würdest du auf eine runde Oberlinie bestehen, würdest du die HH blockieren...Also doch von Pferd zu Pferd verschieden?
Ich greife morgen wieder an: Volten im Handgalopp, danach Zirkel im Außengalopp. Und weils dann schön einfach ist Galopptraversalen und daraus ne Volte...mal sehen obs klappt...
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Jen
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Beitrag von Jen »

Also ich muss sagen, trotz nicht ganz "rundem Genick" gefällt mir das Foto sehr gut! Sehr aktiv gesprungene, erhabene Galoppade, entspannte, sanft lächelnde Reiterin, bei beiden Konzentration pur... wow! *auchwill*

Ich denke, es kommt sehr auf den Typ des Pferdes und sein Exterieur, seine stärken und Schwächen an, welche Prioritäten man in der Ausbildung setzt.

Beim Kurs letzten Frühjahr bei RH hat er mir geraten, das Pferd für die Pirouette im Galopp mehr auf der Vorhand zu lassen und weniger erhaben galoppieren zu wollen, dann würde Moik die Pirouette auch jetzt schon können. Er vielleicht, aber ich nicht ;) Habe sie jetzt trotzdem wieder beiseite gestellt, denn mir war nicht wohl, das Pferd auf die VH kippen zu lassen. Er ist nämlich sehr bequem... ;)
Liebe Grüesslis, Jen
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Francois
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Beitrag von Francois »

DAs sagt übrigens die F.E.I dazu:
Article 413 THE PIROUETTE, THE HALF PIROUETTE AND TURN ON THE
HAUNCHES

...
3.5. In executing the pirouette or the half-pirouette in canter, the rider should maintain perfect lightness of the horse while accentuating the collection. The hindquarters are well engaged and lowered and show a good flexion of the joints. An integral part of the movement is the quality of the canter strides before and after the pirouette. In the canter pirouette a real canter stride should be recognisable although the feet of the diagonal hindleg and outside frontleg may not touch the ground simultaneously. Pirouettes in canter should be executed in 6 to 8 strides (full pirouette) or 3 to 4 strides (half pirouette).

The quality of the pirouette (half pirouette) is judged according to the
suppleness, lightness, precision and smoothness of the execution.

...
Viele Grüße

Francois :wink:
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horsman
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Beitrag von horsman »

aha,
dann geht die FN-Pirouette anders als die FEI-Pirouette :lol: :lol:
moreno
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Beitrag von moreno »

Aber horsmän,

die FEI Regeln zum Leichttraben stimmen auch nicht mit den FN Regeln zum Leichttraben überein.

Die Rechte weiß halt nicht, was die linke tut.

Grüsse,

Dörr
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Francois
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Beitrag von Francois »

moreno hat geschrieben:Aber horsmän,

die FEI Regeln zum Leichttraben stimmen auch nicht mit den FN Regeln zum Leichttraben überein.

Die Rechte weiß halt nicht, was die linke tut.

Grüsse,

Dörr
Außer, dass die F.E.I. sagt, dass gründsätzlich alle Lektionen im Trab augesessen geritten werden und nur in Ausnahmen bei Prüfungen im Leichttrab gegangen werden darf, war mir bisher nicht bekannt, dass die F.E.I. spezielle Regelungen zum Leichttraben hat.

Jemand der ernsthaft Ambitionen hat, im Dressursport erfolgreich zu sein, wird sich an den F.E.I.-Regelungen orientieren, da diese für die hochwertigen internationalen Prüfungen gelten, und diese Regularien sind nicht so schlecht, wie sie immer hingestellt werden. Man liest dort sehr viel von den Inhalten der alten Klassiker. Ob danach in Deutschland gerichtet wird, liegt an den Personen, die das Amt der Richter ausführen. Und warum die FN-APO/LPO in manchen Punkten nicht diese Klarheit hat, wie das Regelwerk der übergeordneten internationalen Institution, wundert mich auch immer wieder.

Viele Grüße

Francois :wink:
Zuletzt geändert von Francois am Di, 30. Jan 2007 01:19, insgesamt 1-mal geändert.
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moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo Francois,

da sehen Sie mal! Man lernt nie aus.

Die FEI kennt natürlch das LT, gibt jedoch keinen inneren oder äußeren Hinterfuß in der Bewegung vor. Nachlesen können Sie diese Regel sogar noch in älteren Richtlinien der FN ( 1968), die das Traben auf dem inneren Hinterbein nur für A und L Aufgaben vorschrieb und auf die Differenz zur Auffassung der FEI hinweist.

Unterstellen Sie mir nicht, daß ich die Regularien der FEI als schlecht bezeichnet hätte. Ich habe behauptet, daß in der FN die Rechte nicht weiß, was die Linke tut oder daß diese Truppe sich nicht mal am internationalen Standard der FEI orientieren kann oder will! Cave linguam, Francois! Ou ne raconte pas des bêtises, peuchère.

Schöne Grüße,

Dörr
Reiten sie ihr Pferd glücklich. (N. Oliveira)
moreno
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Beitrag von moreno »

29.01.2007

Nochmals zur Pirouette,

Man kann durchaus der Ansicht sein, daß das äußere, das abschiebende Hinterbein die Hauptarbeit in der Pirouette leisten muß. Das tragende, das inneren Hinterbein, teilt sich seine Arbeit mit dem äußeren Vorderbein.

Folglich wäre es günstig, den äußeren Hinterfuß zu aktivieren und zu spannen, z.B. in einem Außengalopp auf dem Zirkel in Innenstellung. Vor X stelle man das Pferd zunächst mal nicht in Richtung der Pirouette, sondern einfach mal gerade. Dann Arbeitspirouette nach außen.

Also: Rechtsgalopp auf einem Linkszirkel. Biegung links. Vor X Galopp einfangen, Pferd geradestellen, und 1/2 P. nach rechts. Man gestatte dem Pferd anfangs sogar eine gelinde Außenstellung (links). Das ist nicht Turnierkorrekt aber, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es wird den inneren Hinterfuß eher vorbringen.

Langsam angehen. Geht schon! Die Überlegung ist doch immer die gleiche: das Pferd kann das sicher! Nur, wie sag ich‘s meinem Pferdchen?

Dörr
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