Pferd ist rechts hohl!

Rund um die klassische Reitkunst

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nessi
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Pferd ist rechts hohl!

Beitrag von nessi »

Vielleicht haben es einige schon im Paralleluniversum gelesen:

So, nun beschäftige ich mich unweigerlich schon länger mit diesem Thema, aber leider ist keine Besserung in Sicht.

Waleska ist rechts hohl und dementsprechend auf der linken Hand besonders in Wendungen total steif.
Das äußert sich dadurch, dass ich sie auf der linken Hand überhaupt nur schwer in eine Wendung hineinbekomme. Eine Volte ist kaum möglich.
Wenn ich es geschafft habe abzuwenden, fällt sie auf die innere Schulter, ich habe das Gewicht auf dem inneren Zügel. Versuche ich innen mehr nachzugeben, geht die Stellung und Biegung sofort verloren und Waleska läuft einfach geradeaus weiter.
Ausserdem wird die Volte oder der Zirkel nie so (förmlich) wie ich es mir vorstelle, obwohl ich wirklich den äußeren Zügel und Schenkel auf Kontakt habe, um außen zu begrenzen. (Körperdrehung nicht zu vergessen!)
Auch auf dem Hufschlag an der Bande...gebe ich innen nach, stellt Waleska sofort den Kopf nach außen.
Meist erkennt man auch beim Reiten am Gebiss, dass auf der linken Hand die Probleme sind. Es schaut links mehr raus, als rechts. Eben weil ich so viel am inneren Zügel machen MUSS, aber ich WILL es nicht. Und versuche jedesmal drauf zu achten, aber eine Wendung ist nicht anders möglich...

Auf der rechten Hand hingegen sind Wendungen und Biegungen überhaupt kein Thema. Ich könnte den inneren Zügel abmachen und nur mit dem Äußeren reiten. Das wäre absolut kein Problem. Waleska biegt sich um meinen inneren Schenkel, eine Körperdrehung genügt, um eine Wendung oder SH einzuleiten. Der äußere Zügel ist zur Begrenzung da und den Inneren benötige ich kaum. Es fühlt sich einfach toll an. Daher weiß ich auch, wie ich mir das Gefühlauf der linken Hand wünsche und wie es sich anfühlen muss.

Um dieser Schiefe entgegenzuwirken, versuche ich schon immer viel Schulterherein linke Hand, Travers linke Hand, Traversale links, Volten etc...zu reiten. Aber es ist keine Besserung in Sicht.
Das geht nun schon seit 3 oder4 Monaten so...

1.) Welche Übungen gibt es noch?
2.) Was muss ich bei mir beachten? Sitz, Einwirkung etc...

3.) Ist es sinnvoll in nächster Zeit auf Rechts-Wendungen und Seitengänge, die die linke Seite dehnen, also die rechte Seite hohl machen, zu verzichten? Und nur Seitengänge zu reiten, die die hohlen Seite dehnen?

4.) Wie bekomme ich Waleska vom inneren Zügel weg und an den Äußeren ran, so wie auf der rechten Hand?

Ergänzend fällt mir noch ein: Waleska beginnt auch links im Maul erst später an zu speicheln/schäumen als rechts!

Gruß
Vanessa
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hi

da ich mich selber nicht zu den absoluten Profireitern zähle, welche eine körperliche Blockade auch "herausreiten" können, rufe ich in solchen Fällen meine Physio, damit sie mal einen Blick auf das Pferd werfen kann. In vielen Dingen machen wir es uns nur unnötig schwer. Eine Physio kann natürlich keine angeborene Schiefe beheben, aber sie kann die daraus resultierenden Verspannungen und Blockaden beheben oder zumindest deutlich entschärfen, so dass es dem Pferd zumindest körperlich möglich ist, sich überhaupt zu biegen. Denn so wie es von deinem Bericht tönt, ist das Biegeproblem ja schon eher massiv. Und das kann sich natürlich noch verschärfen, wenn da eh schon ein paar Verspannungen sind, welche nun so richtig zementiert werden...
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Larry
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Beitrag von Larry »

Ach ja, das leidige Thema kenne ich auch. :wink:
Wie wäre es, wenn Du einen Versuch mit Longieren nach Schöneich wagst? Er bietet Kurse- ansonsten Lektüre an. Das Longieren bindet u.a. das HEBEN der Schulter mit ein.
Mein Pferd war als Rohling aus Irland kommend so etwas von schief, dass sie gar nichts konnte, gerade auslaufen nicht und um die Ecke ist sie fast umgekippt, und beim Schmied hat sie sich einfach abgelegt. Sattel ging gar nicht- weil eine Seite KEINE Muskulatur am Rücken aufwies und abgefallen war. Lief sie gerade aus - dann bald auf 3 Hufschlägen.
Das als Hintegrundinfo für Dich.

Vorteil beim Longieren kann auch sein: Rücken ist frei, kannst bei Wendung z.B. halbe Schrittpiourette einbauen, nach dem Vorwärts Polka abverlangen usw.
Also diese Arbeit immer kombinieren. Sollte aber (die reine A.) nie über 15 Minuten gehen. Oft Handwechsel- aber das kannst Du Dir ja alles beim Kurs oder so aneignen.
Das immer momentan "Nützliche" also mit Lektionen verbinden, die dem Pferd gut tun.

Zudem kannst Du wie beim Reiten das Pferd dort wechselnd nach Innen und Außen stellen. Das ist aber nicht nach ihm.
Ansonsten: Diese Arbeit wird mit Kappzaum, Longe und Bogenpeitsche ausgeführt. Niemals ausgebunden!
Vielleicht hilft Dir das ja weiter?
Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
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kiki
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Beitrag von kiki »

Vorweg denke ich bei der Problematik solltest du dir tatsächlich fachliche Hilfe holen und am Besten vorher z.B. mit Physio abklären in wie weit dein Hoppa überhaupt körperlich dazu in der Lage ist, wie Larry und Jen ja schon geschrieben haben. :wink:
Mein kleiner ist von klein auf an auch hohl auf der einen Seite, wir haben mit viel Geduld und sowohl Diagnose, als auch Therapieübungung von Fr. Staudinger mit viel Bodenarbeit am KZ 2 Jahre später mit dem einreiten begonnen um erstmal die Schiefe am Boden rausgearbeitet.
Also erstmal die körperlichen Probleme vom Boden aus behoben, bevor wir uns überhaupt erst draufgesetzt haben.
Ich weiß nun nicht wie alt dein Hoppa ist, je eher das Problem erkannt/behoben werden kann um so leichter ist das natürlich für das Pferd, eingefahrene Bewegungsabläufe haben meist schon folge Schäden ( Verspannungen etc ) verursacht und man muß an einer ganz anderen Schwierigkeit arbeiten. :cry:
Ich weiß auch nicht, wie gut du die Bodenarbeit beherrscht.
LG Kerstin
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nessi
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Beitrag von nessi »

Ich war im Juli und im Oktober beim Osteopathen, der ihre verspannte Muskulatur gelockert hat.
Danach war es dann tatsächlich auch etwas besser.
Vielleicht muss ich tatsächlich noch mal wieder hin.

Schöneich...ja...da hab ich schon von gehört und mich schon ein wenig mit beschäftigt. Leider sind die Kurse alle zu weit weg. *amAr***derWeltwohne* :roll:
Ich hatte Kontakt mit einer netten Dame, die mir die Kursdaten und -orte schrieb.
Ich weiß nicht...ist es denn sinnvoll alleine nach dem Buch zu handeln?
Das Buch habe ich noch nicht. Muss ich mir erst besorgen....*notier*

In Handarbeit/Bodenarbeit habe ich Unterricht bei einer guten klassischen RL. Die Grundlagen beherrsche ich, denke ich, ganz gut.
Übertreten lassen, Sh, Travers...das klappt.
Wir sind zur Zeit beim Tritte verkürzen/ Erarbeiten von halben Tritten.
Welche Bodenübungen an der Hand sind denn noch sinnvoll?

Ich bin nun schon so weit, dass ich im anderen Forum erfahren habe, dass es wohl auch mit der Tragbereitschaft des linken Hinterbeines zusammenhängt. Das linke Hinterbein schiebt mehr als es bereit ist zu tragen, daher die Schiefe....
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kiki
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Beitrag von kiki »

Also Nessi genau das Problem hatten/haben wir auch. Das linke Hinterbein tritt nicht so gut unter und er hat geschoben wie ein Weltmeister.
Erstmal vorweg, wir habe leider die Ansage bekommen, dass Aufgrund seiner körperlichen Probleme diese Schiefe ein Leben lang ein Problem sein wird, also immer gegen die Schiefe arbeiten, Boden und reiten.
Also prinzipielle machst du es schon richtig mit en Übungen, Seitengänge, also diese Seite vermehrt zum Untertreten auffordern, aber das Tempi ist wichtig.
(Ich kann jetzt nur von den mir, von Steffi auferlegten Übungen sprechen. Ist eigentlich schlecht so per Ferndiagnose zu sagen, er hat wohl das gleiche Problem, aber schaden tut es ja nicht, nur das es vielleicht nicht Hilft.)
Also zurück zum Tempi im Schritt muß er fleißig vorwärts gehen und im KZ nach innen gestellt gut Untertreten, aber nicht über den Schwerpunkt hinaus!!! Ganz wichtig !!!
Im Trab hat er zu stark geschoben, also Tempo raus, und im langsamen trab gleiches wie oben. Meiner versucht der Anstrengung immer durch Tempoverschärfung zu entgehen. :roll:
Dauert alles seine Zeit hab Geduld und überfordere das Pferd nicht, es fällt ihm sehr schwer und tut ihm am Anfang vielleicht, durch Verspannung etc auch etwas weh. Aufhören bevor Muskelkater entsteht, weniger ist mehr. Wenn die ersten Erfolge zu sehen sind Arbeitsumfang langsam erhöhen, mit Gefühl und Blick für das Pferd rangehen. :wink:
Das Buch was Jen über die Muskeln in einem Thread vorgeschlagen hat ( ich weiß nicht mehr welcher und habe auch schon gesucht aber nicht gefunden, vielleicht mal Jen fragen ) wäre hilfreich um das zusammen Spiel der Muskeln besser verstehen zu können. Habe es mir auch gerade zugelegt, bin aber noch nicht durch, schwere Kost muß man konzentriert lesen. Habe alles sonst nur mündlich erklärt bekommen, aber zum nachlesen und verinnerlichen finde ich gehört es in jeden Pferdebücherschrank.
LG Kerstin
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Mal abgesehen vom Osteo...
Als Übung würde mir spontan KSH auf dem Zirkel, rechte Hand einfallen...
Da könne sie sich weniger "rausmogeln" und du bekommst ihn vielleicht eher an den Außenzügel...
LG
Colloid
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
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Jen
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Beitrag von Jen »

Meinst du Udo Bürger "Der Reiter formt das Pferd"?

Eine überlastung einer Schulter (Händigkeit) geht immer mit der Entlastung eines Hinterbeines, meist des diagonalen Hinterbeines einher. Da das Pferd von Natur aus Vorlastig ist, würde ich jetzt die Ursache eher vorne in der Schulter suchen. Aber ob man jetzt das Pferd dazu bringt, weg von der Schulter und mehr auf das Hinterbein, oder mehr auf das Hinterbein und damit weg von der Schulter zu kommen ist Hans-Was-Heiri. Beides ist möglich, beides ist wichtig, das eine liegt dem einen Reiter mehr, das andere einem anderen...
Liebe Grüesslis, Jen
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kiki
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Beitrag von kiki »

@Jen Jaaaa das Buch meine ich.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Hallo,

die Schiefe eines Pferdes wird vor allem in den ersten Lebensmonaten festgelegt. Ob Lage im Mutterleib, Übernehmen der Schiefe der Mutter (z.B. immer Linksgalopp), oder dann das erste Grasknappern mit zu kurzen Hals und vorstellen eines Beines. Die Wachstumsfugen schließen sich mit 12-14 Monaten. Alles was an Gelenken bis dahin ungleich belastet wird, bleibt. Von da an ist nur noch was an der muskulären Schiefe was zu ändern. Fohlen die sich aufgrund fehlender Spielkameraden, träger Mutter nur unzureichend bewegen und evlt. auf sehr ebenen Weiden gehalten werden, werden eine größere Schiefe zeigen. Nur durch Bewegung am besten auf unebenen Boden ist das Fohlen durch die Schrittfolge gezwungen die Beine gleichmäßig zu belasten. Unebenheiten fördern alle Beine gleich und das Fohlen entwickelt eine geringere Schiefe.
Die Schiefe wirkt sich auf Sehnenfestigkeit, Hufform, Muskelentwicklung und auf "Verschleiß" aus. Dies verschlimmert ein "schiefer" Reiter, ungleichmäßig belasteter Rücken durch einen Sattel (fast kein Sattel liegt symmetrisch auf) oder langwierige Lahmheiten.

Alles was ein Pferd dazu veranlaßt sich gleichmäßig zu bewegen, kann der Schiefe entgegen wirken, sie aber nicht abstellen. Wichtig ist es, dass man das ganze als einen ständigen Prozess sieht und man ständig damit zu kämpfen hat und dem Pferd vor allem Zeit läßt. Neben der reiterlichen Gymnastizierung spielt Haltung, Hufpflege, Physiotherapeut und Sattelprüfung eine wichtige Rolle. Die Schiefe ist vor allem an der Vorhand am deutlichsten, weil dort auch die größte Beweglichkeit und Belastung zu finden ist. Extreme Schiefe an der Hinterhand sollte medizinisch untersucht werden.

Stell Dir einfach vor, Du müßtest ab morgen mit links schreiben (falls Du ein Rechtshänder bist). Du wirst ab einem gewissen Alter nie die gleiche Qualität wie rechts erreichen. Und Du wirst selbst immer froh sein, mit rechts schreiben zu dürfen. Jeder, der schon mal seinen rechten Arm gebrochen hatte und gezwungen war mit links zu schreiben, weiß wovon ich rede. Es war ein Krampf :evil: Beim Menschen hängt damit auch noch eine Menge geistige Entwicklung mit dran, als reine Motorik und Koordination.

LG kallisto
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nessi
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Beitrag von nessi »

Wenn es angeboren ist, wie kann es dann, dass sich beim Pferd die guten und schlechten Seiten wechseln?

Letztes Jahr war es noch die rechte Hand, die beim Reiten schwieriger war, nun ist es die Linke.
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

nessi hat geschrieben:Wenn es angeboren ist, wie kann es dann, dass sich beim Pferd die guten und schlechten Seiten wechseln?

Letztes Jahr war es noch die rechte Hand, die beim Reiten schwieriger war, nun ist es die Linke.
Durchs Training?
Dadurch, dass Du gezielt die "schlechte" Seite bearbeitest?
Wäre so meine Vermutung.
Von anderen Faktoren wie ungleichmäßige Zahnabnutzung, Verspannungen und Blockaden usw. mal ganz abgesehen.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ich habe nicht gesagt, dass es angeboren ist. Sie entwickelt sich aufgrund von genetischen Voraussetzungen und Umweltbedigungen und ist ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr rückgängig (natürliche Schiefe). Eine Verletzung, die die gute Seite stark beeinträchtigt, kann aber die gute Seite zur scheinbar schlechteren machen. Dieser Zustand verbessert aber nicht die schlechte Seite, sondern macht die Situation eher noch komplizierter. Wir bezeichnen gute Seite und schlechte Seite einfach oft danach, dass das Pferd auf der einen Hand besser läuft und sich besser biegen läßt und teilen danach alles in innen und außen. So einfach kann man aber nicht pauschalisieren. Auf der guten Seite ist nicht alles besser, als auf der schlechten Seite. In der Summe ja, aber nicht im Detail. Die wirkliche Belastungssituation im Detail zu erkennen ist alles andere als einfach und ich ziehe vor den Leuten den Hut, die es nur annähernd schaffen.

Ich habe vor ein paar Wochen ein Pferd mit gebrochenen (und relativ gut verheilten) Röhrbein gesehen. Diese junge Stute war trotz der Verheilung extrem schief und kann nie geritten werden. Der Bruch ist 1,5-jährig passiert, jetzt ist sie 3. Jedoch kann man die Seiten nicht in rechts und links unterteilen, sondern in diagonal. Das Hinterbein auf der Seite des gebrochenen trat zur Entlastung weit unter. Im Prinzip war das ungebrochene Vorderbein und das Hinterbein auf der gebrochenen Seite ihre gute "Seite". Jeder Huf dieses Pferdes sah (extrem) anders aus. Hufe sind der beste Gradmesser für Belastungssituationen. Wenn sie nicht soviel Winterfell gehabt hätte, hätte man die Muskulatur besser sehen können. Erstaunlicherweise lief sie für diese extreme Verletzung gut und hatte keine erheblichen Taktfehler.

Wenn die gute Seite wechselt, dann sollte man hellhörig werden und nach den Ursachen suchen. Zumal es vor allem alarmierend ist, wenn das Pferd unter dem Reiter eine bessere Seite zeigt als in der Bewegung auf der Koppel. Man steht nicht 24 h neben dem Pferd und das Pferd kann nicht aua schreien.
Die gute Seite wird durch die Schiefe und durch den versetzten Schwerpunkt auf Dauer mehr belastet und da Reiter dazu verleitet wird, auch öfters auf der guten Hand zu reiten und Pferd das auf der Koppel sowieso macht, ist eine "scheinbare" Umkehr durch Verspannung infolge Überbelastung nicht ausgeschlossen.

Beobachte Dein Pferd in allen möglichen Situationen. Setz mal andere Reiter drauf, tausche Sattel aus oder lass den Sattel mal ganz weg. Wenn Du die Möglichkeit hast, auf feuchter, fester und gleich strukturierter Erde mal die Hufabdrücke auszuwerten, tue das. Du wirst erstaunt sein, wie tief er an manchen Stellen ist und wie die Hufe sich im Abdruck unterscheiden und wie verkorkst das Pferd seine Hufe belastet. Aber höre Dir vor allem die Meinungen von Osteos oder Physios an. Wenn Du ein Video von früher hast, dann beobachte mal, wie anders sich Dein Pferd damals bewegt hat.

LG kallisto
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hi

Ich finde es etwas "gefährlich", wenn man bei der natürlichen schiefe im gleichen Atemzug mit guter und schlechter Seite gleichsetzt. Jedes Pferd ist Händig, das heisst ein REchts- oder Linkshänder. Das bedeutet, dass sich ein Pferd entweder stärker auf die rechte oder auf die linke Schulter stützt, es ist die dominante Schulter (was automatisch Auswirkungen auf das diagonale Hinterbein hat). Das hat jetzt aber noch nichts mit besser oder schlechter zu tun. Dies kann nämlich durchaus wechseln. Genauso wie die Seite, wo die Mähne liegt durch Training auch wechseln kann! Ich habe dies auch nicht gewusst, bis dies bei einem von unseren Pferden passiert ist. ;)

Die Händigkeit ist bei Menschen neural bestimmt. Also aufgrund der Anatomie und Funktion des Hirnes. Deshalb gibt es mehr Rechts- als Linkshänder, das ist kein Zufall. Deshalb wird bei einem Umtraining von einem Rechts- auf Linkshänder nicht nur die Motorik gestört sondern sehr oft auch die Konzentrations- und Lernfähigkeit und solche Menschen wurden früher oft völlig fälschlicherweise als "dumm" bezeichnet. Aber das Hirn brauchte zuviel Kapazität für den "Umbau", während des Umtrainings.

Ich persönlich vermute (kann aber natürlich nicht beweisen ;) ) dass auch bei Pferden eine neurale Basis die Grundlage für die natürliche Schiefe ist, denn auch unter Pferden gibt es prozentual mehr Rechts- als Linkshänder, wobei dieser Anteil nicht ganz so gross ist, wie bei den Menschen.
Liebe Grüesslis, Jen
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Larry
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Beitrag von Larry »

Morgen! :D
Ich finde es etwas "gefährlich", wenn man bei der natürlichen schiefe im gleichen Atemzug mit guter und schlechter Seite gleichsetzt. Jedes Pferd ist Händig, das heißt ein REchts- oder Linkshänder.
Da stimmt- zudem der Reiter mit seiner noch dazu kommt. Unterstützend oder evtl. mit gleicher Schieflage....

Eine gute Übung für den Anfang (auch wenn sie larifari klingen mag) ist das ruhige Schrittreiten auf dem Zweiten oder Dritten Hufschlag. Wenn Du merkst das Pferd fängt zu" eiern" an, sofort Schritttempo zur "Entlastung "erhöhen , um es dann zB an der nächsten kurzen Seite wieder zu senken. Oft kleben Pferde mit der "hängenden"Schulter mehr an der Bande-Aufgabe: also weg von der der!
Wenn Du das Longieren im Moment nicht ausprobiere kannst, wie wäre es dann vorerst mit Arbeit an der Hand?
Wenn ich auf Deiner HP richtig gelesen habe, ist Deine Hottimausi bis L ausgebildet, so dass Du eine Menge Möglichkeiten hast, dort Dinge mit einzubauen und das Ganze recht umfangreich zu gestalten?
Da kannst Du auch eine Menge für Biegsamkeit, Geschmeidigkeit und Kraftaufbau machen. Wäre evtl. auch ein Weg fürs Erste.. :D
LG Larry
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Helmar Nahr (*1931)
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