Anja Beran 8.8.+9.8. in Ottenbach, Schweiz

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Moderator: Josatianma

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chica
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Anja Beran 8.8.+9.8. in Ottenbach, Schweiz

Beitrag von chica »

Kursbericht Anja Beran 8.8.+9.8. in Ottenbach, Schweiz

Schon fast ein ganzes Jahr auf der Warteliste, und eine knappe Woche vor dem Kurs bekam ich Bescheid, dass ich doch noch mitreiten könne, wenn ich wolle. Klar will ich! Glücklicherweise reitet eine Freundin von mir auch mit, die im Nachbardorf wohnt, und so können wir zusammen hinfahren. Moik schätzt seine weibliche Begleitung natürlich sehr.

Es gab pro Tag je zwei Lektionen à 30 Min. Anja kannte mich ja schon. Als Themen gab ich Galopparbeit und Piaffe an.

Samstag 1. Lektion:
Aufwärmen in Seitengängen im versammelten Schritt. Sie legte allgemein viel Wert darauf, dass die Gelenke gebeugt wurden und das Pferd zum vermehrten Tragen kam, was im langsamen Tempo erreicht wurde und die Pferde wurden insgesamt weicher und biegsamer dabei. Für mich und Moik war das nicht ganz neu, weshalb wir uns auf Feinheiten konzentrieren konnten und dabei auch ganz schöne Reprisen hatten. Von einem kleinen Schulterherein mit viel Biegung bis zu einem Übertreten mit weniger Biegung mit vielen Wechseln ins Schenkelweichen (Konterlektion) auf dem Zirkel, immer wieder in der Lektion anhalten und wieder antreten, manchmal Zügel aus der Hand kauen und abstrecken lassen, Traversalen, Viereck vergrössern und verkleinern und über die Diagonale im Schenkelweichen wechseln. Das Gleiche im Trab. Dann wieder auf den Zirkel im Schritt ins Übertreten und im Übertreten antraben lassen. Sehr anstrengend, macht aber das Hinterbein flinker und bereitet gut für die Piaffe vor. Im Schenkelweichen als Konterlektion musste immer gut darauf geachtet werden, dass die Schulter schön vorne bleibt und mit dem zur Seite öffnenden Zügel der Weg gewiesen wird. Also nicht wie es viele machen mit dem äusseren Zügel die äussere Schulter begrenzen, sondern öffnen und sie vorlassen. Dadurch wurde die Diagonale inneres Hinterbein-äussere Schulter schön frei und kam ins Vorschwingen. Die Piaffe durfte ich zuerst wie ich wollte vorbereiten und wählte aus dem Schritt, weil ich da viel Zeit hatte und ihn weicher antreten lassen kann als aus dem Rückwärts, wo er gerne etwas nach oben losstösst. Die Piaffe war etwas matt und sie liess mich trotzdem immer wieder rückwärtstreten und neu antreten und half vorsichtig vom Boden aus mit touchieren. Ich war stolz, dass Moik das akzeptierte, war das bis letztes Jahr noch unmöglich, dass jemand fremdes mit der Gerte nebenan stand. Ich hatte das selber im letzten Jahr viel geübt und auch meine RL kannte er mittlerweile, aber Anja war ja noch fremd für ihn. Er war zwar misstrauisch, aber akzeptierte es gut. Anja war auch sehr schön vorsichtig dabei.

Samstag 2. Lektion:
Schwerpunkt Galopparbeit. Aufwärmen wie am Morgen mit Schritt und etwas Trabarbeit, dann im Galopp das Schenkelweichen auf dem Zirkel. Das war neu für uns. Und anstrengend! Auf der linken Hand ging's noch leidlich gut, auf der rechten Hand (Moiks schwächeres Hinterbein) fand er das dann reichlich anstrengend und schlug ein paar mal vor, den Galopp zu wechseln. Ich war jedoch nicht ganz einverstanden mit seinen Ideen und wollte Schenkelweichen im Handgalopp. Ich versuchte ruhig durchzureiten und seine Hüpfer möglichst zu ignorieren, er akzeptierte es dann auch, wenn auch etwas mürrisch. Ganz anstrengend war dann auch im Schenkelweichen im Galopp über die Diagonale und im Kontergalopp weiter um die Ecke und auf den Zirkel, dann wieder über die Diagonale zurück in den Handgalopp. Weiter übten wir im Schenkelweichen den Zirkel verkleinern, was natürlich noch anstrengender wurde, und ich musste mir vorstellen, Anja (die in der Mitte des Zirkels stand) mit der Schulter umzureiten. Plötzlich gelangen mir die Wendungen viel einfacher mit dieser Vorstellung und wir konnten schön kleine Volten in Aussenstellung und leichtem Schenkelweichen reiten. Auch Schritt-Galopp-Schritt-Übergänge im Schenkelweichen waren angesagt. Trotz der ungewohnten Übungen (ich hätte das von mir aus wohl nie so gemacht), merkte ich, wie ich im Verlaufe der Einheit das Pferd immer besser ans Bein bekam.

Sonntag 1. Lektion:
Wieder Schwerpunkt Schritt- und Trabarbeit, Piaffe. Besonders aus der Piaffe in den versammelten Trab bereitet uns momentan etwas Mühe, weil er sich aus der Piaffe in den Trab in eine Art Schwebetritt-Passage entziehen möchte. Sieht zwar spektakulär aus, ist aber leider nicht wirklich reell, weshalb ich das nicht annehmen möchte. Ich habe deshalb immer ganz vorsichtig aus der Piaffe versucht in den Trab zu gehen, was dann zu sehr zögerlichen Übergängen geführt hatte. Also haben wir diese Übergänge etwas angeschaut. Auf dem Zirkel verschiedene Übergänge geritten und nur kurz piaffieren lassen, dann wieder antreten lassen. Sie achtete dabei auf meinen Sitz und mit der Zeit ging es immer besser.

Sonntag 2. Lektion:
Noch einmal Galopparbeit: Themen und Übungen gleich wie am Samstag. Nur ging plötzlich alles viel leichter. Wir bereiteten die Lektionen vom Galopp sorgfältig im Schritt vor und Moik machte wirklich gut mit. Es schien, dass er verstanden hatte, worum es ging und strengte sich wirklich an. Ich war super zufrieden mit ihm und konnte wirklich viel für die Arbeit zuhause mitnehmen.

Es war ein wirklich toller und erfolgreicher Kurs für mich und noch selten hatte ich bei allen 4 Lektionen so ein konzentriertes und motiviertes Pferd unter mir.

P.S. Zwei Tage nach dem Kurs ritt ich ihn ganz locker auf dem Viereck und hab ihn nur geradeaus und auf dem Zirkel etwas galöppeln lassen. Er galoppierte so gut wie noch nie zuvor! Er war super am Bein und die Bewegung ging fliessend in wellenartigen Bewegungen von hinten nach vorne und ich konnte den Galoppsprung vergrössern und verkürzen, wie ich wollte, es war einfach immer herrlich fliessend. Die anstrengenden Übungen im Schenkelweichen haben sich eindeutig gelohnt! Solche positiven Nachwirkungen hab ich noch selten nach einem Kurs gespürt!

Autorin: Jen
LG Ines
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smilla
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Re: Anja Beran 8.8.+9.8. in Ottenbach, Schweiz

Beitrag von smilla »

Auch hier: Danke!

Das klingt ja total toll!
chica hat geschrieben: P.S. Zwei Tage nach dem Kurs ritt ich ihn ganz locker auf dem Viereck und hab ihn nur geradeaus und auf dem Zirkel etwas galöppeln lassen. Er galoppierte so gut wie noch nie zuvor! Er war super am Bein und die Bewegung ging fliessend in wellenartigen Bewegungen von hinten nach vorne und ich konnte den Galoppsprung vergrössern und verkürzen, wie ich wollte, es war einfach immer herrlich fliessend. Die anstrengenden Übungen im Schenkelweichen haben sich eindeutig gelohnt! Solche positiven Nachwirkungen hab ich noch selten nach einem Kurs gespürt!
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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minou
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Beitrag von minou »

Hallo Jen,

ich beneide dich von ganzem Herzen. Anja Beran wäre absolt meine Traum-Reitlehrerin. Ich muß mich halt mit ihrem Buch und den DVDs begnügen. Selbst das hat mir schon viel geholfen.

Gibt`s vielleicht auch wieder ein Video dazu???!

LG
Carola
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Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
Ulli
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Endlich mal wieder Kursberichte

Beitrag von Ulli »

Hallo Jen,
danke für Deine beiden Kursberichte. Euer Stand ist beneidenswert und motivierend zugleich.

Viele Grüße
Ulli
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Mela
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Beitrag von Mela »

Hallo Jen, danke für den spannenden Bericht, ich hätte da mal eine Frage dazu: bei der Übung Schenkelweichen im Galopp auf dem Zirkel, meinst du da Konterschulterherein sprich Innengalopp mit Außenstellung so daß eigentlich das äußere Hinterbein zu vermehrten Untertreten aufgefordert wird? Ich kenne die Übung auch von einer Trainerin die bei Anja Beran bzw. Marc de Broissia gelernt hat und hab mich nur gefragt ob das die selbe Übung ist.
Liebe Grüße
Mela

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
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sumond
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Beitrag von sumond »

Hallo,

das hört sich nach einem gelungenem Kurs an! Da wäre ich auch gerne geritten.

Ich habe eine Reitlehrerin, die bei Anja Beran arbeitet und die nennt mir auch immer einige der Übungen, die du auch gemacht hast. Vor allem Schulterherein und Schenkelweichen im Wechsel auf dem Zirkel geritten (weiter sind wir auch noch nicht). Von daher fand ich deinen Bericht gleich doppelt spannend!

Lg
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Schöner Bericht! Danke! Ich schließe mich der Frage von Mela an: ich kenne das Schenkelweichen aus den Videos. Dort wird es mit der Hinterhand in den Zirkel geritten. Hast du es so am Kurs gemacht?
Liebe Grüße, Sabine

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Jen
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Beitrag von Jen »

ja genau, das Schenkelweichen wird wie ein Konterschulterherein geritten. Kopf nach aussen, HH nach innen. :) Gar nicht so einfach im Galopp, ich wäre ehrlich gesagt nie von alleine drauf gekommen, so eine Übung zu reiten und sie schien mir auch eher kontraintuitiv zu sein. War am Anfang etwas skeptisch, aber der Nutzen hat mich überzeugt. Habe es mittlerweile mit mehreren Pferden schon ins Repertoire aufgenommen.
Liebe Grüesslis, Jen
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich habe es einmal versucht und Pico damit völlig aus dem Konzept gebracht. 8) Wahrscheinlich muß ich aber eben darauf achten, die äußere Hand zu öffnen wie du es beschrieben hast, dann könnte es besser klappen.
Liebe Grüße, Sabine

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Jen
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Beitrag von Jen »

und hier noch ein paar Bilder vom Beran-Kurs:

Beliebte Übung: Traversale aus der Ecke zur Mittellinie und im Schenkelweichen wieder zurück, immer begleitet von Korrekturen und Erklärungen :)

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im Mittelschritt über die Diagonale
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SH durch die Ecke, wieder Traversale zur Mittellinie und im Schenkelweichen zurück
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Anjas Lieblingsübung ;) Übertreten lassen. Im Schritt, im Trab, mit übergängen in und aus dem Schritt, in und aus dem Halten (sehr schwierig!)
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gerade aus dem Halten antraben kann dann zu kleinen Störungen und daraus folgender heftigerer Reaktion *räusper* führen ;)
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Im Galopp in leichter Aussenstellung den Zirkel verkleinern, man sieht gut, wie ich den inneren Zügel öffnen soll und mit dem äusseren den Widerrist mitzunehmen versuch
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Auch hier gab es zur Belustigung des Publikums ab und zu eine kleine kreative Einlage, wenn Moik das ganze zu anstrengend fand ;)
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Dann Moiks Lieblingsübung *häkäm* Schenkelweichen im Galopp. Auf linke hand ging es noch so einigermassen und auf rechte Hand wollte er partout umspringen, immer wieder, bis ich endlich meine Hilfen anständig sortiert hatte und er auch verstanden hatte, was eigentlich die Meinung war...

ungewolltes Umspringen
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endlich leichtes Schenkelweichen
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uff geschafft! :D
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Liebe Grüesslis, Jen
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Danke für die Mühe der fotographischen Untermalung! Lustiger Moik :) und sehr anschauliche Fotos!

LG Susi
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Jen, danke für diesen tollen Bericht und die bildlichen Erläuterungen hierzu! Toll!
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Etienne
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Beitrag von Etienne »

Ich schließe mich an. Super Bericht! Danke Jen! :D

LG Sus
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Beitrag von Jen »

kallisto hat geschrieben:Danke für die Mühe der fotographischen Untermalung! Lustiger Moik :) und sehr anschauliche Fotos!

LG Susi
er wollte doch nur mal den "spanischen Galopp" ausprobieren *hihi* :roll: :wink:
Liebe Grüesslis, Jen
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