Main fixe - Stellung der Reiterhand

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

da sag ich mal jein, denn:
Das Problem dabei ist: wenn Du mit der Hand vor gehst, musst du logischerweise irgendwann auch wieder zurück gehen, sonst landest du mit der Hand irgendwann am Gebissring :wink: . Und die Gefahr beim wieder zurück gehen ist dann, dass man doch wieder ans ziehen kommt.

Zum belobigen einer nachgiebigen Reaktion beim Pferd daher besser Finger entspannt öffnen, ohne die Hand zu bewegen.
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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Hallo,

da ich gerade mit meiner Jüngsten viel im Gelände bin, damit sie sich an unser Pony gewöhnt, habe ich hinter ihr viel Zeit, um mal nach meinen Hände zu schauen und ein bisschen zu üben. 8)

Sehr spannend, einfach die Hand da zu lassen, das fällt mir schwer, da ich dazu neige, die Zügel zu lose zu halten und daher beim Parieren die Hand zu sehr zurückzuführen, denn ich will ja dann Kontakt.

Meine Hand ist ruhig und hat auch die Tendenz, immer nach vorne zu gehen, dennoch scheint es so, das auch da noch viele Verbesserungen zu machen sind (wie schön!!!!)


Dennoch meine Frage: soll ich vor dem Durchparieren dann die Zügel etwas mehr aufnehmen?
Zeit dazu hätte ich, hinter meiner Jüngsten...


LG Ulrike
horsman
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Beitrag von horsman »

Das Konzept der main fixe sieht natürlich ein stets exakt angepasstes Zügelmass vor, d.h. das Zügelmass muss exakt dem Rahmen angepasst sein bzw. werden und das Pferd muss schon an die Hand gestellt sein. Hierbei ist zu beachten, welchen Grad der Beizäumung das Pferd geben kann etc. ... Insofern muss das Zügelmass für das Durchparieren nicht mehr verkürtzt werden, ansonsten war es zuvor schon zu lang.

Es sind also einige Voraussetzung zuvor zu erarbeiten, z.B. das Lockern des Unterkiefers ggf. Abkauübungen, in gewissem Masse auch das Biegsam machen der Hanken etc.

Du siehst: hinter dem Konzept der main fixe steckt weitaus mehr, als bloss die Hände fix hin stellen.
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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Danke horsemän,


das habe ich auch so verstanden, ich wollte nur beschreiben, wie mein erster Eindruck von mir und meiner Hand war.

Auf dem Platz werde ich auch schauen, ich weiss aber, das das eines meiner vorrangigsten Themen ist, das korrekte Zügelnass, da bin ich gerne zu lang.

Deshalb interessiert mich das Thema so.


LG Ulrike
oecone
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Beitrag von oecone »

Hallo Namensschwester :)

Nachdem an einem Bahnübergang uns ein LKW mit leerem Container begegnete, denke ich erst wieder an Gelände, wenn der unglaubliche Bewegungsdrang meines Pferdes gestillt ist. Feines Reiten ist draußen leider nicht mehr möglich.

Da unsere Reitbahn relativ trocken war, und eher zu der härteren Plätzen zählt, war ich Freitag und Samstag auf dem Platz. Viel Schritt und etwas Trab. Dabei diesen Fred hier im Hinterkopf. Dabei kam mir die Frage:
Wie macht man das in Stellung und Biegung? Der innere Zügel hängt ja dann etwas mehr durch. Fasst man den nach, oder lässt man baumeln?

Grüßle
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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Hallo Ulrike :lol:
In Stellung und Biegung auch eine ineterssante Frage; da wäre wahrscheinlich hilfreich, die innere Hand hochzunehmen?


Hallo horsemän,


meine Frage, die mir auch noch durch den Kopf ging:

Wann weiss ich, egal in welchem Ausbildungsstadium, das die Hand mit dem richtigen (!) Zügelmass exakt ist?

Brauche ich den geschulten Blick von unten, oder sagt das Pferd mir das?


Wie kann ich sicher sein, das ich das Pferd nicht doch aktiv beizäume?

Vielleicht stellt sich die Frage auch gar nicht und ich habe es immer noch nicht ganz verstanden (von der praktischen Ausführung mal abgesehen).


LG Ulrike
oecone
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Beitrag von oecone »

Ulrike hat geschrieben:Hallo Ulrike :lol:
In Stellung und Biegung auch eine ineterssante Frage; da wäre wahrscheinlich hilfreich, die innere Hand hochzunehmen?
Könnte ich nachher mal probieren, aber ich glaube, dass sich mein Pferd dann nach oben frei macht, oder zumindest irritiert ist. Mit dem hängenden, inneren Zügel dagegen kann sie leben.

Ich werde berichten ...

Grüßle
oecone
horsman
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Beitrag von horsman »

für leichte Stellung reicht es, die eine Hand zu schließen udn die andere leicht zu öffnen, wobei nach korrekter Reaktion des Pferdes auf die Flexion innen, dieses sich leicht stellt, und man dann innen wieder öffnen kann udnd as Pferd am äusseren Zügel "steht".

Für grössere Biegung des Halses etwas beim travers, müsste dann das Zügelmass innen angepasstwerden.

Das führen der Schultern anch li. und re. wird im Grunde nur durch Drehung des Sitzes/Schultergürtels des Reiter veranlasst.

Sobald die Beizäumung nicht Folge eines Loslassens des U-kiefers vom Pferd selbst gegegen wird, ist sie wohl vom Reiter "erzwungen". Hierzu braucht man aber auch etwas Erfahrung, Gefühl und muss das Ausbildungsniveau des PFerdes kennen oder einschätzen.
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Beitrag von oecone »

Guten Morgen!

Wie ich schon befürchtet hatte, die innere, hohe Hand führt dazu, dass sich mein Pferd nach oben frei macht.

Nachfassen mache ich unbewusst tatsächlich, aber mein Pferd kann auch mit einem durchhängenden inneren Zügel leben, solange die Anlehnung und Führung über den äußeren Zügel bestehen bleibt. Überstreichen sozusagen :)

Der Begriff 'Beizäumung erzwingen' wirft bei mir Fragen auf.
Horsmän, könntest Du das doch mal versuchen zu erläutern, wo die Unterschiede nebst Grauzone sind?

Grüßle
oecone
horsman
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Beitrag von horsman »

die Beizäumung soll natürlich NICHT erzwungen werden, sondern ist Resultat von Kieferflexion(en) -> Anheben WR/Abkippen Becken+Nachgiebigkeit im Genick und wird vom Pferd gegeben, sofern man die Kieferflexion richtig auslösen kann.

Deshalb stellt ja z.B. PK die Kieferflexion (durch EInwirkung auf die Mundwinkel) ziemlich vorne an bei seiner Ausbildung und will, bis das nicht sitzt, die Hand nicht so tief geführt haben, weil in dem Stadium die Handeinwirkung auf Zunge+Lade bloss ein Festmachen beim Pferd bewirkt.

Reagiert das Pferd auf eine "Anfrage" der Hand auf die Zunge+Lade aber schon mit Kieferflexion dann kann man die Hand auch normal tief geführt einsetzen.

Dies merkt man aber bei einem Pferd recht schnell.
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Beitrag von oecone »

Also ist die Anfrage erlaubt. Ich war mir da nicht so sicher.

Du hast mir nun auch die Erklärung geliefert, warum ich in den Jugendjahren meines Pferdes nicht mit dem vom RL verlangten Vorwärts-Abwärts klargekommen bin. Ich sollte die Hände immer tief halten. "Die Hohe Hand gebührt dem Meister ..." Das führte immer zu festem Rücken und Beton im Maul. War ich gefrustet! Und mein Pferd erst!
Dennoch bin ich dankbar, dass so manches Unwissen zumindest später abgestellt werden konnte. Und noch dankbarer bin ich, dass mir mein Pferd das alles verziehen hat!

Danke horsmän!

Grüßle
oecone
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

horsmän hat geschrieben: Deshalb stellt ja z.B. PK die Kieferflexion (durch EInwirkung auf die Mundwinkel) ziemlich vorne an bei seiner Ausbildung und will, bis das nicht sitzt, die Hand nicht so tief geführt haben, weil in dem Stadium die Handeinwirkung auf Zunge+Lade bloss ein Festmachen beim Pferd bewirkt.

Reagiert das Pferd auf eine "Anfrage" der Hand auf die Zunge+Lade aber schon mit Kieferflexion dann kann man die Hand auch normal tief geführt einsetzen.

Dies merkt man aber bei einem Pferd recht schnell.
Das stimmt so aber nicht ganz, Horsemän. Zum einen der Kiefer wird nicht "flexioniert" sondern Hals und Genick, bzw. die gesamte WS. Der Kiefer kann nämlich keine Flexion ausführen- es sei denn er ist ausgerenkt :wink: . Der Kiefer vielmehr und das Zungenbein werden BEI den Flexionen gelöst. Der Begriff "Kieferflexion" lässt falsche Schlüsse ziehen.

Dann wird auch "die hohe Hand" nur in Ausnahmen andauernd oben gehalten.
Es gilt in der französischen, wie in der deutschen Schule die Grundhaltung und Führungshaltung " Ellenbogen, Hand , Maul eine Linie" . Was auch ganz logisch ist, denn erst diese Handposition ermöglicht einen neutralen Kontakt ( = wirkungsFREIEN!!!) zum Maul und ermöglicht dem Reiter ein flexibles, störungsfreies Begleiten , welches VOR der Einwirkung gewähreistet sein muß !

Die Einwirkung selbst, erfolgt DANN AUS DIESER NEUTRALEN FÜHRUNG heraus nach oben und/oder nach der Seite um im Anschluß daran direkt wieder in die neutrale Führungsposition zurückzukehren.

Ein hohe Hand wirkt immer. Stellt somit eine Einwirkung dar und ist keine Führposition,- außer das Pferd zeigt an, dass es vorübergehend einen Richtungs-weisenden Grundzug für seine Grundführung benötigt. Dies ist aber nur bei "Korrekturpferden" ( im Sinne der französischen Lehre!) , oder bei Pferden mit körperlichen Besonderheiten der Fall und stellt eine Ausnahme dar.

In soweit stimme ich bedingt dem Satz " Die Hohe Hand gebührt dem Meister ... Das führte immer zu festem Rücken und Beton im Maul." zu, denn nur wer sein Pferd störungsfrei und neutral begleiten kann, sollte Einwirkungen vornehmen- m.M. .
Dazu gehört ein ausbalancierter Grundsitz, eine unabhängige Hand , reiterliche Losgelassenheit und Einfühlungsvermögen. Bedingt also Attribute "des Könners/ Meisters".
Gruß S&P
horsman
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Beitrag von horsman »

Hab keine Ahnung was bei PK alles so "flexioniert" wird. In der franz.-sprachigen Lit. u.a. zu/über Baucher ist von "flexion de la machoire" die Rede, insofern ist Flexion von Unterkiefer schon nicht ganz falsch denke ich. Wobei ich denke (und so schriebst Du ja auch) , man meint hier eher "lösen" ansatt "biegen", wenn man denn übersetzen wollte.

http://www.equi-leger.fr/flexions.html

(übrigens sind diese Abkauübungen vom Boden aus auch eine gute Schule für den Reiter, fühlen und verstehen zu lernen)

Der Rest entpricht im Grunde dem, was ich auch schrieb bzw.so wie es auch sehe.

Das A und O des Konzepts der main fixe ist m.E. im Grunde, dass man auf einen nachgiebiges, tätiges Maul achtet, womit sich das Pferd selbst "belohnt". Und das geht nach meiner Erfahrung eben nur mit einer Hand, die nicht nach rückwärts zieht, weil sie dem Pferd dann die Nachgiebigkeit verleidet. Das heisst nicht, dass sie nicht ggf. auch mal widerstehen (durchhalten) darf. "Welten liegen zwischen ziehen und widerstehen" (NO).
Und man kann auch die Position der Hand mal verändern, nach li. oder r., oben oder unten, nur sollte in jeder neuen Pos. die Hand dann wieder fixiert sein.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Horsemän, ich bin da sehr genau, die Sprache betreffend. ( und was zum T... hat das mit PK zu tun ??? Ich möchte dich bitten, mich und meine Aussagen nicht auf etliche Jahre Ausbildung bei einem bestimmten Ausbilder zu reduzieren)
"Flexion" bedeutet in der DEUTSCHEN Sprache "Beugung" bzw. "Lateralflexion" "Verdrehung" .
Nicht so im Französischen. Da bedeutet es darüber "geschmeidig machen", sogar simpel "bewegen" , "beweglich machen", je nach Kontext.
"Flexibilisierung" oder "Mobilisierung" wäre passend als "deutsche Entsprechung" und genau deswegen sagt man in der deutschen Fachsprache "Mobilisierung des Kiefers" wenn man "flexion de la machoire" meint.

"Flexion des Kiefers" ist so eine Bezeichnung, die aufgrund der sprachlichen Unterschiede Wirrwarr schafft und die Definitionen verwässert.


So reden nachher wieder alle aneinander vorbei - genau wie bei "demi arret" und "halbe Parade", die man zwar so übersetzen könnte, die aber zwei völlig unterschiedliche Dinge beschreiben.
So willkürliches Mixen von Fachbegriffen und sprachlichen Ungenauigkeiten bringt mehr Verwirrung als Klarheit. Das mag sehr spitzfindig erscheinen, hat aber seine berechtigten Gründe.

Zum "Feststellem der Hand" möchte ich gerne eine oft gehörten Satz von Herrn von Neindorff zitieren, der ebenfalls auf ein Mißverständnis aufgrund der Sprachbarriere verweist : " die Hand steht still... und sie bewegt sich doch! - still hin zum Maul und bewegt für das Auge"

Übersetzungs"Fehler" sind ein großes Problem !
Der Franzose sagt "fiexierte Hand" und meint : fixiert am Maul oder durchhaltend und der Deutsche meint statisch fixiert oder fixiert vom Reiter. Ein Himmel-weiter Unterschied !
Jeder meint zu wissen, was der andere meint und zieht falsche Schlüsse.
Wenn dann noch die teils unterschiedliche Zielsetzung hinzukommt, wird das Chaos perfekt !

Meine Anmerkungen zur Differenzierung von "Führung" und "Einwirkung" bezogen sich auf diesen Satz :
horsemän schrieb :
" Deshalb stellt ja z.B. PK die Kieferflexion (durch EInwirkung auf die Mundwinkel) ziemlich vorne an bei seiner Ausbildung und will, bis das nicht sitzt, die Hand nicht so tief geführt haben, weil in dem Stadium die Handeinwirkung auf Zunge+Lade bloss ein Festmachen beim Pferd bewirkt."

Was so schlicht nicht richtig ist - weder in der Aussage selbst, noch im Schluß und in jedem Fall nicht "dasselbe".
horsman
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Beitrag von horsman »

ja so ist das mit Übersetzungen
"Traddutore, Traditore"
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