Bodenarbeit mit Fohlen

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Fujai2008
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Beitrag von Fujai2008 »

Ich habe die Erfahrung gemacht, das je mehr man sich mit einem Jungpferd zusätzlich zu den normalen Alltagskontakten beschäftigt, desto mehr fragen diese auch nach und werden aufmüpfig
Klar, das ist ganz natürlich. Aber sollte man das nicht gerade als Anregung nehmen? Man kann doch mit dem Jungpferd zusammen lernen. Beantworte ich die Fragen seitens des Pferdes richtig, dann wird das Jungpferd mich umso mehr akzeptieren und freudig meinen Aufforderungen nachkommen, zusätzlich werde ich weniger Probleme bei Tierarzt, Schmied, Führtraining etc. haben. Diesen Dingen aus dem Weg zu gehen, ist meiner Meinung nach schade, denn die Bindung zum Pferd hat durch die Beschäftigung bereits im Fohlen/Jährlingsalter eine ganz andere Qualität und ich selber kann so unendlich mehr über mich selbst erfahren und wachse ebenfalls :-) L.G. Anja, die von ihrem aufmüpfigen Junghengst lernt ;-)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Fujai, irgendwie hab ich das Gefühl, dass das dein erstes Jungpferd ist?!
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Das Gefühl habe ich auch....
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Ponypower
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Beitrag von Ponypower »

zusätzlich werde ich weniger Probleme bei Tierarzt, Schmied, Führtraining etc. haben. Diesen Dingen aus dem Weg zu gehen, ist meiner Meinung nach schade,
Ich habe auch keinerlei Probleme beim Tierarzt, Führen, Hufschmied usw, obwohl ich diese Situationen nicht explizit übe. Und wie kommst du darauf das man den Dingen aus dem Weg geht? Das ist doch Quatsch, denn Huschmied, Tierarzt und Führen sind für jedes Pferd unumgänglich.

Im Winter war einer der Fohlen krank und mußte 2 x in die klinik. dafür habe ich den von seiner 7ha Weide eingesammelt, von der Herde getrennt, verladen und alleine zur Klinik gefahren. Das (unvorbereitete) Pferd machte keinerlei Probleme...
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Jetzt ist ja nun wieder ein halbes Jahr vergangen und ich bin noch mehr überzeugt davon, dass es für mich definitiv nicht der richtige Weg ist, ein Pferd 3 Jahre nicht anzupacken.

Inzwischen hat meine Stute ihr Fohlen bekommen, die kleine Herde besteht nun aus einem Wallach (der wunderbar die Rolle des Leithengstes und Papas übernimmt), meiner "alten" Stute, der 2-jährigen und dem Baby. Sie leben 24h zusammen im Offenstall.

Ich kann weiterhin nicht feststellen, dass es der 2-jährigen und dem Baby schadet, dass wir Menschen jeden Tag da sind und uns mit ihnen beschäftigen. Es hat 3 Tage gedauert, da war der Mensch für das Baby völlig normal.

Ich möchte später ein Pferd haben, mit dem ich zusammen Arbeiten kann. Mir erschließt sich weiterhin nicht der Sinn dahinter, ein Pferd 3 Jahre fast völlig ohne Menschenkontakt aufwachsen zu lassen, um dann mit 3 zu erwarten, dass sich für mich interessiert. Das geht, klar, aber warum?
Meine Pferde sind annähernd 24h nur Pferd in einer Herde, trotzdem lernen sie von Anfang an, dass der Mensch dazugehört und stufenweise wird der Kontakt gesteigert. Meine 2-jährige ist mit Freunde dabei, wenn wir auf einen Spaziergang gehen, genauso, wie sie mit Freude dabei ist, wenn wir ein wenig Bodenarbeit machen (2 mal die Woche ca. 10 min) und sie Lob dafür bekommt.

Sicherlich, weder das eine Extrem ist gut, noch das Andere. Aber ein gesunder Umgang mit dem Menschen, wenn die Pferde in einer artgerechten Haltung leben schadet nun wirklich keinem Jungpferd.
LG
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Ponypower hat geschrieben:Das (unvorbereitete) Pferd machte keinerlei Probleme...
Physisch nicht, aber ob das Pferd psychisch damit Probleme hat, das sieht man nicht immer auf den ersten Blick... :wink:
LG
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Ponypower
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Beitrag von Ponypower »

Sicherlich, weder das eine Extrem ist gut, noch das Andere. Aber ein gesunder Umgang mit dem Menschen, wenn die Pferde in einer artgerechten Haltung leben schadet nun wirklich keinem Jungpferd.
Da bin ich völlig deiner Meinung! Allerdings sind für einen gesunden Umgang mit dem Menschen normale Alltagssituationen völlig ausreichend und müssen nicht noch zusätzlich geübt/erarbeitet werden.

*Der Mensch ist täglich 2-3x anwesend, füttert, tränkt, kontrolliert die Hufe, putzt mal nebenbei grob über das Fell -> ein GANZ NORMALER Alltag und für die Fohlen weder Stress noch individuelle Arbeit.

*Der Mensch bringt die Pferde von A nach B, die Fohlen werden dazu in der Gruppe am Halfter geführt, lernen gleichzeitig Straßenverkehr, Dorfleben, Gelände kennen -> völlig normale Situation die regelmäßig stattfindet, wenn Umgeweidet wird.

*Der Mensch bearbeitet alle 4-5 Wochen die Hufe. Dazu wird das Pferd angebunden, muß stillstehen etc ->unumgängliche Situation die problemlos bewältigt wird.

Man muß die Pferde nicht grundlos aus der Herde nehmen und beschäftigen! Wenn sie das als Saugfohlen mit der Mama gelernt haben, dann können sie genug um normale Alltagssituationen bewältigen zu können. Ob sie dann psychischen Stress haben sei dahin gestellt, aber das ist dann unumgänlicher Stress. Wer sagt das die Pferde bei alleinigen Spaziergängen und bei der Platzarbeit keinen inneren Stress haben, wenn sie sich nach außen so gelassen geben? Ich denke Stress ist in einem Pferdeleben unvermeidbar :wink:

Warum soll ich jetzt NOCH mehr von den Jungpferden verlangen als das was sie können? Was soll ich später mit ihnen erarbeiten, wenn sie vom Kopf her bereit sind mehr zu leisten?

Zum"Transportstress": Das ein Pferd wirklich innerlich 100% entspannt und stressfrei auf einem Hänger steht (zumindest ein junges/unerfahrenes Pferd) ist wohl eher selten. Dennoch hat sich das Fohlen/Jährling ohne zu zögern verladen lassen. Das Ganze ging bei 2 Klinikbesuchen also 4x (hin u rückfahrt) super problemlos von statten. Wäre das für das Tier ein absolutes Horrorszenario gewesen, hätte er spätestens beim 2. Verladeversuch gezögert/gestreikt. Tat er aber nicht, weil das Vertrauen auf ganz natürliche Art und Weise einfach da war/ist.
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Beitrag von Sheitana »

Ponypower hat geschrieben: Was soll ich später mit ihnen erarbeiten, wenn sie vom Kopf her bereit sind mehr zu leisten?
So und wer entscheidet, wann das Pferd bereit ist vom Kopf her mehr zu leisten?

Warum ist ein 2-jähriges Pferd nicht bereit schon Dinge mit dem Menschen zu erleben?
Sicher, es gibt 2-jährige, da lässt man es besser, aber genauso gibt es 2-jährige (wie meine Stute) die sich schon gut und gerne konzentrieren können. Deswegen bleibt noch genug übrig, was sie später erlernen können.

Ich denke es ist vor allem eine Frage, wie man es selbst sieht. Abgesehen von den Extremen schadet es keinem Pferd, etwas früher oder später zu Erlernen, solange das Pferd dabei im Vordergrund steht.
Entscheiden muss man es selbst.
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Fujai2008
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Beitrag von Fujai2008 »

Ja er ist mein erstes Jungpferd - bei Euch klingt das so abwertend :o
Ich meinte allerdings nicht, dass ich befürworte, ein Jungpferd stundenlang von seiner Herde zu trennen und dann vielleicht noch mit ihm zu "arbeiten". Der Satz, den ich zitiert habe, klang für mich so, als wäre für ein Jungpferd jede Beschäftigung, die über Füttern und Hufe kontrollieren hinausgeht schon zu viel und eher schädlich. Da bin ich eben anderer Meinung, weil ich sehr gute Erfahrung mit dem anderen Weg gemacht habe.
@Ponypower: Da gratuliere ich. In der Herde wo meiner letztes Jahr stand, habe ich ganz andere Sachen gesehen. Die Pferde, die von ihren Besitzern nur selten besucht wurden, konnte man nicht mal kurz für den Schmied von der Herde trennen, geschweige denn ohne grobe Mittel oder gar Sedierung verladen/tierärztlich versorgen. Die waren mit solchen Situationen total überfordert. Wie das dann aussieht, wenn die mit drei abgeholt werden (dann sind sie ja um einiges wehrhafter), möcht ich gar nicht wissen. V.G. Anja
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Beitrag von Ponypower »

@Ponypower: Da gratuliere ich. In der Herde wo meiner letztes Jahr stand, habe ich ganz andere Sachen gesehen. Die Pferde, die von ihren Besitzern nur selten besucht wurden, konnte man nicht mal kurz für den Schmied von der Herde trennen, geschweige denn ohne grobe Mittel oder gar Sedierung verladen/tierärztlich versorgen. Die waren mit solchen Situationen total überfordert. Wie das dann aussieht, wenn die mit drei abgeholt werden (dann sind sie ja um einiges wehrhafter), möcht ich gar nicht wissen.
Bei mir stehen neben den eigenen 2 Jährlingen noch 3 andere Jungpferde. Von zweien kommen die Besitzer auch nur alle paar Wochen mal. Deswegen verpassen sie aber nichts. Die Pferde sind genau so zutraulich/zahm/umgänglich wie zB meine, die mich täglich sehen.

Ein Pferd verwildert doch nicht in wenigen Wochen/Monaten, wenn das Fohlen ABC im Saugfohlenalter durchgeführt wurde?!
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

@Fujai2008

nein, das sollte keineswegs abwertend klingen, mir kommt es nur so vor, als ob Du alles noch durch eine rosarote Brille siehst. Ich hatte halt schon das Vergnügen, sehr viele Pferde von Fohlen an zu begleiten (einige eigene und viele von anderen Besitzern), da sammelt sich einiges an Erfahrungen. Es ist vollkommen ok, wenn Du Dir jetzt schon vornimmst, wie Du mit Deinem Pferd künftig arbeiten willst, trotzdem wirst Du auch Situationen erleben, die Dich u.U. zwingen, von Deiner Linie abzuweichen, das geht manchmal von einem Augenblick zum nächsten.

Im Alter von 2 Jahren habe ich mit Tosca spielerisch auf dem Paddock oder der Weide ein bisschen Bodenarbeit, Stangen, Plane, Tonnen usw. am Knotenhalfter gemacht. Richtig mit Longe habe ich erst mit 3,5 Jahren, eigentlich parallel zum Anreiten begonnen, ist doch eine ziemliche Belastung für Sehnen und Gelenke.
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Bei einem Fohlen ist die Konzentrationsspanne, wie bei einem Kind, viel geringer als bei einem "Erwachsenen". Alles, was man über das Notwendige hinaus mit einem Fohlen/Jährling/Zweijährigen macht, ist eine Provokation von Aufsässigkeiten und Stress für das Kleine. Mit jedem Wegführen von der Herde provoziert man zb. dass das Fohlen sich umdreht, am Strick zieht, blödestenfalls lernt, dass man so einen Menschen wegziehen kann, oder es lernt gar "losreißen und wegrennen". Mit jedem Anbinden, Rumfummeln, Nerven provoziert man, dass das Fohlen anfängt zu zappeln und zu rebellieren und mit alledem negative Assoziationen verbindet. Warum sollte man das tun?!

Meine beiden Pferde sind mit minimalstem Menschenkontakt halbwild auf 300 Hektar aufgewachsen. Beide habe ich dreijährig als komplett rohe Hengste im Gestüt abgeholt und niemals irgendein Problem mit denen gehabt, schlichtweg weil sie nur sehr wenig, und wenn, dann absolut korrekten und konsequenten Menschenkontakt hatten. Sie haben sich von Anfang an problemlos führen, verladen, Beine abspritzen lassen usw., ich mache ihnen allein die Hufe. Die wissen bis heute beide nicht, dass man an einem Strick auch ziehen kann, und haben einen gesunden Respekt vor Menschen (aber völlig ohne Angst). Das finde ich super angenehm und es hat mich voll überzeugt, dass ewiges Herumfummeln an Fohlen völlig überflüssig ist.

Das extreme Beispiel hatte ich im Nachbarort, da haben Leute ihr Fohlen von klein an auf alle möglichen Verantaltungen mitgeschleppt (Rallyes usw.), dort musste es dann noch alle Trailhindernisse mitmachen und, und, und. Das arme Tier war dann zweijährig so kaputtgespielt und tot, dass es nur noch teilnahmslos alles über sich ergehen ließ. Bevor jetzt jemand schreit: Natürlich macht das keiner von euch, das ist ein Extremfall. Trotzdem ...
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Rapunzel hat geschrieben:Bei einem Fohlen ist die Konzentrationsspanne, wie bei einem Kind, viel geringer als bei einem "Erwachsenen". Alles, was man über das Notwendige hinaus mit einem Fohlen/Jährling/Zweijährigen macht, ist eine Provokation von Aufsässigkeiten und Stress für das Kleine. Mit jedem Wegführen von der Herde provoziert man zb. dass das Fohlen sich umdreht, am Strick zieht, blödestenfalls lernt, dass man so einen Menschen wegziehen kann, oder es lernt gar "losreißen und wegrennen". Mit jedem Anbinden, Rumfummeln, Nerven provoziert man, dass das Fohlen anfängt zu zappeln und zu rebellieren und mit alledem negative Assoziationen verbindet. Warum sollte man das tun?!
Dann muss ich mir heute meine Tiere nochmal genau ansehen, dann muss ich etwas Anderes haben als Pferde.... :lol:
LG
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heike61
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Beitrag von heike61 »

Meine beiden Pferde sind mit minimalstem Menschenkontakt halbwild auf 300 Hektar aufgewachsen. Beide habe ich dreijährig als komplett rohe Hengste im Gestüt abgeholt und niemals irgendein Problem mit denen gehabt, schlichtweg weil sie nur sehr wenig, und wenn, dann absolut korrekten und konsequenten Menschenkontakt hatten. Sie haben sich von Anfang an problemlos führen, verladen, Beine abspritzen lassen usw., ich mache ihnen allein die Hufe. Die wissen bis heute beide nicht, dass man an einem Strick auch ziehen kann, und haben einen gesunden Respekt vor Menschen (aber völlig ohne Angst). Das finde ich super angenehm und es hat mich voll überzeugt, dass ewiges Herumfummeln an Fohlen völlig überflüssig ist.
:arrow: Fantastisch! so sollte es sein :!:


ich hoffe, dass sich die "fohlen-fummeler" und alle potentielle an so einem beispiel orientieren.......




gruß
heike

ps:Smirr?
Wenn du weitergehst, ändert sich deine Perspektive!
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Beitrag von Sheitana »

Ich glaube ich bleibe lieber Fohlenfummler... 8)
LG
Sheitana
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