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Verfasst: Mo, 01. Feb 2010 17:29
von solera
@ Fujai2008

an sich sagt der untertitel diesbezüglich schon recht viel... eigentlich wird hier in der ich-form persönliche erfahrung niedergeschrieben, die die autorin im laufe der zeit mit ihren pferden hatte. ich würde es eher als roman einstufen als als sachbuch. allerdings wird viel auf fachliteratur verwiesen.

was ich für mich eher ausgeblendet und nur oberflächlich gelesen habe, waren visionen, die sie hatte von den "horse ancestors" etc. (wie gesagt, ich hab's auf englisch gelesen) --> das ist es auch was ich mit esoterisch abgehoben gemeint habe. für mich als ausgesprochen ratio-betonter mensch ist das nicht nachvollziehbar. ich stimme mit ihr überein, dass das prinzipiell sein kann, dass die von "pferdegeistern" heimgesucht wird, aber im großen und ganzen ist das in meinem kopf intuition in einer netten hülle - für meine vorstellung ist das zu... wie soll ich sagen... "schwammig" (?)

sie hat sich aber zudem auch auf wissenschaftlicher basis mit gefühlsrezeptoren auseinandergesetzt, die (angeblich, weil ich hab die publikationen jetzt nicht rausgesucht und verifiziert) auch in anderen organen als dem gehirn gefunden worden sind und dadurch den begriff "bauchgefühl" als solches zu bestätigen meinte. dass man infolge dessen auch selbst lernen kann gefühle eines anderen physisch zu spühren. - diesen teil glaub ich ihr wieder, weil es mir fast schmerzlich eine stoßwell durch die därme jagt, wenn mich mein gegenüber freundlich anlächelt und es ihm dabei schlecht geht. wenn mir jemand ehrlich seine sorgen und nöte erzählt, ist das eigentlich nicht so schlimm, aber wenn man es vertuschen probiert krieg ich alle möglichen varianten von physischen leiden - meist übelkeit, manchmal wenn es nicht so schlimm ist auch "nur" innere unruhe. natürlich kann man diskutieren ob das aufgrund von beobachtungen und schauspielerischen "imperfections" kommt oder vom echten fühlen dieser dinge - das möchte ich auch dahingestellt lassen.

edith miller sagt mir jetzt nichts... sorry.

im laufe des buches beginnt die autorin psychotherapie mit hilfe ihrer pferde professionell anzubieten. insofern hat das buch durchaus etwas mit psychotherapie zu tun. inwiefern man das als fachliteratur einstufen kann, weiß ich allerdings nicht - dazu bin ich selbst zu sehr laie.

Verfasst: Mo, 01. Feb 2010 17:37
von solera
gimlinchen hat geschrieben:grundsätziches:

leider ist der titel psychologe oder therapeut nicht geschützt, d.h. das kann sich jeder als türschild an den eingang pappen.

ich selbst bin dipl.-psych., der titel ist wiederum geschützt, ich habe aber keinetherapieausbildung. ich finde es hochgradig bedenklich , wenn man als laie in der therapie herumfummelt, egal wie gut der EQ mutmaßlich sein mag. ich bin allerdings eben auch sehr wissenschaftlich ausgerichtet.

man kann aber problemlos ohen rechtliche folgen herummumpeln. ich denke, es ist wie in der tiermedizin auch: ca. 85% der erkrankungen kann man nach 4 wochen praktikum behandeln - das problem ist, die 15% zu ERKENNEN. und das sehe ich hier ähnlich. was ich nicht weiß ist, wie die folgen sind, wenn sich forensische probleme ergeben - wenn sich einer umbringt oder so und ein zusammenhang zur "therapie" hergestellt werden kann.

ich selbst will immer den hintergrund von irgendwelchen leuten wissen, bevor ich sie an mich oder mein pferd lasse.
das glaub ich jetzt irgendwie nicht so ganz... ich darf echt als psychologe bzw therapeut auftreten ohne entsprechende ausbildung? ich halte so etwas für extrem gefährlich. deshalb kam auch zuvor schon meine frage wegen der ausbildung...

ich nehme schon an, dass man zb lernschwächen auch als laie mit einfühlugsvermägen "behandeln" oder zumindest verbessern kann, aber im übrigen stimme ich gimmlinchen zu, dass es sich schwierig gestalten könnte schwierige fälle auszusortieren.

Verfasst: Di, 02. Feb 2010 06:13
von gimlinchen
die rechtlichen bedingungen sind leider so. ist für psychos echt ärgerlich.
es gibt noch den umweg der kombi aus HP und therapeut, das finde ich aber ehrlich gesagt auch nicht viel besser

Verfasst: Di, 02. Feb 2010 11:35
von Fujai2008
Danke für die Antworten. Habe meine eigenen Erfahrungen mit "qualifizierten" Psychotherapeuten und kann nur sagen, ein anerkannter Titel oder Diplom schützt auch vor Versagen nicht...
@Solera: Alice Miller heißt die Dame und hat z.Bsp. "Das Drama des begabten Kindes" geschrieben oder "Am Anfang war Erziehung" - war aber in den frühen 80-igern, wenn ich mich recht erinnere.
Ich werde mir das Buch besorgen, klingt doch letztlich nicht uninteressant :-)

Verfasst: Di, 02. Feb 2010 11:49
von gimlinchen
da hast du völlig recht und den eindruck teile ich

und ich finde das buch spannend - ich will für mich lernen und plane gar nicht, in richtung therapie auch nur zu denken.

Verfasst: Do, 04. Feb 2010 11:49
von -Tanja-
Termine 05.06. und 16.10.2010, Barockreitzentrum Heimsheim:
Linda Kohanov-Methode „Das Tao des Equus“ erstmals in Deutschland:
Intensivworkshop mit Carol Roush, USA
Ein neuer Blick auf die Fähigkeiten der Pferde als Lehrer und Therapeuten
Informationen: www.spirithorse.info
Ulrike Dietmann, Tel.07021/7392898, ulrikedietmann@gmx.de

Ebenfalls: 15.06.2010, Barockreitzentrum Heimsheim:
Shelley Rosenberg, Autorin von "My horses, my healers" stellt die Epona-Methode in einem 3-tägigen Kurs vor.

Verfasst: Di, 23. Feb 2010 10:41
von Fujai2008
So, hab das Buch "Botschafter zwischen den Welten" fast durchgelesen. Es ist auf jeden Fall lesenswert. Macht mir aber im Moment schlaflose Nächte, da ich, wenn ich die in ihrem Buch beschriebenen Ereignisse als wahr anerkenne, mit meinem Pferd nicht mehr so arbeiten kann, wie ich es jahrelang mühsam gelernt habe, wenn ich nicht inkongruent sein will. Da liegt ein schwieriger Weg vor mir :?

Verfasst: Di, 23. Feb 2010 11:08
von ottilie
@fujai - magst/kannst Du das ein einem Beispiel näher erklären?

Verfasst: Di, 23. Feb 2010 11:41
von Fujai2008
Naja, da muss ich nochmal in mich gehen und das Buch noch wirken lassen. Wie gesagt, bin momentan verwirrt und muss mein ganzes Weltbild neu ordnen. Wenn einem beigebracht wurde, dass Pferde dumm sind und rein nach ihren -niederen- Trieben leben, ist es leicht, sie zu "benutzen". Frau Kohanov beschreibt aber Begebenheiten, die nach diesem Prinzip nicht funktionieren würden. Warum bleibt ein Pferd zBsp. stundenlang neben einer -ihm unbekannten- traurigen Frau stehen, die weder Futter noch anderes für das Pferd verlockendes bei sich hat, obwohl die Herde 100 Meter weiter im saftigen Gras steht und es jederzeit dahin laufen könnte. Oder die Geschichte, wie Frau Kohanov ihren Hengst Merlin resozialisiert und ihn mit ihrer Stute zusammen bringt. Das ist nicht das Bild, das man mir immer von Pferden eingeimpft hat und wogegen ich eigentlich auch innerlich immer angekämpft habe, weil ich etwas anderes fühle in ihrer Gegenwart. Trotzdem sagt mein rationeller Verstand, dass ich aufpassen muss und nicht anfangen darf, das Tier zu vermenschlichen. Also, klingt wahrscheinlich etwas komisch, aber so fühlt es sich auch momentan an :-)

Verfasst: Di, 23. Feb 2010 11:44
von chica
Das sind sicher Einzelfälle und wieviel Wahrheitsgehalt dahinter steckt, frag ich mich auch manchmal :roll: Ich würde jetzt nicht von einem Buch mein ganzes Weltbild auf den Kopf stellen lassen - Papier ist geduldig. Horzionterweiterung ja, aber kritisch sollte man da schon bleiben. Meine Meinung.

Aber eins ist richtig: Pferde sind alles andere als dumm :wink:

Verfasst: Di, 23. Feb 2010 11:55
von ottilie
@fujai - danke. Muß das wohl auch noch auf meine Wunschliste setzen, hört sich spannend an :D
Und vielleicht sollte man auch unterscheiden, daß es einfach ein Unterschied ist, ob man mit dem Pferd "leben" kann - sprich es zu Hause stehen hat, jederzeit Kontaktmöglichkeit gegeben ist etc. - und es wie bei LK sogar zu "Arbeitszwecken" resp. Hilfe (nämlich der Therapie) einsetzt. Oder ob man wie wir einen Freizeitfreund hat, dessen Behandlung dann vielleicht aufgrund des Buches noch nuancierter erfolgen kann.
Ich habe grade angefangen das TAO zu lesen und glaube gerne, daß viele Leute das Buch wieder weglegen :roll: Vor allem wenn man nicht glaubt (ohne Wertung!), daß es nur das zwischen Himmel und Erde gibt, was man sehen/messen/beweisen kann.

Verfasst: Di, 23. Feb 2010 12:13
von Fujai2008
chica hat geschrieben:Das sind sicher Einzelfälle und wieviel Wahrheitsgehalt dahinter steckt, frag ich mich auch manchmal :roll: Ich würde jetzt nicht von einem Buch mein ganzes Weltbild auf den Kopf stellen lassen - Papier ist geduldig. Horzionterweiterung ja, aber kritisch sollte man da schon bleiben. Meine Meinung.

Aber eins ist richtig: Pferde sind alles andere als dumm :wink:
Sicher bin ich kritisch, sonst wäre ich nicht so verwirrt. Mir fällt nur auf, dass vieles ungefragt geschluckt wird (z.Bsp. was man uns in der Schule /Studium vermittelt hat) und dann kommt ein Wissenschaftler oder eine Psychologin oder wer auch immer mit was Neuem und Widersprüchlichen, und wir lehnen es ab. Das ist schon fragwürdig und erinnert mich eher an das Käfighuhn, dass so an seinen kleinen Käfig gewöhnt ist, dass es auch bei geöffneter Tür lieber weiterhin drin bleibt. Ich werde jetzt auf jeden Fall noch mehr beobachten und hinterfragen, dann klärt sich einiges sicher so langsam :-)

Verfasst: Di, 23. Feb 2010 13:11
von solera
klingt spannend! ich denke, ich sollte mir teil 2 auch noch zu gemüte führen...

seit der lektüre des buches achte ich ja vermehrt darauf mit meinem pferd zu sprechen und von vornherein klarzustellen, dass mein ärger nicht seinetwegen ist und ihm meine sorgen und nöte zu erzählen... vielleicht ist es bullsh** aber ich bin jetzt endlich so weit meine probleme anzupacken bzw. mir dort wo ich es nicht alleine schaffe hilfe zu holen.

ad weltbild: dass pferde nicht dumm sind, hat mein weltbild auch ohne dieses buch vor jahren schon erschüttert. leider haben die meisten inklusive mir reiten nach "hinten treten, vorne stechen" und "der bock muss gehen, DANN kannst auch schön reiten" gelernt. als mich dann mein mr-pony TROTZDEM (und das rechne ich ihr nach wie vor hoch an) aus einem schneesturm heimgebracht hat, hab ich das anders empfunden. sichtweite waren keine 2m und ich hab mich nur mehr in der mähne vergraben... 20min später waren wir zu hause - ich weiß bis heute nicht welchen weg sie eingeschlagen hat. und das war das pferd, das mir regelmäßige rodeoshows geliefert hat, mich nicht nur 1x an ästen abgestreift hat und für die jedes blatt im wind ein grund dafür war... aber in dem moment hat sie auf mich aufgepasst...

Verfasst: Mi, 19. Dez 2012 14:23
von solera
ich weiß, it's been a while - das thema ist jetzt 2 jahre alt. meine kopfinterne rezension hörte sich irgendwie anders an, als das was ich hier geschrieben habe... jedenfalls hab ich gestern abend aus purem zufall das buch zum nochmaligen lesen wieder hervorgekramt...

was ich vor 2 jahren als "yeah, right!" o_O abgetan habe, liest sich diesmal total auf "verdammt! das könnt ich sein." :shock:

ich bin natürlich noch nicht weit, das vorwort liest sich so wie ich das buch in erinnerung hatte: etwas holprig, bereits mit ein paar hints auf den esokram, der folgen wird, allerdings noch ein bisschen auf "eckdaten abstecken".

und dann stieg ich in's erste pferd ein: verdammt! die beschreibt was ich mit meiner kleinen so treibe. wie wichtig wir es finden, dass wir uns miteinander wohl fühlen, warum auch nie wer verstehen wird, wie ich lächelnd ihr revanchieren für's putzen mittels oberlippenkrauln akzeptieren kann (welch faux-pas!) und wie gerne wir miteinander wandern gehen und so halt unsere hausübungen für's anreiten machen.

hat das buch in der zwischenzeit einer von euch schon gelesen? wie fandet ihr es?

Verfasst: Do, 20. Dez 2012 11:41
von Danschi
Also als erstes muss ich glaub ich mal den Hinweis geben, was Esoterik eigentlich bedeutet:

Esoterik - von griechisch ἐσωτερικός esōterikós „innerlich“, „dem inneren Bereich zugehörig“.

Manchmal hat man das Gefühl, dass dieses Wort etwas negativ besetzt verwendet wird ;-).

Ich habe beide Bücher gelesen, und sie haben mir in vielerlei Hinsicht neue Erkenntnisse gebracht. Ich möchte das nicht missen!
Ich kann es jedem empfehlen, der mit Pferden zu tun hat. Vielen so genannter Pferdemenschen schadet es gar nicht öfter mal "nach innen zu schauen" ;-).