Pferd will nicht ins Gelände!?

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aundare
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Pferd will nicht ins Gelände!?

Beitrag von aundare »

Hab da seit längerer Zeit ein kleines Problemchen und weiß langsam nicht mehr was ich machen soll...

Habe eine Hafistute mit der ich früher sehr viel ausreiten war. Ihre beste Freundin war eine andere Haflingerstute die meiner besten Freundin gehört, also sind wir sehr viel zusammen ausgeritten, im Sommer fast jeden Tag. Damals war alles super, es gab keine Zickereien oder ähnliches, unsere Stuten waren eigentlich immer brav, es gab nie Probleme, sie gingen auch problemlos auf neuen Wegen, die sie nicht kannten. Meine Stute ging aber auch mit anderen Pferden gerne ins Gelände ohne sich aufzuführen.

Vor ca zwei Jahren ist meine Freundin dann mit ihrer Stute in einen anderen Stall gezogen. Anfangs war noch alles in Ordnung, außer dass ich merkte dass meine Haflingerin schon etwas traurig war. Nur nach einiger Zeit wollte sie plötzlich nicht mehr ins Gelände, zuerst fing sie an, am Nachhauseweg zu rennen, da dachte ich mir noch nicht viel dabei, aber es wurde immer schlimmer, auch wenn wir mit anderen Pferden draußen waren. Inzwischen fängt sie schon 100m nach der Koppel an ihr ganzen Programm abzuziehen. Sie versucht zu steigen und will durchgehen (natürlich Richtung Heimat), sie will um jeden Preis nachhause. Ich kann sie zwar noch kontrollieren, doch es macht keinen Spaß mit einem total gestressten und durchgeschwitzten Pferd nachhause zu kommen..

Ich hab schon alles Probiert von spazieren gehen zu Fuß über Dressurlektionen oder nach dem Ausritt noch am Reitplatz trainieren damit sie weiß dass nach dem Ausreiten nicht Feierabend ist...
Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich geh inzwischen nur noch auf den Reitplatz bzw. in die Halle, nicht mal mit anderen Pferden will sie raus, der letzte Versuch endete beinahe in einer Katastrophe, da sie auch die anderen Pferde nervös machte.

Hat jemand ein ähnliches Problem oder weiß was ich noch tun könnte? Bin echt verzweifelt!
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Fleur18
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Beitrag von Fleur18 »

Das was du da schilderst kenn ich zu gut...Wir hatten mal einen Sportisi 4 Wochen auf Probe an unserem Stall.
Als wir ihn beim Vorbestitzer angeschaut haben, war er absolut super zu reiten, ging allein ins Gelände, alles super...

Nach einer Woche bei uns am Stall hat er das gleiche gemacht, wie du von deiner Stute beschreibst.
Er hat uns dann nicht mal mehr aufsteigen lassen.
Wir haben dann wirklich von ganz vorne Angefangen. Ein paar Schritte vom Stall weg, mit jedem Erfolg ein wenig steigern... Half aber auch nichts.

Letztendlich haben wir ihn wieder zurückgegeben..

Sowas ist echt schwer wiederhinzukriegen...

Wie steht deine Stute denn in der Rangfolge? Vllt könnte es was helfen, wenn du das Leittier der Herde mitnimmst beim Spazierengehen oder später auch wieder beim Reiten?
Oder hilft das auch nichts?
liebe Grüße aus Bayern :)
Julia

”Wer immer mit dem Strom schwimmt, wird die Quelle nie erreichen!"
aundare
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Beitrag von aundare »

ja, das hab ich auch schon versucht, hat auch nichts genützt... aber hergeben werd ich sie sicher nicht, hab schon so viel mit ihr erlebt, hab auf ihr reiten gelernt.. da hängt man seeehr dran :)

weiß nicht ob das mit der leitstute funktionieren würde, die hat auch ein ziemliches tempo drauf, doppelt so lange beine ;) außerdem war sie schon lange nicht weiter als bis zur koppel, ist schon in rente und die besitzer schern sich leider nicht mehr um sie.. :(
naja wenigstens gehts ihr bei uns gut :)

werd das mal probieren, mal sehn ob wirs überleben :D
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Lala
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Beitrag von Lala »

Vielleicht mal mit Bachblüten unterstützen?
Tönt nach extremen Kleben wegen (durchaus realen) Verlustängsten. Scheint mir bis zu einem gewissen Grad auch normal, nachdem sie gerade ihre beste Kollegin verloren hat. Für dich natürlich trotzdem keine Situation zum akzeptieren....

Erzähl doch sonst mal noch etwas mehr zu euch. Wie ist sie sonst im Umgang? Aktzeptiert sie dich als Leit-Mensch? Oder bist du für sie mehr ein Passagier oder Anhängsel?
Wie verhält sie sich auf dem Reitplatz? Bleibt sie da ruhig?
Wie fühlst du dich beim Verlassen des Stalls? Wirst du da selber auch schon nervös? Hast du schon mal probiert, wenn jemand anders mit ihr weggeht? Manchmal beinflusst man sich gegenseitig echt doof und jemand Aussenstehendes kann in der selben Situation völlig cool bleiben und voilà fürs Pferd ists auch wieder ok.

Wünsch dir gute Nerven und viel Geduld. Das wird schon wieder.
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Fujai2008
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Beitrag von Fujai2008 »

Das Gleiche was Lala schreibt hatte ich auch sofort im Kopf. Sie braucht von Dir mehr Unterstützung indem du dich als echtes Leittier erweist und andererseits muss sie das mit dem Verlust verarbeiten, dabei hilft sehr gut die Bachblütentherapie. Ich weiß es auch aus eigener Erfahrung. Mein Hengst hat sehr unter dem Absetzen gelitten und mit Bachblüten und seinem homöopatischen Konstitutionsmittel haben wir es gut in den Griff bekommen. Viel Erfolg. L.G. Anja
aundare
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Beitrag von aundare »

nö sie akzeptiert mich voll und ganz, ich reite sie seit mehr als 10 jahren und wir verstehen uns sonst praktisch ohne worte... wenn sie zum beispiel beim reinführen gras naschen will brauch ich nur etwas anzudeuten und sie geht brav weiter ohne zu fressen. sie ist auch am reitplatz total brav, außer die normalen haflingerspinner eben ;)

ich wollte auch nach ner langen pause wiedermal rausgehn und war eigentlich sehr guter hoffnung und hatte das ganze problem gar nicht im kopf und es hat trotzdem wieder so geendet...

glaubt ihr dass das mit den bachblüten noch was helfen würde??? es is ja schon zwei jahre her dass die andere stute weggezogen ist und es hat ja mehr oder weniger langsam angefangen.. werd aber auf jeden fall mal mit meinem tierarzt sprechen..

es ist auch komisch, sie geht nicht mal mehr zusammen mit anderen pferden raus, mit denen sie früher problemlos ins gelände ging..
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horido
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Beitrag von horido »

Ich hätte noch folgenden Lösungsansatz: Könntest Du mit Deinem Pferd woanders hinfahren? Also mit dem Hänger vom Hof in vollkommen unbekanntes Gelände (natürlich nicht alleine) wo sie keine Möglichkeit hat nach Hause zu rennen? Ich wäre mal gespannt, wie sie sich dann verhält. Ist natürlich sehr aufwändig.

Wenn Sie dann brav ist, würde ich das wiederholen und mich immer näher an die normale Ausreitumgebung rantasten.

Viel Erfolg
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Beitrag von Lala »

Ich würde sonst versuchen die Distanz ganz behutsam wieder zu steigern. Wenn sie die ersten 100, 200 m ruhig bleibt, jeweils möglichst jeden genau so weit gehen, und zwar nur so weit, wie sie sich noch nicht aufregt. Dort etwas fressen lassen oder etwas bethüdeln. Wieder heim.
Am nächsten Tag 3-4 Meter weiter, wenn sie sich aufregt, nichts dergleichen tun, Mähne kraulen und eine kleines Geschichtchen erzählen, einfach selbst total ruhig bleiben, wenn sie um dich rumhüpft, egal lass sie einfach (natürlich nur solange sie dich nicht anrempelt! oder nach Hause zerrt!) Sobald sie wieder auf dich hört und etwas ruhiger wird, wieder nach Haus gehen, als ob du gar nie etwas anderes gewollt hättest. Unterwegs ev. nochmals anhalten, kraulen oder fressen lassen.
Bleibt sie mit den 3-4 Meter noch ruhig, loben, wieder fressen lassen, nachhause gehen und erst am nächsten Tag weiter steigern!
Wichtig scheint mir dabei vor allem deine Einstellung, nicht mit dem Gedanke raus, wie weit komme ich fort, bis es ihr unangenehm wird. Sondern mehr so: Komm wir gehen nachsehen, ob das Gras (oder die Aussicht oder was auch immer) dort vorne nicht noch besser, ist als gleich hier.
Wünsch dir viel Geduld :wink:
aundare
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Beitrag von aundare »

Ojeoje... die Fortschritte halten sich sehr sehr in Grenzen...

Ich habe versucht, jeden Tag ein paar Meter weiterzugehen, manchmal hat es geklappt und am nächsten Tag wollte sie plötzlich wieder nicht weiter als bis zum Ende der Koppel gehen ohne großes Tamtam..

Ich hab Anfang des Jahres mit der Bodenarbeit angefangen weil sie eine Verletzung in der Sattellage hatte. Obwohl sie schon "so alt" ist (ca25, weiß keiner so genau) ist sie super brav und lernwillig, sie macht alles mit und lernt sehr schnell, den spanischen Schritt zum Beispiel hatte sie in 2-3 Tagen heraußen, auch sonst ist sie super brav. Nur eben das Problem mit dem rausgehen ist noch immer da..

Ich überlege inzwischen ernsthaft ob ich nicht doch eine Bachblütentherapie machen werde, kann ja schließlich nicht schaden!
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RioNegro
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Beitrag von RioNegro »

Also die Bachblüten würde ich auf jeden Fall ergänzend dazu nehmen.

Ansonsten würde mich spontan noch folgendes interessieren: wie lange seid Ihr denn unterwegs, wenn du deine "Versuche" startest?
Und wie häufig übst du in etwa im Schnitt?

Wie genau verhält sie sich? Du schreibst glaub ich, dass du sie durchaus noch kontrollieren kannst, richtig?
Sie aber recht nervös und angespannt wird, oder?
Was tust du dann in dem Moment?

Fragen über Fragen ... :wink:
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich habe bei meinen Pferden auch sehr gute Erfahrungen mit Bachblüten gemacht und würde Dir das zur Unterstützung sehr empfehlen.

Bachblüten verändern das Verhalten nicht schlagartig, sondern langsam und in kleinen Schritten, aber sie bringen die Psyche langfristig einfach wieder ein wenig mehr "in die Mitte". Das funktioniert auch noch Jahre nach einem Trauma, auch wenn es natürlich besser ist, sofort etwas zur Unterstützung zu geben.

Übrigens gibt es auch Fälle, in denen Pferd und Reiter die gleiche Mischung nehmen sollten :D keine Witz, denn wenn z. B. ein Reitunfall passiert ist, sind Pferd und Reiter gleichermaßen traumatisiert.
Viele Grüße
Sabine
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aundare
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Beitrag von aundare »

@max ja das wär vielleicht garnicht so verkehrt, weils mich selbst auch ziemlich mitgenommen hat dass meine freundin so schnell ausgezogen ist.. :P


Naja ich übe so ca 3 mal die woche, und meistens führe ich sie.
Wir kommen meistns nicht sehr weit, so ungefähr 500m bis zum ende der koppel, manchmal sogar etwas weiter. ich lasse sie dann grasen und manchmal ist sie sogar bis dahin ganz ruhig, aber plötzlich kommt sie drauf dass sie jetzt uuunbedingt sofort nachhause muss.
ich hab dann versucht ihr zuvor zu kommen, also zweimal gras abbeißen lassen, umdrehen, heim. aber spätestens am rückweg wird sie wieder zappelig und nervös.
ich mach es dann so, dass ich alle paar meter haltparaden mache, sobald sie brav steht kriegt sie ein leckerli und dann gehts weiter. nur hilft das meistens auch sehr wenig :(
sie fängt dann an total eilig zu werden, also wenn ich sie loslassen würde wäre sie sofort wieder gaaanz schnell unterwegs richtung heimat.
sobald wir dann ungefähr in der mitte der koppel sind geht sie wieder brav ruhig und hat sogar wieder zeit zu fressen. :P

Ja und so geht dass dann jedes mal :/
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esge
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Beitrag von esge »

Haflingerfreunde werden mich steinigen - aber ich finde das typisch Haflinger! Wenn sie sich einmal vorgenommen haben, dass sie etwas gefährlich finden, steigern sie sich bis zur Hysterie da rein und lassen sich durch nichts davon abbringen. HH nenne ich das: Hysterischer Haflinger.
ich kenne kaum eine andere Rasse, die sich so in Wahnvorstellungen hineinsteigern kann wie gerade Haflinger. Vor allem Verlassensängste sind bei dieser Rasse extremst. Auch sehr gut ausgebildete Hafis die ich kenne - reiterlich vom feinsten ausgebildet - verwandeln sich in dauerbrüllende Monster ohne jegliche Konzentration, wenn ihr Kumpel weggeht. Reisen zu einem Kurs zwei Hafis zusammen an, erlebe ich meistens, dass beide zusammen in der Halle sein müssen, damit Arbeit möglich ist.

Deiner Haflingerin wurde die beste Kumpeline genommen. Vielleicht war immer die Kumpelin diejenige, die im Gelände die Führungsposition übernommen hatte. Ohne Kumpeline ist die Welt groß und gefährlich. Das Lebensmotto der meisten Hafis die ich kenne lautet: " lieber einmal feige als immer tot!" Und nein, ein Haflinger lässt sich davon auch nicht von einem Menschen abbringen. Auch nicht von irgendwelchen anderen Pferden, sofern die nicht tief ins Herz geschlossen und "wichtig" sind.
Und ältere PFerde sind auch nicht mehr so flexibel in ihren Lebensanschauungen wie junge. Da gehts ihnen nicht anders als Menschen.

Was ich sagen will ist, dass alle Ratschläge vernünftig und gut sind. Aber du musst viel Geduld haben und ziemlich stur sein, um deine Haflingerin zu überzeugen, auch ohne ihre Freundin rauszugehen. Und es wird ein Risiko bleiben.
Der Hafi einer Freundin, inzwischen über 20 Jahre alt, ging sein Leben lang nicht allein ins Gelände. Insgesamt ist er ein Huch-und Hilfe-Modell. Seit sie ihre Hunde mit zum Reiten nimmt, gehts Haffel auch allein raus. Die Hunde scheinen ihm Rückversicherung genug zu sein. So kanns auch gehen.
Loslassen hilft
aundare
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Beitrag von aundare »

na dann kauf ich mir wohl einen hund ;D

nein spaß beiseite :)
die sturheit von haflingern ist ja eh weltweit bekannt...

aaaber wir haben inzwischen einen kleinen fortschritt gemacht :lol:
wir hatten letztes wochenende wiedermal centered-riding kurs und nach der reitstunde bin ich gemeinsam mit der reiterin die gleichzeitig mit mir geritten ist ein bisschen raus gegangen abreiten. obwohl mein stuti das pferd nur über den koppelzaun kennt aber eigentlich garnichts mit dem zutun hat war sie richtig ruhig, wir waren zwar nur bis zur ersten kurve, aber wir sind bis dorthin ohne theater gekommen und zurück IM SCHRITT!!!!! zwar etwas angespannt aber es war schritt! am nächsten tag das gleiche sogar noch viel ruhiger! ich war ganz stolz auf mein dickerchen :)
ich hab ganz bewusst ruhig geatmet, und ihr von anfang an eine konstante anlehnung gegeben, nicht so wie sonst, ich hab sie nämlich immer gehen lassen weil ich dachte beim ausreiten lasst man doch die zügel lang ^^
klingt jetzt vielleicht echt doof aber ich weiß nicht, ich hatte beim ausreiten bis jetzt immer lange zügel. wenn ich sie dann aufgenommen habe wenn merkte sie wird hektisch, wars vorbei da fing dann immer die tanzrei an. das ist mir eigentlich nie aufgefallen :P

ich habs dann nochmal allein probiert zwar nicht soweit aber ungefähr die hälfte vom weg. auch da war sie ziemlich ruhig.

ich werd in nächster zeit ganz brav üben und vl find ich ja mal wieder jemanden der sich mit mir rausgehn traut ^^
"Ich habe Zeit"
LordFado

Beitrag von LordFado »

Zügellänge (im Gelände): so lang wie möglich, aber so kurz wie nötig!!
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