So, hier mal meine Erfahrungen der letzten 11 Tage.
Freitag, 16.04.2010 Kastrationstag
Die Kastration verlief soweit gut. Alles Weitere wird sich in den nächsten Tagen zeigen.
Samstag, 17.04.2010, Tag 1 nach der Kastration
Nur abends eben einen kleinen Besuch im Stall und 15 Minuten spazieren gehen mit Thymo.
Die Kastrationswunde ist so dick angeschwollen wie zwei Frauenfäuste. Aber die Schwellung ist ganz gut, das macht einen Darmvorfall noch unwahrscheinlicher.
Sonntag, 18.04.2010, Tag 2 nach der Kastration
Ich gehe die vorgeschriebenen 15 Minuten mit Thymo spazieren.
Die Kastration ist im Kopf von Thymo noch nicht angekommen. Er spackt ziemlich rum, inklusive Steigen und ausschlagen und die Wunde fängt für kurze Zeit an, schneller zu tropfen. Ich mache mir schon etwas Sorgen, aber wieder im Stall wird es sofort besser. Das Fenster bleibt sicherheitshalber trotzdem geschlossen.
Montag, 19.04.2010, Tag 3 nach der Kastration
Der Tierarzt ist mit Thymos Gesundheitszustand sehr zufrieden. Ab heute darf er 20 - 30 Minuten in die Führmaschine. Thymo darf jetzt auch duschen und die Wunde soll/kann mit kaltem Wasser abgeduscht werden. Wenn ich möchte, kann ich auch Schritt reiten. Aus Sicherheitsgründen spare ich mir das.
Dienstag, 20.04.2010, Tag 4 nach der Kastration
Thymo geht es gut. Die Kastrationswunde ist noch dick, aber weniger als die letzten Tage. Ich habe sie gekühlt und ihn für 30 Minuten in die Führmaschine gestellt. Thymo ist putzmunter, aber im Umgang finde ich ihn schon ein bißchen weniger dominant und büffelig. Donnerstag kommt wieder der TA. Dann werden wir sehen. Ich glaube nicht, dass ich mich da ohne vorheriges Ablongieren drauf setzen sollte....
Mittwoch, 21.04.2010, Tag 5 nach der Kastration
Thymo geht es richtig gut. Die Schwellung geht weiter zurück und dürfte in 2-3 Tagen vollständig verschwunden sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn mir der TA ab morgen wieder Trab und Galopp erlaubt. Das wäre auch ganz gut.....
Thymo ist sowas von munter, dass ich mich nicht draufsetzen würde, ohne vorher ablongiert zu haben.
Im Umgang finde ich ihn deutlich angenehmer. Er ist dem Menschen mehr zugetan. Der Gast in unserem Stall (vor zwei Wochen mit 11 Jahren gelegt) pöbelt ihn nach wie vor an, wenn Thymo vor seiner Boxe angebunden ist. Thymo findet das spannend und macht seinen üblichen Hengsthals, aber er ist nicht mehr so elektrisch und er wendet mir auch schnell wieder seine Aufmerksamkeit zu. Das war ja zu seinen Hengstzeiten unmöglich.
Donnerstag, 22.04.2010, Tag 6 nach der Kastration
TA ist mit Thymo sehr zufrieden. Ab heute darf ich wieder etwas traben, ab Montag wieder Galopp. Ab Montag darf er auch wieder raus. Ich habe ihn aber nur sehr kontrolliert am Kappzaum für etwa 15 Minuten longiert. Bloß nichts überstürzen. Er ist super spannig und geht sehr schlechten Schritt, im Trab macht er Schlauchgeräusche. Ansonsten ist er sehr nett im Umgang und läßt sich jeden Tag weniger vom dem Pöbel-Heinz ärgern. Der ist nun schon gut zwei Wochen Wallach und macht keinerlei Anzeichen irgendwie ruhiger zu werden.
Freitag, 23.04.2010, Tag 7 nach der Kastration
Ablongieren geht ja nicht, weil er dann sofort rumspackt. Also setze ich mich gleich drauf. Mut zur Lücke. Thymo ist mehr als spannig. Kaum sitze ich drauf macht er einen Riesenkatzenbuckel und gezwungenermaßen muss ich vorne richtig reingreifen, damit er nicht wie ein Irrer losschießt. Ich reite zwanzig Minuten Schritt und trabe vorsichtig an. Wieder Katzenbuckel, aber er bleibt bei mir. Für den Anfang bin ich zufrieden. Beim Reiten habe ich ein besseres Gefühl beim Schritt, als wenn ich ihn in die Führmaschine stecke.
Samstag, 24.04.2010, Tag 8 nach der Kastration
Thymo dusche ich heute nur wie jeden Tag ab. Mehr mache ich aus Zeitgründen nicht mit ihm.
Sonntag, 25.04.2010, Tag 9 nach der Kastration
Ich lasse Thymo in die Führmaschine und wollte anschließend "mal eben" mit Halfter und Longe (ohne Handschuhe) den Trab ansehen. Aber Thymo ist so grell, dass ich den Versuche sofort abbreche. Einmal steigt er mich an und keilt völlig übermütig in meine Richtung aus. Also ist der Versuch sofort beendet und Thymo steht zur weiteren "Ausnüchterung" wieder in der Führmaschine.
Montag darf er endlich wieder raus und dann kann er auch wieder galoppieren und ich kriege nicht jedesmal einen Herzinfarkt, wenn er anfägt rumzuspringen. Meine Sorgen, dass er zuviel Kraft verlieren könnte, sind derzeit völlig unbegründet.
Montag, 26.04.2010, Tag 10 nach der Kastration
Thymo platzt vor Energie und tobt sich richtig aus. Laut TA darf er ab heute wieder galoppieren, was er richtig ausnutzt. Erst nach 15 Minuten ist er ansprechbar und ich arbeite mit dem DIPO-Trainer noch ein paar Runden auf jeder Hand im Schritt und Trab weiter.
Anschließend lasse ich ihn zum ersten Mal seit 10 Tagen auf den Paddock wo er sehr ausgelassen rumtobt.
Dienstag, 27.04.2010, Tag 11 nach der Kastration
Thymo war noch auf dem Paddock zum toben. Aber ab heute nehme ich die Arbeit mit ihm wieder auf. Er wirkt etwas müde und das ist er auch. Im Trab gefällt er mir deutlich besser als zu seinen Hengstzeiten. Die Hormone lassen ihn in Ruhe und er dehnt sich (vorsichtig) an den Zügel ran, sodass ich mal annähnernd in eine v/a Haltung komme. Vorher hatte ich immer das Gefühl ich müßte ihn quasi müde reiten, damit er mal den Hals fallen läßt. Im Galopp läuft er auch bei durchhängendem Zügel mit dem Kinn auf der Brust und ich versuche ihn immer wieder etwas vorzuschicken, damit er sich vorne öffnet. Jetzt wo sein ganzes Machogehabe weg ist, bleibt ein junges Pferd übrig, was mit drei Jahren in viel zu kurzer Zeit "fertig" gemacht wurde (mit Kandare vor dem Wagen und mit Trense unter dem Sattel mit dem Kinn auf der Brust).
Kopfmäßig ist er jetzt mehr Wallach als Hengst.
Ich bin froh über die Entscheidung. Es ist alles entspannter und ich kann nun die Probleme mit ihm angehen ohne mir jedes Mal einen Kopf manchen zu müssen, ob jemand mit einer Stute in der Halle ist, ob ein Paddock frei ist, etc. In den nächsten Tagen wird er peu à peu mit seinem Boxennachbarn zusammen rauskommen und in spätestens vier Wochen in unsere Herde eingegliedert werden. Vielleicht auch früher.
An Hengstausdruck hat er verloren, das ist richtig. Aber viel von diesem Hengstausdruck kam auch von einer total verspannten Oberlinie und einem schicken Unterhals. Ich bin zuversichtlich, dass er auch als Wallach einen schönen und wachen und vor allem zufriedenen Ausdruck haben wird, sobald er hier seinen Platz im Leben gefunden hat.