kein Grundgehorsam?

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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Klara
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Beitrag von Klara »

Wir werden wohl fast alle jeden Tag getestet. Solange es ungefährlich und unauffällig ist, bekommt man das manchmal gar nicht mit. Das böse Erwachen kann dann in bestimmten Situationen aufkommen, wenn die Lieben zusätzlich zum Büffeln noch steigen usw. Also ich würde solch Verhalten immer ernst nehmen. Der Grundrespekt vor dem Menschen muss da sein. Beim Verladen reagierte meine Kleine auch erst empört, als die RL übernahm, denn nun kam sie nicht mehr wirklich mit ihrem Gezicke durch.
LG
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cinnamon
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Beitrag von cinnamon »

Klara hat geschrieben:Wir werden wohl fast alle jeden Tag getestet.
nö, werden wir nicht. ich finde diesen zugang ziemlich traurig/frustrierend. ich möchte kein pferd, das mich testet und versucht, die von mir gestellten anforderungen zu verweigern. bei mir würden da sämtliche alarmglocken schrillen...
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Klara
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Beitrag von Klara »

Ich ja auch fast alle geschrieben. Testen heisst für mich das ewige Spiel, wie es die Pferde fast ständig in ihren Gruppen spielen. Wir sind nun mal Bestandteil dieser Gruppe. Als Test verstehe ich auch Kleinigkeiten, die in der Summe grosse Auswirkungen haben können. Leitstuten testen öfter mit wirklich süssen und netten Kleinigkeiten (Anschubsen, in die Taschekriechen, sehr dicht beim Menschenstehen, der mensch muss ausweichen usw). Ich meine keine gefletschten Zähne oder angelegte Ohren. Jedes Pferd zeigt sich anders. Ich selbst hab verschiedene Charakter am Haus. Bei der Stute heisst es für mich, in einer noch andauernden Phase sehr viel Selbstdisziplin zu zeigen.
LG
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cinnamon
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Beitrag von cinnamon »

Klara hat geschrieben: Testen heisst für mich das ewige Spiel, wie es die Pferde fast ständig in ihren Gruppen spielen. Wir sind nun mal Bestandteil dieser Gruppe.
nein, sind wir nicht - wir sind mensch und pferd ist pferd und pferd weiß das auch sehr genau.
was du meinst sind ausbildungsfehler, ev. auch ressourcenkontrolle.
Andrea
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Beitrag von Andrea »

Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, aber das ist meist Traki-typisch, die sind sensibler und haben halt 'ihre' Leute. Bei meinem war das auch so, er ist nicht mit jedem mitgegangen, bzw. hat dann erstmal das Spinnen angefangen (im Alter wurde das etwas besser, aber jemand, der minimal Schiss hatte, wurde getestet). Ganz schlimm wars bei Fremdreitern. Bei erfahrenen, guten Reitern war er super, bei Leuten, die minimal unsicher waren übertrug sich das ganz schnell und er reagierte ebenfalls extremer und wollte sich nicht mehr von demjenigen ruhig reiten lassen, meist wurde ein unsicherer Reiter minimal grob und das paßte ihm absolut nicht... :wink:
Ich sah das nicht als Grundgehorsam, sondern als Sensibilität! 8)
(daher bin ich wohl auch Trakehner-Fan *g*)

LG
Andrea
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Ich habe einen Ex-schuli. Da darf man getrost davon ausgehen, dass der gelernt hat, sich von Hinz und Kunz händeln zu lassen.
Ich habe ihn nun schon recht lange und er darf bei mir ziemlich viele Dinge, die andere nicht durchgehen lassen würden. Er ist dennoch grundsätzlich von allen Personen im Stall leicht händelbar und nimmt sich bei denen im Zweifel eher weniger raus, als bei mir.
Nichts desto Trotz, gibt es einzelne Personen und Situationen, in denen er sich auch mal so verhalten kann, als hätte er keinerlei "Grunderziehung".

Bsp.: Ich hatte ihn, als ich ihn erst kurze Zeit hatte, mal für einen TTouch-Kurs verliehen. Dort geschah nun nichts schlimmes. Alle Personen des Kurses lernten die Touches an den verschiedenen Pferden anzuwenden. Das war eigentlich auch schon die gesamte Anforderung an mein Pferd. Er sollte sich von wechselnden Menschen überall mal anfassen/abstreichen lassen. Das sollte nun für einen Ex-Schuli kein Problem sein. Ich war lediglich als Zuschauer dabei.
Es war zu sehen, das meiner das nicht gerade entspannend fand, aber er blieb stehen und ließ sich alles gefallen, bis eine der Teilnehmerinnen an seinen Schweif ging und diesen vorsichtig etwas rotieren lassen wollte. Das war der Punkt, an dem meiner zu meinem Entsetzen die HH hob :shock: Er hob sie zwar nur und schlug nicht, aber trotzdem. Sowas hat er nichtzu machen und weiß das auch sehr genau. Sowas hatte er, in den Jahren den ich ihn schon vorher kannte, auch noch nie gemacht. Das wäre für ihn ein absolutes NoGo gewesen, zumal er als Schuli immer einen Schweifriemen an seinem Sattel hatte und es daher normal war, das man ihm an den Schweif geht. Das fand er zwar schon immer blöd, aber niemals gab es so eine Reaktion bei ihm. Bis zu diesem Tag kniff er maximal den Schweif ein.
Wir griffen natürlich sofort ein, aber es blieb dabei. Ich konnte an den Schweif, die Kursleiterin konnte dran und bei keinem der anderen TN hatte er sich vorher ungebührlich verhalten. Aber diese eine TN war ihm vollkommen suspekt.
Am nächsten Tag ließ die Kursleiterin nur die anderen an mein Pferd und alles war wieder gut und bei einer recht ruhigen Person, die sich dann länger mit ihm beschäftigte, fing er sogar auch an sich zu entspannen.

Auslöser für sein Verhalten war sehr wahrscheinlich die Teilnehmerin. Sie war ein Mensch, der so eine kleines Energiefeld um sich rum verströmte. Schwer zu beschreiben, aber anders kann ich es nicht. Sie war einfach so ein bißchen energiegeladener als andere und mehr war an ihr auch nicht besonderes. Sie war, dem Kurs entsprechend vorsichtig, wie die anderen auch und hielt sich an alle Regeln und ist lediglich dadurch aufgefallen, dass sie ein Typ ist, den man nicht übersieht, wenn er ins Zimmer kommt.
Das Schweifeinkneifen war uns bekannt und es wurde vorher von mir und anderen dran gearbeitet, dass er lernt sich dabei zu entspannen und das machen wir auch heute noch. Einen Schweifriemen hat er seit dem er bei mir ist nicht mehr gesehen. Es gab nie wieder einen solchen "Vorfall" auch wenn er es bis heute nicht toll findet, wenn ihm Fremde an seinen Schweif gehen.

Was lernen wir daraus? Pferde sind Tiere und nur weil sie sich in Hundertausend Situationen bei Hundertausend Menschen gleich verhalten haben, heißt das nicht, dass sie das bei jedem so machen. Mir ist sein Verhalten noch immer irgendwie unverständlich, denn er stand ja "frei" in der Halle und hätte im Zweifelsfall auch einfach weglaufen können. Warum er das nicht tat, kann ich nicht nachvollziehen, denn er ist nicht die Spur angriffslustig. Bis heute bleibt die einzige Erklärung die, dass es mit der Person zusammenhängen muss, auch wenn sie nichts falsch gemacht hat.
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cinnamon
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Beitrag von cinnamon »

unerklärlich finde ich das nicht, gerade wenn er zuvor schon mit schweif einklemmen auf seine bedürfnisse hingewiesen hat.
wenn man das hinterhand heben dann auch noch ignoriert, hat man bald ein pferd, das gar keine warnsignale mehr zeigt und unberechenbar von einer sekunde zur nächsten austickt...
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Beitrag von sinsa »

@cinnamon Lies bitte nochmal: er tat es nie vorher bei wesentlich unangenehmeren Anlässen (Schweifriemen), nie danach und er hätte flüchten können - also einfach einen Schritt beiseite machen :wink:

Es ist sogar sehr ungewöhnlich, dass er genau bei einer Person in vielen Jahren ein Bein anhebt und es ist noch ungewöhnlicher für ihn, dass er nicht flüchtet statt zu drohen. Schulis zeigen ihre eigenen Befindlichkeiten nicht ohne weiteres jedem und werden, wenn es denn sein muss je nach Charakter, eher weichen oder agressiv werden und meiner neigt definitiv nicht zur agressiven Geste. Ein Schuli muss gewisse Grundsätze verinnerlicht haben und damit leben können, damit er ein guter Schuli ist.

Diese Episode hat bisher jeden ins Grübeln gebracht, der das Pferd kannte.

Und nochmals: Ich habe vorher mit ihm daran gearbeitet und mache das noch immer. Er darf durchaus zeigen, was ihm unangenehm ist und was nicht. Im Gegenteil: das soll er sogar. Mit einer Ausnahme: er hat nicht zu schlagen oder sonstiges. Er kann sich auch auf ungefährlichem Weg mitteilen. Das ist keine unterdrückte Pferdeseele sondern ein verhätscheltes Einzelkind und Waldorfschüler.
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Also ich geb hier auch mal meinen Senf dazu:

ich würde das Wort "Grundgehorsam" durch das Wort "Grundvertrauen" ersetzten. Aus meiner Sicht stellt sich das so dar: Die Stute von Kosima war von der ungewohnten Situation beunruhigt :shock: und wollte sich in dieser Situation nicht der Führung einer relativ fremden Person anvertrauen. Kosima schrieb ja, bei ihr hätte sie das nicht gemacht, sicher weil ihre Stute ihr vertraut und sich deshalb auch in einer ungewohnten Situation bei ihr sicher fühlt.
Nachdem sich die Reitlehrerin - wohl durch energisches und konsequentes Auftreten - als Führerin qualifiziert hatte, folgt die Stute schließlich auch ihr.

Wie andere es hier schon schrieben: Es gibt Menschen, die ein so sicheres und souveränes Auftreten haben, dass Pferde sie sofort respektieren und sich ihnen anvertrauen. 8) Andere Menschen müssen sich erst beweisen, manche schaffen das besser, manche schlechter.

Es liegt aber natürlich auch am Pferd: Ein Pferd, dass von Anfang an mit Souveränen Menschen zu tun hatte, die es sicher führten, es nicht überforderten oder in blöde Situationen brachten, die sich für das Pferd verlässlich verhielten, diese Pferde haben ein Grundvertrauen in den Menschen an sich und werden sich auch Fremden gegenüber eher "gehorsam" zeigen, ich würde es lieber "vertrauensvoll anschließen" nennen.

Andere Pferde haben schlechte Erfahrungen gemacht; das muss gar nichts dramatisches mit Gewalt sein: Inkonsequenz, unlogisches Loben und Strafen, eigene Unsicherheit können dazu führen, dass das Pferd sich beim Menschen unsicher fühlt und sich ihm deshalb natürlich auch nicht so gerne unterordnet. :? Ein Pferd dass häufiger solche Erfahrungen mit Menschen macht, übernimmt dann lieber selbst die Führung und gibt die Kontrolle nicht so leicht ab. Dann gibt es bei Pferden natürlich auch "Führungspersönlichkeiten" die sich schwerer tun, die Kontrolle abzugeben und dann besonders anspruchsvoller an die menschliche Führungsperson sind. (Aus denen werden dann oft die so genannten "Problempferde")

Es gibt daneben auch "gehorsame" Pferde die KEIN Vertrauen haben: So genannte gebrochene Pferde, die mit roher Gewalt zur Unterwerfung gezwungen wurden. Diese Art von Gehorsam ist aber nie 100% zuverlässig - in Extremsituationen kann es immer sein, dass so ein Pferd ausrastet. :wut: Außerdem finde ich solche Pferde grauenvoll anzusehen: Am deutlichsten habe ich es mal bei einem nach Parelli ausgebildeten Pferd gesehen (ich habe nicht grundsätzlich was gegen Natural horsemanship!) – das war wie ein Roboter. :shock:

Meiner Ansicht nach ist es nicht so entscheidend, mit welcher „Methode“ man mit dem Pferd umgeht: Entscheidend ist denke ich, dass man für das Pferd verlässlich ist – und das kann man auf sehr softe aber auch eher harte Art sein.
Auch Fürsorglichkeit bewirkt nach meiner Erfahrung viel: Wenn ein Pferd merkt, dass mir sein Wohl wichtig ist, stärkt auch das das Vertrauen (und dazu kann auch mal gehören, die Meinung des Pferdes zu „hören“ und etwas nicht um jeden Preis durchzusetzen...)
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Jen
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Beitrag von Jen »

ohne jetzt jeden Beitrag ganz genau durchgelesen zu haben:

Für mich bedeutet Grundgehorsam, dass das Pferd gelernt hat, bei Beunruhigung oder beim lernen von neuen Dingen, erstmal zuzuhören, statt kopflos zu reagieren. Das heisst, in gewissem Mass (nicht komplett) seinen Fluchtinstinkt zu unterdrücken und sich dem Menschen anzuvertrauen und ihm zuzuhören. Dies heisst nicht perfekt parieren, sondern es heisst: sich selber nicht komplett vergessen und mit Körperkraft gegen den Menschen zu drücken, schieben, büffeln oder kopflos davonrennen zu wollen. Dieser Grundgehorsam zeigt sich für mich da nicht, wenn das Pferd in normalen, gewohnten Situationen eine Art "Abmachung" mit dem Menschen hat à la "du tust mir nichts und ich tu dir nichts". Diese "Abmachung" kann durchaus ganz unbewusst für den menschen sein, weil er gar nicht merkt, wieviel Zugeständnisse er dem Pferd macht. Das funktioniert so lange, wie dem Pferd wohl ist und so lange bekannte Dinge abgefragt werden und so lange nichts Ungewöhnliches passiert. Wird dieses labile Gleichgewicht jedoch gestört, dann kann es durchaus zu heftigen Reaktionen seitens des Pferdes, oft überraschend für den Menschen kommen. Ich habe das nun schon öfters erlebt und meist liegt es im grundlegenden Umgang begründet. Das heisst zb. das Pferd drängt den menschen fast unmerklich immer wieder ab (klassisches Beispiel: wenn man gemütlich mit dem Pferd da steht und mit jemandem spricht, und das Pferd immer wieder näher kommt und der Mensch fast unbemerkt einen Schritt zur Seite und Platz macht), bestimmt Tempo und Linie selber (beim Führen, beim Longieren, beim REiten, kann auch unmerklich für den Menschen sein) etc.

Das gehört für mich zum Grundgehorsam. Wenn sich das Pferd richtig erschreckt, zb. bei einem Knall oder was auch immer, "darf" es natürich erschrecken, das lässt sich kaum vermeiden. Aber die Reaktion auf das Erschrecken lässt sich durchaus etwas beeinflussen. das heisst die Zeitspanne vom Erschrecken bis zur Konzentration wieder auf den menschen kann mit verbessertem Grundgehorsam erheblich verkürzt werden. Mir ist das nur schon aus Sicherheitsgründen sehr wichtig, abgesehen davon, dass ich es viel angenehmer finde, mit einem gehorsamen Pferd umzugehen. Das hat nichts mit Kadavergehorsam zu tun. ;)
Liebe Grüesslis, Jen
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Hi Jen, da sist interessant - das was du als "Abmachung" beschreibst, habe ich kürzlich in einem englischsprachigen Vortrag von Klaus Ferdinand Hempfling als "compromising" beschrieben gefunden. Ich fand das sehr erhellend und sehr zutreffend, mir fehlte bisher noch ein passendes deutsches Wort dafür.
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Fujai2008
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Beitrag von Fujai2008 »

Ich würd mich nicht verrückt machen lassen von dieser Aussage der RL. Ehrlich gesagt würd ich die Reitlehrerin wechseln, da sie offenbar nicht über Pferdeverstand und Einfühlungsvermögen verfügt und dann auch noch ihre Unfähigkeit auf Dich abschiebt. Mir ging das mal so mit einer Tierärztin - genau das was Du beschreibst. Aber auch ich fand dass die Tierärztin irgendwie mein Pferd nicht mochte und mein Pferd hat das eben wohl auch wahrgenommen. Bei anderen TA und bei meiner Huforthopädin ist er mustergültig brav - also er wird wirklich immer gelobt wie gut er erzogen wäre für sein Alter. Ich finde ein Pferd darf durchaus zeigen, wenn es sich in der Nähe eines Menschen - noch dazu wenn der fremd ist - unwohl fühlt. Das hat mit Gehorsam oder Erziehung nichts zu tun. Lass dir nichts einreden. L.G. Anja
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo Rosana

ah, compromising finde ich dafür ein sehr gutes Wort. Eigentlich zutreffender, als mein deutscher Begriff für "Abmachung". Wusste auch gerade nicht, wie ich das treffend beschreiben könnte. Es ist ja schon eine Art Kompromiss eingehen. Ev. auf sehr unbewusster Ebene... ;)
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Grundgehorsam würde ich ähnlich wie Jen beschreiben. Also ein Pferd, das den Mensch an sich erst mal respektiert und nicht seine Kraft gegen ihn einsetzt. Jedoch ist es auch normal, dass Pferde den Menschen testen - und wenn er die klitzekleinen Kleinigkeiten nicht merkt, kann dieses Testen dann auch schneller körperlich werden, was dann natürlich nicht mehr für ein gehorsames Pferd spricht. Aber ob so ein pferd dnan als ungehorsam zu betiteln ist, nur weil der Mensch zu "blöd" war, das erste Abchecken zu übersehen? Ich denke nicht, sondern es gibt Pferde, die einen derartigen Charakter haben, dass sie sich selber eher aufspielen und Pferde, die als sehr lieb erscheinen (aber dann dennoch die Leitung übernehmen, wenn der Mensch nicht reagiert). Und letzteres kann sehr gut und lange funktionieren, wird als harmonische Pferd-Mensch-"Freundschaft" angesehen, eben solch ein Kompromiss, der vom Menschen aber dann unbewusst ist. ALlerdings könnte es auch mal wirklich gefährlich werden, bei dummen Situationen, in den das Pferd dann natürlich enscheidet...
Dan gibt es Pferde wie meiner, der an für sich durchaus gehorsam ist (wie gesagt an für sich, da auch ich Kompromisse eingehe, :oops: ) aber fast permament abcheckt und hier schnell körperlich wird, wenn man nicht reagiert. So ein Pferd wird dann eher als ungehorsam betitelt...


Zu der beschriebenen Situation: da dein RL dein Pferd in die Hand gedrückt bekommen hat und auch gleich losgeleaufen ist, konnte dein Pferd ja nur im Gehen "Abchecken". Vielleicht hat dein RL auch das erste Ohrenzeichen, die erste Gewichtsverlagerung hin zu ihm übersehen, und dann wird daraus natürlich schnell ein stärkeres Antesten. Hätte er sie geputzt oder so, hätte er vermutlich gleich seine Position deutlich gemacht und gut wär's gewesen... Würde ich also nicht überbewerten, wenn deine Stute ansonsten gehorsam ist.


Ich bin auch der Meinung, dass ich keine "tote Maschine" haben möchte. Also kann ich auch nicht erwarten, dass mein Pferd jeden als sicheren Pol erkennt. Und wenn sei dann noch in unbekannten Gefilde sind, müssen sie sich doch im Endeffekt erst mal auf sich verlassen, wenn der gewohnte, sicherheitsgebende Mensch nicht da ist... Schließlich sind sie das ja auch gewohnt, weil wir ja ohnehin kaum bei ihnen sind (ein Grund warum ich dieses Mensch=Leittier Geschwafel nicht leider kann;-))
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