kein Grundgehorsam?

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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kosima
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kein Grundgehorsam?

Beitrag von kosima »

Ich hätte da gern mal Eure Meinugen:
Ich habe eine 8-jährige Trakehner-Stute, die das typische Trakehner-Temperament zeigt und eigentlich lieb ist.
Letzte Woche war meine RL bei uns zu Hause und wir wollten den RU auf einem provisorisch angelegtem Reitplatz durchführen, den die Stute so nicht kannte. Als ich etwas vergessen hatte und losging, um es zu holen, fragte ich die RL, ob sie meine Trakki-Stute solange halten könne. Als ich mich dann entfernte, zeigte meine Stute ein sehr unmögliches Verhalten. Sie büffelte gegen die RL und war sehr aufgeregt. Die RL führte sie dann einige Runden und wenn sie büffelte, bekam sie den Ellenbogen an der Schulter zu spüren. Soweit so gut, RL hatte die Situation perfekt gemeistert. jedenfalls erhielt ich als Rüffel von der RL, meine Stute hätte überhaupt kein Grundgehorsam. Ist das wirklich so? Bei mir hätte sie dieses Verhalten mit 100%iger Sicherheit nicht gezeigt. Ich habe tagelang gegrübelt und mich selber reflektiert und auch festgestellt, dass ich tagtsächlich manchmal Kompromisse eingehe. Ich bin dabei sie abzustellen und auch die Leckerliegabe stark einzuschränken. Aber war die Einschätzung etwas überbewertet? Muss man dabei nicht auch die gegebenen Umstände mit berücksichtigen? meine RL meinte, gerade in Extremsituationen zeigt sich der Grundgehorsam des Pferdes. Also mangelt es meiner Stute tatsächlich so sehr an Grundgehorsam? Oder gehen Trakehner tatsächlich einen Ein-Mann-Beziehung ein?
Die freiwillige Mitarbeit des Pferdes bringt mehr Annehmlichkeiten mit sich als alle Mittel, mit denen man es zu zwingen sucht. (Salomon de la Broue)
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Wie oft wurde die Stute denn schon von "Fremden angefaßt"?
Möglicherweise war sie wirklich unsicher, weil Du gegangen bist?
Ich würde das einfach die nächsten Male aufgreifen und aktiv üben, vielleicht ergibt sich auch mit jemand anderem (nicht die RL, aber schon jemand mit Pferdeverstand, meine ich) die Möglichkeit, und dann sehen was passiert.
Selbstverständlich sind denke ich grade am Haus gehaltene Pferde sehr menschenbezogen, aber daß sich ein Pferd nicht von anderen Leuten halten/führen lässt würde mir persönlich auch zu weit führen.
Das sollte aber mit ein wenig Übung zu schaffen sein.

Bist überwiegend Du mit der Stute beschäftigt oder macht auch Dein Mann etwas mit ihr? Das wäre ja bereits die erste Gelegenheit für "Abwechslung" :D
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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kosima
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Beitrag von kosima »

Ja von "Fremden" wurde sie noch nicht oft angefaßt, allerdings arbeitet main Mann auch mal mit ihr. Mein Sohn und Enkeltochter führen sie auch, da geht das. Aber dann ist auch immer ihre bekannte Umgebung da. :wink:
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Ich habe neulich in Michael Geitners "Be strict" reingelesen und auch an unseren Pferden, die von allen als äußerst wohlerzogen und brav bezeichnet werden, viele schlechte Angewohnheiten erkannt.

Der eine büffelt, der andere lullert an allem rum, was er mit seinem Maul erwischen kann, wenn er angebunden ist.

Daher denke ich schon, dass man selber viel Eigenschaften an seinem Partner Pferd akzeptiert, die andere zur Raserei bringen können, und das nur, weil man es einfach gewohnt ist.

Seit ich ein bißchen konsequenter auch die "Kleinigkeiten" unterbinde, finde ich, dass die Pferde mir gegenüber in ihrem ganzen Verhalten aufmerksamer geworden sind.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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Klara
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Beitrag von Klara »

Also ich verbinde Gehorsam mit Vertrauen. Und um zu überprüfen,ob ich tatsächlich nur auf Kompromiss arbeite (lieb sein in gewohnter Umgebung usw) gehe ich an die Grenzen und überprüfe mich da regelmässig ganz selbstkritisch. Die Sicherheit geht vor. Mein Ziel ist es, dass mein Pferd mir irgendwann 100 Prozent vertraut, also auch gehorcht. Das habe ich erreicht, wenn ich jede Situation und jeder Umgebung unter Kontrolle bekomme. Noch bin ich davon entfernt (Baustelle allein verladen oder cool allein im Gelände zuckeln)

Pferde spüren m.M. ganz genau, ob jemand Führungsqualitäten hat. Somit sollte der Umgang dann mit diesen Menschen klappen. Vielleicht merkte deine Stute, dass die RL keine Kompromisse eingehen will oder so.
LG
Maren
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Klara
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Beitrag von Klara »

@Medussa: Geitner hat mir auch geholfen. Und die ehrliche Einschätzung meiner RL zu diesem Thema.
LG
Maren
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skywalker

Beitrag von skywalker »

Hmmm, also Erziehung ist die eine Sache, abe die andere - meien Meinung - einfach, dass Pferde sofort merken, bei wem was durchgeht und bei wem nicht.

Meiner bräuchte eigentlich eine sehr strenge und sehr konsequente Hand, die ich leider nciht von natur aus habe (neige eher zum Verhätscheln), und um die ich mich sehr bemühen muss. Dennoch muss ich mich immer wieder neu durchsetzen und erklären, dass nicht gerempelt und gebüffelt wird.

Und dann geh ich zu einem Kurs (Horsemanship), und bei dem Trainer stand mein Kleiner aber sowas von habtacht, von der ersten Sekunde als er ihn sah. Ich hab nur so gestaunt :shock: . Der hätte nicht im Leben gewagt, diesen Menschen anzubüffeln, obwohl ihn der kaum angesehen hat (geschweige denn berührt oder sonstwie gemaßregelt - es kam überhaupt nie dazu!).
Dasselbe passiert bei unserm Stallbesitzer, obwohl der alles andere als ein Bodybuilder ist, braucht es nur nen Blick, und die Pferdis parieren - und zwar egal, ob die scih beim Besitzer als "gut erzogen" oder "schlecht bis gar nicht erzogen" benehmen.

Ich glaub daher dass grad so ein Büffelei-Test einfach das ist - ein Test á la "und schaun wir mal was du für einer bist". Ich glaube da kann man echt erziehen was man will, manche Pferde werden es - wenn sie eine Chance sehen - es einfach probieren. Manche werden es auch nicht probieren.

Allerdings wenn du sagst sie war sehr aufgeregt und büffelte, dann passt das nicht für mich zusammen. Beim "büffeln" ist pferd m.M. nach nicht aufgeregt, sondern sehr selbstbewusst. Sonst ist es eher ein "auf den Schoß springen" (damit hab ich keine Erfahrung :roll: :roll: ), und dann würd ich auch eher wieder sagen, das hat weniger mit Erziehung zu tun als dass man dem Pferd vielleicht zu mehr Selbstsicherheit zu verhelfen versuchen sollte.
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kosima
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Beitrag von kosima »

Ja Ihr habt ja recht, und ich bin ja nach vielem Nachdenken und der Kontrolle meiner eigenen "Sprache" auf Baustellen gestossen und bin, wie oben schon geschrieben, dabei sie schrittweise abzustellen. Aber muss ein Pferd, egal in welcher Situation auch immer, nur blinden Gehorsam gegenüber dem Menschen zeigen? darf es da nicht auch Unterschiede zwischen mir und einem "fremden" Menschen machen? darf es nie äußern, wann es mal unzufrieden ist? Meine eigenen Schwachstellen habe ich ausgiebig analysiert, aber wie muss sich meine Stute gegenüber "fremden" Menschen verhalten? Mit blindem Gehorsam? Gegen einen Menschen büffeln darf sie natürlich nicht!
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Klara
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Beitrag von Klara »

Also ich möchte schon, dass Menschen mit Pferdeverstand meine Pferde halten und führen und reiten können. Anderen geb ich sie auch nicht in die Hand. :wink:
LG
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

man sollte immer bedenken,dass da u.U. gute 600kg geballte Kraft im Spiel ist und die muss jederzeit beherrschbar sein und darf sich nicht verselbständigen.

Mag sein,dass es einen irgendwie ein wenig stolz macht,wenn das Pferd bei der Bezugsperson besonders lieb ist.

Aber es sollte für andere Menschen gefahrlos und stressfrei zu händeln sein und es muss halt einfach einige Sachen schlicht und ergreifend erdulden (man denke nur mal an den Tierarzt).

Ich glaube,die Krux liegt in der Unterscheidung:

Ist das Pferd einfach nur unerfahren,generell etwas hibbeliger veranlagt,oder unerzogen und renitent?
skywalker

Beitrag von skywalker »

@ kosima: kannst du einmal definieren, was du unter dem beschriebenen "büffeln" verstehst bzw. was genau passiert ist? Ich meine, es gibt völlig inakzeptables büffeln und das "mal schaun was das für einer ist"-büffeln.
Also ich möchte schon, dass Menschen mit Pferdeverstand meine Pferde halten und führen und reiten können. Anderen geb ich sie auch nicht in die Hand. :wink:
Ok, dann können wir auch gleich sagen, ich möchte eigentlich nicht, dass mein pferd überhaupt festgehalten werden muss, sondern er soll auf Kommndo stehenbleiben wo ich ihn abstelle.

Das wiederum würde und wird von vielen als "zum Roboter gemacht" abgeurteilt. Das will ja auch wieder keiner... :roll:

ist wirklich eine schwierige Gratwanderung.
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kosima
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Beitrag von kosima »

Unter "büffeln" habe ich folgendes gemeint:
Meine RL wollte sie führen und auch seitwärts schicken. Da ist meine Stute mit der Schulter immer näher gegen die RL, als wolle sie sie abdrängen. Meine RL hat dies dann mit dem Ellenbogen quittiert, wonach sich meine Stute dann sehr aufregte. Dieses Büffeln macht sie bei mir schon lange nicht mehr (ich habe sie seit einem Jahr). Vorher hat sie mich aber nicht abgedrängt, sondern wollte eher auf den Arm. Das Büffeln gegen die RL hatte schon was von Abdrängen. Also ich denke auch, sie wollte testen. Aber das kann natürlich gefährlich werden, also muss ich meinen Umgang mit ihr völlig neu überdenken. Bei mir ist sie lieb und nett, aber in dieser ihr fremden Situation reagierte sie völlig No-Go.
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skywalker

Beitrag von skywalker »

Ok, kann mir jetzt mehr vorstellen.

Büffeln mit der Schulter kann meiner auch ganz excellent (allerdings kommt es mir gepaart mit Aufregung [Angst?] komisch vor).
Ehrlich gesagt, wie soll ich ihm das abgewöhnen? Wenn er es bei mir nicht mehr macht?

ich finde solches "Antesten" schon nochmal zu unterscheiden von aggressivem Verhalten (z.B. jemand hält das Pferd, und das fährt plötzlich aggressiv mit den Zähnen ins Gesicht).

dieses Antesten-Büffeln kenne ich auch nur, wenn man vom Pferd was verlangt (wie bei dir: seitwärts schicken), quasi eine Nachfrage: muss ich wirklich? Wie erwähnt, meiner kann das excellent, das Nachfragen, aber er würde z.B. nie wen niederbüffeln, der nix von ihm will (ein Kind z.B., trotzdem halt ich die von ihm fern).

Ich finds schwierig sowas zu lösen, eben wenn diese Dinge bei einem selst nicht mehr auftreten. Das gilt auch für die Erziehung von Hunden und Kindern (die testen ja auch aus, wenn Muttern nicht dabei ist, z.B. die Kindergartentante oder Lehrerin mit mangelnder Autorität). Man müsste die sonst so lange einschüchtern bis jegliches Aufmucken abgestellt ist. Ob man das will, ich weiß nicht.
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Ich persönlich würde die Situation nicht überbewerten. JEDER der mit Pferden hantiert sollte Kenntnisse haben um eben solche Situationen zu meistern. Deine RL hat das ja eh anstandslos geklärt.

Meine Stute (auch Trakehner drin) zeigt solches Verhalten NUR bei Personen die nicht von Anfang klar stellen, dass das unerwünscht ist.
Bei mir macht sie gar nichts, aber bei Fremden wird schon mal getestet, was ich aber normal finde.

Das Ganze gleich als grundsätzlichen Ungehorsam zu deklarieren finde ich ein wenig extrem.

Eine unerzogene Kröte ist für mich ein Pferd welches bei JEDEM Menschen solche Respektlosigkeiten zeigt. Aber nach meiner Erfahrung nach können Pferde sehr wohl unterscheiden bei wem was rein geht und bei wem nicht.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
chrisP
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Beitrag von chrisP »

Also, ich finde es auch recht normal, dass ein Pferd erstmal austestet.
Meine verhält sich bei mir, meinem GG, meiner RB und auch den versch. Leuten am Stall völlig unterschiedlich.

Die Frau vom SB kommt z.B. auf Koppel gar nicht an sie ran, bei meiner RB büffelt sie beim Futter fassen rum, bei meinem GG kommt sie auf Zuruf von Koppel und bei mir guckt sie nur doof und lässt mich sie abholen.

Warum auch nicht, solange sie nicht gefährliche Aktionen macht, sondern halt recht pferdisch penetrant abtestet. Muss halt jeder einmal die Rangordnung kurz klären, dauert bei meiner etwa 30 Sekunden :)
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