Ausgebunden longieren???

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

LordFado hat geschrieben:
ottilie hat geschrieben:.
Einzige Ausnahme wäre ein nur innen verschnallter Ausbinder. Dies wird übrigens auch von Dominique Barbier so praktiziert, er schreibt daß die Pferde dann sehr viel schneller in die Biegung finden.
also ein sog. Stoßzügel. Ist mittlerweile soweit ich weiß bei der FN auf Turnieren (RWB z.B.) verboten - das wird seine Gründe haben...
ein stoßzügel wird doch zwischen den vorderbeinen durchlaufend verschnallt. das ist was anderes als ein einzelner innen verschnallter ausbinder.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
horsman
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Beitrag von horsman »

ich pers.finde longieren am Kappazaum mit Ausbindern (ohne Gummiringe!), die ans Gebiss geschnallt sind vernünftig. Das Pferd, welches man später ja auch mit den Zügeln ans Gebiss geht, lernt so, den Zügelkontakt zu akzeptieren. Natürlich nicht zu kurz schnallen. Das Pferd soll durch herandehen ans Gebiss den Kontakt selber herstellen. Ich habe da bei einigen jungen und älteren Pferden auch keine Nachteile sehen können. Aber aufpassen, dass das Pferd nicht anfängt sich aufs Gebiss zu legen. Das wäre schlecht.
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orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

ich bin ein großer Fan des Longierens mit dem Kappzaum (wie z.B. im "Longenkurs" erklärt).

Die Pferde, die ich bisher so gearbeitet habe, haben so eine wunderschöne, stabile Dehnungshaltung mit Biegung in allen 3 Gangarten gelernt. Eines der Pferde war bereits vorher gut geritten aber vorher nicht wirklich longiert (übliches Longieren nach FN- Richtlinien führte zu einem so schlechten Ergebnis, dass ich es lieber gar nicht machte) : Er dauerte genau eine Lektion am Kappzaum, da lief er in Dehnungshaltung. Die beiden anderen waren vorher roh, die beiden brauchten natürlich eine Zeit aber lernten es ebenso schön.

Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, warum ich ausbinden sollte. Bisherige Versuche (unter Anleitung von FN- Reitlehrern) waren im Ergebnis ehrlich gesagt schrecklich. Selbiges Pferd, das nach einer Lektion am Kappzaum sofort in wunderschöner Dehnungshaltung ging, ging mit jeglichem Ausbinder krass hinter oder auf dem Zügel und nicht mehr vorwärts (und nein, treiben half nichts). Mein junges Shetty hätte ich aufgrund seines explosiven und etwas erregbaren Temperamentes niemals ausgebunden, das wäre mir viel zu gefährlich. Früher im Reitverein habe ich mal mitangesehen, wie sich ein junges Pferd ausgebunden an der Longe erschreckt hat, dann gestiegen ist und sich überschlagen hat - schrecklich.

Nachdem die Dehnungshaltung am Kappzaum erlernt ist, zeige ich den Pferden die Abkauübungen auf Trense vom Boden aus. Genau hier lernt das Pferd, der Reiterhand zu folgen. Der Rest folgt dann im Sattel.

Ich persönlich möchte, dass das Pferd lernt mit meiner Hand zu kommunizieren, also nachgiebig im Maul zu sein, sich weich zu biegen und zu dehnen. Ich möchte explizit nicht dass sich das Pferd lernt, sich irgendwie auf einen Ausbinder zu stützen oder Zug auf das Gebiss bei steifem Genick ("drauflegen") aufzubauen.

Gruß Tina
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smilla
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Beitrag von smilla »

Ich finde es unheimlich spannend und bisher auch ganz, ganz angenehm mal so differenziert und (bitte, bitte weiterhin!) ohne Platitüden über dieses Thema zu diskutieren!

Mich bewegen mehrere Gründe nochmal neu darüber nachzudenken.

Das Longieren am Kappzaum bietet eine tolle Möglichkeit ein Pferd zu stellen und biegen und es so in die Dehnungshaltung zu bringen. Was mich hier ein bißchen stört ist, dass man relativ lange auf einem kleinen Kreis arbeitet und das widerspricht meiner Idee von der Arbeit mit einem Jungpferd eigentlich etwas...

Nun, Longieren mit Ausbindern habe ich lange abgelehnt, weil ich es negativ kennenlernte. Mein geliebtes Pflegepferd Mogli wurde so für Voltigieren longiert und es war mir absolut zuwider, allein der Akt wie die Karabiner in die Trensenringe geschnall wurden. NUR: Das war dann eben einfach nicht korrekt!!!! SO will ich das NIE WIEDER!

Ich möchte mal beim Reiten ein Pferd haben, dass an die Hand herantritt und dem Zügel folgt, wenn ich z.B. Zügel aus der Hand kauen lasse. Warum das nicht auch bei der Longenarbeit anbahnen? Bringe ich Bilbo nicht zwei unterschiedliche Konzepte bei, wenn ich beim Reiten Anlehnung wünsche und beim Longieren Dehnungshaltung ohne Anlehnung?

Lupa, einerseits hast du recht, dass ein Ausbinder keine weiche Hand ist ( und du bist diejenige, wegen der ich es mir am schwersten mache das hier zu diskutieren, weil mir deine - entgegengesetzte - Meinung SOOOOOO wichtig ist :oops: :love: :love: ). Andererseits: Hat man die wirklich immer?

Ich finde übrigens die Variante, die horsmän beschreibt logisch, nämlich schlichte Lederausbindezügel.


Hach je...
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orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

ich sehe das ehrlich gesagt problematisch, dem Pferd ausgebunden das dehnen an die Hand heran beibringen zu wollen.

Ich sehe die Gefahr, das Pferd bei Dehnen nach Rückwärts-Abwärts zu bringen, verschnallt man Ausbinder.

Zumindest ich möchte, dass das Pferd sich nach VORwärts-Abwärts der Hand folgend dehnt und dabei niemals brutal Gewicht auf die Zügel bringt. Die Dehnungsbereitschaft und Biegsamkeit, die ich an der Longe erarbeitet habe, konnten meine beiden rohen Pferde (eines davon sehr schief mit einem sehr ungünstigem Gebäude) sofort zur Arbeit an der Trense übertragen.

Wie verstehst du denn die Anlehnung, dass du diese an der Longe vorbereiten willst? Ich möchte, dass sich mein Pferd selbst mit seinen eigenen Muskeln trägt und sich in seiner Haltung aufgrund meiner Einwirkung beeinflussen lässt. Ob die Einwirkung jetzt am Kappzaum oder an der Trense stattfindet (in Kombination mit der Gesamtheit der Hilfen), ist für mich kein grundsätzlicher Unterschied.

Die jungen Pferde, die ich bisher gearbeitet habe, habe ich nicht ekzessiv longiert. Bewegung gab es als Handpferd im Gelände bzw. auf der Weide, an der Longe vermeide ich blosse km zurückzulegen. Wenn die Dehnungshaltung sitzt, longiere ich auf allen möglichen Formen ( großer Kreis, ganze Bahn etc ) - ich habe "nur" eine Wiese bzw. einen Parkplatz

Gruß Tina
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

smilla hat geschrieben: Das Longieren am Kappzaum bietet eine tolle Möglichkeit ein Pferd zu stellen und biegen und es so in die Dehnungshaltung zu bringen. Was mich hier ein bißchen stört ist, dass man relativ lange auf einem kleinen Kreis arbeitet und das widerspricht meiner Idee von der Arbeit mit einem Jungpferd eigentlich etwas...
Ich weiss nicht ob man unbedingt nur weil man am Kappzaum longiert relativ lange auf einem kleinen Kreis arbeiten MUSS. Man arbeitet sich vielleicht von einer Position nah am Pferd in eine größere Entfernung, aber das heißt ja nicht zwangsläufig dass das Pferd am Anfang ständig einen kleinen Kreis gehen muss, man kann ja auch größere Linien gehen, auch z.B. ganze Bahn, dann muss man halt mehr selber laufen ;)
Wobei ich ehrlichgesagt nicht glaube, dass das Arbeiten auf einem kleinen Kreis schadet, wenn man die Einheiten auf einem kleinen Kreis entsprechend kurz hält und ein entsrechend niedriges Tempo wählt.

Für mich ist der Hauptvorteil des Longierens am Kappzaum, dass ich so viele Möglichkeiten habe ständig vielfältig die Aufgaben zu wechseln. Ich mach das gern so, dass ich in einer Einheit z.B. etwas "klassische" Longierarbeit mache, zwischendrin etwas Arbeit nah am Pferd (z.B. Übertreten oder FIS), ein paar schnelle Handwechsel aus der Leitseilarbeit, das Pferd zwischendrin mal an der Longe aus Entfernung durch ein Stangen-L gehen lassen, mal über eine Stange, ...
(jetzt natürlich nicht alles davon in einer Einheit ;) , aber so 2-3 verschiedene Aufgaben pro Einheit) oder ein anderes "Trail-Hindernis". Meinem Pferd macht das viel mehr Spaß als wenn ich sie jetzt mal als Arbeitseinheit "nur longiere", und mir auch. Bei der Arbeit mit Ausbindern stell ich mir so eine Flexibilität schwierig vor, schon alleine wegen dem Unschnallen bei einem Handwechsel.

Außerdem finde ich gut, dass man jederzeit flexibel zwischen einer Arbeitshaltung und Dehnungshaltung wechseln kann.
Ich möchte mal beim Reiten ein Pferd haben, dass an die Hand herantritt und dem Zügel folgt, wenn ich z.B. Zügel aus der Hand kauen lasse. Warum das nicht auch bei der Longenarbeit anbahnen?
Hmmm, aber grade dass "dem Zügel folgt wenn ich z.B. Zügel aus der Hand kauen lasse" finde ich jetzt mit Ausbindern schwer vorstellbar, denn wie will man damit ein Zügel aus der Hand kauen lassen simulieren?

Ich lehne das Longieren mit Ausbindern nicht kategorisch ab, aber ich hab für mich kein Interesse es zu lernen, weil ich mich davon eingeschränkt fühlen würde. Und ich muss zugeben, dass ich Angst hätte, dass mein Pony anfangen würde sich auf die Ausbinder zu legen, weil sich sie früher als Schulpferd (auch körperbaubedingt) immer furchtbar auf die Hand gelegt hat und es wirklich harte Arbeit (und viele Berittkosten) gedauert hat, das zu korrigieren.

Ich möchte für zusätzliche Einwirkungsmöglichkeiten dann lieber Doppellonge und die Arbeit an der Hand erlernen.
LordFado

Beitrag von LordFado »

Traumdauterin hat geschrieben:
LordFado hat geschrieben:
ottilie hat geschrieben:.
Einzige Ausnahme wäre ein nur innen verschnallter Ausbinder. Dies wird übrigens auch von Dominique Barbier so praktiziert, er schreibt daß die Pferde dann sehr viel schneller in die Biegung finden.
also ein sog. Stoßzügel. Ist mittlerweile soweit ich weiß bei der FN auf Turnieren (RWB z.B.) verboten - das wird seine Gründe haben...
ein stoßzügel wird doch zwischen den vorderbeinen durchlaufend verschnallt. das ist was anderes als ein einzelner innen verschnallter ausbinder.
ah danke - ich habe das "innen" als zwischen den Beinen gelesen/verstanden.
ottilie - wie wars denn gemeint?
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Um dem Pferd einen Eindruck von Anlehnung zu geben, würde ich eher auf Arbeit an der Hand zurückgreifen. Da kannst du nämlich nachgeben. Da kannst du fühlen, wie dein Pferd reagiert und entsprechend antworten. Anlehnung ist ein Zwiegespräch zwischen Mensch und Pferd. Sie ist niemals einseitig und besteht aus einer Vielzahl von winzigen gegenseitigen Reaktionen.

Hilfszügel können zum einen nicht nachgeben. Sie können sich nicht der Reaktion des Pferdes anpassen. Sie können nicht durch weicher werden / Nachgeben eine richtige Reaktion des Pferdes belohnen. Sie können kein Kauen abrufen. Sie stellen das Pferd nicht. Die Gefahr ist sehr hoch, dass das Pferd entweder einfach die Zähne zusammenbeißt und sich auf das Gebiss legt oder sich einrollt. Auch bei Dreieckern / Lauffer-Zügeln besteht die Gefahr des Einrollens - wenn sich das Pferd nämlich sehr tief dehnen möchte.

Das Pferd braucht sich nur mal schütteln und bekommt einen Schlag ins Maul. Genauso, wenn es mal scheut. In der Regel lernen Pferde nicht durch Hilfszügel. Schnallt man den Zügel aus, laufen sie meist wieder genauso schlecht wie zuvor. Sie dienen jedenfalls nicht dazu, dem Pferd Vertrauen ins Gebiss zu vermitteln, weil eben das Nachgeben fehlt. Von daher halte ich Hilfszügel eher für Dynamit.

Das Dehnen an die Hand heran kannst du auch am Kappzaum schon insofern erarbeiten, dass du dir die Grundlagen dafür erarbeitest. Du kräftigst die Oberlinie und Hinterhand des Pferdes. Du sorgst für einen schwingenden Rücken und vermittelst dem Pferd die Dehnungshaltung. Dadurch schaffst du die Voraussetzungen dafür, dass es dies auch unter dem Reiter schafft.

Auch nach dem Longenkurs musst du ja nicht auf engen Volten arbeiten. Du kannst und solltest es deinem Pferd und seinen Fähigkeiten anpassen. Wobei auch Volten nicht unbedingt ein Problem sind, solange das Pferd sie korrekt geht (was es ja relativ schnell lernt).
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Das Pferd braucht sich nur mal schütteln und bekommt einen Schlag ins Maul. Genauso, wenn es mal scheut.
Ich habe jetzt von Carmen zitiert, es wurde aber weiter vorne auch schon als Einwand genannt. Für mich ist DAS kein Einwand gegen Ausbinder/Chambon/Dreiecker, weil wir dann gar keine Zügel in die Hand nehmen dürften, die mit einem Gebiß verbunden sind.

Ich habe mich in letzter Zeit auch öfter für den Einsatz von Dreieckern entschieden. Diese sind entsprechend lang eingeschnallt und alle Pferde, die ich damit arbeite dehnen sich gut nach vorne an das Gebiß. Sie lassen gerade in den Übergängen den Hals wesentlich besser fallen. Da ich die Longe am Kappzaum einschnalle habe ich die Möglichkeit der schnellen Handwechsel und das Abfragen der Biegung mit dem Kappzaum trotzdem. Die Dreiecker sind so eingeschnallt, daß die seitliche Biegung problemlos möglich ist.

Ich habe zu den Dreieckern gewechselt, weil ich gerade bei dem Friesen im Thema Übergänge immer wieder Probleme hatte. Und wenn ich bereit bin ein Pferd an der Doppellonge zu arbeiten, kann ich auch mit Dreieckern arbeiten. Ausbinder würde ich nur ohne Gummiringe einsetzen.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ich longiere sehr gerne am Kappzaum, aber mittlerweile auch nicht mehr ausschliesslich.
Wenn ich ausgebunden longiere, dann meistens mit Dreieckszügeln in die Trense geschnallt und die Longe im Kappzaum.

Der Kappzaum ist wirklich ein tolles Hilfsmittel um Dehnung und Biegung zu erarbeiten. Auch für Pferde, die durch schlecht verschnallte Hilfszügel unsicher oder maulig geworden sind, finde ich das Longieren am Kappzaum hilfreich.
Vielleicht liegt es an meiner Technik.... Aber wenn es über Dehnung im Sinne von v/a herausgehen soll, reicht mir der Kappzaum allein nicht mehr. Da komme ich mit Doppellonge oder eben gut verschnallten Hilfszügeln doch besser zurecht.

In der letzten Zeit habe ich für meine SB ihr Jungpferd häufig longiert. Dieser hat so gar kein Körpergefühl und schmeißt regelmäßig alle Beine durcheinander. Nur am Kappzaum kommt er nicht zurecht, wird hektisch und unsicher.
Die SB hat ihn bisher mit den Zügeln ausgebunden, was mir pers. zu eng und zu steif war. Das Pferd lief sehr verhalten und gebunden. Nun habe ich mich bei ihm für Dreieckszügel entschieden und wir (SB und ich) sind mit dem Ergebnis zufrieden.
Er findet einen guten Takt und stolpert deutlich weniger über seine eigenen Beine.

Ich glaube man muß eben mal probieren, welche Methode zu welchem Pferd und dem jeweiligen Ziel paßt.
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Beitrag von kallisto »

Für mich gibt es weder ein Für oder Wider Ausbinder, sondern aus welchem Grund ich longiere. Grundsätzlich sollte ein unausbalanciertes Pferd nicht per Postversand auf den Zirkel geschickt werden. Rohe Pferde, Pferde mit viel Stallübermut oder evtl. lahmheitsbedingtes Aufbautraining können problemlos auf Kappzaum oder Trense, wobei ich den Kappzaum als die Longe in der Trense lieber mag, in allen Gangarten ihr Gleichgewicht erstmal unausgebunden finden. Genauso wärme ich immer ohne Ausbinder aus, wenn doch mal ein Buckler kommt oder die Umgebung unruhig ist.

Am Ende wird das Thema wieder darauf hinauslaufen, was wir unter einer guten Dehnungshaltung verstehen und wie aktiv die Hinterhand dabei sein soll und ob eine Anlehnung nötig ist. Ein gedehnter Hals ist für mich keine Dehnungshaltung. Ich habe bisher noch kein unausgebundenes Pferd gesehen, welches wirklich durch eine aktive Hinterhand über einen losgelassenen Rücken Schwung entwickelt und damit die Voraussetzung für eine ständige Biegung ausreichend erfüllt. Gute Momente auf Kappzaum für paar Sekunden reichen mir nicht aus. So sind viele Fotos entstanden, Videos dagegen zeigen die Realität. :wink: Und sobald es anstrengend wurde und die Muskeln trainiert werden würden, hatten die Pferde immer eine Idee parat jeder auf seine Weise.

Ich finde es auch nicht leicht, den passenden Ausbinder zu finden. Der Longierer muss wissen, welche Schwächen sein Pferd hat. Während ein kurzhalsiger Spanier eher Schwierigkeiten hat, seine Ganasche mit arbeitenden Oberhals zu öffnen, haben die Vollbluttypen mit ordentlich Gummi im Genick ganz andere Probleme. Auch die Rückentätigkeit und die Hinterhandaktivität sind entscheidend, welcher Ausbinder genutzt wird. Ich habe einen Laufferzügel aus Leder. Das Material ist leicht und selbst wenn es bei Durchhängen schwingt, werden die Bewegungen nicht ans Gebiß weitergegeben, wie es mit schweren Gummiringen der Fall wäre. Mit Ausbinden auf Kappzaum habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Das Pferd büffelte dagegen, der Kappzaum scheuerte. Alle die Angst haben, dass Pferd könnte sich aufgrund eines Stolpern arg weh tun, können wie beim Anbinden eine Sollbruchstolle aus einem dünnen Lederbändel einbauen, was ich beim Beginn mit Ausbindern auch gut finde.

Ein riegelnder oder zu enger Ausbinder sind eindeutig Fehler des Longierers. Ich muss einfach wissen, dass manche Ausbinder für den Schritt schwierig sind und kann das Pferd nicht Runde um Runde im Pass dahinschlurfen lassen. Mein Pferd dagegen, was eigentlich schnell mal im Pass schreitet, zeigt ausgebunden keinen Pass. Zur Zeit ist mein Pferd noch sehr tief (auf Buggelenkshöhe) ausgebunden, einfach weil er sich gern heraushebelt und das vorerst unser Hauptproblemunkt ist.

Der Ausbinder ist nur eine Sache, die unter anderem ein gutes Longieren ausmachen. Geschenkt bekommt man dadurch auch nichts. Man muss genauso ein Gefühl und ein Auge haben und die Gangarten/Zirkelgröße/Übergänge/Stangen so anordnen, dass das Pferd gearbeitet wird. Sich einfach nur passiv in die Mitte zu stellen und Ausbinder rein und dann 10 Minuten Trab auf jeder Hand wird das Pferd wie unter einem Reitanfänger aussehen lassen. Zumal Longieren auch nur Longieren ist, was nicht zur Perfektion über Jahre ohne Grund gemacht werden sollte, wie teilweise Mode ist. Ich wäre froh, wenn ich die Longierei auf einmal wöchentlich zum Lockern und zur Abwechseln begrenzen könnte. Longiere ich nur zur Bewegung und habe ich keine freie Halle, dann reicht auch ein Halfter, wenn das Pferd sonst 5 Tage die Woche korrekt geritten wird. Möchte ich ein Pferd arbeiten und ist es bereits gut im Gleichgewicht, spricht nicht gegen ausgebundenes Longieren auf Trense. Zumal ich finde, wer viel longiert, sollte ganz genau aufpassen, dass die Hinterhand aktiv bleibt und das Pferd sich in der Biegung ausreichend trägt und nicht nur halb gebogen zu weite Tritte macht.
Die stellende Einwirkung mag ich über den Kappzaum lieber. Doppellonge ist mir zu hoch und Ausbinder begrenzen nur, bei der Doppellonge hänge ich zumindest zu dauerhaft im Maul oder die Longe springt. Andere können das vielleicht auch besser als ich. 8)

Mein Pferd hat deutlich in der Lende und in der Hinterhand aufgemuskelt, seitdem wir ausgebunden longieren. Der Hals ist so geblieben. Mein Pferd nimmt durch seine unvorteilhafte Hinterhand, mal abgesehen, dass er auch noch jung ist, nur ungern Gewicht auf. Er steht kuhhessig und hat einen sehr langen Unterschenkel. Er schwimmt und schert in der Hinterhand lieber und hebelt gern heraus. Aber irgendein Manko hat jedes Pferd, um für eine korrekte und muskulär anstrengende Bewegung eine Ausrede zu finden. :) Ohne Ausbinder konnte ich das nicht korrigeren, weil er in den Übergängen und über Stangen auseinander fiel, auch wenn der Kopf unten blieb. Er läuft seitdem viel geschlossener, stolpert in der Hinterhand weniger und hat trotz momentan eigentlich zu häufigen Longierens klare Fesseln. Ich longiere an manchen Tagen auch unausgebunden, aber er bewegt sich geschlossener. Manchmal lasse ich ihn auch an der Longe springen.

Als er noch nicht geritten und auf Kappzaum longiert wurde, waren die hinteren Sehnen etwas angelaufen, weil er nie seine Hinterhandmuskeln wirklich einsetzte. Das ist jetzt trotz viel häufigeren Longierens nicht mehr. Aber das Longieren hat bald ein Ende, wenn ich wieder reitfähig bin.

LG Susi
horsman
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Beitrag von horsman »

noch 2 punkte meinerseits:

1) die Dehnungshaltung in Gestalt eines v/a ist sicher notwendige Vorstufe und immer wieder einzubauende Überprüfung aber nicht das Endziel.

2) mE kann gerade ein fix stehender Ausbinder eine weiche Verbindung zum Maul herstellen, da er exakt der Idee der main fixe entspricht, an der das Pferd lernt nachzugeben (sich am Gebiss abzustoßen). Er zieht niemals zurück (deshalb auch kein Gummi!) und das Pferd kann sich sehr genau selbst daran durch nachgeben belohnen.
Zuletzt geändert von horsman am So, 02. Mai 2010 10:05, insgesamt 3-mal geändert.
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Tölter
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Beitrag von Tölter »

Ausbinder können dem Pferd zwar theoretisch auch den Weg in die Dehnungshaltung erklären, wenn jemand gut damit arbeiten kann, aber du wirst damit nur schwer eine weiche Verbindung herstellen können an die sich das Pferd traut heranzutreten. Ich würde für mich das Problem darin sehen, dass ich weniger gut korrigierend eingreifen kann ( Paraden, Handwechsel ) und weniger flexibel bin und der Ausbinder an sich ja nun mal ein starres Utensil ist. Longieren mit HZ ist in meinen Augen fast anspruchsvoller bzw. schwieriger als ohne. Denn man kann nicht so unmittelbar einwirken, korrigieren und das Pferd bekommt ganz ganz schnell eine falsche Idee von der Zügelverbindung ( z.B. Einrollen, Abstützen ). Was über das Rucken im Maul gesagt wurde sehe ich ähnlich und finde es auch nicht vergleichbar mit einer Zügelverbindung. Wenn mein Pferd z.B. massiv stolpert, werde ich die Zügelverbindung auf jeden Fall verlieren oder zunächst durch nach vorne fallen und meine Arme puffern, spätestens beim Sturz gebe ich sie wahrscheinlich ganz auf. Der Ausbinder bleibt in einer solchen Situation wo er ist, gibt einen Ruck ins Maul und verhindert im schlimmsten Fall, dass das Pferd sich wieder fängt. Ähnlich wenn es sich erschreckt, oder mal buckelt.
Ich verstehe deine Idee hinter der Arbeit mit den Ausbindern, aber ich glaube es birgt viele Gefahren und Fehlerquellen. Umgekehrt könnte ich mir aber vorstellen, dass ein Pferd, welches die Dehnungshaltung schon korrekterweise beim Reiten beherrscht, sie auch schön an der Longe mit Ausbindern zeigen kann. Aber das ist in deinem Fall ja das Pferd von hinten aufgezäumt :D
Ich würde dir Doppellonge vorschlagen oder Langzügel.
Zum Longieren am Kappzaum: Du kannst Schlangenlinien longieren ( dabei bleibst du z.B. auf der Mittellinie und longierst Bögen über die Mittellinie ), Handwechsel, alleine die korrekten Gangartenwechsel sind doch schon Baustelle genug. Außerdem kannst du immer wieder mit der Handarbeit an Trense oder Kappzaum abwechseln.
Zuletzt geändert von Tölter am So, 02. Mai 2010 10:16, insgesamt 2-mal geändert.
padruga
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Beitrag von padruga »

Ich schließe mich obiger Meinung an sowie Carmens:
Um dem Pferd einen Eindruck von Anlehnung zu geben, würde ich eher auf Arbeit an der Hand zurückgreifen. Da kannst du nämlich nachgeben. Da kannst du fühlen, wie dein Pferd reagiert und entsprechend antworten. Anlehnung ist ein Zwiegespräch zwischen Mensch und Pferd. Sie ist niemals einseitig und besteht aus einer Vielzahl von winzigen gegenseitigen Reaktionen.

Hilfszügel können zum einen nicht nachgeben. Sie können sich nicht der Reaktion des Pferdes anpassen. Sie können nicht durch weicher werden / Nachgeben eine richtige Reaktion des Pferdes belohnen. Sie können kein Kauen abrufen. Sie stellen das Pferd nicht. Die Gefahr ist sehr hoch, dass das Pferd entweder einfach die Zähne zusammenbeißt und sich auf das Gebiss legt oder sich einrollt. Auch bei Dreieckern / Lauffer-Zügeln besteht die Gefahr des Einrollens - wenn sich das Pferd nämlich sehr tief dehnen möchte.
Das Pferd braucht sich nur mal schütteln und bekommt einen Schlag ins Maul. Genauso, wenn es mal scheut. In der Regel lernen Pferde nicht durch Hilfszügel. Schnallt man den Zügel aus, laufen sie meist wieder genauso schlecht wie zuvor. Sie dienen jedenfalls nicht dazu, dem Pferd Vertrauen ins Gebiss zu vermitteln, weil eben das Nachgeben fehlt.
Der Schlag ins Maul beim Schütteln ist für mich sehr schon ein Argument, da beim Reiten dieser Ruck im Maul dann wesentlich weicher wirkt, weil er erstmal an meinen ganzen Arm (der meist automatisch ein Stück mit nach vorne mitbewegt wird) weitergegeben /gepuffert-wird.

Die ganzen im Longenkurs beschriebenen Sachen finde ich jetzt nicht unbedingt nötig, mir reicht einfach ein lockeres entspanntes Laufen, bei dem sich das Pferd selber die richtige Haltung suchen darf, solange es dabei eben locker bleibt. Über Lob bei zufällig eingenommener "Wunschhaltung" arbeiten wir uns dann so langsam ran.
Auf der anderen Seite finde ich sollte man kein Dogma daraus machen und Ausbinder/Hilfszügel generell verpöhnen. Wie Josantianma beschreibt, kann es vielleicht für manche Pferde recht sinnvoll sein. Eben als HILFSzügel. Interessant finde ich, dass die Pferde mit Ausbindern schneller Muskulatur (v.a. an der Hinterhand) aufzubauen scheinen wie ohne. Ob das generell so ist oder nur zufällig bei den von mir beobachteten und ob das dann immer die "richtige" Muskulatur ist, kann ich schlecht beurteilen.
Was ich noch nicht mag an Ausbindern: Pferde die mit ihnen die Anlehnung suchen, haben beim Reiten oft eine ähnliche Form der Anlehnung. Die ist meiner Ansicht nach aber viel zu stark und auch viel zu unsensibel für kleine Zügelimpulse.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

vielleicht hab ich auc nur noch nie gescheites ausgebundenens longieren gesehen? (als ex-rennreiter hab ich da nicht viel erfahrung, logisch) das , was ich bei uns am stall sehe, ist gruselig.
vielleicht gibts irgendwo videos??
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