Totilas - Eine eigene Klasse?

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

Benutzeravatar
chica
Admin
Beiträge: 5813
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:59
Wohnort:

Beitrag von chica »

@Steffen - auf Fair zum Pferd geistern Slow-Motion-Aufnahmen von Totilas herum, die zeigen, dass der Rücken sich nicht bewegt. In genau dieser Aufnahme. Und wer einen Rekord nach dem anderen jagt, muss sich detaillierte Verhackstückelung gefallen lassen - im Tenor sind sich die meisten einig, dass dieses Pferd-Reiter-Paar absolut außerordentliche Leistungen bringt. Ich wäre dankbar, hätte ich soviel reiterliches Talent wie Herr Gal in der linken Pohälfte und selbst dann könnte ich so einen Kracher wie Totilas nicht "derreiten". Trotzdem tritt mir die Hinterhand in den Trabverstärkungen zu wenig vor :P

Und bitte, bitte Leute! Nicht wieder eine Diskussion Classique contra FN. Da beißt sich die Katze in den Schwanz und führt zu nix.
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
Bild
Benutzeravatar
Steffen
User
Beiträge: 274
Registriert: Mo, 02. Okt 2006 14:58
Wohnort: 22851 Norderstedt bei Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Steffen »

chica hat geschrieben:@Steffen - auf Fair zum Pferd geistern Slow-Motion-Aufnahmen von Totilas herum, die zeigen, dass der Rücken sich nicht bewegt. ... Trotzdem tritt mir die Hinterhand in den Trabverstärkungen zu wenig vor :P
...kannst Du die Quelle noch etwas genauer benennen, bin etwas ungeschickt in der Internet-Suche :oops:
Ein fester Rücken ist jedenfalls absolut und ohne Entschuldigung "nicht klassisch" und damit nicht in Ordnung. Hier darf es dann keine gute Note geben. Aber wie gesagt, ich denke, dass er genau hier auch Abzüge hat, ob diese Abzüge vor dem Gesamtbild ausreichend sind oder strenger bestraft werden müssten, kann man natürlich diskutieren.
chica hat geschrieben: Und bitte, bitte Leute! Nicht wieder eine Diskussion Classique contra FN. Da beißt sich die Katze in den Schwanz und führt zu nix.
Da hast Du Recht, aber dann bitte auch keine Hinweise wie: "unter einem "Meister der Legerete" würde das alles ja noch viel besser aussehen", solche bzw. ähnliche Kommentare kann man einfach nicht unkommentiert stehen lassen. Bei der Vorstellung muss es einfach gruseln.

@ ottilie: Da hast Du natürlich grundsätzlich Recht, aber der Reiter kann auch nur so reiten, wie es das Pferd zulässt... Ein sehr tempramentvoller 10jähriger Jungspund (für Grand--Prix-Verhältnisse) verlangt eben etwas mehr Kontrolle, als ein "alter Hase", der den Zirkus schon seit Jahren kennt und sich nicht mehr beeindrucken lässt. Denkst Du nicht? Und im übrigen: Es hat ja auch "NUR" :roll: 90% insgesamt bekommen.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Benutzeravatar
chica
Admin
Beiträge: 5813
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:59
Wohnort:

Beitrag von chica »

Steffen hat geschrieben:...kannst Du die Quelle noch etwas genauer benennen, bin etwas ungeschickt in der Internet-Suche :oops:
Bitte gerne ;)
http://www.youtube.com/watch?v=bVW7cQWg7mU
Da rührt sich im Lendenbereich halt mal so gar nix... Gefällt mir als absoluten Laien nicht.
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
Bild
Benutzeravatar
ottilie
User
Beiträge: 5400
Registriert: Fr, 22. Jun 2007 12:00
Wohnort: Oberbayern

Beitrag von ottilie »

@Steffen - nein, denke ich nicht :D

Ich denke eher, daß Du Dir selber widersprichst :wink:
Steffen hat geschrieben:in der Lage ist, einen gelösten Schritt zu zeigen, ein Pferd bei dem man kaum Zeichen von Unwohlsein (Schweifschlagen etc) sieht
Steffen hat geschrieben:Ein sehr tempramentvoller 10jähriger Jungspund (für Grand--Prix-Verhältnisse) verlangt eben etwas mehr Kontrolle
Kann aber auch sein daß ich das falsch interpretiere und es im Viereck leichter ist gelösten Schritt am eher "losen" Zügel zu reiten als die versammelnde Lektion ausführen zu lassen :wink:
Nix für ungut.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Benutzeravatar
emproada
Moderator
Beiträge: 4519
Registriert: Mi, 25. Jul 2007 12:07
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von emproada »

Was mir an der gesamten Sache etwas Magenschmerzen bereitet ist diese Vorhandaktion und wo die herkommen soll. Leider reite ich zu schlecht um beurteilen zu können, inwieweit das wirklich hinreitbar ist.

@ottilie: mit einem Hengst in fremder Umgebung ist es einfacher lockeren Schritt zu reiten als Versammlung?! Häh? :kopfkratz:
Viele Grüße Tina
Benutzeravatar
ottilie
User
Beiträge: 5400
Registriert: Fr, 22. Jun 2007 12:00
Wohnort: Oberbayern

Beitrag von ottilie »

@Emproada - ich bezog mich hier ausschließlich aufs Viereck.

Es will mir nicht in den Kopf, daß Totilas einen gelösten Schritt mit relativ lockerer Verbindung gehen können soll, sich dann aber so "aufheizt" (den Eindruck habe ich allerdings nicht), daß man bei allen anderen Lektionen permanent in der Kandare hängen muß.
WENN er so temperamentvoll wäre dann würde er doch auch nicht so einen gelösten Schritt zeigen sondern zackeln, eilen, was auch immer.
Und daher war das für mich als Begründung für die anstehende Kandare schlicht Nonsens.

Oder bin ich da komplett auf dem Holzweg :?:
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Benutzeravatar
Steffen
User
Beiträge: 274
Registriert: Mo, 02. Okt 2006 14:58
Wohnort: 22851 Norderstedt bei Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Steffen »

chica hat geschrieben:... Gefällt mir als absoluten Laien nicht.
...mir auch nicht.

Hier geht er offensichtlich Schritt-Übergänge und der Schritt hat natürlich auch keinen bzw. wenig Schwung, so dass die Rückenaktivität grundsätzlich hier nur sehr schwer zu beurteilen ist. Ich habe aber schon den Eindruck, dass die Bewegung von Hinten nach Vorn durchgeht. Allerdings ist das Pferd natürlich viel (!!!) zu eng eingestellt. Ich weiß nicht, wann und wo dieses Video aufgenommen wurde (diese Lektionenfolge kenne ich aus einer GP-Prüfung nicht), vielleicht mal wieder so eine typisch hollänische Ausbildungssequenz. Definitiv nicht klassisch und definitiv nicht in Ordnung, aber auch definitiv nicht das, was Totilas und sein Reiter zuletzt in Aachen gezeigt hat.
Zuletzt geändert von Steffen am Do, 22. Jul 2010 14:28, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Benutzeravatar
Steffen
User
Beiträge: 274
Registriert: Mo, 02. Okt 2006 14:58
Wohnort: 22851 Norderstedt bei Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Steffen »

ottilie hat geschrieben:Oder bin ich da komplett auf dem Holzweg :?:
Ich denke schon ... :wink:

Wenn ich mein Pferd Schritt gehen lasse, ist es natürlich wesentlich weniger "aufgeheizt", als wenn ich Piaffe-Passage-Übergänge fordere. Der gelöste Schritt in der GP-Prüfung zeigt, dass das Pferd sofort nach der hohen Versammlung bereit ist, sich zu entspannen, was dafür spricht, dass es zuvor zwar sehr angespannt aber nicht verspannt ist, das Pferd also Vertrauen zum Reiter hat. Die anstehende Kandare lässt vermuten, dass der Reiter bei Lektionen mit viel "Vorwärts" also viel Aktivität der Hinterhand das Pferd doch noch sehr stark kontrollieren muss. Junge Pferde, die noch nicht 100%ig sicher in einer Lektionenfolge sind, neigen dazu, aus der Lektion nach vorn auszubrechen. In einer Prüfung darf das natürlich nicht passieren und der vorsichtige Reiter mag hier mit - objektiv vielleicht - etwas übertriebener Kontrolle über den Zügel reagieren. In meinen Augen ist das aber überhaupt kein Widerspruch, sondern völlig normal. Mit zunehmender Erfahrung und Sicherheit kann der Reiter hier mehr "Vertrauen auf Ehrenwort" gewähren, beim jungen Pferd in einer Prüfungssituation vor 50.000 Menschen ist dieses Vertrauen ggf. noch nicht gerechtfertigt. Im Schritt entspannt sich das Pferd (wenn es vorher nicht verspannt war), hier kann der Reiter natürlich mit wesentlich weniger Vorsicht agieren. Sprich einmal mit Leuten, die solche Prüfungen reiten, die werden das bestimmt bestätigen.

P.S. dass auch ein weniger an "Anlehnung" zu Verspannung führen kann, sieht man an den Schweif- und Kopfschlagenden Pferden anderer Reiter. Kontrolle ist in der Dressurausbildung bei steigenden Anforderungen notwendig und erst mit der Routine kann diese Kontrolle durch Vertrauen ersetzt werden. Ich halte es für sagen wir "etwas naiv" zu glauben, man könne bei einem für die Dressur doch noch sehr jungem Pferd erwarten, dass es solche Lektionen ohne Unterstützung des Reiters ausführt. Das ist zwar noch nicht perfekt und muss auch verbessert werden, aber das Pferd zeigt dabei keinerlei Anzeichen von Erregung und nimmt die Kandare an. Das muss und wird sich in den nächsten Jahren sicher noch verbessern, da bin ich absolut sicher.
Zuletzt geändert von Steffen am Do, 22. Jul 2010 14:43, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
kallisto
User
Beiträge: 2960
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:46
Wohnort: Deutschland

Beitrag von kallisto »

Ich finde Totilas entwickelt sich richtig gut. Der Hengst hat eine Wahnsinnsschulter. Sehr lang und kurzer Oberarm. Wenn da die Kraft aus der Hinterhand da ist, kann der die schmeißen. Weiß jemand, ob der Rücken viel Schwung hat? Kenne ihn nicht live.

Insgesamt auch ziemlich kompakter Typ mit viel Kraft. Eher ungewöhnliches Dressurpferd.

In Aachen hat er mir sehr gut gefallen. Wenn auch noch kleine Fehler dabei sind. Zu hart oder unreell geritten finde ich ihn nicht. Er muss halt auf den Punkt korrekt sein. Und die Hinterhand ist auch da bei ausreichender Losgelassenheit in den Lektionen.

LG Susi
Benutzeravatar
ottilie
User
Beiträge: 5400
Registriert: Fr, 22. Jun 2007 12:00
Wohnort: Oberbayern

Beitrag von ottilie »

@Steffen, ich laß das jetzt einfach mal so stehen und wir sprechen uns in drei Jahren wieder, ja? Dann werden wir sehen, ob und was sich geändert hat.
Ich kann nachvollziehen, was Du meinst, hab aber trotzdem ein anderes "Bauchgefühl" dazu.

Übrigens hab ich eben auch das von Chica verlinkte Video angeschaut (was am Abreiteplatz in Aachen aufgenommen wurde), und da ging der Hengst Schritt an der zum Teil voll auf Anschlag stehenden Kandare... paßt also auch nicht wirklich zu Deiner Argumentation.
Der Hengst macht einfach nicht den Eindruck, gleich vor Energie zu platzen (gut, das kann man nicht unbedingt von unten einschätzen, sondern vielleicht nur, wenn man drauf sitzt, keine Ahnung), aber mich lässt diese Sequenz befürchten, daß es eben die Kraftreiterei ist, die wir eigentlich alle so sehr bemängeln, und nichts anderes. Klar vermittelt die Aufnahme in Zeitlupe nochmal ein anderes Bild, aber insgesamt gesehen paßt es leider zu (meinem) Eindruck.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Benutzeravatar
Medusa888
User
Beiträge: 4640
Registriert: Fr, 03. Okt 2008 15:42
Wohnort: Bremen

Beitrag von Medusa888 »

Für mich ist Totilas eine Dressurmaschine. Mir fehlt der Schmelz und die Leichtigkeit. Es erscheint mir alles zu perfekt, zu präzise, zu uhrwerkmäßig.
Und das schreibe ich, obwohl ich ich kein Anhänger der sogenannten Legerete bin.... :?

Auch wenn alle seine verbesserte HH loben, finde ich immer noch, dass man Gefahr läuft, sich blenden zu lassen, weil alle wie gebannt auf die spektakuläre Vorhand starren. Ich habe gelernt, dass die HH weit unter den Schwerpunkt greifen soll. Als Indiz schaue ich auf den Unterschenkel, der sich mindestens in der Vertikalen, wenn nicht sogar darüber hinaus vorgeneigt, befinden soll. Das sehe ich bei Totilas nicht.

Vielleicht bin ich einfach auch gegenüber den holländischen Trainingsmethoden zu kritisch eingestellt. Solch eine Vorhandaktion bekommt man auch hin, indem man die Pferde mit Hufschuhen longiert. Für die einen ist es Gymnastik, für die anderen Tierquälerei....
Mich machen diese Ritte einfach nachdenklich.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
Belfigor
User
Beiträge: 434
Registriert: Sa, 13. Feb 2010 16:40
Wohnort: Bayern

Beitrag von Belfigor »

Ohje, schlimm! Totilas erstickt fast am eigenen Speichel, kann er doch überhaupt nicht schlucken in der Haltung! Und die Lendenpartie wird regelrecht gestaucht! Aua.

Man wird sehen, wie gesund das Pferd bleiben wird, denn sollte der Hengst im Training öfter solche Ritte über sich ergehen lassen müssen, dürfte das für seine Gesundheit nicht gerade förderlich sein. Man wird sehen...
"Die Wahrheit kann man nicht verbrennen, denn sie ist das Feuer."
Benutzeravatar
Steffen
User
Beiträge: 274
Registriert: Mo, 02. Okt 2006 14:58
Wohnort: 22851 Norderstedt bei Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Steffen »

ottilie hat geschrieben:lässt diese Sequenz befürchten, daß es eben die Kraftreiterei ist
ich denke, dass es sehr schwer sein sollte, einem solchen Kraftpaket allein mit Kraftreiterei zu begegnen. Ansonsten haben ich zum Thema Kontrolle meinen Beitrag oben noch mal ergänzt.

Ich hatte einmal die Gelegenheit auf einem 1,75m Dressur-Kraftpaket zu sitzen. Mit Kraft dagegen setzen erreichst Du bei solchen Pferden gar nichts, da hilft wirklich nur korrektes Reiten. Ich finde auch nicht, dass Herr Gal (im Vergleich zu anderen) mit viel Druck reitet, kontrolliert ja, aber gezwungen aus meiner Sicht nicht.

In einem hast Du Recht, lass uns mal 3 Jahre warten... 8)
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Benutzeravatar
Steffen
User
Beiträge: 274
Registriert: Mo, 02. Okt 2006 14:58
Wohnort: 22851 Norderstedt bei Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Steffen »

Belfigor hat geschrieben:...denn sollte der Hengst im Training öfter solche Ritte über sich ergehen lassen müssen, dürfte das für seine Gesundheit nicht gerade förderlich sein. Man wird sehen...
Obwohl ich diese Trainigsmethoden auch für falsch halte, muss man wohl zugeben, dass diese Pferde eben nicht nach kurzer Zeit verbraucht sind, sondern sich über viele Jahre an der Weltspitze halten. In Bezug auf Gesundheitsprogosen ist es oft anders als man denkt...
Andere Pferde, die auf den ersten Blick "ganz lieb" geritten werden, haben dagegen oft jede zweite Woche den Tierarzt zu Besuch und sind mit dem Osteopathen und dem Heilpraktiker per Du, obwohl sie immer entspannt zu Hause im eigenen Stall bleiben und sich nicht den ständigen Strapazen einer Dressur-Welttour aussetzen müssen.

Warten wir's also ab und beurteilen bis dahin, was aktuell zu sehen ist...

Zu den Links aus München: Hier sieht man sehr schön, wie er manchmal "durchbrennt". Da muss der Reiter einfach auf der Hut sein und in der Prüfung das Pferd 100%ig kontrollieren.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Antworten