Widerworte dem Ausbilder gegenüber

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Thisbe
User
Beiträge: 845
Registriert: So, 14. Jan 2007 18:05
Wohnort: Vorpommern

Beitrag von Thisbe »

Celine hat geschrieben:Ich habe mich von meiner alten RL getrennt, weil ich es nicht sinnvoll finde, Grundsätze zu diskutieren. Die Frau ist trotzdem nett, aber ihre Art zu reiten möchte ich gar nicht lernen.
Ich bin kurz vor diesem Punkt.
Erstaunlich ist, ich wußte von Anfang an, daß das nicht meine Art zu reiten ist. Aber ich hatte jetzt ein Jahr regelmäßig Unterricht bei ihr - auf einem Reitbeteiligungspferd das sie auch trainiert.
Da gab es manche Dinge, die ich nicht toll fand, aber so richtig tragisch war es nie. War ja auch nicht mein Pferd, da habe ich mir viele Dinge einfach auch nicht herausgenommen.
Nun, mit meinem eigenen, bin ich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. So will ich nicht reiten!
Widerspruch ist sinnlos (so viele althergebrachte "Argumente") und ich will sie ja auch nicht ändern. Kann sie doch machen, wie sie will. Aber nicht mit mir und meinem Pferd.
Dazu kommt, daß ich ja "nur Freizeitreiter" bin (und nicht auf Turniere gehe) und letztes Jahr, als ich bei ihr anfing, eigentlich gar nichts konnte. Die nimmt mich und meine Ansichten, meine angelesenen Weisheiten, einfach gar nicht ernst :(
Medora hat geschrieben:Und ich habe in der Vergangenheit leider viel zu oft "gemacht, was man mir sagte", obwohl ich ahnte, dass das nicht gut ist. Hinterher habe ich mich dann furchtbar gefühlt und es hat mich auch nicht weitergebracht.
Das ist mir jetzt mit Timi einmal passiert - und das war schon einmal zu viel.
Und wenn ich so auf mein letztes Jahr zurückblicke stelle ich traurig fest, daß ich nicht viel gelernt habe.
Klar bräuchte ich Unterricht. Aber vor allem bräuchte ich guten Unterricht. Das was sie mir bieten kann, das kann ich auch alleine - es nicht so machen, wie es (für mich!) sein soll.

Ach ja.
Benutzeravatar
Celine
User
Beiträge: 1212
Registriert: Di, 26. Sep 2006 11:27
Wohnort: Burgwedel

Beitrag von Celine »

Thisbe hat geschrieben: Nun, mit meinem eigenen, bin ich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. So will ich nicht reiten!
Widerspruch ist sinnlos (so viele althergebrachte "Argumente") und ich will sie ja auch nicht ändern. Kann sie doch machen, wie sie will. Aber nicht mit mir und meinem Pferd.
Ganz genau so ging es mir auch! Auf Schulpferden fand ich meine Ex-RL völlig okay, da hab ich sogar ein paar Dinge gelernt, aber mein eigenes Pferd soll anders geritten werden.

Ich grübel oft nach, WAS eigentlich den Unterschied ausmacht. Das beliebte Thema: Was ist nun anders am sogenannten "FN-Reiten"?
In DIESEM Fall war es die mangelnde Kreativität und Flexibilität: Keine Antworten, wenn das Pferd nicht "funktioniert". Ich ritt immer über Tempo, weil alles andere "Schleichen" ist. :roll:

Und: Uns bringen Handarbeit und Zirkusquatsch sooooo viel, das kann uns die Turnier-FN-Dressurreitlehrerin aber nicht beibringen, weil sie es für völligen Quatsch hält und außerdem gar nicht genug Einfühlungsvermögen hat :P
Seitdem Detlev an der Hand langsam und taktrein traben kann, nimmt er unter dem Reiter die Hinterhand ganz automatisch mit.
Seit wir "auf Druck nachgeben" üben, tritt er wie selbstverständlich an das Gebiss heran.
Nicht zu sprechen davon, was der Spanische Schritt für die "Schulterfreiheit" bringt.
Und das alles, ohne dass wir 1,5 Stunden uns rumquälen und beide SCHÄUMEN vor Schweiß.
Sorry, das musste mal gesagt werden :twisted:
Manfred

Beitrag von Manfred »

Ja,

der Wandel kommt oftmals erst mit dem eigenen Pferd. Ist ähnlich wie mit dem eigenen Kind. Da möchte man es eben ganz genau wissen. :wink:

LG
Manfred
lalala

Beitrag von lalala »

Manfred hat geschrieben:Ja,

der Wandel kommt oftmals erst mit dem eigenen Pferd. Ist ähnlich wie mit dem eigenen Kind. Da möchte man es eben ganz genau wissen. :wink:

LG
Manfred
nicht zwingend - nur ist es eben als RB schwer eine Besi auf gleicher Wellenlänge zu finden und die Freiheiten zum ausprobieren zu bekommen. Da wird oft gesagt " du musst aber bei RL xy mitreiten " und gegen irgendwelche Besitzer anreiten bringt auch nur Frust.
Benutzeravatar
DynaMitreiterin
User
Beiträge: 1153
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 11:04
Wohnort: Berlin

Beitrag von DynaMitreiterin »

@lalala: Ich muss bei der gleichen Lehrerin mitreiten wie André, das war Bedingung für die RB. Ich finde das aber sehr sinnvoll, da wir ja beide mit dem gleichen Tier kooperieren wollen. Wenn mir jetzt der Unterricht nicht gefallen würde, müssten wir uns damit auseinandersetzen und ich weiß, dass das auch möglich ist. Kadavergehorsam wird weder vom Pferd noch von der RB verlangt :mrgreen: ! Du hast doch auch ein Mitspracherecht und bist recht selbstständig meit der Süßen? Willkommen im Boot!
Und ob jetzt mein Name unterm Kaufvertrag steht oder ein anderer, ist Dynamit egal, er verdient also die gleiche Hingabe von mir wie von seinem Besitzer.
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti)
Manfred

Beitrag von Manfred »

DynaMitreiterin hat geschrieben:..., er verdient also die gleiche Hingabe von mir wie von seinem Besitzer.
Das verdient er wohl, aber bekommt er sie auch, das ist doch die Frage. Mit dem Eigentum geht man in der Regel veratwortungsbewusster um, als mit etwas Ausgeliehenem denke ich.

Als mir meine RL die RB auf Undine beschafft hatte, war klar, wie sie geritten werden würde. Aber als sie krank wurde oder wegen ihrer Hornspalte nicht mehr geritten werden konnt, haben die anderen RB's auf ihr der Besi sofort die Zahlungen eingestellt, da eine RB ja das Recht hat zu reiten. :shock:

Nun, wenn das keine deutliche Sprache ist. Für mich war jedoch klar, dass das Wohl des Tieres an erster Stelle steht und nicht mein Vergnügen. Insofern habe ich mich auch bei der Pflege bis zur Genesung beteiligt. Die Besi hat in dieser Zeit von mir jedoch kein Geld mehr genommen und inzwischen ist sie so dankbar für alles was ich mit ihrem Pferd gemacht habe, dass ich ganz freie Hand habe. Ich bezahle auch nur noch für die RStd. und spreche Termine ab. Wenn sie mal in den Urlaub fahren, bin ich beim Pferd und schaue nach dem Rechten etc. Das ist für mich selbstverständlich.

Und mein außergewöhnlicher Umgang mit diesem Tier hat niemanden geschadet. Ganz im Gegenteil, die Besi hat sich inzwischen auch mal wieder in den Sattel getraut, was sie nach ihrem Sturz eigentlich nicht mehr vorhatte. Doch das ist gewachsen in den Jahren und zu Beginn war an eine solche Entwicklung überhaupt nicht zu denken.

Sie hat uns sogar einmal besucht und ihre Tochter ließ sich von mir auf Antares führen, wo der noch nicht angeritten war. Da ist eine gegenseitige Vertrauensbasis entstanden.

Ich würde mir wünschen, dass soetwas im Rahmen einer RB grundsätzlich angestrebt werden würde. Doch die Realität sieht häufig anders aus. Die Leute wollen sich nicht an ein Tier binden, sondern einfach nur reiten. Das ist jammerschade aber nicht zu ändern. Selbst einige Besitzer verfolgen nur diesen einen Zweck. Wie will man da eine bessere Haltung bei der RB erwarten?

Letztendlich geht es ja auch nicht um das Tier sondern meist um das liebe Geld. Insofern finde ich die Bindung an einen RL in diesem Fall schon ganz OK. Das weiß man dann von vornherein und kann sich darauf einrichten oder eben weiter suchen.

VG
Manfred
Thisbe
User
Beiträge: 845
Registriert: So, 14. Jan 2007 18:05
Wohnort: Vorpommern

Beitrag von Thisbe »

Manfred hat geschrieben:
DynaMitreiterin hat geschrieben: Und ob jetzt mein Name unterm Kaufvertrag steht oder ein anderer, ist Dynamit egal, er verdient also die gleiche Hingabe von mir wie von seinem Besitzer.
Das verdient er wohl, aber bekommt er sie auch, das ist doch die Frage. Mit dem Eigentum geht man in der Regel veratwortungsbewusster um, als mit etwas Ausgeliehenem denke ich.
Oh, ich habe mich meinem RB-Pferd gegenüber verantwortlich gefühlt. Und glücklich war ich mit der Konstellation von Anfang an nicht. Wenn ich für mich alleine war habe ich auch manches anders gemacht, als RL und Besitzerin. Und mit mehr Hingabe bei der Sache zu sein als die Besitzerin, das ist leider auch keine Kunst :cry:
Nur ist es letztlich auch so - wenn es nicht das eigene Pferd ist kann man nicht einfach machen, was man will. Zumal es reitmäßig bei der Dicken so ist, daß sie jeden Tag im Training geknebel wird und schon von ganz alleine die andressierte, "hübsche" Kopfhaltung einnimmt. Mehr aber auch nicht. Erst auf Timi habe ich spüren gelernt, was ein hergegebener Rücken ist. Das habe ich in dem Jahr auf der RB nie erlebt, ich hatte also gar keinen Vergleich. Sonst wäre mir so einiges schon viel früher gedämmert.

Viele Grüße, Thisbe
Manfred

Beitrag von Manfred »

Thisbe hat geschrieben:Und mit mehr Hingabe bei der Sache zu sein als die Besitzerin, das ist leider auch keine Kunst :cry:
Ja, auch das kenne ich. Besi überträgt alles der RB, die jedoch nicht alles selbst entscheiden kann. Bei uns im Stall musste gerade ein Tier eingeschläfert werden, dem war einfach nicht mehr zu helfen. Eine RB war als einzigste da und hat ihn auf dem letzten Weg noch begleitet. Der Besi hat sich schon vor Jahren ins Ausland abgesetzt und wird darüber lediglich benachrichtigt. Die Entscheidung haben dann die bevollmächtigte HB und der TA getroffen.

Und bei Undine ist es auch schwierig, ihr überhaupt etwas glaubhaft zu machen, da sie von mehreren RB geritten wird. Sie kann das zwar unterscheiden, aber es fällt ihr schwer zu wem sie nun Vertrauen aufbauen soll. Wer ist ihr "Anführer"? Insofern sorgt sie selbst für ihre Sicherheit und lehnt es ab, sich unnötig in Gefahr zu begeben. Da kann ich ihr hundertmal sagen, dass es im Wald keine Wölfe und Bären gibt, sie nimmt dort schon reißaus vor einem Rascheln.

Nachdem sie mit den anderen RB nun schon mehrfach erfolgreich zum Hof zurückgerannt ist, hatte ich gut zu tun, sie wieder von dort wegzubekommen. Das war der anstrengenste Ausritt, den ich je gemacht habe, denn ich musste jeden Schritt von ihr kontrollieren und sie ständig vorwärtstreiben. Stehenbleiben und mal entspannen war überhaupt nicht drin und eine Dehnungshaltung abfragen war auch nicht möglich. Der Kopf blieb oben, egal wieviel Druck auf die Leftzen gemacht wurde. Schließlich sah sie ihr Leben in Gefahr.

Vermutlich hätte ich wieder ganz von vorne anfangen müssen und sie an der Hand durch den Wald führen, ihr all die vermeindlichen Gefahren zeigen und sie schnaubend an jeden Baumstamm führen etc. Doch dass hatte ich bereits fast ein Jahr lang getan und nun waren wieder kleinere Zwischenfälle, die sie um Welten zurückgeworfen haben. Also entschied ich mich für die harte Tour und kam am lang durchhängenden Zügel im Schritt zurück. Die HB kuckte zwar etwas irritiert, aber so konnte es auch nicht weitergehen.

Insofern sehe ich das auch als Problem an, wenn viele Leute mit einem Pferd zu Gange sind. Wem kann es Vertrauen und bei wem kann es sich dann auch entspannen? Schulpferde, die von vielen Leuten geritten werden, orientieren sich, meiner Meinung nach, doch sehr an ihrem RL, doch dies ist bei einer RB nicht so möglich. Da muss das Pferd jedem einzelnen vertrauen können.

LG
Manfred
lalala

Beitrag von lalala »

DynaMitreiterin hat geschrieben:@lalala: Ich muss bei der gleichen Lehrerin mitreiten wie André, das war Bedingung für die RB. Ich finde das aber sehr sinnvoll, da wir ja beide mit dem gleichen Tier kooperieren wollen. Wenn mir jetzt der Unterricht nicht gefallen würde, müssten wir uns damit auseinandersetzen und ich weiß, dass das auch möglich ist. Kadavergehorsam wird weder vom Pferd noch von der RB verlangt :mrgreen: ! Du hast doch auch ein Mitspracherecht und bist recht selbstständig meit der Süßen? Willkommen im Boot!
Und ob jetzt mein Name unterm Kaufvertrag steht oder ein anderer, ist Dynamit egal, er verdient also die gleiche Hingabe von mir wie von seinem Besitzer.
Sinnvoll ist der selbe RL aber auch nur, wenn man sich mit dem Stil arrangieren kann. Ich habe auch das Glück es selber bestimmen zu können, weil wir eben da auf einer Wellenlänge liegen. Ich kann sie 5 Tage am Stück arbeiten wie ich will - solange sie am Wochenende bei der Besi brav läuft. Würde sie völlig anders reiten, würde das nicht gehen.

Sie bekommt die selbe Zuwendung, wie es ein eigenes Pferd bekommen würde. Ich bin diejenige die jeden Tag in den Stall fährt, Verletzungen verarztet und sie betüdelt - aber die letzte Entscheidung hat trotzdem die Besi, z.B. wann ein TA geholt wird.

Ich bin aber auch früher schon gegen Besis angeritten und habe das RB-Verhältnis dann nach entsprechender Zeit beendet. Warum soll ich Geld für etwas bezahlen, was mir keinen Spaß macht und was ich so nicht unterstützen kann ? Nicht jeder Pferdebesitzer zeigt sich einsichtig und nicht jeder sieht es gerne, wenn das Pferd unter anderen Reitern besser läuft. Und ich habe auch die Zahlungen eingestellt, wenn das Pferd länger als 6 Wochen krank war und abzusehen war, dass es noch weitaus länger dauern wird. Deshalb bin ich trotzdem gekommen und habe den Patienten versorgt und betüdelt.

Ich kenne viele RB, die für schlechten Unterricht bezahlen und frustriert sind. Doch die PB lassen nicht mit sich reden. Die einen RB gehen, die anderen leiden still vor sich hin...
Benutzeravatar
pepe
User
Beiträge: 658
Registriert: So, 24. Sep 2006 15:51
Wohnort: Tennessee

Beitrag von pepe »

*räusper* War das Thema nicht "Widerworte"?
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
Antworten