Longieren bei Hufrolle

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

Moderatoren: ninischi, Janina

Benutzeravatar
Lola1992
User
Beiträge: 21
Registriert: Mi, 09. Sep 2009 17:16
Wohnort: Niedersachsen

Longieren bei Hufrolle

Beitrag von Lola1992 »

Ich habe mal eine Frage zum Thema longieren bei Hufrollenentzündung.


Bei meiner Reitbeteiligung wurde vor gut einem Jahr Hufrollenentzündung diagnostiziert. Wohl nicht stark, noch ziemlich im Anfangsstadium, aber er ging das Jahr über nie richtig klar. Jetzt hat er im Sommer spezialeisen bekommen und läuft jetzt endlich wieder normal.
Wir können also anfangen mit dem Aufbautraining, im Moment viel Schritt, nur ein paar Trabschritte jeweils und häufig im Gelände.
Aber wie ist denn das, dürfte man bei dem Leiden longieren? Hatte ihn letztens kurz im Round Pen traben lassen, da lief er normal, aber so auf Dauer?
Das belastet ja mehr, aber man kann so halt sehr schön wieder anfangen, beim reiten rennt er mehr als das er läuft im trab.

Freue mich auf Antwort :)
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Unsere Stute läuft nun nach einem Jahr auch wieder klar. Sie lief nie richtig lahm, nur "unrund". Nach einem 3/4 Jahr mit versch. TAs, Osteo und 3x Klinik bekamen wir dann die Diagnose Hufrolle. Nun läuft sie seit ca. 10 Wochen mit Spezialbeschlag gut und seit zwei Wochen wieder wirklich sehr gut.

Wir gehen dennoch nur mit ihr ins Gelände, viel geradeaus, keine engen Wendungen. Longieren ist für mich persönlich derzeit ein No-Go. Bei unserer Stute wurde auf den Röntgenbildern auch nichts Gravierendes festgestellt (die arthrotischen Veränderungen könnte auch ein 5-jähriger haben). Dennoch ist mir das alles zu "heiß". Lieber soll sie so schön laufen und gut.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Tanja
User
Beiträge: 9
Registriert: Mi, 25. Aug 2010 21:02
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Tanja »

Meine Pferd hat zwar kein Hufrollenproblem, dafür aber ein kaputtes Karpalgelenk und ein Problem an der Hüfte. Es wurde längst als unreitbar aufgegeben. Ich halte nichts davon ein Pferd nur geradeaus zu reiten. Wie soll es denn so gymnastiziert werden? Auch das Longieren ist nicht schädlich, es kommt auf die richtige Technik an. Ich empfehle dazu den Longenkurs von Babette Teschen.
Vor einiger Zeit gab es einen Artikel im Cavallo, in dem ging es darum Pferde mit Hufrollenproblemen gesund zu reiten. Das Prinzip ist ähnlich wie die Longiertechnik.
Überhaupt wird die klassische Reitkunst, im Gegensatz zur Sportdressur, oft als eine Art Physiotherapie benutzt.

Viel Erfolg,
Tanja
Benutzeravatar
Lesley
User
Beiträge: 275
Registriert: Di, 04. Sep 2007 18:18
Wohnort: Oranienburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Lesley »

Tanja hat geschrieben: Überhaupt wird die klassische Reitkunst, im Gegensatz zur Sportdressur, oft als eine Art Physiotherapie benutzt.
Ja, das stimmt. Ich habe meine Stute, die schon aufgegeben wurde durch die klassische Reitweise wieder fit bekommen. :wink:

Longieren bei Hufrolle würde ich im Einzelfall entscheiden. Es kann hilfreich sein, kann aber auch schaden.
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
Tanja
User
Beiträge: 9
Registriert: Mi, 25. Aug 2010 21:02
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Tanja »

Longieren schadet nur, wenn das Pferd schräg läuft, in den Kreis hineinfällt. Es muss stattdessen lernen die Schulter anzuheben und sich zu biegen. Es soll nicht schräg wie ein Motorrad laufen, sondern spurig wie ein Zug. Aber wie gesagt, das wird sehr gut und anschaulich in dem Longenkurs von Babette Teschen erklärt und gezeigt.
Ich habe schon einige Pferde gehen sehen, die meiner Meinung nach mit dem richtigen Training noch leben könnten.
Es macht mich traurig und wütend zugleich, wenn ich mitbekomme wie viele Leute denken, dass ein Pferd durch Reiten eben irgendwann verschleißt ist. Richtiges Reiten und Longieren macht ein Pferd nicht kaputt, sondern stärkt es!!!
Meine Stute ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn ich sie nicht trainiere, fängt sie an zu lahmen.
Pellchen
User
Beiträge: 52
Registriert: Do, 17. Apr 2008 20:58
Wohnort: Schleswig-Holstein

Beitrag von Pellchen »

Tanja, dann bist du jemand, der jederzeit und sofort an der Longe korrigieren kann, Ausweichmanöver in kleinster Abhandlung sieht und dementsprechend reagiert. :wink:

Da die allerkleinsten Ausweichungen des Pferdes (du weisst es anscheinend) für viele nicht sichtbar sind, würde ich davon abraten.
Auch ein Teschenkurs würde ich nicht empfehlen, da das erst gelernt werden muss (mit seinem Pferd) und ergo das H-Pferd nicht korrekt gearbeitet wird. Schüler machen Fehler, so oder so.

Bei einem Hufrollenbefundpferd kannst du dir leider keine Fehler mehr leisten. Entweder weisst du was du tust, oder lässt es halt und zirkelst das pferd nicht versuchsweise durch die Bahn. :shock:
Tanja
User
Beiträge: 9
Registriert: Mi, 25. Aug 2010 21:02
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Tanja »

Nein, natürlich kann ich nicht alles und sehe auch nicht alles. Ich habe mich nur intensiv mit meinem kranken Pferd beschäftigt. Über Jahre hinweg habe ich mir von allem Seiten anhören müssen, ich müsse mich endlich von diesem Pferd trennen. Das war schlimm für mich. Aber ich habe auch viel gelernt. Und zwar wahrscheinlich mehr als ich mit einem gesunden Pferd gelernt hätte. Die Idee mit Longieren Pferde zu therapieren kommt ja, soweit ich weiß, von Klaus Schöneich, bei dem ich einen Kurs besucht habe.
Und der Cavallo-Artikel, den ich erwähnt habe, hat die gleiche Thematik: Ein Belgier hat durch das Prinzip des Geraderichtens offensichtlich alle Pferde erfolgreich therapiert, so dass sie sogar zum Teil wieder im Sport gehen. Also, irgendwas muss ja dran sein an der Theorie.
Und außerdem: Man muss sich doch mal fragen, warum so viele Pferde in jungen Jahren Hufrollenprobleme bekommen. Das ist ein Problem der Vorderlastigkeit, und der kann man mit dem richtigen Training entgegenwirken.
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Wichtig ist bei Hufrollenproblemen vorne, die Vorhand durch richtiges Reiten zu entlasten.
Das hat nichts mit klassischem oder sportorientiertem Reiten zu tun, sondern einfach mit korrektem Reiten. Verstärkungen sehe ich allerdings kritisch.
Wer das an der Longe erreicht, ist schon ein richtiger Longenprofi (und hat meine aufrichtige Bewunderung!) - ich selbst arbeite lieber vom Sattel aus.
Ich gehe davon aus, dass man mit der Doppellonge bessere Ergebnisse als mit "normalem" Longieren erreicht.

@tanja: ich bin insofern Deiner Meinung, dass gutes Reiten die Gesundheit fördert und ein wenig wie Krankengymnastik wirken kann. Allerdings hängt alles auch von der indiviuellen körperlichen Konstitution des einzelnen Pferdes ab. Ich kenne Pferde mit Gesundheitsproblemen, die absolut korrekt geritten werden und welche, die mit ihren grottenschlechten Reitern uralt geworden sind :wink:
Viele Grüße
Sabine
Bild
Tanja
User
Beiträge: 9
Registriert: Mi, 25. Aug 2010 21:02
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Tanja »

@Max: Das mit der Konstitution stimmt natürlich. Das ist wie mit den Menschen, die einen werden trotz gesunder Lebensweise krank, und die anderen leben ungesund und werden sehr alt.
Kennst du die Methode von Schöneich bzw. den Longenkurs von Babette Teschen? Ich glaube dass man damit eher die Vorderbeine entlasten kann als mit der Doppellonge. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Ich wollte hier ja auch nur darauf hinweisen, dass man mit dem richtigen Training viel erreichen kann (manchmal kleine Wunder) und Denkanstösse geben.
Benutzeravatar
Lesley
User
Beiträge: 275
Registriert: Di, 04. Sep 2007 18:18
Wohnort: Oranienburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Lesley »

Max1404 hat geschrieben: Ich gehe davon aus, dass man mit der Doppellonge bessere Ergebnisse als mit "normalem" Longieren erreicht.
Das muss man aber auch lernen, sonst schadet es mehr als es nützt.
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
Benutzeravatar
Chiara
User
Beiträge: 840
Registriert: Mi, 17. Jun 2009 23:47
Wohnort: Berlin

Beitrag von Chiara »

Hi,

Ich habe gerade mal Eure Beiträge gelesen.

Ich bin der Meinung, dass Gymnastizierung sehr wichtig ist.
Dafür gibt es ja auch sehr viele Methoden.
Ein Pferd ist ein Bewegungstier und es nur in der Box stellen oder so ähnlich ist auch nicht die Lösung. Bewegung ist das a und o .
Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass kurzes Ablongieren von max 15 min (beide Seiten) im Schritt und Trab schaden kann...
Das Training sollte regelmäßig sein und langsam ausgebaut werden, so bekommt das Tier Routine und wird dadurch auch entspannter beim Reiten..

Abgesehen davon kann man sein Pferd auch ohne Longe vorher an der Hand aufwärmen... Bodenarbeit?!... So wird das Pferd mental gefördert und wird dann auch unterm Sattel danach ruhiger... so habe ich es mit meiner Dicken immer gemacht :wink:

Ausprobieren geht über Studieren !
Benutzeravatar
Lesley
User
Beiträge: 275
Registriert: Di, 04. Sep 2007 18:18
Wohnort: Oranienburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Lesley »

Bevor ich mein Pferd mit Longieren erwärme, würde ich lieber spazierengehen bzw. ins Gelände gehen. So mache ich es mit meinem Arthrosepony. Ich denke, dass geradeaus sicher sinnvoller ist. Danach kann man trotzdem noch Longieren bzw. auf dem Platz arbeiten.
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Lesley hat geschrieben:
Max1404 hat geschrieben: Ich gehe davon aus, dass man mit der Doppellonge bessere Ergebnisse als mit "normalem" Longieren erreicht.
Das muss man aber auch lernen, sonst schadet es mehr als es nützt.
Genau der Meinung bin ich auch!
Viele Grüße
Sabine
Bild
Lala
User
Beiträge: 218
Registriert: Fr, 20. Feb 2009 17:02
Wohnort: Bei Bern (Schweiz)

Beitrag von Lala »

Lesley hat geschrieben:Bevor ich mein Pferd mit Longieren erwärme, würde ich lieber spazierengehen bzw. ins Gelände gehen. So mache ich es mit meinem Arthrosepony. Ich denke, dass geradeaus sicher sinnvoller ist. Danach kann man trotzdem noch Longieren bzw. auf dem Platz arbeiten.
Würde ich auch so machen. Denke gerade bei Arthrose (und eine Abgeklungene Hufrollenentzündung geht in die Richtung) ist viel schonende Bewegung um die Gelenke geschmeidig zu halten absolut zentral. Das geht nun mal geradeaus im Schritt am besten. Als Ergänzung wäre für mich Offenstallhaltung mit Weidegang ein Muss (natürlich in der entsprechenden Gruppenzusammensetzung).
Longieren oder sonst wie gymnastizieren ist sicher auch wichtig, würde ich aber mit so einem Pferd erst nach gründlichem Aufwärmen. Beim Longieren würde ich zudem viel geradeaus miteinbauen und die Sequenzen auf (engen) Kreisbogen kurz halten. Auf keinen Fall einfach nur "zentrifugieren"! Insofern eher auf dem Platz arbeiten als im Longierzierkel oder RoundPen.
Benutzeravatar
Lola1992
User
Beiträge: 21
Registriert: Mi, 09. Sep 2009 17:16
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von Lola1992 »

ihr habt da ja alle ziemlich unterschiedliche Meinungen zu..
Ich denke aber wir lassen das longieren erstmal. Auch vermehrt reiten erstmal, zumal wir das Problem im allgemeinen haben, das er sehr schlecht geritten ist. Sprich er kommt nicht an den Zügel, drückt den Rücken weg und verspannt sich leicht. Sind die Zügel lang, geht das, nur sobald druck aufs Maul kommt nicht mehr. Ich möchte ihn jetzt mal gebisslos reiten, mal sehen wie er das findet. Zähne etc sind in Ordnung.

Über den Longenkurs von Babette Teschen hatte ich nämlich auch erst nachgedacht, da er wirklich gut klingt.
Liebe Grüße
Julia
Antworten