Hohe Hand in der französischen Reitweise

Rund um die klassische Reitkunst

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Celine
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Beitrag von Celine »

Aaalso, wir haben in Reken beim Centered Riding - Kurs selbst Pferd gespielt: Einer hatte das Gebiss in den Händen als "Pferdemaul" und einer hatte die Zügel. So haben wir verschiedene Stellungen der Hand durchgespielt und auch Körperhaltungen (Po zusammenkneifen und so).
Es war erschreckend!
Und dabei hab ich gelernt: Ein Eindrehen der Hand nach oben (dass man die Fingernägel sieht) und ein leichtes Heben kommt viel feiner im Gebiss an, als jeder Zug nach hinten oder eine Handhaltung, bei der man die Handrücken sieht.
Es wurde zwar nicht als "Hohe Hand" bezeichnet, ist es ja auch nicht. Aber trotzdem vielleicht eine interessante Überlegung in die Richtung?
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Celine hat geschrieben:Aaalso, wir haben in Reken beim Centered Riding - Kurs selbst Pferd gespielt: Einer hatte das Gebiss in den Händen als "Pferdemaul" und einer hatte die Zügel. So haben wir verschiedene Stellungen der Hand durchgespielt und auch Körperhaltungen (Po zusammenkneifen und so).
Es war erschreckend!
Und dabei hab ich gelernt: Ein Eindrehen der Hand nach oben (dass man die Fingernägel sieht) und ein leichtes Heben kommt viel feiner im Gebiss an, als jeder Zug nach hinten oder eine Handhaltung, bei der man die Handrücken sieht.
Es wurde zwar nicht als "Hohe Hand" bezeichnet, ist es ja auch nicht. Aber trotzdem vielleicht eine interessante Überlegung in die Richtung?
Hm, so einen Versuch wollte ich auch immer gern mal machen. Hannah? Lass uns das beim nächsten Mal zusammen im Stall ausprobieren!
Das Eindrehen bis hin zum leichten Anheben ist m.E. das Ziel der "Hohen Hand", eben nicht mehr mit Hoher Hand reiten, sondern das Pferd hat soviel gelernt, dass es einfach nicht mehr nötig ist, die Hand zu heben. Minimierung der Hilfengebung eben. Schön, wenns bei einem Pferd von Anfang an so funzen sollte. Wenn nicht, dann Hand hoch. Aber das Absenken nicht vergessen!

Also es geht schon ganz genau in diese Richtung :)
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

bin zu allen Schandtaten bereit!
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti)
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Celine
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Beitrag von Celine »

Jau, kann ich nur empfehlen!
Wir mussten "Schritt reiten", also das "Pferdemaul" hat sich immer vor und zurück bewegt, wie die Nickbewegung im Schritt. Die "Reiterhand" musste der Bewegung folgen, eben mit den beschriebenen Experimenten.
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birdy
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Beitrag von birdy »

@ celine habt ihr das gebiss im mund oder in der hand gehabt?
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Celine
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Beitrag von Celine »

:o :shock:

Ohje, so groß ist mein Mund nicht :wink:
Nein, wir durften das in der Hand halten. Fest mit den Fingern umschließen, das reicht aus, um die Feinheiten zu spüren.
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Dazu gibt es in einem Buch von LTJ eine schöne Abbildung. Sie hat mit Kindern diesen Versuch gemacht und sie gebeten, ihre Hände auf eine bestimmte Art zu "falten". Hat das jemand da?
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skywalker

Beitrag von skywalker »

*leise reinschleich*

Also ich bin noch echt nicht soweit, diverse Dinge auszuprobieren. Aber ich lese auch grad Philippe Karl (die "Irrtümer" momentan) und hohe Hand etc.

Und jetzt hab ich eine doofe Frage... :oops: :

Ich hab mich gefragt, warum eigentlich die Zunge empfindlicher sein soll als die Maulwinkel?
Das ist bitte jetzt überhaupt keine Kritik oder so :oops: . Einfach nur: Wenn ich mir vorstelle, etwas zieht meine Mundwinkel nach hinten, tut das mehr weh bzw. ist unangenehmer als ein Druck auf der Zunge (vorausgesetzt jetzt, beides ist in ohnehin geringer Intensität).

Vielleicht kann man Pferdemaul und Menschenmund so nicht vergleichen, ich hab keinen Schimmer.
Kann mich da mal wer aufklären?

LG, sky
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Medora
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Beitrag von Medora »

skywalker hat geschrieben: Ich hab mich gefragt, warum eigentlich die Zunge empfindlicher sein soll als die Maulwinkel?
Das kannst ein bisschen auch bei sich selbst ausprobieren :D Zieh mal mit den Fingern an den Mundwinkeln allerdings nicht nach hinten, sondern nach oben (denn genau das vertritt Philippe Karl: nie nach hinten, sondern nach oben!). Dann nimm mal einen Kugelschreiber oder Bleistift und leg ihn auf Deine Zunge und drück mal runter. Da komme ich zumindest schnell an eine Schmerzgrenze. Und ganz schlimm wirds auf dem Zahnfleisch (Laden des Pferdes), da reicht schon minimaler Druck, um Schmerz auszulösen.

Keine Frage - letzlich ist kein Druck im Maul des Pferdes besonders angenehm, aber angesichts der Beweglichkeit der Maulwinkel und der Nervendichte auf der Zunge bzw. der Empfindlichkeit der Laden, fand ich das Argument nachvollziehbar.

Medora
skywalker

Beitrag von skywalker »

ich sitze grad im Büro mit nem Stift im Mund und scheitere an der menschlichen Anatomie. :D
Also ich habe bei mir schon die Mundwinkel nach hinten gezogen - also quasi in Verlängerung der Maulspalte, weil ich dachte, das müsse dem "nach oben" beim Pferd entsprechen.

Und ich habe festgestellt, dass ich mit einem Kuli quer im Mund gar nicht auf die Zunge drücken kann, da sind die Zähne im Weg :? . Die Zähne tun naturgemäß nicht weh, nur wenn ein stück Lippe dazwischenklemmt *kopfkratz*. Wenn ich nur auf die Zunge drücke mit dem Stift (dazu muss ich mit dem Stift in den Mund fahren, logo...), habe ich eigentlich nicht den Eindruck, dass das weh tut - die ZUnge drückt quasi ihrerseits dagegen.

Ich glaube das ist alles nciht vergleichbar. :? Schade irgendwie....

Meine Kollegin schaut schon komisch, ich muss glaub ich aufhören und zu Hause weiterprobieren ;-).

LG, sky
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Mir ist auch noch etwas nicht so klar:

Um WIRKLICH nur auf die Maulwinkel einzuwirken, müsste das Pferd doch eine sehr komische Kopfhaltung einnehmen, bzw. die Reiterin die Hände über ihren eigenen Kopf heben. Schliesslich stehen Hals und Kopf ja in einem Winkel zueinander und sind nicht wie eine Gurke miteinander verwachsen. Wenn ich die Hände hebe, ziehe ich das Gebiss in Richtung Maulwinkel, wobei es meiner Meinung nach immer noch hinten wirkt - eben wegen des Kopf/Halswinkels und der Halslänge. Dabei wirke ich doch aber trotzdem noch auf die Zunge ein?
Aber nicht mehr "quetschend", wie ich es tun würde, wenn ich die Hände in Richtung meines Bauches bewege, sondern eher zupfend (?). Aber immer noch nach hinten, anderes wäre wegen der winkelungen ja kaum möglich, oder?
Begibt sich der Perdekopf nun in die Senkrechte, müsste ich ja schon fast aufstehen, um überhaupt noch auf die Maulwinkel einwirken zu können, da sich der Winkel vom Pferdekopf zu meiner Hand wieder verändert.

Wo ist mein Denkfehler?
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Um meinen vorhergehenden Beitrag noch mal zu verdeutlichen:

Die Einwirkungsrichtung stelle ich mir dabei so vor, dass der Zügel ein Pfeil ist, der in die Richtung zeigt, in die dieser wirkt. Und nach oben zeigt der Pfeil nie. Ausser ich stehe auf dem Pferd oder es rollt sich komplett ein. Ersteres scheitert an meinem Mut, zweiteres an meinem Willen.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

So wie ich das Heben der Hände kennengelernt habe, wird es oft mit dem Öffnen des Genickes verbunden. Und dabei übe ich keinerlei Druck auf die Zunge aus, sondern eher auf Maulwinkel und oberer Gaumen.

Ich hebe meine Hände nach vorne oben mit nach oben gedrehten Händen. Damit gebe ich die Zunge entsprechend frei. Bei den Reitern, die ich bis jetzt beobachtet habe, die die hohe Hand einsetzen, war aber die Zunge immer freigegeben.

@Dyna: Vielleicht müssten wir dabei wirklich mal die Haltung des Kopfes definieren. Der von Pico ist auf jeden Fall nicht an bzw. hinter der Senkrechten.

Anders wird es jetzt bei der von mir beim Pony benutzten einseitig gehobenen Hand. Da wirke ich mit der äusseren Hand schon auf die Zunge ein.
Liebe Grüße, Sabine

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Janina
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Beitrag von Janina »

Die höhere Empfindlichkeit der Zunge lässt sich histologisch erklären:
Sie ist viel stärker innerviert als der Bereich im Maulwinkel (mehr Nerven -> schnellere od. stärkere Reizweiterleitung -> stärkeres Schmerzempfinden). Zudem besteht sie hautsächlich aus unverhorntem Plattenepithel, wohingegen der Maulwinkel noch durch eine Verhornung geschützt ist (natürlich nur bis zu der Grenze, wo die Schleimhaut beginnt).
Und natürlich kann man kaum ausschließlich auf die Maulwinkel einwirken, aber genau deswegen wird zumindest von Karl gefordert, dem Pferd die Möglichkeit zu lassen, das Maul zu öffnen. Wenn ich also wirklich so einwirke, dass es dem Pferd unangenehm wird, kann es dem so ausweichen und mir meinen Fehler sofort aufzeigen (meiner Ansicht nach eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Einsatz der "hohen Hand").
Und richtig, die Hand wird ja nur angehoben, um entweder den Pferdekopf anzuheben oder auf einen bereits angehobenen Kopf senkend (im Endeffekt) einzuwirken, die Winkelung ist dann also schon so, dass der Hauptdruck auf die MW geht. Wenn der Kopf sich senkt bzw. mehr beigezäumt wird, wird die Hand ja auch wieder tief getragen (ist identisch mit einem Nachgeben und viel wichtiger als das Anheben).
Liebe Grüße,
Janina
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ich lese hier im Hintergrund immer interessiert mit. Also diskutiert ruhig weiter. :wink:

Mal eine Frage: Woher weiß Pferd bei hoher Hand, ob es den Kopf senken oder heben soll? Gerade Karl plädiert ja anfangs ein Trennen der Hilfen. Also wirkt die hohe Hand allein ein.
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