Hohe Hand in der französischen Reitweise

Rund um die klassische Reitkunst

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Janina
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Beitrag von Janina »

Zum Anheben des Kopfes gibt man "Arrêts", also ein "Zupfen" nach oben.
Das Senken ist etwas komplizierter und erfolgt in mehreren Schritten.
Grob zusammengefasst lernt das Pferd bei Druck auf die MW:
- zu kauen (ohne die Kopfhaltung zu verändern)
- auf einseitigen Druck diesem zu der entsprechenden Seite zu folgen
- ein v.w.-a.w. Senken des Kopfes/Halses

Also je nach Zweck untescheidet sich die Einwirkungsart...
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Danke, an die Arrêts habe ich gar nicht mehr gedacht. :roll:

Die grauen Zellen...
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hmmm, also ich kann mit einem Stift ziemlichen Druck auf meine Zunge geben. Dicker wird meine wahrscheinlich nicht sein, aber ich glaube, ich gehe automatisch gegen den Stift an, wie es vielleicht auch Pferde machen, oder? :roll:
kallisto hat geschrieben:Mal eine Frage: Woher weiß Pferd bei hoher Hand, ob es den Kopf senken oder heben soll?
Ich denke, dass muss es erst lernen und zwar durch Nachgeben bei der richtigen Reaktion. Wenn ich die Hand anhebe und das Pferd geht Richtung Sternengucker, folge ich mit der Hand - der Druck hört also erst auf, wenn die erwünschte Bewegung nach unten kommt. So verbindet sich das Heben meiner Hände mit dem Impuls des Pferdes nach vorne-unten zu streben - so zumindest habe ich das verstanden.

Wenn ich aber z.B. möchte, dass Aramis aufhört sich zu verkriechen, gebe ich mehrere feine, kurze Aufwärtsarrêts, die er dann auch nicht als "ich soll runtergehen" deutet, sondern eben also Hinweis "Komm mal wieder ein bissl hoch.

Medora

PS: Ups, das hatte sich nun überschnitten. Na, doppelt hält besser. :wink:
skywalker

Beitrag von skywalker »

Gestern hab ich wieder eigentlich sehr begeistert die "Irrtümer" gewälzt.
Was mich betreffend der Einschätzung der Emfpindlichkeit von Zunge versus Maulwinkel etwas stört, ist, dass Karl bei der FN-gemäßen tiefen Hand immer von Zungenquetschen usw. spricht - im Gegensatz dazu der viel angenehmere Druck auf die Maulwinkel.
Nur geht er immer davon aus, dass die tiefe Hand viel zu stark einwirkt und deshalb quetscht - ganz klar abzulehnen. Aber man kann die Hand ja auch tief(er) halten, aber mit ganz ganz feinem Kontakt - das kann eigentlich nicht viel unangenehmer sein als feiner Kontakt zu den Maulwinkeln?

Das ist nur eine NOtiz, die ich für mich gemacht habe - ich bin wahrlich nicht weit genug, um die hohe-Hand-Methode etwa zu kritisieren. Sind einfach Gedanken, die ich mir mache. Ich lese sonst die "irrtümer" wie gesagt mit ziemlicher Begeisterung.
Und leider hat Herr Karl dahingehend recht, dass bei FN-Reiterei die tiefere Hand oft oder sogar meist mit Gezerre einher geht...
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Das ist mir auch aufgefallen, als ich eine halbe Stunde in der Buchhandlung in dem Buch quergelesen habe. Tiefe Hand = eingerolltes Pferd.
Und das kann man eben nicht verallgemeinern. Es wird oft falsch praktiziert, das ist Fakt. Aber man kann auch mit der, ich sage mal FN-Reitweise und mit tiefer Hand fein und gut reiten.
Ich hatte das Gefühl, dass er da übertreibt und es wirkte auf den ersten Blick ein bisschen verbohrt (ich habe aber wie gesagt nur oberflächlich gelesen und geblättert).
Ich hatte mir auch gleich überlegt, euch mal zu fragen, ob das auch nach genauerer Lektüre so bleibt, und es bietet sich hier ja jetzt an :D

LG, lou
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Janina
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Beitrag von Janina »

Es geht dabei konkret um die einwirkende Hand.
Wie gesagt: Bei Karl wird ja auch hauptsächlich mit tiefer Hand geritten... wenn man das Pferd in die gewünschte Haltung gebracht hat. Nur der Weg dahin unterscheidet sich, bei Karl geht´s eben über die hohe Hand aus genannten Gründen.
In den FN-Richtlinien (man findet es also sogar schwarz auf weiß) geht es notfalls eben auch mal über durchhaltende oder sogar annehmende Zügelhilfen (muss ich zitieren? :roll: ). Das heißt nicht, dass das ein "FN-Reiter" auch zwangsläufig so umsetzen muss, ganz und gar nicht, aber die Theorie ist jedenfalls alles andere als "pferdemaulfreundlich"...
Liebe Grüße,
Janina
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ergänzend zu Janinas Antwort:

Ich denke, die Zuspitzung in Karls Buch muss auch als konkrete (Gegen)Reaktion auf das gesehen werden, was sich in der "englischen Reiterei" so an Auswüchsen zeigt (Rollkur & Co).

Natürlich gibt es auch "FN-Reiter/innen" mit feinen Händchen, aber das, was man leider so ziemlich überall sieht und was eben auch sehr häufig genau so unterricht wird und was auch noch mit Schleifen und Preisen belohnt wird, sind eben zusammengezogene Pferde. :(

Medora
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Sophie-Charlotte
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Beitrag von Sophie-Charlotte »

Meiner Ansicht nach gibt es einen entscheidenden Ansatz in der "Schule der Leichtheit", der sie -ganz abgesehen von unterschiedlichen Hilfen- von der konventionellen, deutschen Dressurreiterei unterscheidet: ein Pferd in der Ausbildung wird anders geritten als ein fertig ausgebildetes Pferd. Eine Lektion wird im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet.

Die "Deutschen" hatten immer den historisch bedingten Hintergrund (Militärreitschule), dass junge Reiter "fertige" Pferde reiten konnten und die jungen Pferde von erfahrenen Reitern ausgebildet wurden. Gute Idee, funkioniert aber heute leider nicht mehr. Hat sich aber in den Richtlinien noch nicht niedergeschlagen.

In der Schule der Leichtheit können auch schwache Reiter lernen, ihr Pferd gesund und schonend zu reiten. Der Reiter wird zwar stark gefordert, aber dem Pferd wird's leicht gemacht.

Die berühmte "hohe Hand" ist nur eine von vielen Hilfen, nur ist sie offensichtlich und sogar für Laien sofort erkennbar. Zu dem System gehören aber eine Vielzahl von unterschiedlichen Hilfen, die Hand allein kann meiner Ansicht nach nicht ohne diesen Kontext betrachtet werden. Ich verstehe deshalb nicht, warum immer so ein Gewese um diese Zügelhilfe gemacht wird.
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kiki
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Beitrag von kiki »

Da muß ich Janina Recht geben, nach genauen lesen der FN Richtlinien ist wirklich nicht alles schlecht im Gegenteil es unterscheidet sich gar nicht so sehr von unserer Reitweise. :wink:
Die FN ist nur im laufe der Zeit verkommen, zugunsten des Kommerzes
( Schnelles einreiten, schnelles Geld etc.) :( oder wenn man das zugute hält einfach nur falsch interpretiert worden. :roll:
Aber man sieht es bei den meisten FN RL leider so und wie soll ein Anfänger/meisten schon als Kind ( denn meistens fängt man in den typischen Reitställen an ) es anders wissen, er lernt es ja gleich verkehrt. :shock:
Und Medora, wenn man die früheren Bücher von PK ließt ist das mit der hohen Hand ( meißt nur zu korrektur Zwecken beschrieben ) noch nicht so das vorrangige Thema, deshalb glaube ich ebenfalls, das es wohl eine Reaktion auf Rollkur und Co ist. :wink:
Sophie-Charlotte jo! :P
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Celine
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Beitrag von Celine »

Sophie-Charlotte,
danke für dieses sinnvolle Statement, das ist wirklich sehr gut ausgedrückt :wink:
Die Argumentation werd ich mir auf jeden Fall merken.
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