Pferd "rastet ein"

Rund um die klassische Reitkunst

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Alix_ludivine
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Pferd "rastet ein"

Beitrag von Alix_ludivine »

So. Denkaufgabe. :wink:

Vorneweg: Pferd wird jetzt 21, körperlich und geistig fit, keine Probleme/Verklemmungen, passender Sattel etc. alles vorhanden.

Zur Zeit kann ich ihn aufgrund von Zeitmangel und auch Platzmangel nicht wirklich reiten, wenn dann Gelände, aber das Problem besteht immer wieder, nicht dauerhaft, aber eben immer mal wieder. Und wenn es denn wieder in der Bahn auftritt, möchte ich dem gerne gewappnet sein. Und vor allem beschäftigt dieses Problem mein Köpfchen, weil ich da wirklich nicht weiß warum und wie raus.

Also mein Herr Pferd rastet gerne mal im Trab ein. Heißt im Klartext. Ich reite ihn ganz normal, klappt super, Pferd läuft noch alle gewollten Bahnfiguren, Tempi etc. Dann passiert irgendwas (ich weiß wirklich nicht was), auf jeden Fall merke ich aber sofort, dass mein Pferd in ebendieser Haltung und ebendieser Richtung und Tempo "eingerastet" ist. Wenn ich dann da wieder raus will, geht meist alles flöten und ich muss da wirklich "durchgreifen".

Durchparieren und neu Reiten ist mein derzeitiges Mittel der Wahl, aber trotzdem würde ich gerne mal wissen was da passiert. Hat irgendjemand eine Ahnung/Idee?

Anbei mal ein Bild in welcher Haltung er gerne so "einrastet", aber in diesem Moment war es nicht so.

Danke und LG
Alix
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Ist älter von 2007
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich habe noch nicht genau kapiert, was du meinst? saust er quasi ohne einwirkungsmöglichkeit dann einfach weiter? legt er sich dezent auf den zügel?
Linski
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Beitrag von Linski »

Fühlt sich das dann an, als wäre der Hals ein Brett? Kein Stellen mehr möglich. Irgendwie als wäre da spontan ein Gipsverband angelegt?
Kenne so etwas von einem Ü-20 Wallach. Bei dem waren es schlicht altersbedingte Verkalkungen an der HWS. In einem ganz bestimmten Winkel wurde der Hals "festgestellt". Das löste sich auch nur mit Zügel lang, komplett strecken lassen und dann gings wieder.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ein Pferd mit eingebautem Tempomat! Wäre auf Wanderritten praktisch. :wink:

Nee, im Ernst: ich würde auch an sowas wie Linski denken. Evtl. mal Osteo gucken lassen?
lg, Tanja

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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Meinst Du, daß er dann vom Tempo her und von der Körperhaltung auf "Autopilot" schaltet und einfach beides beibehält und Du mit den Hilfen erst mal nicht mehr durchkommst?
Liebe Grüße
Susanne
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Oder kannst Du die Kopf-Halshaltung nicht mehr verändern?
Viele Grüße
Sabine
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Susanne hat geschrieben:Meinst Du, daß er dann vom Tempo her und von der Körperhaltung auf "Autopilot" schaltet und einfach beides beibehält und Du mit den Hilfen erst mal nicht mehr durchkommst?
Jepp, so ungefähr. Ich komme da erstmal mit einer normalen Hilfe nicht mehr durch. Ist wie "Ich soll so laufen, also laufe ich so. Basta" Wenn ich dann die Hilfen verstärke, ist er schon wieder ansprechbar, aber die Haltung geht erstmal flöten..

@gimlinchen
Er saust nicht, er läuft einfach in dem Tempo weiter, wirklich wie Tempomat und auf den Zügel legt er sich auch nicht.

@Linksi
Es fühlt sich eigentlich mehr an, als würde er sich da irgendwie muskulär festmachen. Aber das ist auch eine Möglichkeit. Wurde das bei dem Wallach geröntgt, oder wie stellt man sowas fest?

@Max
In dem Moment könnte ich die Zügel wegschmeißen und er bleibt so. Ich habe aber noch nicht probiert, wie lange er das durchhält, wenn ich die Zügel komplett weg nehme.

Es ist ja auch so, dass das nicht ständig und immer passiert, aber eben immer mal wieder. Im Gelände übrigens gar nicht, zumindest bis jetzt nicht.

LG Alix
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Rastet er in bestimmten Bewegungen ein (bspw. immer beim Abbiegen in Zirkel/Volte oder so) oder nach einer bestimmten Zeit (denke da an "Überlastung" im Sinne von zu langer Reprise? Weil er doch nicht mehr so regelmässig gearbeitet wird, bitte nicht falsch verstehen!)?
Es grüsst ottilie
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Alix_ludivine hat geschrieben:
Susanne hat geschrieben:Meinst Du, daß er dann vom Tempo her und von der Körperhaltung auf "Autopilot" schaltet und einfach beides beibehält und Du mit den Hilfen erst mal nicht mehr durchkommst?
Jepp, so ungefähr. Ich komme da erstmal mit einer normalen Hilfe nicht mehr durch. Ist wie "Ich soll so laufen, also laufe ich so. Basta" Wenn ich dann die Hilfen verstärke, ist er schon wieder ansprechbar, aber die Haltung geht erstmal flöten..
Mein neuer RL hat mir das als "Vorzugstempo" erklärt. Alles was darüber hinaus geht, ist anstrengend. Also läuft das Pferd gerne im Vorzugstempo in einer für ihn bequemen, ökonomischen Haltung unter Gebrauch eines Teils der Muskeln. Ich sollte anfangs kräfitig über dieses Tempo hinaus reiten, mit dem Ergebnis, dass ich zunächst ganz schön schuften musste, weil die Pferde es nicht einsahen, wirklich alle Muskeln gebrauchen zu müssen. Aber irgendwann war es, als ob man einen Schalter umgelegt hatte und meine Pferde wurden durch die Bank besser in der Anlehnung, freier in der Schulter und viel dynamischer im gesamten Bewegungsablauf. Eine wirklich interessante Erfahrung, zuviel Tempo war für mich immer der Todfeind. Kannst Du sonst auch in meinem TB nachlesen, so ab Ende Dezember haben wir angefangen damit!
Zuletzt geändert von Medusa888 am Fr, 28. Jan 2011 10:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

@ottilie
Das war zu Zeiten wo er regelmäßig gearbeitet wurde. Zur Zeit komme ich ja kaum auf's Pferd komme und wenn, dann machen wir nur ein ganz leichtes Programm. Bis jetzt war es noch nicht wieder. Wer nix macht, macht nix falsch :wink:

Und da war es unterschiedlich. Mal nach einer ganzen Runde, mal aber auch schon nach einer langen Seite. Immer wenn ich dachte, ja, jetzt passt alles, dann ist der Bub einfach so geblieben.

Ist seltsam, weil wir eben auch viele, viele Situationen hatten wo das nicht passiert. Witzigerweise hat man das von außen auch nicht gesehen, bzw. die Leute die mir da beim Reiten zugeschaut haben, haben es nicht gesehen...

LG Alix
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Linski
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Beitrag von Linski »

Alix_ludivine hat geschrieben:
Susanne hat geschrieben:@Linksi
Aber das ist auch eine Möglichkeit. Wurde das bei dem Wallach geröntgt, oder wie stellt man sowas fest?
Ja. Der war damals in der Klinik, weil er begann mit sehr geraden Vorderbeinen zu laufen. Damals sollte abgeklärt werden, ob das Problem der Vorderbeine altersbedingte Arthrose wäre, oder eine beginnende Ataxie. Halt auch wegen dieser seltsamen Versteifung des Halses beim Reiten.
Arthrose in beiden Karpalgelenken und halt diese Verkalkungen an den/dem Wirbel/n. Ob es mehrere waren oder nur einer weiss ich leider nicht.
War jedenfalls in dem Fall nicht wirklich tragisch. Beschlag wurde bischen verändert und die Reiterei angepasst.
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Gast

Beitrag von Gast »

Ich würde mal die komplette HWS durchröngten lassen.

Kenne das beschriebene Phänomen von meiner Stute. Wenn sie Bereitschaft zeigt mehr in einer Aufrichtung geritten zu werden, dann hebelte sie sich entweder irgendwann raus (obwohl alles richtig war) oder sie "rastete" ein. Da mir das immer schleierhaft war und ich einen Bereich noch nicht von Bildern her kannte (Rücken etc. war bei der AKU gemacht worden), hatte ich nun die HWS röngten lassen mit dem Ergebnis: Kein Gelenkspalt mehr zwischen 1. HWS (Atlaswirbel) und anschliessenden Schädelknochen. Hier lag wohl vor zig Jahren mal eine Verletzung durch Sturz etc. vor, was sich entzündete, und das ist über die Jahre chronisch geworden. Dies erklärt nun alle Probleme, auch dieses "einrasten".
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Wenn es primär darum geht, dass das Pferd in einer bestimmten Kopf-Hals-Haltung einrastet, würde ich auf eine ähnliche Problematik tippen, wie Gast sie eben beschrieben hat. Das hat der Herr Schimmel aus meinem Avatar nämlich auch Jahre lang gemacht – bis der Grund gefunden wurde. Massiv verschobener Atlaswirbel, wahrscheinlich verursacht durch jahrelangen (beidhändigen) Gebrauch von Kandare blank und der daraus entstandenen Vermeidungshaltung, um dem Druck auszuweichen… Das wirkte sich logischerweise auch auf den gesamten Bewegungsablauf aus. Geht es allerdings mehr um den Autopilot, würde ich wohl versuchen, das Pferd durch Permanent-Abwechslung :wink: wacher zu kriegen, sprich durch eine sehr rasche Abfolge verschiedener Lektionen in immer wieder anderer Reihenfolge…
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: zuerst den gesundheitlichen Aspekt abklären und röntgen, wenn dann nichts zu finden ist, dann muss die Arbeit abwechslungsreich gestaltet werden (auch wenn's Pferdl das erst mal nicht so gut findet, aber da muss man dann einfach konsequent durch) mit vielen Tempiunterschieden, verschiedensten Wendungen, Schlangenlinien (auch an ungewohnten Stellen) und einem regelmäßigen Wechsel der Stellung (z. B. einige Tritte auf dem Zirkel in Außenstellung, dann wieder Innenstellung) und Wechsel der Aufrichtung. Und das ist nicht einfach, vor allem, wenn's "eingerastet" so scheinbar harmonisch läuft :wink:
Übrigens kommen viele Anlehnungsprobleme aus der Hinterhand: wenn also im Hals nichts zu finden ist, würde ich auf jeden Fall durch einen Osteopathen abklären lassen, ob es nicht in der Hinterhand durch eine Blockade "hakt".
Viele Grüße
Sabine
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Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Ich denke, das Problem ist das "einrasten" in einer bestimmten Koph-Hals-Position. Wenn Du diese Haltung nicht mehr beeinflussen kannst, verlierst Du auch die KOntrolle über Geschwindigkeit und Richtung.

Mein Pony hat das auch früher gemacht.

Gelöst habe ich das Problem, indem ich immer und immer wieder die Kopf-Hals-Position verändert habe. Also z.B. tiefe Dehnungshaltung, dann eine halbe lange Seite Reiten in Stellung, wieder in die tiefe Dehnungshaltung, nächste lange Seite Schultervor, dann Tempowechsel innerhalb der Gangarten, und immer wieder die Haltung verändern - aufrichten, dehnen, Stellung, Schultervor, Schulterherein.

Irgendwann hat er damit dieses einrasten und selber bestimmen sein lassen. Trotzdem muss ich aber sehr genau darauf achten, dass er flexibel bleibt in der Haltung.
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