Reiten nach Biomechanik (Thomas Ritter): Umsetzbarkeit??

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skywalker

Reiten nach Biomechanik (Thomas Ritter): Umsetzbarkeit??

Beitrag von skywalker »

Angeregt durch ottilie in diesem Thread: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... 6&start=45 versuch ich hier mal meine Gedanken zu entwirren und in Fragen zu formulieren - über die wir dann hoffentlich schön diskutieren können. Vielleicht geht mir das eine oder andere Licht auf!

Es geht also konkret um die Lehren von Dr. Thomas Ritter in dessen Buch "Reiten auf Grundlage der Biomechanik". Da alle so begeistert davon waren, habe ich es mir auch besorgt und hab nun gute 3/4 oder 4/5 gelesen, würde ich sagen. Die ersten 80 oder 100 Seiten herrschte bei mir noch ziemlicher Enthusiasmus, aber jetzt, so nach und nach, verschwindet der und ein gewisses Gefühl der Demotivierung stellt sich ein - das erreiche ich ja sowieso nie. Gleichzeitig auch viele Fragen, ich versuch mal zu brainstormen und würd mich freuen zu hören, wie es euch geht.

1) Ist das umsetzbar von einem "Normalreiter"?
Wie gesagt wurde ich beim Lesen immer demotivierter. 4 verschiedene Bügeltritte innerhalb von Sekundenbruchteilen, noch dazu gepaart mit vielen anderen Hilfen, ist das umsetzbar für jemanden, der nicht professionell 8 Stunden täglich am Pferd sitzt? Erfahrungsberichte würden mich interessieren! Dass es durch bloße Lektüre nicht umsetzbar sein wird, ist mir dabei klar, aber ich muss sagen, ich bezweifle, dass ich das rein koordinativ hinkriegen würde, selbst nach langem Üben, wenn es mir jemand direkt zeigt. Teilweise komm ich ja mit dem DENKEN nicht mit, wie soll das jemals gehen?

2) Ist das für jedes Pferd gleich geeignet?
Diese Frage hat sich mir gestellt in Bezug auf den Bügeltritt. Ritter schreibt, dass dadurch ein Bein länger am Boden gehalten wird (z.B. ein Vorderbein, wodurch das Hinterbein dann weiter untertreten kann). Ich versuche mir das bei meinem Pferd vorzustellen - aber der klebt ja ohnehin schon mit so Schlurfgängen am Boden, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es sinnvoll wäre, ein Bein länger am Boden zu halten. ich bin ja froh, wenn er die Füßchen mal hebt! Speziell bei der Vorhand frage ich mich dann auch noch, ob man denn das will? Es widerspricht irgendwie meiner Vorstellung, dass die Vorhand schneller und leichtfüßiger werden soll. Wahrscheinlich versteh ich es irgendwie falsch, aber mir drängt sich ein Bild auf, dass die Vorhand dadurch immer schwerer würde - eigentlich das Gegenteil von dem, was man erreichen will.

3) Paraden in verschiedene Füße.
Das versteh ich überhaupt nicht :roll: . Ich muss überlesen haben, wo es vorkommt, oder nicht verstanden, oder wieder vergessen. Ich werd noch nachlesen, aber wenn es mir wer erhellen kann, wär ich auch froh (vielleicht hats auch wer ausprobiert??)

4) Eine große allgemeine Frage stellt sich mir auch noch (nicht nur zu Ritter, auch anderen): Sind das hier physikalische Gesetze, die auf jeden Fall funktionieren, oder wird es dem Pferd angelernt?
Ich nehme an es ist ein physikalisches Gesetz, da es sich ja um Biomechanik handeln soll. Trotzdem: Oft bei dieser und ähnlichen Reitlehren stört mich ein bisschen dieses "man nehme xy... dann macht das Pferd z" - Kochrezeptartige. Mir geht dabei ein bisschen immer die Tatsache ab, dass so ein Pferd ja ein Lebewesen mit eigenem Willen ist (was mein eigenes Exemplar höchst beeindruckend immer wieder beweist). Also anders gefragt: Vorausgesetzt ich wende z.B. den Bügeltritt richtig an - MUSS das Pferd dann den Fuß länger am Boden lassen? Kann es nicht trotzdem normal weiterfußen weil es mit dieser Art von Hilfe nix anzufangen weiß?
In die gleiche Kategorie fällt für mich das Gerücht (für mich ist es eins), dass ein Pferd immer unter das Reitergewicht tritt (treten muss). Das wird auch immer als quasi physikalisches Gesetz dargestellt (mit dem beliebten Beispiel des Kindes, das dem Erwachsenen auf der Schulter sitzt und sein Gewicht verlagert). Über das hab ich auch schon viel gegrübelt und bin für mich zum Schluss gekommen, dass es nicht so ist...

5) Noch ganz konkret zum Bügeltritt: Wenn ich damit das Pferd veranlasse, einen Fuß länger am Boden zu lassen, erzeuge ich damit nicht irgendwie eine Taktunreinheit? Will ich das?

DAs wars fürs erste.
Bitte seid nett. Wie ich im andern Thread erwähnt hab, fühl ich mich wie eine Erstsemestrige unter Dissertanten. Ich wage eh kaum diese Fragen zu stellen bzw. die Dinge in Frage zu stellen, aber ich möchts gern besser verstehen.
Annie
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Beitrag von Annie »

Danke @Skyw. ich bin sehr gespannt auf Antworten der Profis oder viell des Meisters selbst:))
meine eigenen Fragen muss ich erst noch geistig formulieren, sie folgen demnächst.
was ich allerdings als nicht überdrüber Reiter sagen kann, seit ich das Buch lese ist mir klarer was das Geheimniss des guten reitens ist, ich habe unmissverständlich rausgelesen das der Reiter zu jeder Zeit genau wissen muss wo sich die Pferdebeine gerade befinden in welcher Phase der Bewegung um optimalst im richtigen Moment einwirken zu können.
Jetzt muss ich aber zugeben , ich weiß das nicht genau, ich habe also dieses Manko mal schleunigst nachzuholen, neben Hundert anderen ;))
Das hat nichts mit deinen Fragen zu tun sorry, aber ich musste es mal loswerden;)
skywalker

Beitrag von skywalker »

Ah, da weiß ich wieder was, was ich vergessen habe: Fühlen lernen. Ritter schreibt kurz (das war das letzte was ich gelesen habe), dass es (fast) jeder lernen kann, aber leider wars das dann ... ich hatte mir erhofft, Tips zu erhalten. Falls wer welche hat: BITTE!

Ich fühl nämlich auch nix. Dabei lass ich ja schon den Sattel weg. :roll: Nutzt auch nix. Dafür kann ich alle Gangarten sattellos "dersitzen" --> könnte ich wahrscheinlich nicht, wenn mein Pferd die Beinchen mehr heben und ich daher fühlen würde, was er womit gerade tut *g*. Mein Pferd gleitet dahin wie ein Schiff auf ruhiger See, sag ich mal.
Und jetzt oute ich mich sowieso: Ich SEH ja teilweise nichtmal was die Füße machen wenn ich z.B. auf die vordere Schulter hinschaue. Ja ich sehe die Schulter geht vor, aber wann genau das Bein aufsetzt? Wann es "im Begriff ist abzufußen" - mir ist schleierhaft, wie man das fühlen soll geschweige denn dann noch mit einer Zügelhilfe oder Bügeltritt rechtzeitig kommen. Geht mir alles viel zu schnell :roll:

Ich sag ja, ich fühl mich völlig unfähig nach dieser Lektüre...

Also: Tips zum Fühlen wären toll!
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Everl
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Beitrag von Everl »

Tipp zum Fühlen:
lass dich mal auf Deinem Pferd im Schritt führen oder longieren, am besten ohne Sattel. schließ die Augen, setz Dich bequem und aufrecht hin, atme mal tief aus (nachher natürlich wieder ein :wink: ), so dass Du mit dem Gesäß breit und tief am Pferd sitzt. Jetzt lass Dich einfach mal passiv von der Pferdebewegung mitnehmen. Du müsstest spüren, dass Deine eigene Hüfte mal links, mal rechts nach oben geht. Dieses nach-oben-gehen entsteht, wenn das gleichseitige Pferde-Hinterbein in der Stützphase ist. Kurz danach wird es abfußen. Versuch das mal zu erfühlen.

Dann mach die Augen auf und versuch es immer noch zu fühlen.
So kannst Du lernen zu fühlen, was die Hinterbeine machen.
wiederhole die Übung so oft, bis Dein Gefühl ausreichend trainiert ist.
Später auch im Trab oder zB im Schritt bei Seitengängen usw.

sehr hilfreich ist am Anfang, dass immer eine zweite Person daneben ist, die Dir hilft, das, was Du fühlst abzugleichen mit dem, was sie sieht.

Sie kann zB anfangs im Schritt immer sagen "Links / rechts", wenn das jeweilige Hinterbein abfußt. So schulst Du Dein Gefühl, Du spürst: aha, jetzt geht meine eigene Hüfte links nach oben, also stützt jetzt das linke Pferdehinterbein, dann sagt die Helferin "links" und Du weißt: aha, jetzt hat das linke Pferdehinterbein abgefußt.

Versuch erst, die Hinterbeine zu erfühlen.

Wenn das sicher sitzt, kommen die Vorderbeine quasi von selbst
:wink:
Julia
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Beitrag von Julia »

skywalker: Zum Fühlen lernen. Nicht jeder hat ein ausgeprägtes Popometer und das ist auch nicht schlimm.

In solch einem Fall würde ich Dir empfehlen Dich zu Hause mit einem Buch hinzusetzen wo die einzelnen Bewegungen der Beine (also der Takt) erklärt werden und die Reihenfolge. Das lernst Du sozusagen auswendig und dann lässt Du Dein Pferd frei im Schritt gehen und stellst Dich so dass Du die Beine beobachten kannst und versuchst (viell. sogar mit Buch in der Hand) das wieder zu erkennen. Klappt das setzt Du Dich drauf und dann sollte es recht schnell gehen dass Du aus der bildlichen Vorstellung heraus erfühlst was da passiert.

Ganz toll funktioniert es auch wenn man alle Beine in einer anderen Farbe bandagiert ;) dann kann man während der gucken-Phase nach und nach die Bandagen abnehmen. Hilft super ;)
Liebe Grüße, Julia
Annie
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Beitrag von Annie »

zum erfühlen , das geht ganz flott wenn Hilfe von unten vorhanden ist, mein Mann muss da jetzt herhalten;) in den einzelnen Gangarten lasse ich mir ansagen wo sich das Pferdebei gerade befindet und versuche dieses Gefühl abzuspeichern, nach wenigen Stunden konnte ich relativ treffsicher benennen was sich gerade unter mir abspielt, es kostet mich aber noch zu viel konzentration um es beim reiten aktiv einbaun zu können, wird einfach noch eine Übungstunden dauern damit arbeiten zu können.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Zum Bügeltritt: auch wenn ich nicht gerade geübt bin und für mich kombinierte Bügeltritte noch in weiter Ferne sind, kann ich jedenfalls schon antworten, dass Pferde unterschiedlich darauf reagieren, und dass ich denke, dass es mit Sensibilität und Charakter etwas zu tun hat. TR weist ja darauf hin, dass das Pferd sich für Dressur "eignen" muss, sonst tut man Reiter und Pferd keinen Gefallen. Und obwohl meine laut Abstammung die Dressur in die Wiege gelegt bekommen haben, reagieren sie äußerst unterschiedlich, der eine sehr deutlich, der andere verhalten, jedoch so, dass ich spüre, dass ich die Reaktion bei ihm verbessern kann, wenn ich es übe.

Es ist eine sehr elegante und dezente Hilfe, die ein gut durchgerittenes Pferd und einen sensiblen Reiter benötigt. Eher was für Könner als für Handwerker, und vermutlich eher für die "höheren" Lektionen geeignet als für den Ausritt (wobei sich das natürlich nicht ausschließt).

Zum Fühlen: Hast Du die Möglichkeit, beim Reiten in einen Spiegel zu schauen? Z. B., wenn man die lange Seite auf einen Spiegel zureitet und sich dabei die ganze Zeit sehen kann. Da kann man schön sehen, wann welches Bein auffußt, und diese visuelle Beobachtung kann man mit dem Fühlen verbinden. Ansonsten hilft nur Augen schließen, um sich völlig auf das Fühlen zu konzentrieren. Geht auch gut an der Longe. Wenn Du allerdings, wie Du schreibst, ein "Sofa-Exemplar" hast, hast Du es viel schwerer zu fühlen als jemand der ein Pferd mit etwas strammer gefederten Stoßdämpfern hat :wink:

Ich denke schon, dass das Buch sich an fortgeschrittene Reiter wendet, aber auch unter denen wird sich sicherlich manch ein Leser überfrachtet fühlen. Mir persönlich gefällt die Fülle an ausführlichen Informationen.
Viele Grüße
Sabine
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Nakim

Beitrag von Nakim »

ich finde das Buch faszinierend. Es enthält unglaublich viel Wissen. Ich persönlich habe für mich beschlossen, an meiner bisherigen Reitweise nichts zu ändern. Mir wäre das reiten so zu verkopft". Ich könnte wahrscheinlich so keinen Meter geradeaus reiten. Und mir ginge die Konzentration aufs "Fühlen" flöten. Mir wirds zu technisch und der Dialog mit dem Pferd käme zu kurz. Aber jeder ist anderst und ich kann nur für mich sprechen. Bügeltritte kenne ich schon seit Jahren. Ich würde keine Religion draus machen. Faszinierend finde ich das große Wissen in diesem Buch. Das warum zu verstehen. Vergleiche Steinbrecht-mit anderen Meistern etc. finde ich persönlich sehr wichtig.
le_bai
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Beitrag von le_bai »

hm. ihr hab tmich hier ja schon sehr neugierig auf das buch gemacht (und irgendiwe auch auf den autor selbst).

bei dem gedanken daran, wie dämlich ich mich mit dem bügeltritt für den linksgalopp meines (ohne linksgalopp auf die welt gekommenen )hühs :wink: angestellt habe. bin froh, dass er jetzt ohne bügeltritt anspringt. waren glaube ich, immer nur glückstreffer *seufz*. und sicherer hat es mich nicht unbedingt gemacht. für mich heißt das momentan - lieber weniger aber durchführbare hilfsmittel, als abgefahrene aber per se fehlerbehaftet.
nichtsdesto trotz finde ich deine fragen vor allem im bezug auf das fühlen und punktgenaue hilfen super, weil racinet sich über diese "fähigkeit" doch eher amüsant und zweifelnd äußert!!! und seine argumente kann ich nachvollziehen!
massiv geholfen hat mir der wirklich langsame (gemessene?) schritt mit jedem schritt einzeln. diese "erschütterungen" sind sicher auch bei deinem pferd eindeutig :lol:
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Ergänzend zu Everls Beitrag: Und wenn das Hinterbein dann "in der Luft ist" bzw. kurz bevor es dann wieder auf den Boden aufsetzt, bewegt sich die entsprechende Hüfte des Reiters leicht nach unten. (*michalsebensounwissendwieduoute* Habe ich kürzlich endlich mal im RU gelernt bzw. erklärt bekommen).
Liebe Grüße Birgit
Poetin
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Beitrag von Poetin »

Hallo ihr Lieben,

Skywalker:

1. Ich glaube, dass du nachdem du das Buch gelesen hast, den Bügeltritten etwas viel Bedeutung beimisst. Sie sind nichts anderes, als eine ganz dezente Parade, die du ja beim "normalen" Reiten auch gibst. Daher denke ich, dass diese Art auch von "Normalreitern" durchführbar ist. Es ist ja kein MUSS, in einer Stunde Reiten 8 verschiedene Kombinationen von Bügeltritten anzuwenden. Man probiert einfach, was beim Pferd am Besten ankommt. Es gibt auch Pferde, die schlecht, bzw. nicht so gut auf den Bügeltritt reagieren. Bei diesen Pferden verwendet man sie dementsprechend dann auch nicht so intensiv. Als kleines Beispiel: Meine Stute und mein Wallach reagieren da ganz ganz toll drauf. Da reichten die Bügeltritte ohne Zügeleinwirkung (meist) und die Ponys reagieren toll. Mein Frieslein reagiert nicht ganz so fein drauf, trotz alle dem ist es eine gute Vorbereitung für andere Hilfen. Meist probier ich mich einfach aus und mach das nicht 100% Lehrbuch-Mäßig. Und es funktioniert.

2. Siehe oben: Jedes Pferd reagiert anders drauf. Manche super, manche nicht so super. Geeignet ist es denke ich immer, da es eine "Parade" ist, die man beim Reiten einfach braucht. Wieder ein Beispiel: Mein Frieslein gehört auch gerne zur Fraktion der Schlurfis. Bei ihm haben wir den Bügeltritt aufs rechte Vorderbein angewendet, damit das länger am Boden bleibt, damit das rechte Hinterbein weiter vorschwingen kann. Denn bei ihm ist das Problem, dass er etwas zum Pass-Schritt neigt. Rechts schlimmer als links. Das rechte Hinterbein schwang immer nicht weit genug vor, daher die Passverschiebung. Durch den Bügeltritt in das rechte Vorderbein bleibt dieses länger am Boden und das rechte Hinterbein kann weiter vorschwingen, so dass die Passverschiebung sich zum besseren wendet. Natürlich reicht dies nicht, um die Passtendenz weg zu bekommen, allerdings ist es in Verbindung mit anderen Übungen bzw. als Vorbereitung für andere Übungen, die dies verbessern sollen, eine gute Hilfe.

3. Das meint, im Prinzip das, was ich zu 2 schon geschrieben habe. Man wendet den Bügeltritt meist in Verbindung mit dem jeweiligen Zügel auf ein bestimmtes Bein an. Das heisst z.B. rechtes Vorderbein ist am Boden, rechter Bügel wird gleichzeitig mit Annehmen des rechten Zügels belastet. Wenn du das mit allen 4 Beinen einmal durchexerzierst, dann bekommst du einen Überblick darüber, ob das Pferd in allen 4 Beinen gleich durchlässig ist. Du merkst recht schnell, wo am Besten eine Parade durchkommt und wo das Pferd vielleicht nicht so gut reagiert.

4. Ich weiß nicht, ob tatsächlich ein Bein länger am Boden bleibt. Das müsste man messen :-) Aber ich weiß, dass es funktioniert und zwar ohne, dass das Pferd dafür konditioniert werden muss. Ich habe, bevor ich die erste Stunde bei TR genommen habe, den Bügeltritt noch NIE bei meinen Pferden angewedet und dies im Unterricht zum ersten Mal gemacht und es hat auf Anhieb bei allen Pferden funktioniert.

5. s. 2 Beispiel: Frieslein ;-)

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen!

Liebe Grüße,
Poetin
Annie
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Beitrag von Annie »

Diese Einstellung von Herrn Racinet verwundert mich immer wieder wo er doch ein Biomechanik Freak der extraklasse war. Für mich abolut schlüssig das ich eine Bewegung nur in gewissen Momenten beinflussen kann, ich meine mich zu erinnern Herr Ritter sagt (nehmen wir das Beispiel Parade)der optimale zeitpunkt ist wenn der Fuß die Seknrechte passiert. was mich dann aber immer beschäftigt wie kombiniert das Pferd die Parade zum Hinterfuß :roll:
Martina
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Beitrag von Martina »

Hallo,
hier würde ich mich gerne anschließen, denn nachdem ich das Buch nun mehrmals gelesen habe und anfangen kann das ein oder andere auszuprobieren, stellt sich mir als erstes folgende Frage:

Wie sieht eine ausreichende Verbindung zwischen Becken und Ellbogen aus (Wasserprinzip)? Das ganze wird unter den praktischen Anwendungen zwar beschrieben, aber das dort beschriebene Gefühl kann ich nicht nachstellen :oops: .

Es wäre schön wenn mir hierfür jemand ein inneres Bild oder zumindest eine andere Beschreibung liefern könnte (am besten eine für Dummies :oops: )

Dankeschön
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

@Poetin: Kannst du bei deiner nächsten Reitstunde den Herrn Ritter nicht mal drauf ansprechen, dass es hier diesen Thread gibt? Er ist ja zwar hier angemeldet, aber ich glaube er schaut nicht so oft hier rein. Vielleicht hat er ja Lust mal selbst was zu den ganzen Fragen zu sagen. Und vielleicht ist es ja auch interessant für ihn zu sehen, was für Fragen bei der Lektüre seines Buches so auftauchen.
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horsman
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Beitrag von horsman »

Ich kenne das Buch von Ritter und seine Lehren nicht. Ich habe allerdings nach langen Irrungen und Wirrungen mit komplizierten und z.T. nebulösen Erklärungen (nenne hier mal beispielhaft das Buch "Atmender Schenkel, flüsternder Zügel") das Reiten insofern neu kennen gelernt, als man mir erlaubte, die Dinge einfach zu halten. Keine wilden Hirnwindungen. Keep it simple! Und das hat bei mir 100% positiv eingeschlagen. Insofern stehe ist den Dingen wie zB vier versch. Arten von Bügeltritt in einer Sekunde ??? usw. eher skeptisch gegenüber und behaupte mal: das braucht man nicht.

Überhaupt sehe ich immer mehr auch folgende Logig: wenn die Dinge schon von Mensch zu Mensch so kompliziert zu erklären sind, wie um Himmels Willen will man sie dann von Mensch zu Pferd erklären??

Also: nicht gefrustet sein. Reiten ist oft einfacher als man denkt.

Ein essentieller Satz meines RL hierzu noch, der mir zu diesem Thema in grad den Sinn kommt: "Wenn du merkst, dass es nichts bringt (dies oder das zu tun), warum hörst du dann nicht auf damit?" Insofern: Wenn du merkst, dass der oder der Bügeltritt etwas pos. bewirkt hat, dann war es gut, wenn nicht, dann vergiss es.


Das anknüpfen des Ellenbogens an das Becken hingegen, was ja Voraussetzung für die main fixe ist, halte ich für gut, richtig und wichtig. Ich stell mir dann vor, ich hätte Drucknköpfe an den Ellenbogen und klicke die in die Beckenknochen da aussen ein, sodass die Arme den Bewegungen des Beckens folgen und ansonsten keine eigenen Bewegungen mehr machen. Die Schulterblätter muss man dazu aber etwas zurück nehmen und dort auch halten. Brustbein nach vorne oben, aber das nicht krampfhaft übertrieben. Und nun aber bitte mit dem Becken NICHT schieben wollen. Völlig locker unterhaln des Bauchnabels einfach nur mit nehmen lassen. Beine locker wie Puddung hängen lassen. Gesässmuskulatur und hintere Oberschenkelmusk. völlig abspannen! Deshalb verträgt sich dieses Konzept auch nicht mit ständigem aktiven treiben.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
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