Was ist mit "Beizäumung" gemeint?

Rund um die klassische Reitkunst

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Celine
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Beitrag von Celine »

Darf ich mich auch mal kurz einmischen? :oops:

Ich denke mal, das Problem, was viele von uns haben (ICH AUCH!), ist, dass wir noch nicht so viel Erfahrung in der "anderen", "klassischen" oder wie immer man das nennen will, Pferdeausbildung haben.
Und bevor was ganz schief läuft, würd ich auch eher mal zu Ausbindern greifen. Auch, wenn ich versuche, darauf zu verzichten.

Aber ich glaube nicht, dass das am Pferd liegt. Sicherlich wäre es möglich, Antares "ohne" auszubilden. Er würde bestimmt auch ohne Schlaufis den Weg in die Tiefe finden. Aber das muss man erstmal können, wenn man es immer anders beigebracht gekriegt hat. Das Problem kenn ich nur zu gut!
8)

A propos Entlasungssitz: Richtig geritten, sollte der eigentlich meiner Meinung nach nicht die Vorhand belasten. Dein Schwerpunkt sollte ja immer zwischen deinen Füßen liegen und nicht weiter vorn. Es geht also dein Oberkörper leicht nach vorn, aber dein Po eher zurück. Im Extremen sieht man das beim Springen.
Sorry, wenn das falsch ist, aber so hab ichs verstanden.
Manfred

Beitrag von Manfred »

Danke dir Celine,

d'rum wollen wir ja auch dazulernen und uns ggf. ändern.

Mit dem Entlastungssitz verhält es sich ähnlich, denn auch den habe ich genau so ausgeführt, wie er mir speziell zum Anreiten beigebracht wurde. Allein das hat mich mind. 100,- € und ne Menge Muskelkater gekostet, bis ich den einigermaßen intus hatte. :?

LG
Manfred
moreno
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Beitrag von moreno »

Celine hat geschrieben:
A propos Entlasungssitz: Richtig geritten, sollte der eigentlich meiner Meinung nach nicht die Vorhand belasten. Dein Schwerpunkt sollte ja immer zwischen deinen Füßen liegen und nicht weiter vorn. Es geht also dein Oberkörper leicht nach vorn, aber dein Po eher zurück. Im Extremen sieht man das beim Springen.
.
Hallo Celine,

sicher haben Sie nichts falsch verstanden, außer, daß es auch bei der von Ihnen sehr richtig beschreibenen Position keine echte Entlastung des Pferderückens gibt. Wo soll die Last, das Geweicht von Reiter + Ausrüstung, denn hin. Sie bleibt immer auf dem Pferderücken. Einmal mehr auf dem Sattel, einmal mehr in den Büglen (und oft noch viel zu weit auf dem Pferdehals). Aber die Bügel sind nun wieder am Sattel, genau unter dem Reiter befestigt. Entlastung....?

Schönes Wochenende,

Dörr
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Hallo,

der Entlastungssitz bringt nur für das Pferd Erleichterung , wenn der Reiter nicht sitzen kann und bei jedem Schritt in den Rücken plumpst. Her sollte am Sitz gearbeitet werden. Ideal ist ein solcher Sitz auf Dauer für die Vorhand wohl kaum.
Gewicht bleibt Gewicht ,man kann sich nicht leicht oder schwer machen, lediglich das Gewicht so verlagern, dass man den Gang des Pferdes nicht behindert.

Liebe Grüße
ANchy
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Stephanie

Beitrag von Stephanie »

An dieser Stelle eine Frage, um auch mal wieder aufs Thema zu kommen:

heißt ramener oder rassembler denn nun "Beizäumung", wie am Anfang geschrieben, oder - so kenne ich es nur - Versammlung?

Oder ist es ein Begriff für beides??? Irgendwo ein Übersetzungsfehler???

Habe direkt mal im neuen "Lexique du cheval" nachgesehen, welches netterweise als Link hier eingestellt wurde. Auch dort finde ich nur die Übersetzung Versammlung oder versammeltes Pferd für beide Begriffe.

Ich will´s halt mal wieder ganz korrekt wissen :wink:

Schönen Abend
Stephanie
moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo Stephanie,

le ramener bezeichnet eher die Beizäumung, rassembler dagegen die Versammlung.

Dörr
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Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Danke :P
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Junito
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Beitrag von Junito »

Heute durfte ich in Reinkultur erleben, wie Beizäumung auf keinen Fall funktioniert. Auf mehrmalige Anfrage habe ich nachgegeben (Schande über mich) und an einer Dressur-Gruppenstunde unseres Stalles teilgenommen.

Das erste, was ich zu hören bekam: "Wenn Sie a bisserl Dressur reiten wollen, muss der Kopf runter." Wie wurde auch erklärt: Mittels "fummeln" den Kopf soweit runter, dass er gut hinter der Senkrechten war, etwas links und rechts in der Ganasche bei anstehenden Zügeln "stellen". Junito ließ sich das zunächst gefallen. So sind wir losgeritten. Ich hatte das Gefühl, gegen eine Betonmauer zu reiten. Auf meine zarte Anfrage, ob wir denn nicht etwas an der Hinterhandtätigkeit arbeiten sollten, wurde mir geantwortet: "Das Pferd muss den Hals biegen, damit Paraden nicht im Widerrist stecken bleiben." Als er schön rollkurmäßig ging und ich irgendwann nicht mehr konnte (Reiten ist für mich normalerweise kein Fitneßstudio), hielt mich der RL an: "Sie sollten Ihre Zäumung ändern. Benutzen Sie doch ein Reithalfter, damit die Hilfen besser ankommen, und ein Martingal gegen das Kopf hochreißen wäre auch gut." Also dem Pferd den Mund verbieten. Die Unterlegtrense war übrigens auch zu scharf. Nun ja.

20 Minuten haben wir es ausgehalten. Nach vornehmlich Schritt Zirkel und geradeaus, ach ja etwas Schenkelweichen, hat es mir dann gereicht. Meine Arme haben wehgetan. Junito wurde immer hibbeliger. Von Rückentätigkeit nichts mehr zu spüren.

Danach habe ich dem RL erklärt, dass seine Methode nicht die meine sei und ich mein Pferd 5 Jahre lang versucht hätte, so zu arbeiten. Er hatte dann so Kommentare wie "Ich reite seit über 30 Jahren so. Pferde mittels Dressur zu konservieren ist Quatsch. In Warendorf werden mehr Dressur- als Springpferde aussortiert." WURGS! Was interessiert mich das? Dann habe ich den Namen Philippe Karl fallenlassen und dass ich die Sache etwas anders sehe. Sein Augenverdrehen sagte mir alles. Naja, war mir auch egal.

Auf diese Art von Beizäumung verzichte ich dankend! Zumal ich schon gespürt habe, dass wir auf anderem Wege tatsächlich weiterkommen. Ich möchte ja immer mehr Verfeinerung und kein Krafttraining. Aber leider scheint der Herr nicht fähig zu sein, über seinen Tellerrand zu schauen. :(

Zum Glück haben wir uns friedlich getrennt.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo Junito,

da muß ich schon etwas schmunzeln. Hmmmm. Jedenfalls haben Sie's versucht.

Schöne Grüße,

Dörr
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Junito
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Beitrag von Junito »

Ja, ich wollte meinen guten Willen zeigen. Aber leider gingen unsere Meinungen, also die des Reitlehrers und meine, viel zu weit auseinander. :(
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Ich denke, um so zu reiten wie dieser Reitlehrer es wünscht, kann man nur willenlos sein...
Sonst geht sowas ja gar nicht!

Da wäre ich lieber ein einsamer Paradiesvogel als ein Schaf in der blökenden Menge!
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Also ganz ehrlich , das hätte ich mir und meinem Pferd von vornerein erspart und spätestens nach den ersten Roegelanweisungen. :shock:
War da vielleicht ein klein wenig Gruppendruck mit im Spiel ?

LG
Anchy
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Unbek. Ecuyer
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Junito hat geschrieben:"Ich reite seit über 30 Jahren so. Pferde mittels Dressur zu konservieren ist Quatsch. In Warendorf werden mehr Dressur- als Springpferde aussortiert."
:shock: AHA!!
Nungut - ich würde sagen. Erfahrung und gut :wink:
Schön, dass Du den Mut hattest einfach aufzuhören.. Haben viel zu viel nicht :? :wink:

LG Alix
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Junito
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Beitrag von Junito »

Es war eine einmalige Sache. Auch um zu verstehen, warum so viele in der Reitstunde mitreiten (waren außer mir noch 3 Leute) und dermaßen unzufrieden sind. Nun weiß ich, warum. Lieber weite Wege fahren, als so einen Käse (kann es nicht anders sagen). Wie geschrieben, wir haben uns gütlich getrennt. Eine gewisse Zeit musste ich anstandshalber so tun als ob. Glücklicherweise war es eine Gruppenstunde, so dass er kaum auf uns achten musste.

Interessant für mich war auch, dass der RL mit einer Freibergerstute, die er ab und an bewegen muss, nicht zusammenkommt. Auch sie ist kurz und kompakt mit ziemlich kurzem Hals. Auf seine Ziehversuche (wird übrigens mit der von RL gewünschten Ausstattung geritten) reagiert sie übrigens so wie mein Dicker: Hoch die Rübe, und nix geht mehr. Da ist mit vorne runterziehen einfach nichts zu machen. Aber ich werde mich hüten und was sagen! Schließlich habe ich ja keine Ahnung!

Sämtliche in seiner "Schule" bearbeiteten Pferde haben übrigens einen schönen falschen Knick bekommen. Er arbeitet nicht vorwärts-abwärts, sondern abwärts-einwärts. Das scheint der Knackpunkt (neben Dauertreiben) bei der Geschichte zu sein.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
horsman
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Beitrag von horsman »

Junito hat geschrieben: Dann habe ich den Namen Philippe Karl fallenlassen und dass ich die Sache etwas anders sehe. Sein Augenverdrehen sagte mir alles. Naja, war mir auch egal.
Du hättest ja sogar auch auf die FN-RL verweisen können, denn auch dort steht nu nix von runter riegeln. Wäre interssant dann das Gesicht des RL zu sehen.

Ein Reithalfter zu benutzen allerdings finde ich, wenn es lose genug verschnallt ist, nicht sofort verkehrt.
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