Meinungen gesucht zur Erarbeitung der Anlehnung

Rund um die klassische Reitkunst

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cicero
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Meinungen gesucht zur Erarbeitung der Anlehnung

Beitrag von cicero »

Hallo,

da ich schon länger auf der Suche nach dem für mein Pferd und mich richtigen Weg bin, aber mein RL teilweise andere Meinungen hat, wollte ich euch mal um Rat fragen.
Mein Fjordi ist 11, seit 2 Jahren gehört sie mir, davor durfte sie "geradeaus" im Gelände laufen oder Reitschüler auf dem Platz tragen.
Entsprechend lange hat es gedauert, sie überhaupt mal lockerer zu bekommen. Dabei hat uns der Longenkurs sehr geholfen.
Seit ca. 3 Monaten mache ich selbst intensiv Gymnastik. In dieser Zeit lag noch eine gründliche Pferde-Zahnbehandlung. Und schwupps, gibts richtig schöne Fortschritte!
Mein RL erkennt das auch. Er meint, wir wären nun soweit, uns die Anlehnung zu erarbeiten. um das für uns alle zu erleichtern empfahl er mir Dreieckszügel, damit ich beim Reiten mal "das richtige Gefühl" spüren könne, und nach einer Weile dieses "Gefühl" auch ohne Dreieckszügel hervor rufen könne.
Langer Rede, kurzer Sinn: drei Reitstunden lang habe ich bei diesem Experiment mitgemacht, danach die ausgeliehenen Dreiecker wieder zurück gegeben und ihm mittgeteilt, dass ich es ohne machen möchte, dafür nehme ich lieber eine längere Zeit in Kauf. Er hats akzeptiert!

Nun versuche ich zu meiner eigentlichen Frage zu kommen:
Eigentlich will ich mein Pferd momentan gar nicht unbedingt in Anlehnung reiten (wenn ichs richtig verstanden habe, sind "am Zügel gehen", "durchs Genick gehen", "abkauen" andere Begriffe für Anlehnung - sonst korrigiert mich bitte!).
In der letzten Stunde wollte er am Ende unbedingt, dass mein Pferd (im Schritt) abkaut, aber ich empfinde es, wenn ich das so "auf Kommando" machen soll, irgendwie unbefriedigend.
Manchmal passiert es "von alleine", wenn die vorbereitende Arbeit gut war.

Ich selbst würde gefühlsmäßig einfach mit guter gymnastizierender Arbeit so weiter machen wie bisher (hat ja schon viel bewirkt). Dann müsste doch irgendwann die Anlehnung/das Abkauen von alleine kommen, oder?

Damit ihr euch unseren bescheidenen Ausbildungsstand vorstellen könnt, stelle ich noch Fotos ein. Wir haben lange gebraucht, bis es mal so aussah, das ist schon absolut top (mir ist klar, dass es noch viel zu verbessern gibt, auch an meinem Sitz, aber ich arbeite dran)!


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lalala

Re: Meinungen gesucht zur Erarbeitung der Anlehnung

Beitrag von lalala »

cicero hat geschrieben: Er meint, wir wären nun soweit, uns die Anlehnung zu erarbeiten.
Nun versuche ich zu meiner eigentlichen Frage zu kommen:
Eigentlich will ich mein Pferd momentan gar nicht unbedingt in Anlehnung reiten (wenn ichs richtig verstanden habe, sind "am Zügel gehen", "durchs Genick gehen", "abkauen" andere Begriffe für Anlehnung - sonst korrigiert mich bitte!).
Warum nicht ? Klingt so, als ob du "Anlehnung" für etwas Negatives hälst...und wie will er mit euch die Anlehnung erarbeiten ?

Zugegeben, ich kenne keinen guten RL der ein Ausbildungsziel so formulieren würde, deshalb machen mich solche Äußerungen immer skeptisch.
In der letzten Stunde wollte er am Ende unbedingt, dass mein Pferd (im Schritt) abkaut, aber ich empfinde es, wenn ich das so "auf Kommando" machen soll, irgendwie unbefriedigend.
Manchmal passiert es "von alleine", wenn die vorbereitende Arbeit gut war.
Was meinst du mit "im Schritt abkauen" ?
Ich selbst würde gefühlsmäßig einfach mit guter gymnastizierender Arbeit so weiter machen wie bisher (hat ja schon viel bewirkt). Dann müsste doch irgendwann die Anlehnung/das Abkauen von alleine kommen, oder?
Was für angebl. gymnastizierende Arbeit betreibst du denn und mit welchem Ziel ?

Ich kenne eine Menge Pferde, die ihr Leben lang keine Erfahrungen mit gymnastiziernder Arbeit gemacht haben und ihre Reiter ihr Leben lang treu und brav durchs Gelände geschaukelt haben - beide Parteien waren zufrieden und zum großen Teil auch bis ins hohe Alter unverwüstlich gesund.

Die Fotos zeigen mir ein auf der Vorhand latschendes Pony mit Unterhals und dafür "ohne Oberlinie" und eine Reiterin die scheinbar viel zu schüchtern und zaghaft einwirkt. Mein RL würde "und dann entschloß ich mich zu reiten" fordern.
Der streckt den Hals halt nur irgendwie lang nach vorn. Eine sehr beliebte Arbeits-Vermeidungshaltung, weil viele Reiter darauf hereinfallen...
cicero
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Re: Meinungen gesucht zur Erarbeitung der Anlehnung

Beitrag von cicero »

lalala hat geschrieben:
cicero hat geschrieben: Er meint, wir wären nun soweit, uns die Anlehnung zu erarbeiten.
Nun versuche ich zu meiner eigentlichen Frage zu kommen:
Eigentlich will ich mein Pferd momentan gar nicht unbedingt in Anlehnung reiten (wenn ichs richtig verstanden habe, sind "am Zügel gehen", "durchs Genick gehen", "abkauen" andere Begriffe für Anlehnung - sonst korrigiert mich bitte!).
Warum nicht ? Klingt so, als ob du "Anlehnung" für etwas Negatives hälst...und wie will er mit euch die Anlehnung erarbeiten ?

Zugegeben, ich kenne keinen guten RL der ein Ausbildungsziel so formulieren würde, deshalb machen mich solche Äußerungen immer skeptisch.
achso, diese Begriffe hat nicht er so formuliert, das habe ich mir selbst "zusammen gereimt". Nur das "Abkauen" stammt von ihm.
Ich möchte aktuell nicht unbedingt "in Anlehnung" reiten, weil es mir momentan so "gezwungen" erscheint. Ich dachte, schon gelernt zu haben, dass dies von selbst kommt (bei aktiver Hinterhand, Rückentätigkeit usw. das liest man doch immer...).
Hm, wie er mit uns die Anlehnung erarbeiten will......schon mit Aktivierung der Hinterhand, und dem Abkauen.....aber die Dreiecker waren auch noch im Spiel....


Was meinst du mit "im Schritt abkauen" ?
Na, im Schritt kauen, im Genick nachgeben. Aber da musste ich ganz deutlich den inneren Schenkel einsetzen, mit dem äußeren Zügel dran bleiben, am inneren "Schwamm ausdrücken". Das erschien mir schon wieder so "erzwungen"....sorry, aber ich scheine momentan ein Problem damit zu haben :oops:
Was für angebl. gymnastizierende Arbeit betreibst du denn und mit welchem Ziel ?
Stellen, biegen, übertreten, SH, Übungen im Gelände z. B. RR usw. mit dem Ziel: Pferd geschmeidiger, biegbarer machen, Hinterhand aktivieren usw.

Die Fotos zeigen mir ein auf der Vorhand latschendes Pony mit Unterhals und dafür "ohne Oberlinie" und eine Reiterin die scheinbar viel zu schüchtern und zaghaft einwirkt. Mein RL würde "und dann entschloß ich mich zu reiten" fordern.
Der streckt den Hals halt nur irgendwie lang nach vorn. Eine sehr beliebte Arbeits-Vermeidungshaltung, weil viele Reiter darauf hereinfallen...
Ich weiß doch, dass es noch viel zu verbessern gibt, z. B. gerade die Vorhandlastigkeit. Vielleicht sollte ich mal Vergleichsbilder einstellen, aber die sind echt schrecklich. Deshalb ist es für uns(!) so schon gut!
Max1404
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Re: Meinungen gesucht zur Erarbeitung der Anlehnung

Beitrag von Max1404 »

cicero hat geschrieben:[ Na, im Schritt kauen, im Genick nachgeben. Aber da musste ich ganz deutlich den inneren Schenkel einsetzen, mit dem äußeren Zügel dran bleiben, am inneren "Schwamm ausdrücken". Das erschien mir schon wieder so "erzwungen"....sorry, aber ich scheine momentan ein Problem damit zu haben :oops:
Aber Du musst Deinem Pferd doch helfen zu verstehen, was Du von ihm willst. Das ist kein junges Pferd mehr, sondern eines, das jahrelang in einer nicht ganz korrekten Haltung gegangen ist. Du vermittelst ihm in der Sprache, die er versteht, was Du willst. Du wirst zunächst etwas deutlicher "sprechen" müssen, wenn er verstanden hat und auch körperlich in der Lage ist, diese Haltung über längere Zeit selbständig aufrecht zu erhalten, wird die Anlehnung wieder leichter werden, weil er sie selbständig aufrecht erhält. Daran ist nichts erzwungen, das sind auch keine fragwürdigen Methoden. Das ist Technik und die Bitte ans Pferd: "probiers doch mal anders als bisher aus".
Viele Grüße
Sabine
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Phanja

Beitrag von Phanja »

Ich seh da eher das Thema, dass du erstmal ein Vorwärts installieren solltest. Solange da von hinten nichts kommt, bringt es gar nichts, am äußeren Zügel großartig Schwämmchen drücken zu wollen oder Anlehnung aufzubauen. Mein Ansatz wäre, erstmal dem Pony zu vermitteln, dass die Hinterhand arbeitet - dann kann man anfangen Anlehnung und damit einen positiven Spannungsbogen über dem Rücken nach oben zu erarbeiten.
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Bei Phania unterschreib!

Wenn Du jetzt vorne anfängst, vorne zu "fummeln"ohne dass die HH mehr tut, hast Du schnell ein Pferd welches sich entweder auf den Zügel stützt oder aber einrollt und in jedem Fall immer noch auf der Vorhand läuft.

Ich würde mit dem Pferd auch an der Hand arbeiten. Abkauübungen machen, dabei darauf achten dass er sich nicht auf den Zügel stützt und den Hals hebt. Dazu dann SH erarbeiten, darin dann Übergänge. Zunächst Halten/Schritt, dann Schritt/Trab, später Halten/Trab. Dazu Übergänge zwischen vorwärts und Rückwärts. Alles natürlich vorsichtig anfangen und langsam steigern und am besten mit Anleitung. Dann auch auf die Arbeit im Sattel übertragen.

Bevor das Pony sich nicht hinten mehr setzt und vorne mehr hebt macht eine "Beizäumung" aus meiner Sicht keinen Sinn. Und wenn Du aber zunächst versuchst, sein Gleichgewicht zu verändern, wirst Du Beizäumung irgendwann geschenkt bekommen.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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Beitrag von Ielke »

Dein Pferd sieht auf den Bildern sehr ähnlich aus wie meines vor 2-3 Jahren. Da wollte ich ihn aus falsch verstandener "feiner Zügelführung" auch nicht deutlicher anfassen. Inzwischen traue ich mich mehr (auch nach einigen Videobeweisen, wo ich selber - zunächst erstaunt - feststellen konnte, dass mein Pferd am Ende der Reitstunde viel zufriedener aussieht) die Zügel kürzer zu nehmen bei gleichzeitiger Aktivierung der Hinterhand. Das hat nichts mit "Ziehen und Stechen" zu tun, ich brauche weder Dauertreiben noch habe ich mehr in der Hand als früher. Aber der Rücken arbeitet besser und den Hals trägt er mit der Oberlinie und nicht mehr, indem er von unten mit der Unterhalsmuskulatur dagegen stützt... Muss mal gucken, ob ich noch Fotos finde.
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Medusa888
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Re: Meinungen gesucht zur Erarbeitung der Anlehnung

Beitrag von Medusa888 »

cicero hat geschrieben: Nun versuche ich zu meiner eigentlichen Frage zu kommen:
Eigentlich will ich mein Pferd momentan gar nicht unbedingt in Anlehnung reiten (wenn ichs richtig verstanden habe, sind "am Zügel gehen", "durchs Genick gehen", "abkauen" andere Begriffe für Anlehnung - sonst korrigiert mich bitte!).
Dieses Zitat von Richard Hinrichs, ich leihe hier mal wieder ungeniert aus Ninischis Tagebuch, sagt für mich eigentlich alles aus:
ninischi hat geschrieben: Der durchhängende Zügel ist dem Meister vorbehalten, der springende Zügel kennzeichnet den Stümper. Alle, die sich dazwischen ansiedeln, sollten eine konstante Anlehnung anstreben.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Oh das ist ja ein sehr interessanter Thread, weil mich eine ähnliche Frage auch gerade beschäftigt. Zuerst aber zu dir Cicero:
Für mich ist "Anlehnung" und "durchs Genick gehen" schon ein sehr klarer Unterschied: Unter Anlehnung verstehe ich die konstante Verbindung zum Pferdemaul, ganz unabhängig von der Kopfhaltung des Pferdes, also der Zügel steht an in weicher ständiger Verbindung, versucht aber nicht, den Kopf irgendwo hin zu ziehen. Auf den Fotos sieht es so aus, als hättest du diese Anlehnung.
"Durchs Genick gehen" heißt für mich dagegen, dass das Pferd im Genick nachgibt und mit der Nasenlinie daduch mehr Richtung senkrechte kommt. Im Idealfall "fällt" der Kopf dahin, weil das Pferd eben im Genick loslässt und wird nicht dorthin gezuppelt. Bei einem Norweger mit entsprechendem Hals und Ganaschen geht das natürlich länger und er wird es evtl. auch schneller wieder als unangenehm empfinden, wie anders gebaute Pferde (mehr Pausen notwendig).

Trotzdem muss man natürlich irgendwie mit den Zügeln einwirken, sonst bräuchte man ja keine. Und die Grenze bzw. Übergänge zwischen sinnvoller einwirkung (also zum Beispiel stellen) über Gezuppel bis hin zu Reieln oder Kopf in eine Haltung zwingen sind halt leider fließend. Für vorsichtige Reiter wie dich (und mich!) ist die Gefahr sicher groß, zu wenig zu machen und in einem gewissen Stadium stecken zu bleiben. (Schaden tut das oft nicht, es ist halt die Frage, was man erreichen will).
Fängt man aber an einzuwirken, ist die Gefahr groß, etwas erzwingen zu wollen.

Konkret aus meiner Erfahrung: Unseren Schwarzwälder habe ich anfangs beim Einreiten mit den Zügeln komplett in Ruhe gelassen. Er ließ schön den Hals fallen. Als ich anfing, mit den Zügeln Kontakt aufzunehmen, merkte ich sehr schnell, dass er von sich aus die Anlehnung suchte und sich an den Zügel herandehnte. Ein tolles Gefühl und für mich ein AHA-Erlebnis, weil ich es vorher so noch nie erfahren hatte. Im Trab ging er auch schon relativ bald durchs Genick, und dass ziemlich "von allein" , also zumindest habe ich ihn da nicht "hingezuppelt".
Im Schritt ließ ich ihn aber lange in seiner "natürlichen" Kopfhaltung, weil ich so viele Warnungen bekommen hatte, man könne den Schritt soleicht kaputt machen.

Dann kam ich zu einer neuen Reitlehrerin, die sofort wollte, dass ich ihn auch im Schritt durchs Genick ritt. Ich erreichte das auf ihre Anweisung hin, durch mehrmaliges starkes seitliches Abstellen nach innen. Mit dieser Methode konnte ich ihn dann auch im Trab noch konstanter durchs Genick reiten. (Ich habe zu dieser Methode hier auch mal eine Frage gestellt Thema "Arrets".)

Hier ist jetzt die Frage: War das schon ein Hinmanipulieren und wäre das "durchs Genick gehen" im Laufe der Zeit auch von alleine gekommen? Oder war es eine legitime Methode?

Ich schicke das jetzt mal so ab und schreibe meine Frage zu dem Thema gleich noch mal extra, damit es nciht so lang wird...
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Also jetzt hier zu meiner Anschlussfrage (hoffe das ist o.k. Cicero):
Rosana habe ich bisher vorne auch mehr oder weniger in Ruhe gelassen. Manchmal lässt sie beim Reiten den Hals fallen (nicht so extrem wie Cicero) aber sehr oft läuft sie in so einer Haltung daher, die mir nicht so gut gefällt: Den Hals relativ grade und dabei den Unterhals angespannt. (Ich bin vor ein Paar Tagen gefilmt worden, sobald ich Zeit zum Schneiden habe, stelle ich was im Jungpferde-Thread ein).
Jetzt frage ich mich auch, ob ich "mehr" mit dem Zügel machen müsste. ihr vorne mehr "Rahmen" geben oder eher noch besser die Hinterhand aktivieren und weiter gymnastizieren oder vielleicht auch beides?

Wir haben gerade neu das Übertreten im Trab angefangen und wenn ich sie ein paar Tritte übertreten lasse und daraus dann frisch vorwärts reite, merke ich wie die HH kommt und sie sich gleichzeitig - mit der Oberlinie - an den Zügel herandehnt - ganz ohne Gezuppel. Tolle Momente, leider bisher noch ganz selten! Aber das wäre wohl der richtige Weg, oder?

Ich bin unsicher, wie viel Rahmen geben mit dem Zügel richtig und sinnvoll ist und ab wann das Erzwingen der Beizäumung anfängt....
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esge
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Beitrag von esge »

Ich finde die Fotos als Ausgangsbasis nicht so schlecht. Von hinten scheint mir da durchaus schon was zu kommen.
Bevor man ein derartig vorhandlastiges Pferd in eine "Anlehnung", oder gar Beizäumung reiten kann, muss man es erstmal vorn heben. Oder hinten senken, je nachdem, wo man anfangen will. Ich persönlcih finde hinten senken schwierig, solange man eben nicht auf eine gewisse Anlehnung zurückgreifen kann. Dann passiert es leicht, dass das, was man hinten treibt, vorn nur in den Boden läuft.
Meine Reihenfolge, bekäme ich so ein pferd in den Unterricht, wäre also:

1. Reaktion auf den vorwärtstreibenden Schenkel, sprich Impuls (cicero, wie gut ist der bei deinem Norwi? Auf den Fotos sieht das bereits nach einem frischen, fleißigen Vorwärts aus.)
2. Heben des Halses durch Zügeleinwirkung, die dem Pferd zuvor am Boden erklärt wird.
3. Reiten im "gezählten" Schritt in (für das jeweilige Pferd anatomisch möglich) maximaler Aufrichtung. Erarbeiten des RWR.
Gleichzeitig Übertreten und SH im Schritt
4. RWR durch Bodenperson mit Touchiergerte begleiten, um die Kruppe zu senken. gelingt das, mit gesenkter Kruppe antreten lassen, erst im Schritt bis dabei kein Gleichgewichtsverlust mehr entsteht, dann auch in den Trab.

Hat das Pferd gelernt sich so umzubalancieren, kann man an Anlehnung und Beizäumung denken. Abbiegen im Hals kann durchaus helfen, eine dicke Norwegerganasche etwas flexibler zu machen.
Zügel aus der hand kauen lassen kann man nur, wenn das pferd zuvor am Zügel war. Momentan also wohl eher nicht.

Einen älteren Norweger, der immer nur auf der Vorhand ins Gelände gelaufen ist umzubauen, erfordert etwa 2 bis 3 Jahre Zeit. In dieser Zeit wird überwiegend im Schritt gearbeitet, denn sich im Trab zu tragen erfordert von diesen Pferden sehr viel mehr Arbeit als dies bei einem WB oder leichter gebauten Pony der Fall ist. Wo ein WB noch latscht, trägt sich ein Norweger schon... Die flotteren Gänge würde ich erstmal im Gelände weiterpflegen.
Ob man diese wunderbaren Wander- und Ausreitpferde unbedingt zu Dressurpferden machen muss, ist eine Frage, die sich nur jeder selbst beantworten kann. Wenn Cicero sich dafür entschieden hat, ist das zu respektieren. Mit Geduld und Plan und vor allem der deutlichen Erkenntnis, dass man solche Pferde nicht in der Art und dem Tempo arbeiten kann wie ein WB, kann das einen schönen gemeinsamen Lernweg ergeben.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hi

gerade bei Paaren, wo beide am Anfang der Ausbildung stehen, finde ich es sinnvoll die Arbeit an der Anlehnung in verschiedene Schritte aufzuteilen. Da der Reiter erstmal ein Gefühl entwickeln können muss, was es bedeutet, dass das Pferd erstens an die Hand herantritt und zweitens im Genick und Unterkiefer nachgibt. Das nützt nichts, wenn erfahrenere Reiter gleich von Anfang an, mehr und richtigere Anlehnung fordern. Das Paar kann es schlicht noch nicht so umsetzen.

Cicero, was dein Pferd ja auf den Fotos ja eigentlich schon recht schön zeigt ist, dass es die Hand nicht vermeidet. Das ist schon ein guter Anfang. Darauf aufbauend könntest du nun zwei Dinge erarbeiten:

1. Der hand folgen
2. Beibehaltung von Tempo/Takt bei unterschiedlichem Zügelmass

beides OHNE die Beizäumung (das Nachgeben im Genick und Unterkiefer) aktiv zu fordern.

Also das heisst:
1. du möchtest, dass dein Pferd immer den gleichen Kontakt zur Trense, zu deiner Hand, annimmt, egal wie lange der Zügel ist. Anfangen tut man meist mit einem kleinen verlängern des Zügelmasses und das Pferd macht seinen hals ein bisschen länger, vielleicht nur gerade nach vorne, vielleicht auch mit ein bisschen abwärts. Pferd wird gelobt, egal ob der hals gerade oder leicht gewölbt ist. Das Suchen des Kontakts vom Pferd aus ist das Ziel. Dann noch ein bisschen länger -> wenn Pferd sich an das längere Zügelmass herantraut: loben. Dann das Zügelmass wieder etwas verkürzen etc. Ein bisschen "Zieharmonika" oder "Jojo" spielen (natürlich nicht ruckartig und schnell) und dabei immer das Ziel vor Augen haben: Eigentlich möchte ich, dass mein Pferd bei längerem Zügel genau gleich viel Kontakt an die Hand sucht, wie beim kürzeren Zügelmass. Meist ist es schwieriger, je länger der Zügel ist, desto weniger wird der Kontakt (wie auf den Fotos auch ersichtlich ist). Die Zügel dürfen nicht hingeschmissen werden. Man darf aber auch nicht all zuuu zögerlich sein. Halt so, dass das Pferd folgen kann. muss man üben.

2. Achtung: je länger der Hals eines Pferdes wird, desto eher wird die Tendenz sein, langsamer zu werden. Hier nicht ruckartig treiben, weil sonst das Pferd mti dem Hals gleich wieder kürzer und höher kommt, im Fluchtreflex, wenn das Treiben zu überfallartig kommt. Aber halt auch nicht pressend zäh treiben, weil das Pferd sonst nicht prompt auf den Schenkel reagiert. Auch hier gilt es das richtige mass zu finden, wo das Pferd locker und willig auf den Vorwärts-treibenden Schenkel, ev. mit feiner/kitzelnder Gertenunterstützung, reagiert. (Ist das Pferd sehr triebig, dann zuerst allgemeinen Schenkelgehorsam installieren). Das Ziel ist: egal wie lange oder wie kurz der Zügel ist, der Takt und das Tempo bleiben gleich! Dann wird auch die Linie verändert: nicht nur geradeaus und grosse Zirkel sondern auch mal ein bisschen Zirkel verkleinern, Schlangenlinien etc. (alles auch mit variierendem Zügelmass reiten können). Auch hier wird es so sein, dass das Pferd bei kleinerem Zirkel und engeren Wendungen langsamer werden möchte. Jetzt auf die treibenden Hilfen achten, dass das Pferd sowohl seine Dehnung AN die Hand heran behalt, als auch Tempo/Takt beibehält.

3. Nachgiebigkeit

Erst wenn das funktioniert, kann man sagen: Ok, wenn ich nun den Zügel ein bisschen kürzer nehme (also den Rahmen variiere) möchte ich zusätzlich zum AN die Hand herantreten. Auch eine Nachgiebigkeit im Genick. hier kommt der äussere Zügel ins spiel, welcher den Rahmen begrenzt. So kannst du am inneren Zügel etwas freundlich Stellung fordern (ich öffne dafür gerne den inneren Zügel etwas nach innen, ohne dabei zurückzuziehen), dabei aber immer wieder Nachgiebig bleiben, am äusseren Zügel aber sagst du: der Rahmen ist hier. Der äussere Zügel zieht nicht aktiv zurück, aber die Hand schliesst sich, so dass es eine klare Grenze nach vorne gibt. das Pferd kann mit der Nase nicht nach vorne der inneren hand mit geradem Hals folgen, sondern es muss im Genick und im Unterkiefer etwas nachgeben.

Auch hier ist es wichtig, dass das Pferd nun auf das Schliessen der äusseren Hand nicht bremst und blockiert. Dafür sorgt ja die Nachgiebigkeit der inneren Hand. Da lässt du quasi die Bewegung durch, die dein Schenkel fordert. Das Pferd wird nicht eingesperrt. Gleichzeitig ist es aber wichtig, dass du die innere hand nicht soweit vergisst, dass das Pferd nach aussen schaut, sondern eben innenstellung behält. Und hier kommt das Timing zu tragen. Du musst lernen schneller zu reagieren. Innenstellung verlangen, leicht nachgeben mit der inneren hand (nicht zügel hinschmeissen), während die äussere Hand geschlossen bleibt (koordination links-rechts!) und in die leicht nachgebende hand etwas nachtreiben.

Auf grossen gebogenen Linien ist das einfacher zu erreichen als auf der geraden am Anfang, weil die Stellung und Biegung dir hilft, dass sich das Pferd nicht wieder vorne gegen die Hand heraushebelt.

Das alles ist eine Frage des gefühls und des Timings. Dies braucht übung übung übung. Es braucht einen weichen, elastischen, dabei aber trotzdem sehr klaren Kontakt am Zügel. Dies erarbeitest du dir mit Punkt 1 und 2. Erst dann bist du und das Pferd bereit für Punkt 3. Dies ist eine sehr "freundliche", relativ konfrontationsfreie Art und Weise, eine Anlehnung zu erarbeiten. Es braucht aber halt ein bisschen mehr Zeit.

Ein erfahrener Reiter wird das alles mehr oder weniger gleichzeitig erarbeiten können. Ein unerfahrener Reiter ist mit der Koordination und Kombination der Hilfengebung bei allen Aspekten gleichzeitig heillos überfordert. Das muss man immer in Betracht ziehen, wenn man individuelle Lösungen sucht.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Rosana
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Beitrag von Rosana »

Danke an Jen - diese Antwort hilft auch mir sehr! Du hast mal wieder etwas in klare Worte gefasst, was irgendwie diffus in meinem Kopf und Gefühl vorhanden ist, aber ich nie so schlüssig formulieren könnte.
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cicero
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Beitrag von cicero »

So viele tolle Antworten, vielen Dank schon Mal!!!

Ein m.M. nach auch ganz gutes Foto hatte ich gestern ganz vergessen, da sieht der Trab recht ordentlich aus, nur ich sitze bescheiden (deshalb auch die in der Situation wohl nicht nötige Vorhandlastigkeit):

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Max1404 hat geschrieben: Das ist Technik und die Bitte ans Pferd: "probiers doch mal anders als bisher aus".
Auch für mich gilt das "Probiers doch mal anders als bisher", da ich wie gesagt noch viel lernen muss :wink:
Phanja hat geschrieben:Mein Ansatz wäre, erstmal dem Pony zu vermitteln, dass die Hinterhand arbeitet - dann kann man anfangen Anlehnung und damit einen positiven Spannungsbogen über dem Rücken nach oben zu erarbeiten.
Danke, das ist das, was ich gefühlsmäßig auch machen würde. Wobei ja auch mein RL die Hinterhand aktivieren möchte. Aber ich meine, dass es noch eine Weile dauern wird, bis mein Pferd einen positiven Spannungsbogen über längere Zeit halten kann.
Wenn man bedenkt, dass wir erst seit kurzem Zirkel im Trab ohne größere Probleme schaffen (wir hatten bis vor kurzem wahlweise über die äußere Schulter weglaufen oder auf die innere kippen).
Alkasar hat geschrieben: Ich würde mit dem Pferd auch an der Hand arbeiten. Abkauübungen machen, dabei darauf achten dass er sich nicht auf den Zügel stützt und den Hals hebt. Dazu dann SH erarbeiten, darin dann Übergänge. Zunächst Halten/Schritt, dann Schritt/Trab, später Halten/Trab. Dazu Übergänge zwischen vorwärts und Rückwärts. Alles natürlich vorsichtig anfangen und langsam steigern und am besten mit Anleitung. Dann auch auf die Arbeit im Sattel übertragen.
Tatsächlich arbeite ich viel vom Boden aus, dadurch konnte ich auch das Übertreten und SH langsam in den Sattel übertragen.
Viele Übergänge sind auch das Konzept meines RL. Nur leider funktionieren die nur bedingt - nämlich dann, wenn ich locker bin (z. B. ein paar Meter vorher bewusst ausatmen), sonst artet es in ein Zügel-Ziehen aus.
Rückwärts verlege ich hauptsächlich ins Gelände, an Steigungen.

Ielke hat geschrieben:Aber der Rücken arbeitet besser und den Hals trägt er mit der Oberlinie und nicht mehr, indem er von unten mit der Unterhalsmuskulatur dagegen stützt... Muss mal gucken, ob ich noch Fotos finde.
Fotos sind immer toll!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Pferd momentan noch gar keine Kraft zum Tragen im Oberhals hat. Aber durch häufige "Rahmenveränderungen" + alles, was dazu gehört, müsste das ja irgendwann kommen.
Medusa888 hat geschrieben: Dieses Zitat von Richard Hinrichs, ich leihe hier mal wieder ungeniert aus Ninischis Tagebuch, sagt für mich eigentlich alles aus:
ninischi hat geschrieben: Der durchhängende Zügel ist dem Meister vorbehalten, der springende Zügel kennzeichnet den Stümper. Alle, die sich dazwischen ansiedeln, sollten eine konstante Anlehnung anstreben.
Ja, das kann man wohl nicht oft genug wiederholen. Danke :D


Antworten Teil 2 kommt gleich....
cicero
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Beitrag von cicero »

Rosana hat geschrieben: Zuerst aber zu dir Cicero:
Für mich ist "Anlehnung" und "durchs Genick gehen" schon ein sehr klarer Unterschied: Unter Anlehnung verstehe ich die konstante Verbindung zum Pferdemaul, ganz unabhängig von der Kopfhaltung des Pferdes, also der Zügel steht an in weicher ständiger Verbindung, versucht aber nicht, den Kopf irgendwo hin zu ziehen. Auf den Fotos sieht es so aus, als hättest du diese Anlehnung.
Danke für deine Einschätzung. Das dachte ich nämlich auch beim Anschauen meiner Fotos, aber ich bin mir bei solchen Beurteilungen eben noch sehr unsicher.

"Durchs Genick gehen" heißt für mich dagegen, dass das Pferd im Genick nachgibt und mit der Nasenlinie daduch mehr Richtung senkrechte kommt. Im Idealfall "fällt" der Kopf dahin, weil das Pferd eben im Genick loslässt und wird nicht dorthin gezuppelt.
Ich bringe das alles durcheinander, weil mein RL die "Anlehnung" und das "Abkauen" erarbeiten möchte. Daher dachte ich, es würde irgendwie zusammen gehören. Außerdem ist das "Abkauen" ja auch nicht explizit in der SkdA aufgeführt - ich dachte eben, es würde zur Anlehnung dazu gehören...

Für vorsichtige Reiter wie dich (und mich!) ist die Gefahr sicher groß, zu wenig zu machen und in einem gewissen Stadium stecken zu bleiben. (Schaden tut das oft nicht, es ist halt die Frage, was man erreichen will).
Fängt man aber an einzuwirken, ist die Gefahr groß, etwas erzwingen zu wollen.
Tatsächlich! Ich bin eine zeitlang mit viel zu lockeren Zügeln geritten. Neulich ist es aber auch mal vorgekommen, dass ich mir so viel Erwartungsdruck aufgebaut hatte, dass ich wohl zu viel eingewirkt habe...
Rosana hat geschrieben:Also jetzt hier zu meiner Anschlussfrage (hoffe das ist o.k. Cicero):
KLAR ist das okay!!! :)

esge hat geschrieben:Ich finde die Fotos als Ausgangsbasis nicht so schlecht. Von hinten scheint mir da durchaus schon was zu kommen.

puh.....danke.....wie gesagt, wir arbeiten schon lange darauf hin, es war früher viel viel schlimmer.


1. Reaktion auf den vorwärtstreibenden Schenkel, sprich Impuls (cicero, wie gut ist der bei deinem Norwi? Auf den Fotos sieht das bereits nach einem frischen, fleißigen Vorwärts aus.)
Ja, im Trab reagiert sie ganz gut, wenn ich mich darauf konzentriere, kein "Dauertreiben" zu veranstalten. Im Schritt hängt es glaube ich von meinem (lockeren oder eben nicht) Sitz ab.

2. Heben des Halses durch Zügeleinwirkung, die dem Pferd zuvor am Boden erklärt wird.
3. Reiten im "gezählten" Schritt in (für das jeweilige Pferd anatomisch möglich) maximaler Aufrichtung. Erarbeiten des RWR.
Gleichzeitig Übertreten und SH im Schritt
RWR übe ich wie gesagt v.a. im Gelände. Übertreten und SH geht im Schritt mittlerweile ganz gut, manchmal tagesformabhängig (auch von meiner Tagesform...).
4. RWR durch Bodenperson mit Touchiergerte begleiten, um die Kruppe zu senken. gelingt das, mit gesenkter Kruppe antreten lassen, erst im Schritt bis dabei kein Gleichgewichtsverlust mehr entsteht, dann auch in den Trab.

Hat das Pferd gelernt sich so umzubalancieren, kann man an Anlehnung und Beizäumung denken. Abbiegen im Hals kann durchaus helfen, eine dicke Norwegerganasche etwas flexibler zu machen.
Das praktizieren wir beim Longenkurs und hat uns wirklich sehr geholfen.

Zügel aus der hand kauen lassen kann man nur, wenn das pferd zuvor am Zügel war. Momentan also wohl eher nicht.
Das ist mir neu....gerade das dritte Bild entstand ja bei dem Versuch, die Zügel aus der Hand kauen zu lassen.


Ob man diese wunderbaren Wander- und Ausreitpferde unbedingt zu Dressurpferden machen muss, ist eine Frage, die sich nur jeder selbst beantworten kann. Wenn Cicero sich dafür entschieden hat, ist das zu respektieren. Mit Geduld und Plan

Mit dem Ziel, dass sie mich eben im Gelände noch lange unbeschadet tragen kann :D

Jen hat geschrieben:Hi

gerade bei Paaren, wo beide am Anfang der Ausbildung stehen, finde ich es sinnvoll die Arbeit an der Anlehnung in verschiedene Schritte aufzuteilen. Da der Reiter erstmal ein Gefühl entwickeln können muss, was es bedeutet, dass das Pferd erstens an die Hand herantritt und zweitens im Genick und Unterkiefer nachgibt. Das nützt nichts, wenn erfahrenere Reiter gleich von Anfang an, mehr und richtigere Anlehnung fordern. Das Paar kann es schlicht noch nicht so umsetzen.
Das hat mein RL auch gemeint und wollte deswegen die Dreiecker einsetzen, für ein paar Wochen

Cicero, was dein Pferd ja auf den Fotos ja eigentlich schon recht schön zeigt ist, dass es die Hand nicht vermeidet. Das ist schon ein guter Anfang.
Es hat quasi 1-2 Jahre gedauert bis es so weit war. Früher hat sie sich z. B. wenn man auf ihrer schlechten Seite auf den Zirkel abwenden wollte, steif gemacht und ist geradeaus weiter gelaufen...Das passiert auch jetzt noch manchmal, wenn man als Reiter falsch sitzt oder falsch einwirkt.

Darauf aufbauend könntest du nun zwei Dinge erarbeiten:

1. Der hand folgen
2. Beibehaltung von Tempo/Takt bei unterschiedlichem Zügelmass

beides OHNE die Beizäumung (das Nachgeben im Genick und Unterkiefer) aktiv zu fordern.

3. Nachgiebigkeit

Deine super nachvollziehbaren Erklärungen zu diesen 3 Punkten scheinen mir ziemlich im Einklang mit den Übungen und Erklärungen von Corinna Lehmann zu sein. Das ist prima, denn damit hätte ich wirklich zusammen mit euren vielen tollen Tipps etwas, wonach ich auch mal ohne RL arbeiten könnte.

Da lässt du quasi die Bewegung durch, die dein Schenkel fordert. Das Pferd wird nicht eingesperrt.

Es braucht einen weichen, elastischen, dabei aber trotzdem sehr klaren Kontakt am Zügel.
Das hat mir mein RL neulich auch erklärt: Die Bewegung, die der Schenkel fordert, durch das gute Einrahmen nach vorne durchlassen.

Dies erarbeitest du dir mit Punkt 1 und 2. Erst dann bist du und das Pferd bereit für Punkt 3. Dies ist eine sehr "freundliche", relativ konfrontationsfreie Art und Weise, eine Anlehnung zu erarbeiten. Es braucht aber halt ein bisschen mehr Zeit.
Zeit haben wir genug!

Ein erfahrener Reiter wird das alles mehr oder weniger gleichzeitig erarbeiten können. Ein unerfahrener Reiter ist mit der Koordination und Kombination der Hilfengebung bei allen Aspekten gleichzeitig heillos überfordert. Das muss man immer in Betracht ziehen, wenn man individuelle Lösungen sucht.
Und da ist gerade für mich ein springender Punkt: mein RL meinte jetzt schon öfters, dass er es ganz leicht schaffen würde, mein Pferd zum abkauen zu bringen. Für mich und mein RBs als allesamt noch unerfahrene Reiter wollte er zunächst nur die Hilfe der Dreiecker. Erst als ich nach 3 Versuchen ganz klar gesagt habe "wir machen es ohne!" hat er sich nun auf den "längeren" Weg eingelassen.
(Vielleicht könnt ihr aus all dem auch heraus lesen, dass ich momentan sehr kritisch meinen RL hinterfrage....und mir immer wieder die Frage stelle, ob er noch "der richtige" für uns ist. Eine abschließende Antwort habe ich mir noch nicht gegeben...)
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