Bin mit meinem Latein am Ende...

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

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Poetin
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Bin mit meinem Latein am Ende...

Beitrag von Poetin »

Hallo ihr Lieben,

ich brauche dringend Rat, denn so etwas hab ich noch nicht erlebt:
Wir haben einen neuen Einsteller. Er ist 4, seit 2 Wochen da und leider sehr dünn. Angeblich hat er im Stall vorher Heu satt gehabt, allerdings wurde er da wohl von seiner Miteinstellerstute ordentlich traktiert.
Nun ist er seit 2 Wochen hier, steht auf einem kleinen Paddock neben der Herde und bekam natürlich als erstes Heu satt und Kraftfutter zum Aufbauen. Nach ein paar Tagen ließ ich dann den Herdenchef zu ihm, der anfangs auch ganz lieb mit ihm fraß, dann aber irgendwann das Rennen bekommen hat und ihn anfing zu jagen. Der Neue hat sich nur scheuchen lassen, nicht im Ansatz gewehrt, noch nicht mal beim Wegrennen ausgeschlagen o.ä.
Also habe ich den Chef wieder rausgenommen und am nächsten Tag ein rangniedrigeres Pferd dazu gestellt, was auch völlig unproblematisch war, außer dass der Neue völlig teilnahmslos auf dieses Pferd reagiert hat.
Nachts stand er immer alleine. Mitunter fing es an, dass er sein Heu nicht mehr auffraß, es schien sogar so weit zu gehen, dass er nur noch fraß, wenn er frisches bekam und dann irgendwann nicht mehr.
Stundenweise ließ ich ihn nun in die Herde, wo er von allen gleich giftig empfangen wurde. Kein freundliches Ohren spitzen, nix.
Er war wieder nur auf der Flucht und ging sogar weg, wenn sich ein Pferd mit gespitzten Ohren näherte. Nun sind die Stuten rossig, die Wallache alle blöd, aber eine Stute ist in ihn verknallt und hängt ihm ständig am Hintern. Das wollte ich nutzen, damit er wenigstens etwas Anschluss dadurch findet, und ließ ihn länger in der Herde. Aber auch auf die Stute reagiert er völlig teilnahmslos und geht weg, wenn sie hinter ihm her geht, so dass die beiden meist den halben Tag am äußeren Rand des Paddocks stehen. Ganz selten war er mal an der Raufe, aber nur, wenn so gut wie kein anderes Pferd in Sicht war.
Die Krönung war vor ein paar Tagen, da hab ich ihm abends seine Raufe mit Heu voll gemacht und am nächsten morgen fehlte grad mal ein Viertel.
Also hab ich mir gedacht, dann kann er auch den ganzen Tag in der Herde stehen, wenn er sowieso nicht frisst. Das Ergebniss ist seit Tagen das Gleiche: Er steht irgendwo in der Ecke, interessiert sich null für die Herde, lässt sich sofort vertreiben, wenn auch nur einer in die Nähe kommt und steht teilnahmslos herum.
Ich bin völllig am Ende. Das belastet mich total, weil wir noch nie solche Probleme hatten, ein Pferd zu integrieren und ich ehrlich gesagt so ein Pferd auch noch nie erlebt habe.
Ich hab schon überlegt, den Tierarzt anzurufen, aber ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, was ich ihm sagen soll und wonach er suchen soll. Sein Kraftfutter frisst er immer super und auch mit dem Heu kauen hat er keine Probleme. Aber irgendwann hört er einfach auf zu fressen.

Hat von euch so etwas jemand schon einmal erlebt und könnte mir vielleicht einen Tipp geben, was ich noch machen kann oder woran dieses Verhalten liegen könnte?

Bin dankbar um jeden Rat.

Liebe Grüße,
Poetin
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Hmmm.... Magenprobleme?
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
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*Claudius*
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Beitrag von *Claudius* »

Lesley hat geschrieben:Hmmm.... Magenprobleme?
Würde dazu passen, dass er so dünn ist. Kaut er viel leer?
Auch das unerfahrenste Pferd kann dem besten Reiter noch etwas lehren.
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Das mir mein Pferd das Liebste sei,
sagst du oh Mensch, sei Sünde.
Das Pferd blieb mir im Sturme treu,
der Mensch nicht mal im Winde.
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich würde unbedingt den TA holen und einen General-check machen, Zähne anschauen und ev Blutprobe nehmen lassen. Ev kotproben wegen verwurmung? Ist er vielleicht krank, dass auch die anderen so komisch auf ihn reagieren? Das erscheint mir doch sehr seltsam, dass ein so junges pferd so teilnahmslos ist. Fieber gemessen?
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Hm, also ich kannte mal einen Isländer, der war noch recht jung ganz aprupt aus der Jungpferdeherde rausgenommen worden und von seinen Kumpels getrennt worden, weil er aus irgendeinem Grund in die Klinik mußte. Dort merkte keiner, dass er die Tränke nicht kannte sondern bis dahin nur Saufen aus dem Eimer, und bis mal jemand dahinter kam, hatte er inzwischen noch zusätzlich eine schwere Niereninfektion und mußte etwa zwei Wochen in der Box in der Klinik bleiben.

Es scheint, dass dieses Pferd nach dieser Erfahrungen völlig das Grundvertrauen verloren hatte, in die Menschen sowieso, aber auch ins Leben an sich. Er wurde total teilnahmslos, man könnte auch sagen: psychisch krank. Er fraß auch nicht mehr richtig, magerte ab bis aufs Skelett, owohl er echt ewig mit Mash und Kraftfutter gepäppelt wurde. Er integrierte sich auch seither niemals mehr in eine Herde, das interessierte ihn einfach nicht; und die anderen Pferde wollten von ihm auch irgendwie nichts wissen. Der TA war auch ratlos. Da er zu mager war, um geritten zu werden, ließ seine Besitzerin ihn einfahren, um ihm eine Aufgabe zu geben, die ihm wieder Lebensfreude geben würde. Fruchtete alles nichts - kurz und gut, nach etwa zwei/drei Jahren ließ sie ihn einschläfern.

Dass er eingeschläfert wurde, darüber kann man denken, wie man will, aber ich habe dieses Pferd gesehen und ich habe sowas noch nie gesehen - ein Tier, das null Interesse und null Freude am Leben hat. Er bekam auch irgendwie nie was auf die Knochen, war, solage ich ihn kannte, so mager und in sich gekehrt, man sah die Rippen rausstehen. Ist leider keine schöne Geschichte...
Liebe Grüße Birgit
Poetin
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Beitrag von Poetin »

Danke für eure Antworten!!!

@ Claudius: Leer kauen habe ich ihn bisher nicht gesehen.

Magengeschwüre klingen logisch. Allerdings zeigt er weder kolikartige Symptome, noch sonst etwas ähnliches. Andererseits ist er immer recht eingefallen in den Flanken, was zum einen durch zu wenig Heu kommen kann, zum anderen aber auch durch ein Magengeschwür.

@ Jen: Fieber gemessen haben wir bisher noch nicht. Er ist auch nicht teilnahmslos allen und jedem gegenüber, sondern eher den anderen Pferden. Wenn unser Hund z.B. mal übers Paddock rennt, dann bockt er fröhlich mit und wenn ein Mensch kommt, dann kommt er sofort zum Zaun und hört auch auf seinen Namen.

@ Abeja: Das ist ja eine furchtbare Geschichte, mach mir bloß keine Angst. Er ist leider in seinem Leben auch schon recht oft umgezogen: Vom Züchter in den ersten Stall, dann in einen Offenstall, dann in einen anderen Stall und jetzt zu uns. Mir kommt es auch ein wenig so vor, als ob er das Vertrauen in andere Pferde komplett verloren hat. Warum auch immer....

Ich denke, ich werde mit der Besitzerin reden, dass wir auf jeden Fall einen Tierarzt holen müssen..

LG Poetin
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Oh je, das klingt wirklich nicht gut, ich kann gut verstehen, dass du dir Sorgen machst, wobei du wohl am allerwenigsten "dafür kannst", was ja aber auch nicht deine Frage war/ist.

Meine Überlegungen gehen in die Richtung wie schon genannt:

- Zähne - auch bei augenscheinlich normalem Kauen kann da was arg daneben sein, habe ich leidvoll selber bei der Oma erfahren
- "Bekömmlichkeit", also in Richtung Magenprobleme

besonders aber

- psychische Probleme; auch das habe ich bei meinem ganz früheren Pflegepferd vor ich glaube drei Jahren mitbekommen, da war der Bube allerdings schon über 30, Besitzerin rief mich an weil sie hoffte, dass ich einen Bezug zu ihm finde, sie selber konnte ihn nie gut leiden, ich hatte ihn als junges Mädchen wieder "gradegerückt" in mühsamer Kleinarbeit - Pony war Knall auf Fall relativ apathisch/teilnahmslos, mochte nix mehr fressen außer Gras, was schlecht war, weil es Winter war; TA hat nix finden können, er war mit seinen früher gelernten Kunststückchen ein wenig aufzumuntern, freute sich dann über Leckerchen, Ende, das war es wieder; dauerte ein paar Tage, dann auf einmal alles gut, das gab es insgesamt wohl mehrere Male in den letzten Jahren

Wieso und woher, was ihm helfen kann.. puh...

Ich wünsche euch bzw dem Burschen bald die "zündende Idee" und gute Besserung!

Gruß,

Silke
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Priesel
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Beitrag von Priesel »

wir hatten vor Jahren ein ähnliches Pferd am Stall (kam vom Händler), kein anderes Pferd wollte sich mit der Stute abgeben, selbst in der großen Laufbox stand sie ständig nur am Rande. Fangen ließ sie sich nur schlecht. Wenn es gelang, fiel sie z.T. auch einfach um, auch wenn der TA da war. Arbeiten war schwierig, sie kam dann mit auf die Sommerweide. Benahm sich dort seltsam, bekam keinen Anschluss. Irgendann brach sie aus, keiner weiß, warum und wie, rannte weg und rannte u.a. direkt mit dem Kopf gegen einen Baum, fiel um, stand auf, lief in einen Teich und ertrank dort. Das war mehr als seltsam und wir haben sowas noch nie erlebt und auch nie wieder. Als die Koppel gewechselt wurde, mussten wir sie auf die neue Koppel führen und am nächsten Tag stand sie genau auf der Stelle, wo wir sie hingestellt hatten. Als alle Pferde von der Koppel ausgerissen sind und zum Stall galoppiert sind, stand sie als Einzige noch alleine auf der Weide.
Leider hatten wir nach ihrem Tod nicht die Möglickeit (Abdecker kam zu spät etc.) das untersuchen zu lassen.

Ich würde auf alle Fälle einen TA hinzuziehen und das Pferd grundsätzlich untersuchen lassen. Wir vermuteten damals was Richtung Bornaische, aber beweisen kann man das halt nicht, da eine Obduktion durch die lange Liegezeit nicht mehr möglich war. Evtl. könnte auch eine Art Narkolepsie vorliegen, das ist in unserem Umfeld auch des öfteren passiert, könnte der TA auch abklären.

Drück Euch die Daumen!!!
Man muss dem Pferde ansehen, dass es sich wohl fühlt und darf dem Reiter nicht anmerken, wie schwer der Weg ist. W. Müseler
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

wenns finanziell drin ist, würde ich auf verdacht das iwest zeug für den magen oder das von boehringer füttern.
magengeschwüre sind ja nicht leicht zu diagnostizieren.

dann wäre mein rat, eine Tierkommunikatorin hinzuzuziehen, aber das mag ja auch nicht jeder

bachblüten? homoöpathie? bandwurm checken ist mir auch eingefalllen, ist aber auch schwer zu diagnostizieren - wurmkur rein ist schneller und einfacher
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